Reisebericht Kanada / USA

01. - 30.06.10 Wawa (Lake Superior) - Jasper (Rocky Mountains)
Pukaskwa National Park
Das 560 km lange Ufer des Lake Superior zwischen Sault Ste. Marie und Thunder Bay ist für uns eine Traumstrasse. Wenig Verkehr, hügelig mit Seen und Wäldern. Wir können die Weite dieser Gegend spüren. Der Pukaskwa N.P. mit 1878 km2 Wildnis und "Boreal Forest" hat ein intaktes Ökosystem mit Raub- und Beutetieren. Der grosse Park hat nur 4 km Strasse, dafür eine Vielzahl von Wanderwegen von 2 - 59 km Länge. Zum Glück war der Coastal Hiking Trail (59 km), eine mehrtägige Wanderung auf glitschigen Pfanden, gesperrt, sonst wären wir wohl aus der totalen Wildnis ohne Auswegmöglichkeiten... wegen Bärenaktivitäten kaum zurüchgekehrt.
Mit drei Trails kamen wir aber auch so auf die Rechnung. Auf der Rundwanderung um den See, Bimose Kinoomagewnan Trail, begegneten wir der ersten Schlange in Kanada. Nach einem ersten "Klick" wollte ich sie noch grösser ins Bild zoomen, was sie aber nicht schätzte und sich rasch ins Unterholz verzog. Wir begegneten Orchideen und anderen Wildblumen, die aus der Wildnis mal links mal rechts des Pfades farbig leuchteten. Im Park Campground waren kaum eine Handvoll Plätze belegt und wir richteten uns ein. Ein toller Platz, so wie man es immer auf Prospekten sieht.
Tags darauf machten wir noch einen Fussmarsch zur Horseshoe Beach, wo viel angeschwemmtes Holz auf der Sandbank lag. Unberührte Natur, ausser unsere Schuhabdrücke im Sand. "Now, you are in Black Bear Country". Dieser Hinweis auf Tafeln und Infoblättern kann man nicht übersehen. Bisher hatten wir zweimal Schwarzbären gesehen, aber für ein Foto reichte es nicht. Bären in der freien Wildbahn brauchbar auf den Chip zu bringen, darauf warten wir noch geduldig.
Auf der Fahrt nach Thunder Bay gab uns ein entgegenkommender Sattelschlepper mit der Lichthupe Zeichen. Spontan sagte ich zu Regine, der will uns sicher auf eine Polizeikontrolle aufmerksam machen. Besonders bergabwärts ist eine Geschwindigkeitsübertretung schnell passiert. Aber nein, es kam besser. Plötzlich sahen wir am linken Strassenrand einen Elch. Ein Prachtsexemplar! Ich stoppte, kramte die Kamera hervor und als ich durch den Sucher schaute, kam von der Gegenseite ein Lastwagen daher gedonnert. Darauf verschwand der Elch im Wald. Wir schauten uns an und waren überrascht von der Grösse und seinem imposanten Geweih. Bis nach Thunder Bay suchten wir die Strassenränder noch genauer ab. Die breiten Grünstreifen beidseits der Strasse erleichtern die Suche. Wir warten noch auf unser erstes Elchfoto.
Fort William
In Thunder Bay starteten wir mit einer Reise in die Vergangenheit. Fort William ist ein Historical Park und ein lebendes Museum. Von 1803 bis 1821 war Fort William der Hauptsitz der North West Company. Am Kaministiquia River baute man das Fort originalgetreu auf. Heute umfasst es 42 historische Gebäude, die Meisten davon mit Einrichtungen aus der damaligen Zeit. Das Fort diente den Pelztierjägern westlich und nördlich des Lake Superior als zentraler Umschlagsplatz und Winterquartier.
Von Fort William aus wurden gewaltige Mengen von Fellen auf Kanus nach Montréal transportiert. Die "Bewohner" mit ihrer historischen Kleidung und ihre Häuser vermitteln ein authentisches Bild vom Leben und dem Arbeitstag am Rande der Wildnis im Jahre 1815. Als wir beim Forteingang ankamen, sind wir vom "Doktor" und seinem Gehilfen in historischer Kleidung empfangen worden. Während fast anderthalb Stunden führte er uns mit einem anderen Ehepaar zusammen durch das Fort. Der Rundgang startete er im Doktorhaus mit Behandlungszimmer und Wohnraum. Viel Wissenswertes gab er zum Besten. Das grosse Pelzhaus liess uns dann endgültig in vergangene Zeiten eintauchen.
Grosse Mengen schönster Felle von Bibern, Luchsen, Füchsen, Bären und vielen Kleintieren waren aufgehängt. Im Pelzhaus wurden die Felle aussortiert, weiter verarbeitet und für den Transport verpackt. Wir streifen durch die "Fellgallerie" und spürten die Feinheiten der verschiedenen Tierfelle. Das grösste und schönste Haus ist die Great Hall. Hier wurden die grossen Dinner und Meetings der North West Company Partners veranstaltet. An den Wänden hingen Porträts von Persönlichkeiten aus der damaligen Zeit. Den handwerklichen Berufen konnten wir über die Schulter schauen. Der Bootsbauer, Drechsler und Küfer zeigten gekonnt ihr Handwerk mit den alten Werkzeugen.
Die Konstruktion, wie man grosse schwere Lastkanus aus Birkenholzrinde herstellt und ohne ohne Metallteile zusammenbaut, war für uns besonders interessant. Über die raffinierten Detailkonstruktionen wurden wir gut informiert und auch auf Besucherfragen wussten sie gut Bescheid. Als ich den Fassbauer auf die runden grossen Hobelwerkzeuge ansprach, nahm er kurzerhand einen grossen runden Hobel von der Wand und zeigte uns den Einsatz des Werkzeuges an einem Fass.
Fässer aus Zedern- und Eichenholz und diverse Bottiche standen in Arbeit in der Werkstatt. Im Laden wo sich Reisende aus der damaligen Zeit mit dem Nötigsten eindeckten, gab es auch ganz schöne Kostbarkeiten. Schmuckstücke, feines Geschirr und Tabak durften nicht fehlen. Unser Guide erzählte ein halbes Buch über die Zeit der Pelztierjäger. Nach unserem Lunch besuchten wir noch weitere Gebäude, wie Kitchen and Bakery, Warf, Counting House und Hospital. Fort William bietet einen guten Einblick in die North West Company, ihren Geschäftemachern und deren Pelzhandel. Ein kleines Ballenberg auf Kanadische Art.
Unterwegs von Thunder Bay nach Kenora, Lake of the Wood
In Thunder Bay deckten wir uns für mehrere Tage mit Proviant ein. Bei den Kakabeka Falls entdeckte Regine eine bezaubernde Legende der Indianer und übersetzte sie.
Es ist die Geschichte der Prinzessin Greenmantle. Der alte, friedensliebende Häuptling Weisser Bär hörte, dass die Sioux seinen Stamm attackieren wollen. Seine Tochter Greenmantle hatte einen Plan, um ihrem Vater und dem Stamm zu beschützen. Sie ruderte mit ihrem Kanu den Kaministiquia Fluss hinauf bis oberhalb des Wasserfalls. Dort drang sie kühn in das Lager ihrer Feinde ein. Sie geriet in Gefangenschaft und man wollte sie töten.
Sie handelte mit den Sioux aus, wenn sie nicht getötet werde, zeige sie ihnen den Weg zum Camp ihres Vaters. Die Sioux stimmten zu. Am folgenden Morgen wurde die Prinzessin in das führende Kanu gesetzt und mit den andern Kanus zusammengebunden. Greenmantle erzählte ihnen nichts von den Wasserfällen. Als der Fluss sich krümmte und die Wasserfälle vor ihnen auftauchten, fielen alle in die Schlucht.
Mit den Sioux Kriegern verlor auch Greenmantle ihr Leben. Ihr Stamm wurde so von den kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. Heute kann man, so will es die Legende, die Prinzessin im Nebel des Wasserfalls sehen. Als ein Denkmal in Erinnerung an ihren Mut.
Siehst du die Prinzessin oben im Wasserfall?
Die Gegend Lake of the Wood ist ein grosses Feriengebiet, umgeben von vielen Seen und Wäldern. Die meisten Fahrzeuge in dieser Gegend haben immer ein Boot auf dem Dach oder auf dem Anhänger. Im Quetico Provincial Park bei Atikokan soll es über 1500 km Kanustrecken geben, die über den Horizont hinaus durch unberührte Gebiete führen. Wo bleibt da unser Kanu? In der Nähe von Sioux Narrows, bei einer Bootsrampe, entdeckten wir einen Traumplatz zum Übernachten.
Direkt am langen Bootssteg platzierten wir den Pickup. Beim Betreten des Bootsstegs machten wir uns Gedanken zum Betrieb hier in der Hochsaison. Nun haben wir einen leeren Bootssteg, aber noch kein Kanu.
In Kenora herrschte reger Flugbetrieb auf dem Wasser. Der Air Service brachte Gepäck und Passagiere von den umliegen Inseln. Ferien machen auf einer einsamen, abgelegenen Insel ist hier noch möglich. Die Lodge aber rechtzeitig reservieren lassen.
Nach Kenora reisten wir in die Provinz Manitoba und suchten den Ort Steinbach, südöstlich von Winnipeg, auf. Das kleine Mennonite Village Musum war der Abstecher Wert. Der Besuch zeigte uns eine sehr aufschlussreiche Dokumentation über die Geschichte der Täufer-Mennoniten vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Aus den deutschen Unterlagen entnehmen wir:
"Der Ursprung der Mennoniten geht zurück bis zur Reformation in Europa. Eine kleine Gruppe von Christen in der Schweiz fühlte, dass die bestehende Kirche nicht nach Gottes Erwarten sei und das Bedürfnis des Volkes nicht decke.
Vor allem verlangten diese Gläubigen eine Kirche, die nicht vom Staat kontrolliert würde, und sie verlangten eine christliche Gemeinschaft, in der die Verpflichtung zum christlichen Glauben ein Akt von mündigen Erwachsenen sei, die durch die Erwachsenentaufe symbolisiert würde. Sie lehnten auch den Gebrauch von Gewalt ab, wie auch das Töten von seiten der Christen als Zweck zur Schlichtung von Streitfragen.
Die revolutionären Ideen der Wiedertäufer führten zu Verfolgungen. Sie waren gezwungen durch Europa zu fliehen und nahmen ihren Glauben überallhin mit. Im Grunde genommen sind die Mennoniten eine religiöse Gruppe, die von christlichen Gläubigen abstammen, die genau genommen, weder Protestanten noch Katholiken waren."
Eindrücklich wie diese kleine Gruppe, 7000 mennonitische Siedler, von Europa über Südrussland nach Manitoba auswandern mussten, weil sie an vielen Orten verfolgt wurden. Das Museum zeigt auf eine eindrückliche Weise, wie die ersten Einwanderer trotz sehr schwierigen Anfängen einen einzigartigen Beitrag in Landwirtschaft und Bildungswesen erbrachten. So sprechen noch viele Mennoniten immer noch Deutsch, besonders den plattdeutschen Dialekt, dessen Wurzeln bis Preussen und Holland gehen. Die Mehrheit der deutschen Einwanderer passte sich in Kanada rasch der anglo-kanadischen Kultur an. Eine bis heute in relativer Abgeschiedenheit lebende Gruppe sind die Hutterer. Eine urchristliche Gütergemeinschaft lebende Gemeinde, die sich an strenger Religiosität und Gepflogenheiten orienttiert.
Unterwegs sahen wir die Hutterer bei der täglichen Feldarbeit. Auf einem grossen Feld pflanzten sie die Setzlinge von Hand. Die "Mannsleut" tragen schwarze Hosen mit Hosenträger und haben einen Kinnbart. Das Gemeinwohl der Kolonie steht im Vordergrund, die Interessen des Individuums sind nachgeordnet. Der technische Fortschritt lässt sich sicht ganz aufhalten, obwohl die Hutterer immer noch Radio, Fernsehen oder Computer ablehnen. So werden auch zunehmend heute Maschinen eingesetzt um die Produktion zu erhöhen. Wir schauten eine Weile der traditionellen Feldarbeit zu und liessen unsere Gedanken in die Vergangenheit gleiten.
Kurze Zeit später trafen wir bei einer Tankstelle "Amish People". Diese religiöse ultrakonservative Gruppe spaltete sich 1693 von den Mennoniten ab. Eine junge Frau und ein Mann, in der typischen Amish People Kleidung, verkauften an ihren Kutschenwagen feines Gebäck und sehr schöne handgemachte Stoffwaren. Wir kamen ins Gespräch und kauften bei ihnen feine Backwaren. Weil die Präsentation ihres Verkaufsstandes wie ein Bild aus dem letzten Jahrhundert auf uns wirkte, fragten wir, ob wir ein paar Fotos knipsen dürfen. Höflich erklärte der Mann uns, dass sie das Ablehnen und nicht wünschen. Wir respektierten ihren Entscheid und behalten diese Begegnung deshalb nur im Kopf. Als wir uns verabschiedeten, bedankte sich der Mann dafür, dass wir seinen Entscheid, keine Fotos zu machen, akzeptiert haben. Eine menschlich schöne Begegnung, auch wenn mein Fotoherz mit einem weinenden Auge Abschied nahm. Auf der Weiterfahrt drehte sich unsere Gedankenwelt um diese Leute.
 
Riding Mountain National Park
Wir reisten vom Süden her in den Park. In Wasagaming besuchten wir das Info-Centre und suchten auf dem Plan den Lake Audy Campground. In der Hoffnung auf Tierbegegnungen fuhren wir 40 km zum Lake Audy. Der abgelegene Ort ist ein kleines Paradies. Kurz bevor wir auf die lange Gravelroad abbogen, entdeckten wir am linken Strassenrand zwei Schwarzbären. In etwa 20 m Entfernung standen sie zwischen der Strasse und dem Waldrand in einem grünen Rasenstreifen. Was für ein Glücksfall! Fotos von Bären, davon träumten wir schon lange. Wir konnten sie recht lange beobachten, bevor sie sich später in den Wald zurückzogen. Mit dem Tele knipsten wir ein paar Aufnahmen, doch der Augenblick, den Tieren für ein paar Minuten im sicheren Auto zuzuschauen, war überwältigend! Zwischendurch streckte einer den Kopf in unsere Richtung, doch immer in Bewegung, konnte man sie nicht leicht fokusieren. Nach dieser Begegnung nahmen wir einsam und gemütlich die lange, abwechslungsreiche Gravelroad zum Lake Audy in Angriff.
Ganz in der Nähe von unserem Campplatz gibt es eine Bisonherde, von etwa 40 Tieren. In einem sehr grossen Areal sind die Tiere in Waldstücken oder im hohen Grass versteckt. Auf der Aussichtplattform sahen wir keine Bisons und so studierten wir die Infotafeln. Doch wir hatten Glück. Kurz bevor wir zum Campground abbogen, stand vor uns fast die ganze Bisonherde auf dem Weg. Nur ein paar Meter entfernt, stellten wir den Motor ab und erfreuten uns über den einmaligen tierischen Besuch. Die Tiere weideten mit ihren Jungen beidseits des Weges. Der dunkle, grau weisse Himmel zeigte die prachtvollen Tiere leider nicht in ihrer Farbenpracht. Dafür konnten wir sie sehr lange beobachten. Direkt am See richteten wir uns ein und verarbeiteten den erlebnisreichen Tag.
Im Riding Mountain blühte einst die Fallenstellerei, die einen Grossteil der Tierwelt dezimierte. Heute gibt es Bären, Elche, Luchse, Biber, Wölfe und andere Wildlifetiere. Wir übernachteten an drei verschiedenen Orten im National Park. Im Whirlpool Lake Camp hatten wir am Abend Besuch. In etwa 50 m Entfernung sahen wir einen Bären auf Futtersuche. Im hohen Gras, zwischen Büschen und Baumstämmen suchte er nach Fressbarem. Als er dann am anderen Morgen gegen Mittag wieder auftauchte, wurde uns klar: We are now in Black Bear Country! Von den rund 400 km Wanderwegen im Park, nahmen wir nur wenige Kilometer unter die Füsse. Als uns dann der Biber noch über den Weg lief, fiel uns der Abschied vom Riding Mountain National Park nicht leicht.
Prärie
In den kanadischen Prärieprovinzen Manitoba, Saskatchewan und Albertas treffen wir auf grosse Getreidefelder und Rinderweiden. In der flachen, manchmal hügeligen Landschaft erblicken wir Felder fast bis zum Horizont. Durch die Entwicklung von winterharten Getreidesorten und mit Hilfe von grossen Bewässerungsanlagen in den trockenen Gebieten, ist die Kornkammer Kanadas entstanden. Wir fahren durch die weite Prärielandschaft, der Himmel meist bedeckt, und auf den Feldern ruht die Arbeit. Kaum vorstellbar, dass hier einst riesige Bisonherden ihre grossen Weideflächen hatten. Uns zieht es nach Westen. Die kanadischen Rockies kommen näher. Unser nächstes Reiseziel liegt in Albertas Süden, die Badlands. In der Travel Map Guide von Canadian Badlands steht:
"Canadian Badlands - like no other place on earth"
Wir besuchen den Red Deer River mit den typischen Badland- Sandsteinformationen. Eine karge, zerklüftete durch Erosion entstandene Landschaft. Der Fluss gräbt sich immer tiefer in den Sandstein und bildet so eine bizarre Mondlandschaft. Formen und Farben dieser grossartigen Gegend faszinieren uns. Wir übernachten im Dinosaur Provincial Park nördlich von Brooks. Am Parkeingang blicken wir ins Tal des Red Deer River. Was die Natur hier über Jahr Millionen geformt hat, ist einzigartig.
Im Park befindet sich eine der weltweit ergiebigsten Fundstellen von Dinosaurier - Skeletten. In dieser Gegend hat man bereits über 150 vollständig erhaltene Dinoskelette ausgegraben. Dabei hat man über 35 Dinosaurier - Arten entdeckt. Am Nachmittag nahmen wir den Badland Trail unter die Räder und besuchten die verschiedenen Points of Interesting. Die guten Infotafeln, auch auf Deutsch, über die Dinos- Ausgrabungen sind wirklich Klasse.
Hier ein paar kleine Ausschnitte von den Infotafeln im Dinosaur Park.

"Wie wurde dieses Skelett zum Fossil?
Eine hohe Ablagerungsgeschwindigkeit in der späten Kreidezeit ist der Grund dafür, dass es im Dinosaur Provincial Park soviele Fossilien gibt. Tote Tiere wurden schnell in Sedimente eingebettet, bevor andere Tiere sie zerfleddern konnten oder Erosion oder Verwesung eintraten. Auf diese Weise blieben die Skelette intakt und konnten durch Fossilisation erhalten bleiben...
...wie wird ein Knochenlager ausgegraben? Im Bereich des Centrosaurus - Knochenlagers werden seit 1979 jeden Sommer Ausgrabungen durchgeführt. Hunderte von Teilnehmern aus der Bevölkerung haben dem Royal Tyrrell Museum of Paleontology bei der enormen Aufgabe geholfen, Tausende von einzelnen Knochen zu bergen, die im Erdreich eingebettet sind, das vor Urzeiten ein Flussbett war...
...wenn die Knochen schliesslich an der Oberfläche zu sehen sind, wird die Fundstelle sorgfältig beschrieben, fotografiert und skizziert. Jedes bisschen Information hilft den Wissenschaftlern dabei, das Rätsel zu lösen, wie die Centrosaurus vor 75 Millionen Jahren lebten, wie diese Riesenechse starb und wie die Knochen an ihre letzten Ruhestätte gelangten..."
Es kam uns vor, als hätten wir mehrere Schullektionen zum Thema Dinosaurier. Nur sitzen wir nicht im Klassenzimmer, sondern sehen vor Ort fantastische Ausgrabungsstücke, die nur zur Hälfte frei gelegt sind. Sie bieten grossartiges Anschauungsmaterial fast zum Anfassen! Bei Sonnenuntergang verfärbten sich die Sandsteinformationen. Mit dem Schatten wurden die Formen noch plastischer und hoben die Strukturen hervor. So zogen wir mit Stativ und Kamera nochmals lange in die grossartige Hügellandschaft. Als der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand, blickten wir noch lange in die grosse Flusslandschaft.
Am Ort Drumheller darf man nicht vorbeifahren!
Die rund 150 km durch die fast menschenleere Prärie nach Drumheller war schnell geschaft. Das Royal Tyrrell Museum, mit seinen 40 ausgestellten Dinosaurier-Skeletten und einem Aquarium mit Flora und Fauna aus dem Devon-Erdzeitalter ist ein Muss! Einige Schulklassen hatten im Museum fast Live-Unterricht im Dinosaurierzeitalter.
Vier Stunden dauerte der Rundgang im Museum bei uns. An den prächtigen Ausstellungstücken blieben wir oft lange stehen. Wir versuchten uns die aufwändige Ausgrabungsarbeit, die jahrelange Bearbeitung und Zusammenstellung tausender Kochenteile, bis zum Zusammenbau eines ganzes Skelettes vorzustellen. Den Tieren die vor vielen Millionen Jahren lebten so nahe gegenüber zu stehen, war für uns aussergewöhnlich. Durch die Glasscheiben konnten wir den Fachkräften zusehen, wie sie in aufwändiger Arbeit die Knochenteile reinigten und präparierten.
Im Red Deer River Valley fuhren wir verschiedene Rundstrecken, die uns zu den schönsten Lookouts über die Flusslandschaft führten. Bei tiefstehender Sonne ist ein Zwischenstopp bei den Hoodoos Pflicht. Nur noch eine Handvoll kleiner Sandsteintürmchen stehen im Abendlicht. Die harte Steinkappe zögert die Verwitterung um Jahre hinaus. Bald werden sie aus der Landschaft verschwinden und über Jahrtausende werden vielleicht neue Hoodoos entstehen. Mehrere Tage haben wir in den Badlands verbracht. Diese karge, zerklüftete Sandsteinlandschaft mit ihrem Geheimnis der Dinosaurierzeit bleibt uns noch lange in guter Erinnerung.
Calgary, die Stadt wo die Häuser immer höher, die Skulpturen immer grösser und die Autos immer länger werden...
Auf dem Camping in der Nähe der Olympiaschanze richteten wir uns für ein paar Tage ein. Auffallend viele Schweizer starten oder beenden hier ihre Wohnmobil - Ferienreise. Der Platz ist gut belegt mit Motorhomes von 23 - 27 Fuss Länge. Die extra langen "5th Wheelers" werden auf entsprechend langen Plätzen eingewiesen. Dass die Trailer mit Truck länger sind als unser Haus, bringt uns zum Nachdenken. Von Calgary aus ist man in gut einer Stunde in der kanadischen Wildnis. Bei klaren Wetter sieht man die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains. Das Wetter verspricht Regen und Bewölkung für die nächsten Tage. So können wir den ersten Ölwechsel vornehmen und das Fahrzeug aussen wieder auf Hochglanz polieren! Innen glänzt es sowieso, dank Regine! Fahrzeugpflege ist ein wichtiger Beitrag um möglichst pannenfrei unterwegs zu sein.
Dank guter einheimischer Beratung haben wir auch vier neue Pneus, jetzt mit 15 mm Profiltiefe. Als wir in der Pneu-Servicewerkstatt unsere Reiseabsichten äusserten, war dem Fachmann klar, was wir für unseren 4x4 Pickup Truck-Camper brauchen. Doch was unsere Fahrzeuglänge betrifft, wollten wir diese nicht "stretchen" lassen! Wir haben genug Platz.
Der Shuttlebus vom Camping brachte uns ins Zentrum der Grossstadt. Der C-Train in der Innenstadt hat auch eine beachtliche Länge und ist zwischen der City Hall und der 9th St SW gratis. Vom Calgary Tower spazierten wir durch die Häuserschluchten aus Glas, Stahl und Beton. Wir entdeckten auch eine grosse Häuserfassade mit einer Art Holzplatten-Verkleidung. Die Holzart, oder die Imitation konnten wir nicht definieren. Das Wetter lockte uns in den Prince's Island Park am Bow River. Ein Naturparadies für Vögel, Enten, Biber und andere Tiere.
Ein schöner Pfad führte uns einem Teich entlang, durch Busch-Wald- und Wiesengelände. Nur ein paar Meter vor uns sonnte sich eine dünne Schlange auf dem Weg. Wir näherten uns langsam und konnten sie recht lange beobachten. Mit ein paar eleganten Bewegungen zog sie sich später ins Unterholz am Wegrand zurück. Von der Fussgängerbrücke aus schauten wir dem bunten Treiben der Canada Gänse und ihrem zahlreichen Nachwuchs zu. Beidseits des Ufers vom Bow River pickten sie die Grashalme weg, wie ein Rasenmäher.
Wir kehrten in die autofreie Zone der Innenstadt zurück. Es war Feierabend und wie spürten die Rushhour nach Arbeitsschluss. Am Ende der Einkaufsstrasse besuchten wir den Olympic Plaza. Dort wurden während den Olympischen Spielen 1988 die Medaillen-Feiern abgehalten. Eine kleine Oase mitten in der City. Unterwegs begegneten uns einige Hochzeitspaare, die aus den langen Limousinen ausstiegen. Eher neu für uns war, dass der Fotograf die Hochzeitsfotos der Brautpaare mitten in der Füssgängerzone im abendlichen Rummel knipste. Nach genauen Angaben des Fotografen musste das Brautpaar immer wieder eine neue Stellung einnehmen, bevor es blitze und klickte. Die zahlreichen Zuschauer, darunter auch wir, erinnerten sich vielleicht an ihren eigenen Hochzeitstag. Ja, andere Länder, andere Sitten. Der Shuttlebus vom Camping holte uns nach 18 Uhr ab. Morgen fahren wir in die Rocky Mountains. Für lange Zeit kehren wir nun den kanadischen Grossstädten den Rücken. Mitten in der Wildnis wieder einen Übernachtungsplatz suchen, ist für uns spannender, als in den tiefen Hochhausschluchten zu bummeln.
Wir sind in den kanadischen Rockies angekommen. Die endlosen Nadelwälder, Gipfel und Gletscher bieten einen grossen Kontrast zur Prärielandschaft. Die fast unberührte Natur mit der einmaligen Wildnis erinnert uns an die Alpen. Doch die Tierwelt, der wir täglich begegnen, ist nicht vergleichbar. Von Bären, Caribous Elchen, Bighornsheeps und anderen Tieren werden wir im nächsten Monat berichten.

 

 

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