Reisebericht Kanada / USA

26.04. - 31.05.2010 Bern - Halifax - Wawa (Lake Superior)
Zürich - New York - Halifax
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft... und halten die Sicherheitsbeamten auf Trab!
Am Flughafen Kloten gab es bei der Sicherheitskontrolle eine lange, sehr lange Schlange. Nach etwa 30 Minuten "stop and go" zogen auch wir die Schuhe aus und legten den Rucksack-Inhalt in mehrere Kunststoffschalen. Walter ging durch die Schleuse ohne dass das Hightechgerät piepste. Dabei erntete er ein feines Lächeln von der Sicherheitsbeamtin.
Regine folgte mir und gleich ertönte der Alarm! Nicht schon wieder, dachte ich,  ...Hamburg lässt grüssen! Nun wurde sie in einer Kabine genauer kontrolliert. Der Inhalt von Regines Rucksack rollte ein zweites Mal durch den Röntgentunnel und wurde nochmals geprüft. Alles OK! Der Weg zum Gate war schnell geschafft und ein paar Minuten später, nach der Abfertigung der First-Class-Passenger durften wir uns in die Reihe stellen. Der zweite Sicherheits-Check dauerte dann auch länger. Beide Rucksäcke und Jacken wurden erneut durchsucht. Und da entdeckte die Beamtin zwei kleine runde "Gifts". Die Frage nach dem Inhalt konnten wir nicht beantworten. Kleine Geschenke von zuhause für unsere grosse Kanadareise. Kaum ausgesprochen standen bereits weitere Sicherheitsfachleute um uns herum. Tja, die federleichten Rollen (Länge 30 cm, Durchmesser 5 cm) fühlten sich weich und fein an, erregten jedoch das Sicherheitsinteresse. "Wir können es öffnen", meinte Regine höflich. Nachdem die Geschenkrollen durch mehrere Hände abgetastet und überprüft wurden, einigte man sich , dass es eine Papier- oder Fotorolle sein könnte. Oder so etwas! Jetzt war der Weg frei und wir durften im Flieger zwei schöne Plätze belegen. Ein herzlicher Dank an die sehr seriösen Sicherheitsbeamten, sie hatten ihren Job gut gemacht und geben uns ein sicheres Gefühl in der Luft.
Wann öffnen wir die Geschenkrollen?
Wenn wir mit dem Camper unterwegs sind. So haben wir es meinen Schwestern Hanni und Elisabeth versprochen. Ein grosses Dankeschön an euch, für den "Action-Start" zu unserer zweiten Langzeitreise!

Im Kennedy-Airport in New York drehten wir ein paar Runden, eine Wohltat für unsere Füsse. Um 18.30 Uhr folgten wir dem Aufruf und gingen durchs Gate 32 zum kleinen Regionalflieger, der uns nach Halifax bringen sollte...! Etwa zwei Dutzend Leute sassen bereits im Flieger, als aus dem Lautsprecher die Meldung kam, dass der Flug nach Halifax zwei Stunden später starten wird. Also wieder raus und vor dem Gate 32 wieder warten...! Kurz nach 23 Uhr in Halifax, nach kurzer Passkontrolle, machten wir noch einen Sprint auf den Kleinbus, der uns in die City zum Hotel brachte. Unsere "Suite" ist erstklassig, sie ist im 7. Stock mit Aussicht auf die Stadt und den Halifax Harbour. Zum Glück haben wir nur zwei Nächte gebucht. Die Suite ist ca. 70 m2 gross, unser Camper aber hat nur etwas mehr als 8 m2.  Mit einem feinen Frühstück lassen wir uns verwöhnen, bevor der "Arbeitstag" beginnt.
Dienstag, 27. April 2010
Fahrzeug abholen im Containerhafen Halifax
Zu Fuss gings nach dem Frühstück zum Spediteur. (Atlantic Custom Brokers) Kurze Zeit später standen wir im Empfangsraum und wurden sehr nett begrüsst. Zehn Minuten später war der Papierkram erledigt und die noch ausstehenden Hafengebühren bezahlt. Mit den Frachtpapieren machten wir uns auf den Weg zum Zoll, ein rotes Backsteingebäude, gegenüber von unserem Hotel. Dort wurden unsere Pässe, der Fahrzeugausweis und die Frachtpapiere genau überprüft. Die nette Beamtin stellte noch ein paar Fragen betreffend "Travelling" und Inhalt des Campers. (Kleider, Camping-Ausrüstung, Werkzeuge, usw.) Zehn Minuten später gab sie uns die abgestempelten Papiere zurück und meinte:"You can pickup your Mobilhome at the Container Terminal, everything is OK." Sie wünschte uns eine schöne Kanadareise und entliess uns mit einem Lächeln.
Mit dem Taxi fuhren wir zum Hafen, wo wir kurz vor 12 Uhr ins kleine Büro eintraten. "Now, we have lunchtime", erklärte einer der Beamten, während ein anderer die Ein- und Ausfahrt der grossen Container-Lastwagen auf den Bildschirmen kontrollierte. Wir sollen um 13 Uhr zurückkommen, "than you can pickup your car". Das in der Nähe gelegene Subway-Imbisslokal bot uns ein trockenes Dach, denn es begann zu regnen. Um 13 Uhr chauffierten sie uns ins Hafengelände zu unserem Fahrzeug. Dort erhielten wir die Autoschlüssel mit der Aufforderung, unser Fahrzeug zu überprüfen. (Beschädigungen, fehlende Gegenstände, usw.) Alles war so, wie wir das Fahrzeug in Hamburg abgeliefert hatten! Nach zehn Minuten war alles erledigt. Ein erfolgreicher Tag! Überglücklich rollten wir aus dem Hafengelände. Unsere Kanadareise beginnt!
Lohnt sich eine Fahrzeugverschiffung?
Heute hatten wir in Halifax ca. 3 x 10 Minuten Papierkram. Die Fahrzeugablieferung in Hamburg dauerte kaum 15 Minuten. Unser Camper ist mit einer umfangreichen Reiseausrüstung bestückt. Wenn wir die Kosten für die Fahrzeugverschiffung (Hamburg-Halifax einfach) inkl. Versicherung und Gebühren in Betracht ziehen, so könnten wir etwa für vier Wochen einen solchen Camper in Kanada mieten, der jedoch mindestens den doppelten Dieselverbrauch bewerkstelligt. Für eine Langzeitreise lohnt sich die Fahrzeugverschiffung! Ein grosser Dank für die perfekte und zufriedene Dienstleistung von "Sea Brigde"! Sogar der "Gasadapter" von Sea Bridge passt perfekt auf den deutschen Druckregler und die Gasflasche von Kanada und USA.
Unser Fahrzeug
Die Auswahl war nicht leicht. Ein kleines, kompaktes und sparsames Reisemobile, mit etwas mehr Komfort als der Bushcamper in Australien, war unser Traum. Durch Zufall entdeckten wir im Internet unseren Pickup-Truck-Camper. Gut gemacht!
Der Nissan-Pickup, Jahrgang 2004 (4 WD, 2488 ccm) Diesel, ist in einem sehr gepflegten Zustand. Er hatte zu Beginn unserer Reise ca. 88'000 km auf dem Tacho. Mit seinen 133 PS meistert er auch anspruchsvolle Steigungen. Die "Tischer-Reisemobilkabine" (Trail 260) hat Jahrgang 1996 und ist ebenfalls innen und aussen sehr gepflegt. Der Truckcamper hat eine Länge von 5.80 m, eine Breite von 2.05 m und ist 2,90 m hoch. Die Kabine kann man einfach abnehmen, dann steht sie auf vier Füssen und wir sind dann nur mit dem Pickup unterwegs. Lohnt sich aber nur, wenn wir mehrere Tage am gleichen Ort verweilen, oder grössere Service-Arbeiten durchführen.
Der Wohnraum (2,70 m x 1,90 m) hat eine kleine U-förmige Sitzgruppe mit schwenkbarem Tisch. Über der Fahrerkabine ist ein Doppelbett von 1,90 m x 1,40 m mit zwei warmen Duvets und einem kleinen Fenster. Der Küchenblock besteht aus einem Gasherd mit zwei Flammen und einem Spülbecken.
Darunter ist der Gasboiler mit 10 Liter Warmwasser und die Gasheizung untergebracht. Mit einer Besteckschublade und Staufächer für Pfannen und Geschirr ist der Küchenblock sehr gut genützt. Hinten rechts befindet sich der kleine WC-Dusche und Lavaboraum (1,0 m x 0,65 m) Das Thetford-Cassetten-WC mit Wasserspülung bietet immer und überall einen einfachen, aber sauberen WC-Komfort.
Gegenüber der Küche ist ein kleiner Kühlschrank eingebaut und darüber hat es Staufächer für Geschirr und Lebensmittel. Zwei Kleiderschränke und drei grössere Oberschränke bilden weiteres Mobiliar. Die Stehhöhe ist mit 1,90 m angenehm. Für uns ist die Kabine ein kleines "Raumwunder". Mit zwei Dach-, zwei Wohnzimmerfenstern und je einem kleinen WC- resp. Bedroom-Fenster ist alles sehr hell. Einen 65 Liter Wassertank und ein 55 Liter Abwassertank ermöglichen uns auch Tage im Outback.
Das Aussenfach für die 8 kg Gasflasche, Wasserkanister und div. Kleinuntensilien ist geräumig. Die Beleuchtung innen: 7 Lampen à 12 Volt und eine sehr helle 110 Volt Deckenleuchte. Eine Bordbatterie versorgt die Wasserpumpe und die 12 Volt Verbraucher.
Ein kleiner Backofen für $ 29.99... und schon bald gibt es das erste feine Brot von Regine! Ein Toaster, ein Wasserkocher und der Honda EU 1000 Watt Generator (läuft extrem leise) erleichtern uns die täglich Arbeit in Küche und Büro. Hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz ist ein Stauraum für Campingtisch, Stühle, Leiter fürs Dach, sowie zwei Werkzeugkisten mit Kleinteilen. Um auch im Freien kochen zu können, montieren wir eine Ablagefläche an der Längsseite der Kabine für den mobilen Gaskocher. Zwei grössere Staufächer zwischen Kabine und Karosseriewand erweisen sich sehr nützlich, für Wanderschuhe, Kabel, Bücher und vieles mehr. Die Sonnenmarkise brauchen wir nur, wenn wir keine schattigen Plätze finden. Sparsam, mit wenig Wassser-, Gas- und Stromverbrauch wollen wir in der Natur unterwegs sein. Unser Pickup-Camper wiegt ca. 2900 kg und der Dieselverbrauch liegt zur Zeit bei 8.7 - 9,5 Liter pro 100 km.
Gespräch über den "Spritverbrauch" mit einem Kanadier
In Miguasgha N.P. übernachteten wir in der Nähe vom Info-Center. Kurz vor unserer Abreise kamen wir mit einem Einheimischen ins Gespräch. Ein älterer Herr fragte nach dem Woher und Wohin. Es gab einen interessanten Wortwechsel mal auf Französisch, mal auf Englisch. Besonders interessierte er sich für unser Fahrzeug und fragte nach technischen Details. Wieviel "Gas" (Diesel) wir brauchen, wollte er wissen. Zwischen 8,7 - 9,5 Liter (ohne 4WD) war unsere Antwort. Er dachte nach und sagte, dass sein Truck-Camper ca. 9 Gallonen auf 100 km brauche. Rechne: 9 x 3,8 Liter! Später wünschte er uns eine gute Reise und fuhr mit einem grossen, alten Buick davon.
Gespannt entrollten wir am Abend die beiden Geschenkrollen von Hanni und Elisabeth. Wir waren sprachlos, was für eine Überraschung! Zwei wunderschöne bedruckte und fein gestaltete Gesichtstücher für unsere Reise! Dazu ein Reisebatzen! Wirklich einmalig! Ein grosser Dank für die liebevoll gestaltete Geschenkidee. Hätten wir mehr Platz an den Wänden im Camper, wir würden sie als Bild aufhängen. Beim täglichen Gebrauch denken wir nun oft an euch. Wer weiss, vielleicht reisen wir später einmal einen längeren Weg zusammen, dann werden wir gerne unsere Reiseerfahrung einbringen.

Unterwegs in Kanada
Unsere Reise beginnt auf der Halbinsel Nowa Scotia (Neuschottland). Der kleine Landfleck auf der Kanadakarte hat jedoch fast 8000 km Küstenlinie. Die "Leighthouse-Route" zeigt sich als kurvenreiche Strasse mit vielen tiefeingeschnittenen Buchten. Wir sind auf der Ostküste fast alleine unterwegs und es hat kaum Touristen. In Peggy's Cove, ein Vorzeige-Fischerdorf der Maritimes stand der Leuchtturm kaum sichtbar im Seenebel, weiss in weiss! Im kleinen Hafen bringen die Fischer, je nach Saison, Hummer, Makrelen oder Kabeljau an Land. Nur unweit entfernt besuchten wir das Denkmal der verunglückten Swiss Air DC10 im Jahre 1998. Wir erinnerten uns an die damalige Berichterstattung, während wir die verschiedenen Inschriften studierten.
Entlang der Lighthouse-Route rollten wir Richtung Yarmouth. Wir nehmen uns Zeit und fahren über die holprige Küstenstrasse. Das alte Reisefieber kehrt zurück! Entdecken, staunen und geniessen! Über weite Strecken stehen beidseits der Strasse grössere und kleinere Häuser, aber fast alle mit einem feinen, kurz geschnittenen Rasen. Die farbigen Häuser leuchten in der Morgensonne. Kommt das wolkenlose Blau hinzu, glaubt man vor einem Gemälde zu stehen. Im Hafen von Yarmouth stand ein grosser, alter Dreimaster, der zur Zeit überholt wird. Die neuen baumstammdicken Masten lagen bereit für den Einbau. Drei Männer, auf einem Brett über dem Wasser, erneuerten Teile des Schiffrumpfes. Der Evangeline-Trail führt an der West- und Nordküste über Annapolis Royal und Wolfville nach Halifax zurück. In Digby zweigten wir ab und rollten auf dem schmalen Landfinger nach East Ferry.
Eine kurze Fahrt mit der Fähre brachte uns nach Tiverton. Kurze Zeit später wanderten wir alleine auf dem Boardwalk über Stege und Treppen zur grossen freistehenden Basaltsäule. Der "Balancing Rock" ist ca. 6 m hoch und hat eine sehr kleine Standfläche. Von einer Plattform aus hatten wir einen grossartigen Ausblick auf den Küstenabschnitt. Bizarre, grössere und kleinere Basaltsäulen, in unterschiedlichen Durchmessern, stehen nahe am Wasser an der sehr steilen Küste. Ein einzigartiges Naturschauspiel. Schade, konnte man den Boardwalk nicht verlassen (Unfallgefahr), wir wären an diesem Küstenabschnitt noch gerne auf Entdeckungstour gegangen. Die fast senkrechten Küstenfelsen hielten uns davon ab.
Von Halifax nach Cape Breton Island
Die Zitadelle in Halifax gibt einen grossartigen Einblick in vergangene, militärische Zeiten. Die grossen, sehr gut erhaltenen Wallanlagen liegen auf einem grünen Hügel mitten in der Stadt. Auf einer Tafel war zu lesen: "Wenn du durch das steinerne Tor trittst, fühlst du dich zurückversetzt in das Zeitalter von Queen Victoria, als Halifax eine wichtige Seebasis für das Britische Reich war, bewacht von Truppen, die in der Zitadelle einquartiert sind." Von der alten Festungsanlage hatten wir einen grossartigen Blick auf die Stadt und den Harbour.
Auf der Küstenstrasse nordöstlich von Halifax besuchten wir Sherbrooke. Das im 19. Jahrhundert wohlhabend gewordene Sherbrooke bietet ein kleines Freilichtmuseum mit rund 30 restaurierten Häusern aus dem kleinstädtischen Leben um 1870. Auf dem Rundgang hatten wir leider nur von aussen einen Einblick in die alten Häuser (Schoolhouse, Woodturner and Chairmaker's Shop, Post Office, usw.) da die Häuser erst ab anfangs Juni geöffnet sind. Dann aber mit Personen gekleidet aus früheren Zeiten.
Hier konnten wir Eintauchen in das einfache Leben der damaligen Bewohner. Im Schulhaus, gebaut 1867, stand mitten im Klassenzimmer ein alter Holzofen umstellt von vielen Schulbänken. Über Antigonish, Port Hastings erreichten wir am späteren Nachmittag Baddeck auf Cap Breton Island. Im Norden der zerklüfteten, felsigen Insel verbindet sich der St. Lawrence-Golf mit dem Atlantik. Noch reichte es für einen Besuch im Alexander Graham Bell Museum. Mit unserem kleinen Handy in der Tasche bestaunten wir die alten Holzkasten-Telefone aus dem Jahre 1877.
Der vielseitige Erfinder, der durch das Telefon bekannt wurde, verbrachte in seinem Haus die Sommermonate in Baddeeck. Das kleine Museum überraschte uns mit einer Vielfalt medizinischen und elektrischen Geräten, aber auch mit Drachen und Wasserfahrzeug vom rastlosen Genius. Als letzte Besucher verliessen wir das interessante Museum und wir schauten in eine grau-nasse Umgebung. In der Nähe von North River Bridge fanden wir auf einer Anhöhe einen sehr schönen Übernachtungsplatz mit Sicht auf den Fluss. Während dem Nachtessen kam der Besitzer, begrüsste uns freundlich und wie üblich kamen wir ins Gespräch. Von wo, wohin, wie lange, usw.! Wir können über Nacht hier bleiben, doch Morgen um 8 Uhr komme er zum Holzen. Tags darauf hielt ihn ein kräftiger, kalter Wind von der Arbeit ab. Auf dem Cabot Trail fuhren wir nach Norden und am späten Vormittag verabschiedeten sich die letzten Sonnenstrahlen. Als wir im Cape North bei Capstick den Pichnickplatz am Hafen aufsuchten, preschten 2-3 Meter hohe Wellen in die Hafenanlage und ein starker Wind fegte vom Atlantik her. Die Meeresbrandung war gewaltig und trotz sicherem Abstand wurde unser Fahrzeug ausgiebig gewaschen.
Nach den Reiseunterlagen muss der ca. 1000 km2 grosse National Park eine grossartige und abwechslungsreiche Naturlandschaft sein, mit felsigen Steilküsten, Aussichtspunkten und einer vielfältigen Flora und Fauna. Doch wir suchten durch die Windschutzscheibe im Nebel und Schneetreiben die Küstenstrasse. Ans Aussteigen war kaum zu denken! So nahmen wir Kurs Richtung Süden. In Havre Boucher, ein kleines Dorf in der St. Georges Bay, stellten wir unser Fahrzeug direkt am Meer ab und der blaue Himmel ging dort nahtlos in die sternenklare Nacht über.          

Über Sackville reisten wir in die Bay of Fundy. Das Gebiet New Brunswick (Neu Braunschweig) durchqueren wir auf dem Weg von Nova Scotia nach Québec. Die bekannten "Flowerpots" am Ufer der Fundy Bay wollten wir bei Ebbe sehen. Unterwegs auf einem kleinen Walk sichteten wir zwei Biber im Wasser aus nächster Nähe. Kurz vor Hopwell Rocks suchten wir an der kilometerlangen Villen-Küste einem Übernachtungsplatz. Wir fanden eine Seitenstrasse, wo kein Haus in Sicht war. Nach etwa 200 m kam uns ein Mann auf dem Traktor entgegen. Nach meiner Frage nach einem Platz für die Nacht sagte er spontan: "You can stay every where, also in front of our house."
So parkten wir unser Fahrzeug neben seinem grossen Haus und beruhigten unseren Magen mit einem feinen Nachtessen. Gegen 20 Uhr klopfte Sandy an unsere Tür und lud uns zu Tee und Kuchen ein! Beim Rundgang durch das schöne Haus erklärte uns Sandy seine Panoramasicht von über 320 Grad mit einem grandiosen Ausblick auf die Bay of Fundy. Ruth und Sandy wollten viel über die Schweiz und unsere Reise wissen. Wir stellten Fragen zum Leben in Kanada und es ergab sich eine unvergessliche, herzliche und abwechslungsreiche Diskussion bis nach 23.30 Uhr!!! Am anderen Tag zeigte uns Sandy seinen "Trailer".
Ein kleines fahrendes Haus mit allem Komfort. Allein das Badezimmer mit Vorplatz hatte etwa die Grösse unserer Reisemobilkabine. Die Demo mit den drei ausfahrbaren Erkern beeindruckte uns. Bei der Verabschiedung wiederholte er seine Aussage vom Vorabend: "We had a very nice evening with you, we enjoyed your meeting." Er wünschte uns einen schönen Trip und wir konnten noch rund ums Haus Aufnahmen machen. Für uns eine grossartige Begegnung. Spontan, herzlich, einladend, einen Abend den man nicht so schnell vergisst. Thank you Ruth and Sandy, we had a wonderful evening with you!!!
Obwohl Park und Visitorcentre geschlossen waren, stiegen wir mit den Wanderschuhen über die Abschrankung und wanderten bei Ebbe zu den verschieden geformten Flowerpots Rocks. Dieses Naturschauspiel sollte man in einem 12 Stunden Zeitraffer aufnehmen. Laut Info-Tafeln drücken zweimal täglich rund hundert Billionen Liter Wasser vom Atlantik in die Fundy Bay. An bestimmten Stellen der Bucht kann der Tidenhub unter extremen Bedingungen bis zu 16 Meter betragen. Je mehr sich die Bucht verengt, desto grösser ist die Wucht, mit der die Flut die Wassermassen gegen die Ufer presst. Die Länge der Bucht bewirkt, dass das Ebbwasser immer noch ausläuft, während bereits die nächste Flut kommt. Der normale Gezeitenunterschied an der Küste beträgt mindestens 7 - 8 Meter, meistens aber mehr. Wir verbrachten den ganzen Morgen bei den dunkelroten, pilzartigen Felssäulen. Leider war der Himmel grau-weiss, so dass wir keine Postkarten knipsen konnten. Die nach unten verjüngten Form der Flowerpots entsteht dadurch, dass die Gezeitenströmung unten länger, und intensiver wirkt als oben. Besonders beeindruckend sind die mit Bäumen und Büschen bewachsenen "Blumentöpfe".         

Auf dem Weg zur grossen Halbinsel Gaspé hatten wir in der einsamen Wildnis im Kouchibouguac N.P. eine Waldlichtung für uns alleine. Regine wollte endlich Elche und Bären sehen, doch sie hatte wenig Erfolg und sah nur einen "Brummbär". In Québec, die dritte Provinz auf unserer Reise, stellten wir unsere Uhren eine Stunde zurück. Wir umrundeten die grosse Halbinsel mit einem bewaldeten Bergrücken und einer zerklüfteten, dünn besiedelten Küste. Die Küstenstrasse gehört zu den landschaftlich Schönsten in ganz Kanada. Kleine intakte Orte, Seen und Flüsse prägen die Landschaft. Kaum Touristen unterwegs und die wenigen Attraktionen haben noch nicht geöffnet. Zum Glück haben die grossen Natur-Highligts keine Saisonöffnungszeiten! Von weitem sahen wir den grossen Lochfelsen Rocher Percé. Der 88 m hohe, 90 m breite und 475 m lange Felsmonolit, mit einem schönen Torbogen, liegt fast wie ein Tortenstück vor der Küste. Nur bei Ebbe ist er zu Fuss erreichbar und so bleiben wir auf dem Festland. Die Natur als Bildhauer, geformt über Jahrtausende.
Die Nordküste der Gaspésie hatte sehr wenig Verkehr und die Küstenstrasse gab immer wieder Blicke frei auf den St. Lorenz-Strom. Wir geniessen die Fahrt und schauen über den sehr breiten River, ohne auch nur ein bisschen vom anderen Ufer zu sehen. Selbst in Matane, wo wir mit der Fähre den Strom überqueren, hat der St. Lorenz-Strom ca. eine Breite von über 40 km. Auf der Suche nach einem Campground stellten wir fest, dass am 10. Mai noch keine Plätze offen sind. Regine gab dem "Navi" folgenden Text ein: Matane Wal-Mart. Kurze Zeit später parkten wir auf dem riesigen beleuchteten Parkplatz. Ein Reisemobil hatte sich dort schon einquartiert. So hatten wir fast mitten in der Stadt, in Hafennähe, eine Notunterkunft. In Kanada und der USA kann man auf fast allen Wal-Mart Parkpätzen kostenlos übernachten. Diese Übernachtungsmöglichkeit nutzen viele Reisende mit ihren Trailern und Reisemobilen in den Städten.
So gegen 12 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Hafen, wo wir nach einem Ticket nach Baie-Comeau Ausschau hielten. "Die Fähre ist voll, wir können uns aber auf der Spur 4 einordnen und warten", war die Antwort des zuständigen Beamten. Dort warteten bereits etwa 10 Fahrzeuge. Die Aussichten sind gering, dachten wir, obwohl auf den reservierten Spuren noch keine Fahrzeuge standen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Etwa 30 Minuten vor Abfahrt der Fähre standen weit über hundert Fahrzeuge in den Spuren mit Vorreservation. Grössere Autos und Sattelschlepper wurden in der Länge vermessen und die Fähre füllte ihren Schiffrumpf. Seitlich auf zwei Etagen, in der Mitte bis 4 m hohe Lastwagen. Nun wurde es spannend, reicht es, reicht es nicht! Müssen wir noch einen Tag warten? Am Schluss standen wir und ein Lastwagen vor der Einfahrt. Über Sprechfunkt verständigte sich die Verlademannschaft. Glück gehabt! Wir zu hinterst links und der Laster noch in der Mitte. Kurz darauf ertönte das Schiffshorn zum Auslaufen. Die Fähre war bis auf den letzten Platz voll! Nun wissen wirs, Fähren frühzeitig reservieren, besonders in der Hochsaison.
Auf Deck schauten wir über den breiten St. Lorenz-Strom, der Himmel grau-weiss wolkig. Knappe zweieinhalb Stunden dauerte die Überfahrt. In Betsiamites, auf einen sehr schönen Rast- und Spielplatz direkt am Meer, übernachteten wir mitten unter Saurier.
Tadoussac ist eine touristische Hochburg für die berühmten "Whale Watching Trips". Im Info-Center stand, dass sie bis jetzt nur einen Beluga-Wal mit dem Jungen gesichtet haben. Der Ort wirkte für uns ein bisschen ausgestorben, kaum Menschen auf der Strasse, aber in der Saison ist alles randvoll. Auf dem Camping Domaine des Dunes liess Regine den Inhalt des Wäschesackes durch die Waschmaschine und den Tumbler rotieren. Kurz darauf verstaute sie die saubere Wäsche in den Staufächern. Vor der Rundfahrt um den Saguenay-Fjord zum Lac Staint Jean glänzte unser Pickup-Truck aussen wie innen. Service muss sein!
Vom St. Lorenz-Strom erstreckt sich der Canyon in Richtung Nordwesten. Der ca. 100 km lange Fluss entspringt im Lac St. Jean. Die Gegend bietet eine abwechslungsreiche Landschaft, mit Flüssen, Wäldern und kleinen Seen. Die Felswände über dem dunklen Wasser sind beachtlich hoch. Wir wollten noch ausgiebig "Natur-pur" tanken, bevor die grossen Städte Québec, Montréal und Toronto uns verschlucken. Der 3-Tagestripp in den Nordwesten lohnte sich. Kleine Dörfer mit vielen schönen Picknick-Plätzen und Bademöglichkeiten. Eine Gegend zum Ferien machen... wenn man Ferien hat!
Der Montmorency-Fall, nördlich von Québec, entlockte uns erst $ 9.50 für den Parkplatz, dafür durften wir dem 83 m tiefen Wasserfall ins Auge blicken. Wie überall werden die Natur-Sonderfälle bis ins Letzte vermarktet. Wem der kleine Höhenunterschied zu anstrengend ist, nimmt die kurze Seilbahn und blättert nochmals $ 10.- hin. Zum Glück sind wir noch gut zu Fuss und der Touristenstrom hält sich in Grenzen. Auf dem kleinen Rundwanderweg überquerten wir den Montmorency River. Von der schmalen Hängebrücke aus bestaunten wir die tosenden Wassermassen und das unten angeschwemmte Holz, das sich im Kreise drehte.
Die Stadtbesichtigung in Québec begann für uns mit dem Wahrzeichen der City. Das Schlosshotel "Château Frontenac" stand in der Morgensonne. Von der Terrasse Dufferin konnte sich Regine nicht entscheiden, auf welcher Seite vom Hotel sie ihre Suite reservieren möchte. Mit 618 Zimmern zum Preis von $ 549 - 2500 pro Nacht keine leichte Auswahl. Mit unserem Pickup-Truck-Camper vor der Hoteleinfahrt ohne Chauffeur vorzufahren... das wollte dann Regine doch nicht! Zum Glück für unsere Reisekasse! Wir stiegen zur Zitadelle hoch und blickten auf den St. Lorenz-Strom, der uns seit Tagen begleitet. Die alte Stadtmauer ist grösstenteils restauriert. Sie hat eine beachtliche Länge von 4,6 km. In den Einkaufsstrassen von Vieux Québec schauten wir am Sonntagnachmittag dem bunten Treiben der Einheimischen zu. Das sonnig warme Wetter und die vielen Kilometer durch die Ober- und Unterstadt liessen unsere Füsse immer schwerer werden.
Am Abend machten wir noch einen Streifzug durch die Rue du Petit Champlain. Eine der schmalsten Strassen (Gasse) Nordamerikas mit vielen schön restaurierten Häuerfassaden. Auf einer sehr grossen Hausfassade bestaunten wir ein Gemälde. Die Perspektive ist aussergewöhnlich und mit vielen kleinen Details versehen. Bekannte Persönlichkeiten auf früheren Zeiten zeigten sich fast wie ein Foto. Stellt man sich vor das Gemälde in der entsprechenden Pose, so war man ein Teil des Bildes.
Auf dem Weg von Québec nach Montréal entdeckten wir plötzlich eine Bucht in der tausende von Gannets (Gänse) weilten. Sie waren im flachen Wasser auf Futtersuche im St. Lorenz-River. Ein Zwischenhalt auf ihrem Flug in die Sommerresidenz. Den Winter verbringen sie am Golf von Mexiko. In der Abendsonne knipsten wir Bilder, machten ein paar Video-Clips, und hörten dem lauten Gekreische zu. Nur ein paar Meter entfernt übernachteten wir auf einem Picknick-Platz. Morgens um 5.15 Uhr erwachten wir von der lärmigen Tierwelt. Kein Wecker notwendig!
Auf dem Weg zu den Niagarafällen gehören die Städte Montréal und Toronto zum Pflichtprogramm. Unser Navi führte uns spurgetreu in die City von Montréal, wo wir den St. Lorenz-River überquerten. Im Stadtteil Longueuil, direkt am Fluss, buchten wir für drei Tage einen Stellplatz für Wohnmobile. Die freie Sicht auf den River gegenüber dem Olympiaturm war zwar keine Augenweide, doch wir waren zufrieden, da wir nur die kurzen Nächte hier verbrachten.
Nach 20 Minuten Fussmarsch konnten wir mit der Metro von Longueuil ins Stadtzentrum fahren. Im Touristenbüro deckten wir uns mit den notwendigen Unterlagen ein. Abwechselnd mit Bus und Metro machten wir uns auf die Suche nach den sehenswerten Objekten. Als wir die Metrostation im Zentrum verlassen wollten, stellten wir fest, dass es noch eine "Underground City" mit endlosen Ladenstrassen, Kaufhäusern und Restaurants gibt. Das unterirdische Netz für Fussgänger soll nach Angaben ca. 30 km betragen. Doch immer schön den Wegweisern folgend, steigen die Chancen, wiedereinmal das Tageslicht zu erblicken. Der Turm der Cathedral Christ Church spiegelte sich teilweise an den gläsernen Hochhäusern.            
Das Innere der Basilique Notre Dame ist eindrucksvoll. Der Altarraum verleiht der Kirche eine einzigartige Atmosphäre. Das detailreiche, vergoldete Schnitzwerk mit dem Blau des Gewölbes, die Kombination aus natürlichem und künstlichem Licht, sowie die Grösse des Raumes lässt uns für eine Weile das Grossstadt-Leben vergessen. Am Abend besuchten wir noch den Old Port. Zur später Stunde meldeten sich dann unsere Füsse, waren wir doch 12 Stunden unterwegs.
Am zweiten Tag besuchten wir die gigantischen Bauten vom Parc Olympique. Auf dem 168 m hohen, geneigtem Turm sind die Stahlseile fixiert um das Stadiondach hochzuziehen. Der Turm und das Dach wurden aber erst 10 Jahre nach den Olympischen Spielen von 1976 ganz fertig gestellt. Die Stadt spürte die Baukosten noch bis ins Jahr 2006. Gewisse Bauten mit ihren Betonformen wirkten auf uns, als ob sie zuerst mit Ton modelliert und dann in Beton gegossen wurden.
Im ehemaligen olympischen Velo- drôme, eine Halle von beachtlicher Grösse, bestaunten wir vier künstliche Ökosysteme mt Pflanzen und vielen Tieren. Vom feuchtheissen Tropenwald über den Laurentian Forest bis hin zur Antarktis erhielten wir einen lebendigen Eindruck über das Leben dieser Regionen, wenn auch nur im kleinen Massstab. Während des zweistündigen Rundgangs durch die interessante Tier- und Pflanzenwelt durch Nord-, Mittel- und Südamerika erweiterten wir unseren "Reisewunschzettel" laufend. Wie lange werden wir wohl noch unterwegs sein?
Im Insectarium beim Botanischen Garten gibt es eine Sammlung von über 160'000 Insekten. Einige davon bestaunten wir lebend. Meist sehen und spüren wir ja nur die lästigen Moskitos am Abend, doch die Ausstellung zeigte uns die grosse Vielfalt der schönen Insektenwelt! Auf dem Rundgang im Jardin Botanique verliebte sich Regine in den Chinesischen Garten. Liebevoll hergerichtet mit Teich und Tempeln, geschmückt mit sehr alten Bonsai-Pflanzen. Ich fragte mich, ob da Regine ein neues Reiseziel in ihrem Kopf einordnet? Als Krönung des Tages wanderten wir noch auf den Mont Royal, Montréals grösster Park. In der Abendsonne leuchteten die Wolkenkratzer und von der Aussichtsplattform genossen wir einen herrlichen Blick über Downtown und den St. Lorenz-Strom.
Unterwegs nach Toronto benötigten wir das Navi für die Suche einer Tankstelle. Da in Kanada nicht alle Tankstellen Diesel anbieten, dafür mit sechs oder mehr Säulen Benzin, hatten wir diemal erst bei der dritten Tankstelle Erfolg. Leider kann unser Navi nicht unterscheiden, ob eine Tankstelle nur Benzin oder auch Diesel hat. Ein Abstecher auf dem Weg nach Toronto führte uns nach Prince Edward County (Grafschaft). Auf der Fähre überreichten sie uns eine Karte von der Halbinsel. Der Weg zum hochgelegenen Lake on the Mountain war bald erreicht. Der See ist heute noch ein Rätsel, da er keine erkennbare Quelle besitzt. Das Campen im Sandbanks Provincial Park in den Sanddünen ist traumhaft, zahlten wir doch schon für einen Tagesbesuch $ 15.-.
Doch mit unserem Übernachtungsplatz am Dolphus-Reache direkt am See wollten wir nicht tauschen. Keine Gebühren, grüner Rasen mit Spielplatz, WC, Bootssteg, dazu einen netten Nachbarn, der uns am Morgen noch die Zeitungen brachte. Unser Gespür für solche Plätze steigt stetig!
Regine glaubte nicht daran, doch Walter nahm vor dem Nachtessen ein kühles Bad im Lake Ontario. Das konnte Regine so nicht stehen lassen, und sie überraschte mich, als sie mit dem Badeanzug langsam aber sicher ins Wasser stieg. Die Abkühlung tat wirklich gut, meinte sie später.
Live-Unterbruch: Mittags 12.30 Uhr. Gerade in dieser Minute, als ich den Text oben eintippte, sprang Regine ins Auto und deutete auf den Schwarzbär hin, der nur unweit von unseren Campground am Whirlpool Lake im Riding Mountain N.P. auf Futtersuche herumstreifte. Einfach grossartig! Schon gestern Abend sahen wir ihn an der gleichen Stelle. Wir glauben, wir sind in Kanada angekommen...! Ende der Sonderberichterstattung.
Niagarafälle... und die Vermarktung der Wassertropfen!
Die Niagarafälle zählen zu den schönsten Natur-Sehenswürdigkeiten in Nordamerika. Schade, dass wir sie nicht zu Pater Jean Louis Hennepin Zeiten (1678) besuchen konnten. Damals konnte man sie in einer unverbauten, natürlichen Umgebung bestaunen. Doch von den gewaltigen Wassermassen und dem Ausmass der Fälle sind wir beeindruckt. Am Montag, 24. Mai war Victoria Day und der Besucherstrom entsprechend gross. Bei den kanadischen Horseshoe Falls, knapp 700 m lang, stürzt das Wasser 54 m in die Tiefe und hinterlässt eine Gischt, dass man nach jeder Foto zuerst die Linse trocknen muss. Die Fahrt mit der Maid of the Mist, einer stabilen und starken Barkasse, bis dicht an die Fälle, war für uns ein feuchtfröhliches Erlebnis.
Die weissen Wassermassen leuchteten am Abend, rot, grün, gelb usw. und der Besucherstrom nahm gegen Abend noch zu. Zum Festtag gabs um 22 Uhr ein buntes Feuerwerk über den Wasserfällen. Bei ca. 14 Mio. Touristen im Jahr will Alles vermarktet sein. Der Abstecher zu den Wasserfällen hat sich für uns aber trotzdem gelohnt. Ganzer Tag blauer Himmel und Sonnenschein! Die allgegenwärtige, kaum überblickbare Vermarktung der einmaligen Natur-Schönheit war für uns gewöhnungsbedürftig. Doch auch wir konnten uns nicht ganz dem Kommerz entziehen, dem "Little Las Vegas", doch es hielt sich in Grenzen. Morgen sind wir wieder unterwegs, wo es keine Casinos, Attraktionen und Massenabfertigungs-Wege gibt. Einen Waschbären entdeckten wir auf einer Anhöhe bei unserem Rundgang entlang den Niagarafällen. Vielleicht ein Hinweis uns wieder der stillen fast unberührten Natur zuzuwenden.

Quer durch Kanada ohne einen Zwischenstopp in Toronto geht nicht. Obwohl wir uns nach Québec, Montréal und Niagara mehr nach Wildnis sehnten, beschlossen wir, die viertgrösste Stadt Nordamerikas zu besuchen. Die Wolkenkratzer in der Innenstadt sichteten wir von weitem. Dass die Parkplatzsuche in Grossstädten nicht einfach ist, war uns bewusst.
Die Fahrzeughöhe bestimmt den Preis?
In der Nähe vom CN Tower sah Regine ein Reklameschild zum Parkieren für $ 7.90. Also nichts wie los dorthin. Regine ging zum Kassahäuschen und erkundigte sich nach einem freien Parkplatz. Die Lady nannte einen Betrag, denn Regine nicht verstand. Dann wiederholte sie den Betrag zum Parkieren dreimal. Regine schnallte es immer noch nicht. Dann überreichte die Dame Regine einen Zettel, wo der Betrag für den Parkplatz Stand:  $ 50.- . Auf Regines Frage, weshalb unser Fahrzeug so viel koste, antwortete sie: "It's too high!" Und das unter freiem Himmel. Auf dem Parkplatz standen viele Fahrzeuge, die unsere Fahrzeug-Länge hatten. Nun begriff auch Regine, dass hier die Parkplatzgebühr nach der Höhe des Fahrzeuges angesetzt wird, genauso wie die eindrückliche Skyline von Toronto in den Himmel wächst. Mit einem höflichen:" That' s too much," verabschiedete sich Regine und kehrte zum Auto zurück.
Nur unweit entfernt an der Harbourfront wurden wir dann fündig. Wir parkten und bezahlten $ 15.- für 24 Stunden. Ja, Preise vergleichen lohnt sich, auch auf Reisen! In den Hochhaus-Schluchten streckten wir unsere Köpfe entlang den Wolkenkratzer-Fassaden gegen den Himmel. Als wir vor dem CN Tower standen begriffen wir, dass hier die Höhe das Mass der Dinge ist! Mit 553 m eines der höchsten, freistehenden Gebäude der Welt. Wir leisteten uns ein Plattform-Ticket, mit dem wir in 58 Sekunden auf 346 m flogen. Will man höher hinauf, auf 447 m, kommt ein Zuschlag hinzu, wie beim Parkplatz. Wir geniessen einen herrlichen Rundblick auf die Stadt. Das Roger Sportstadium Centre unter uns erscheint in der Miniaturausgabe, obwohl es zu den Grössten der Welt gehört. Leider war das 12'100 Tonnen schwere Dach geschlossen. Es hätte uns einen grossartigen Einblick in die riesige Sportarena gewährt. Nach mehreren Runden auf der Plattform standen wir noch auf den Glasboden und schauten senkrecht der Turmsäule entlang nach unten.
Nach soviel Höhe stürzten wir uns wieder in die Strassenschluchten und waren fasziniert über die vielfältige, zum Himmel wachsende Architektur. Die Old City Hall, heute Gerichtsgebäude, aus dem Jahre 1899 bildet mit seinem neuromanischen Stil einen starken Kontrast zu dem im Hintergrund stehenden Wolkenkratzer. Das schöne, warme Wetter lockte uns nicht in die Museumsräume, obwohl die Stadt für mehrere Tage interessante Ausstellungen bietet. Auf dem langen Rundgang im Zentrum entdeckten wir viele Gebäude, die dominierend das Stadtbild in der Vertikalen prägen.                
Mit der tiefstehenden Sonne am Abend sah man die Fassaden im Spiegelbild. Die grossen Glasfronten boten fantastische Fotomotive. Alte und neue Architektur standen im Einklang miteinander. Manch einer der Feierabend suchenden Toronter wird sich wohl gefragt haben, was es dann hier zum Fotografieren gibt. Das ist doch reiner Alltag bei uns! Die Schlussrunde machten wir an der Harbourfront. Dem See entlang gönnten sich die Einheimischen in den Abendstunden ihren wohlverdienten Feierabend.
Wir kehrten der Grossstadt den Rücken. Die Sehnsucht in der Natur auf Entdeckungsreise zu gehen, war grösser. Von Toronto rollten wir nördlich zum Lake Simcoe, um später auf kleinen Strassen auf der Bruce Peninsula nach Tobermory zu gelangen. In Alcona am See Simcoe fanden wir einen sehr schönen Badestrand mit Infrastruktur. Der Hinweis, dass der Park um 22 Uhr geschlossen wird, konnte uns nicht abhalten, ein kühles Bad im klaren Wasser zu geniessen. Um 22 Uhr kam die Polizei auf einen Kontrollgang vorbei und wunderte sich über unser Nummernschild. Nach einem kurzen Gespräch erklärten sie, dass wir hier über Nacht bleiben können, sie aber die Parkanlage über Nacht schliessen werden. Uns war das recht und wir fragten uns, wann wohl zum letzten Mal in diesem kleinen Ort hier Reisende aus Europa waren.

Bevor wir zur 80 km langen Bruce Peninsula aufbrachen, machten wir einen Abstecher nach Midland. Der Ort ist bekannt für seine vielen Wandgemälden an den Haus- fassaden. Die Innenstadt zeigt eine beeindruckende Kunstgallerie im Freien. Verschiedene Bilder zeigen die Geschichte und den Alltag der Region. Detailgetreu gemalt erhalten wir einen kleinen Einblick in das frühere Leben dieser Region. Wir können dem Schild an der Hausfassade nur zustimmen: Midland hat die grösste und schönste "Outdoorgallerie" von Ontario. Wirklich Sehenswert!
Südlich von Tobermory verabschiedeten wir uns von der grossen Georgian Bay. Der abgelegene Übernachtungsplatz neben einer einsamen Bootsrampe mussten wir nur mit ein paar Moskitos teilen. Unsere Fliegengitter an allen Fenstern erlaubten uns den Sonnenuntergang trotzdem zu geniessen.
Im Bruce Peninsula National Park, in der Badebucht Singing Sands am Lake Huron, suchten wir den Forest Beach Loop auf. In der sandig sumpfigen Bucht gibt es mehr als 40 Orchideenarten, Wildblumen und Farne. Mit einem Deutschen Ehepaar, das schon über 50 Jahre in Kanada lebt, machten wir uns auf den Rundgang. Dabei erfuhren wir viel über ihr Leben und die Tier- und Pflanzenwelt in Kanada. Zur Zeit blühten entlang dem Wanderweg büschelweise viele Orchideen, z.B. die Lady Slippers. Auf einer Infotafel bemerkte Regine den Hinweis, dass es Orchideen gibt, die erst nach 13 Jahren zum ersten Mal blühen. Als ich etwas Abseits des Weges einen kleinen Tümpel entdeckte, leuchtete der Kopf eines Leoparden-Frosches aus dem Wasser. Seine wunderschöne Zeichnung liess mein Foto-Herz höher schlagen. Nur aus sicherer Distanz und mit dem Tele konnte ich ihn auf dem Chip  festhalten.

Neben einem kanadischen Pickup-Truck Camper stellten wir im Hafen von Tobermory unser Fahrzeug ab und warteten auf die Fähre. Vor uns parkte ein gemietetes Wohnmobil und kurz darauf wurden wir von Pia und Thuri aus der Schweiz angesprochen. Sie sind für drei Wochen unterwegs in Kanada. Wir sassen auf Deck und tauschten Reiseerfahrungen und News aus der Schweiz aus. Nach zwei Stunden trennten sich unsere Wege. Sie nahmen in Espanola Kurs Richtung Osten, während wir nach Westen zum Lake Superior rollten.
In dieser traumhaften Bucht am Lake Superior bog ich vom TCH 17 (Trans Canada Highway) ab und stellte unser Fahrzeug direkt am See ab. Kaum ausgestiegen winkte uns jemand und kam auf uns zu. Wir wurden herzlich begrüsst und AnneMarie lud uns ganz spontan zum Nachtessen ein. Eine Stunde später sassen wir auf der grossen Veranda in ihrem neuen Haus direkt am See. Bier, feines Gemüse, Hotdogs und Früchte bedeckten den angerichteten Tisch.
Die Sonne neigte sich über dem Lake Superior und wir erlebten einen unvergesslich schönen Abend.
Nach dem Nachtessen holte sie ihren Pickup und fuhr mit uns auf den höchsten Hügel der Umgebung. Von dort hatten wir einen fantastischen Rundblick! Nach der Rückkehr zeigten uns AnneMarie und Sean die schönsten kanadischen Orte im Westen auf der Karte bis zum Yukon! Wollen wir alles besuchen, so müssen wir unsere Reise noch beachtlich verlängern! Damit wir nichts vergessen, notierte sie die Orte auf einem Zettel. Sie besuchte früher eine Tourismus-Fachschule und bereiste den Westen ausführlich. Was für ein Glück für uns! Einmal mehr erlebten wir eine Super-Gastfreundschaft! Danke!

Dear AnneMarie and Sean
After a short talk about "where do you come from, where are you going to," you invited us to come to your house. We had a nice evening at your home, with food, drinks and a sightseeing on the top of the hill. Thank you for everything, especially for the tips for our travel across Canada. Thanks!
Links: Ausblick von der Terrasse bei AnneMarie und Sean. Unser Übernachtungsplatz war nur unweit entfernt direkt am Lake Superior.
Etwas nördlich von Sault Ste. Marie führt der TCH (Highway 17) über weite Strecken dem Lake Superior entlang. Felsige Küsten, sehr schöne Strände wechseln in der hügeligen Landschaft ab. Wir fahren durch weite Waldgebiete, blicken immer wieder auf den grossen Süsswassersee und staunen über die fast unberührte Natur. Bei sehr wenig Verkehr konnten wir unsere Fahrt durch den Lake Superior Prov. Park geniessen. Der Park liegt in einer ausgedehnten Hügellandschaft voller Wäder und Gewässer. Er hat eine 120 km lange unerschlossene Küste. Zu Fuss gäbe es da noch viel zu entdecken...
Wawa... wo die Wildgänse grösser sind als unser Camper.
Wawa heisst in der Ojibwe-Sprache Wildgans. Das Pelzhandelgebiet aus den Jahren um 1720 bekam diesen Namen, weil hier Unmengen von Gänsen auf ihrer saisonalen Wanderung am Lake Wawa eine Pause einlegten. Die 9 m hohe Gans aus Stahl, die uns am Ortseingang begrüsste, ist das Wahrzeichen der Stadt. Bei der Durchfahrt entdeckten wir zwei weitere Gänse.

 

Rückblick
Nun sind wir schon mehr als einen Monat unterwegs. Seit unserem Start in Halifax erleben wir täglich wundervolle Tage. Gesund und ohne Pannen durften wir unsere zweite grosse Reise starten. Unser Reisetempo, oft auch auf kleinen Strassen, gewährt uns einen grossartigen Einblick in das weite Land mit den vielen Seen und Wäldern. In den National- und Provinzial-Parks sind wir viel zu Fuss unterwegs. Auf den schön angelegten Wanderwegen, die oft mit vielen Infotafel über Flora und Fauna bestückt sind, treffen wir kaum auf andere Touristen. Unser Nummerschild ist ein Blickfang und ein "Türöffner". Oft werden wir ganz spontan angesprochen und die Kanadier fragen nach dem Woher und Wohin. So entstehen immer wieder Kontakte, mal lang mal kurz, sind aber immer eine Bereicherung in unserem Reisealltag. Die Canada-Gans aus Wawa grüsst euch!
zurück