01. - 31.03.2012 Managua (Nicaragua) - La Cruz (Costa Rica)
Nach der ersten Übernachtung in Nicaragua machen wir uns auf den Weg nach Managua, wo wir Linda und Hubert aus der Schweiz besuchen dürfen. Sie sind seit dem letzten Sommer für 4 Jahre hier. Wir bekamen eine gute Wegbeschreibung. Aber wie findet man in  Managua mit 1,4 Millionen Einwohnern eine Adresse, die nur mit der Quartierbezeichnung und der Nummer des Hauses angegeben wird? Wir haben ein Navigationsgerät, aber diese Adresse können  wir nicht eingeben. Laut der Beschreibung werden wir den Weg vom Shoppingcenter Galeria aus  finden. Zuerst müssen wir die Calleterra Masaya Richtung Granada fahren. Aber  die wenigsten Strassen sind angeschrieben.  Mit Hilfe der Karte in unserem Reise- führer und mehrmaligem fragen finden wir das Einkaufszentrum. Jetzt können wir genau nach der Wegbeschreibung fahren. Kurz vor ihrem Haus überholte uns ein Auto und der Fahrer rief uns zu: „Ihr chönt grad mir nachefahre!“ Hubert führt uns die letzten 500 Meter zu seinem Haus. Linda und Hubert heissen uns in ihrem Heim herzlich Willkommen.
Wir können unser Auto auf ihrem Grundstück parkieren. Nun ist es 24 Stunden bewacht. In der Nacht von einem Nachtwächter und während des Tages vom Gärtner Isidro der zugleich auch der Wachmann ist. Während unseres Aufenthalts bereitet die Köchin Carmen leckere Mahlzeiten zu. Wir werden verwöhnt wie Hotelgäste. Ausgerüstet mit Stativ, Film- und Fotoapparat setzen wir uns im Garten an den Frühstückstisch. Jeden Morgen begrüsst uns der Nationalvogel "Guardabarranco" von Nicaragua. Mit seinem besonderen langen Schwanz und den verschiedenen Blautönen hielt er uns vom Essen ab. Das Frühstück zog sich so in die Länge.
Immer wieder müssen wir unterbrechen um den einmalig schönen Vogel zu filmen und zu fotografieren, der immer im Schatten sitzt. Im Garten wachsen verschiedene Fruchtbäume. Aus den Früchten trinken wir jeweils den feinen Saft. So grosse Zitronen wie hier wachsen haben wir noch nie gesehen. Beim Nachtessen erfahren wir von Hubert viel über die Tätigkeit eines Konsuls und die Hilfe, die die Schweiz für Nicaragua leistet. Es waren sehr interessante Gespräche, die uns auch zum Nachdenken veranlassen. Ja, wir in der Schweiz leben wirklich in einem Paradies. Wir hätten noch lange hier bleiben dürfen. Aber wir wollen ja auch etwas vom Land Nicaragua sehen. So nahmen wir nach 12 wunderschönen Tagen von Linda und Hubert Abschied. Wir danken euch ganz herzlich für den wunderschönen Aufenthalt bei euch in Managua und sagen: „Auf Wiedersehen in der Schweiz!“
Der Abschied fällt uns nicht leicht. Wir wurden verwöhnt und durften erst noch in ihrem Garten das neue Fenster einbauen. Die Nissan Garage  in der Hauptstadt hat unser Fahrzeug durchgecheckt. Ein Ölwechsel war fällig, Bremsbeläge erneuern, Radlager kontrollieren, Keilriemen auswechseln und alle Quietsch- und Knarrgeräusche von der Federung bis zur Lenkung beseitigen. Den Motorraum  pflegen wir ja immer sehr gründlich, doch jetzt sieht er brandneu aus. Alle Service-Arbeiten wurden sehr professionell ausgeführt. Nach 9 Stunden Arbeit inkl. der Kontrollfahrt druckte der PC eine detaillierte Rechnung mit der Arbeit und allen Ersatzteilen aus. Die Kosten entsprechen ca. 5 Mal einem Abgastest in der Schweiz. Die Nissan Fahrzeuge, besonders die Pickups, sind in Mittelamerika sehr stark verbreitet. Unseren Fahrzeug-Typ sehen wir häufig, oft aber in einem ungepflegten Zustand. Nun sind wir wieder auf Achse.

Nicaragua ist dreimal grösser als die Schweiz. Mit 130'000 qkm und ca. 6 Mio. Einwohnern bietet das Land einige Kultur- und Natur-Sehenswürdigkeiten. Besonders die Kette teilweiser aktiver Vulkane,  alle parallel ausgerichtet  zur Pazifikküste, hat grosses Entdeckungspotential.
Nationalpark Vulkan Masaya
Zwischen Managua und Masaya, etwas Südlich, liegt der älteste Park des Landes. 1979 eröffnet, zieht er täglich viele Besucher an. Kurz nach der Einfahrt besichtigen wir das Besucherzentrum. Ein Museum informiert  zum Thema Vulkane recht ausführlich, ein weiterer Bereich ist der Flora und Fauna gewidmet. Wir fahren am Nachmittag auf der „Camino del Popogatepe“ zum  aktiven Santiago Krater hoch. Direkt am Kraterrand liegt ein grosser Parkplatz, wo alle Fahrzeuge in Fluchtrichtung parken, für den Fall, dass der Krater plötzlich Material auswirft. Zum Glück weht der Wind aus Nord-Ost, so dass die Schwefeldämpfe von uns wegziehen. Der Krater stösst permanent eine Schwefelgas-Wolke aus seinem Schlund und gibt zwischendurch einen Blick frei in die Tiefe. Verschiedene Wanderwege schlängeln sich entlang der Vulkane Masaya 635 m und Nindiri 590 m.
Der Santiago Krater mit einem Durchmesser von 450 m hat auch eine unrühmliche Geschichte. Nicht nur, dass die Aktivitäten 1996 - 2000 zunahmen und die Westseite  aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Legenden besagen, dass die Chorotega Indianer junge Frauen in die brodelnde Lava des Kraters stiessen, um die Göttin des Feuers zu besänftigen. Die Spanier dachten, der Krater sei das „Tor zur Hölle“ und warfen Ungläubige und Verbrecher einfach in das glühende Magma. Am Kraterrand errichteten sie ein Kreuz, genannt „Bodadillo-Kreuz“,  um den Teufel auszutreiben. Über Treppenstufen steigen wir zum Bodadillo-Kreuz  auf. Kaum zu Glauben, dass der Krater auch in jüngster Zeit unliebsame Bürger zum Verschwinden brachte. In den Reiseunterlagen lesen wir, dass unter dem Somoza-Regime politische Gegner mit Hubschraubern auf den Krater geflogen und in die Tiefe geworfen wurden.
Vom Kraterrand blicken wir in den Schlund. Die Schwefelgas-Wolke ist unterschiedlich gross. Manchmal füllt sie den gesamten Kraterschlund. Um 17 Uhr gehen wir mit einem Guide und andern Besuchern auf eine Rundtour. Auf dem Aussichtspunkt  erklärt unser Tourguide die Umgebung der drei Krater des Vulkans Nindiri. Die tief stehende Sonne lässt  die Schwefelwolken mystisch erscheinen. Wir fahren hoch zum San Fernando Krater. Zu Fuss steigen wir auf den höchsten Punkt. Das 360 Grad Panorama bei einbrechender Dunkelheit ist traumhaft. Ein starker Wind bläst uns um die Ohren. Rasch wird  es dunkel.
Wir fahren weiter zu einem Lavatunnel, wo mehrere Tausend Fledermäuse ein zuhause haben. Aus Sicher- heitsgründen (Gase) dürfen wir den Tunnel nicht betreten. Am Eingang der Höhle schauen wir den vielen Fledermäusen beim Ausschwärmen zu. Ein Lichtstrahl in die Höhle zeigt, dass hier Hochbetrieb herrscht. Ununter- brochen fliegen  sie an unseren Köpfen vorbei und ver- schwinden in der dunklen Nacht. Ein paar Meter weiter steigen wir in einen Lavatunnel hinab, ausgerüstet mit Helm und Taschenlampe. Verschiedene Bäume zeigen hier ihr Wurzelwerk, welches sich über viele Meter hinweg ausgebreitet hat. Die Natur findet auch im Lavagestein einen Weg zum kostbaren Nass. Nochmals fahren wir ein kurzes Stück direkt an den Kraterrand um im Dunkeln einen Blick ins Innerste des Santiago Kraters zu werfen. Aus dem tiefen Kratergrund steigt eine Schwefelgas-Wolke nach der andern auf. Das Brodeln und Fauchen im Krater verbreitet etwas Unheimliches. Kurze Zeit später parkieren wir beim Besucherzentrum und verbringen eine ruhige Nacht. Der Wachmann beim Zentrum ist gut bewaffnet! Auch wenn wir heute Nacht keine leuchtend, brennende Lava im Kratergrund gesehen haben, der Blick in den Santiago-Krater ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Laguna de Apoyo – Mirador de Catarina
Südlich zwischen Masaya und Granada liegt die sehr schöne Laguna de Apoyo. Sie gehört zu den grössten, vulkanisch entstandenen Gewässern in Nicaragua. Mit einem Durchmesser von ca. 6 km und einer Wassertiefe von 200 m ganz beachtlich. Blaues, kristallklares Wasser! Er sei der einzige nicht „kontaminierte“ See, meinte unser Gastgeber Don Julio. Dass der grosse Lago de Managua bei der Hauptstadt kein Badesee ist, eher eine riesige Kloake, wissen wir. Das gesamte Abwasser der 1,4 Mio. Einwohner zählenden Stadt fliesst ungeklärt in den Managua-See. Vom Baden wird dort ausdrücklich gewarnt. Die Laguna de Apoyo ist von steilen, bewaldeten Kraterwänden umgeben und wird nur vom Regenwasser gespeist. Die Laguna steht unter Naturschutz und wir können ausgiebig und unbesorgt baden. Wir verbringen eine Nacht direkt am Wasser neben dem bekannten Backpacker-Hotel „The Monkey Hut“.
Der Mirador de Catarina ist ein berühmter Aussichtspunkt, der uns wie ein kleiner Wallfahrts-Ort vorkommt. Parkplätze, Souvenir- stände, Restaurants und mobile Kleinküchen umgeben den Aus- sichtspunkt. Der Blick auf den sehr schönen Kratersee ist grossartig. Aussergewöhnlich die vielen Sitzbänke aus Stein, die auf dem höchsten Hügel zum Verweilen und Geniessen einladen. Der Blick reicht bis zum Nicaragua-See und dem Vulkan Mombacho. Es ist Samstagabend und entsprechend gut ist der Aussichtspunkt be- sucht. Gegen Mitternacht wird es ruhiger und wir haben auf dem leeren Parkplatz wieder eine gut bewachte Nacht. Am nächsten Morgen bekommt unser Wächter ein Trinkgeld, selbst dann, wenn er in der Nacht auch eingeschlafen ist!
Vulkan Cerro Negro
Ausgangspunkt ist León, die zweitgrösste Stadt Nicaraguas. Auch Stadt der Kirchen genannt, die aus der Kolonialzeit stammen und zum Teil schön renoviert sind. Die Kathedrale ist ein imposantes Bauwerk im Barockstil mit spätgotischen Elementen und hätte Aussen eine Auffrischung nötig. Im Parque Central verbringen Einheimische ihren Feierabend. Wir spazieren durch die schmalen Gassen rund um den historischen Stadtkern. Die Pizzeria Antonino ist ein Geheimtipp. Eine echte, gute italienische Pizza stillte unseren Hunger. Für eine Nacht finden wir einen sicheren Parkplatz bei einem Hotel im Zentrum, wo wir übernachteten. Es gibt keine Campingplätze ausserhalb oder innerhalb der Städte. Will man nach 18 Uhr noch in der Stadt unterwegs sein, ist ein sicherer Parkplatz bei einem Hotel die einzige Alternative.
Am nächsten Tag steht der schwarze Berg auf dem Reiseprogramm. Die Zufahrt ist über eine schmale Naturstrasse, östlich von León, zu meistern. Verschiedene Touranbieter fahren mit Touristen zum Vulkan. Gut ausgerüstet und mit 4x4 ist die 25 km Strecke fahrbar. Ein Kleinbus mit zwei kanadischen Gästen bleibt schon in der Ebene im weichen schwarzen Sand stecken. Sie müssen das Fahrzeug schieben - gehört wahrscheinlich zum Tourpro- gramm. Etwa 3 km vor dem Cerro Negro steht ihr Kastenwagen in einem steilen, ausgetretenen Wegstück. Jetzt hilft auch das Schieben nichts mehr und sie müssen zu Fuss weitergehen. Ohne 4x4 kommt man an dieser Stelle nicht weiter. Eigentlich sollten das die Touranbieter wissen, doch wenn sie zehn oder mehr Personen zum Schieben haben, geht es vielleicht auch ohne Allradantrieb.  Der Weg ins Hinterland gibt einen tiefen Einblick in das Leben und Arbeiten der Bevölkerung.
Wir sehen Zuckerrohr-Felder, kleine Häuser und Hütten mit sauberen Vorplätzen. Pferde, Rinder, Schweine und Federvieh sind auf Nahrungssuche der Strasse entlang. Bäume und Äste werden zerkleinert und zu grossen Brennholzhaufen aufgeschichtet. Wir halten bei einer kleinen Schule und unser Fahrzeug ist ein Magnet für die Kinder. Alle wollen unbedingt  auf ein Foto. Zum Glück ist gerade Pausenzeit und so dürfen wir ein paar Fotos von den fröhlichen Kindern knipsen. Ochsenkarren, Bauern auf Pferden und Wäsche waschende Frauen gehören ebenso zum Landschaftsbild.
Der Vulkan Cerro Negro (750m) ist der jüngste Vulkan Nicaraguas. 1999 war der letzte Ausbruch, bei dem der heutige Krater entstand. Der Eintritt kostet 5 US$ pro Person und das Auto 2 US$. Dafür dürfen wir gleich beim Eingang übernachten und den schwarzen Berg auch in der Nacht unter dem Sternenhimmel bewundern. Doch jetzt wandern wir zuerst 45 Minuten zum Kraterrand hoch. Die grosse Attraktion für die meist jüngeren Besucher ist das Sandboarden und Schlitteln  vom Kraterrand den steilen Hang hinunter. Der schwarze Berg ragt majestätisch in den blauen Himmel. Der Weg führt uns zum Kraterrand und von dort auf einem schmalen Grat zum höchsten Punkt. Rechts blicken wir hinab in den rauchenden Krater, links geht es einen langen Hang hinunter bis in die Ebene. Ein starker Wind bläst uns um die Ohren und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht den Halt verlieren. Wir werden überholt von Sandboard und Schlitten tragenden Touris, ausgerüstet mit Overall, Schutzbrille und Handschuhen. Die Vorsichtigen sitzen auf ein Holzbrett und gleiten den Hang hinunter. Die Profis stehen auf dem Sandboard und kurven wie auf einer Skipiste nach unten. Der Untergrund ist kein feiner Sand, sondern grobkörnige kleine Lavasteinchen. Die steile Abfahrt macht Spass, nur der Vulkan-Lift fehlt, um nochmals hochzufahren.
Wir wandern zurück und machen einen Abstecher in den Krater hinein. An verschiedenen Orten strömen kleinere Schwefelgas-Wolken aus dem Untergrund. Gewaltige Gesteinsbrocken liegen verstreut im Krater. Die Farben und Formen sind sehr eindrücklich, nur die Schwefelgase bewegen uns, wieder zurückzugehen. Die untergehende Sonne beleuchtet den Cerro Negro. Sein makelloses Schwarz wirkt schwer. Wir fahren in eine grosse schwarze Ebene und stellen unseren Camper als Fotomodell vor den Krater. Schwarz und Blau dominieren, nur der kleine weisse Fleck gehört nicht zur Natur. Der Blick zur späten Stunde auf den schwarzen Hügel, der jetzt so unscheinbar mit der dunklen Nacht verschmilzt, ist faszinierend. Die Ruhe am Berg ist kurz, morgen kommen bereits die nächsten Sandboard- und Schlittenfahrer für ein Abenteuer.  
Die Fischer von Las Peñitas
Der schwarze Strand am Pazifik bei Las Peñitas ist menschenleer. Zwei Surfer gleiten bei Sonnenuntergang in den hohen Wellen. Der lange, saubere Strand ist schön zum Spazieren. Die raue See mit den hohen Wellen lassen uns nur mit Vorsicht baden. Das zurückfliessende Wasser  zieht uns den Sand unter den Füssen weg und wir müssen aufpassen, dass uns die starke Strömung nicht auf das Meer hinauszieht. Faszinierend der grau-schwarze Sand. Es ist Vollmond, doch das Licht erhellt den Strand kaum. Der dunkle Sand verschluckt das Licht. Es ist angenehm kühl, es bläst ein leichter Wind. Zwei Nächte in Las Peñitas genügen uns. Dorf und Strand wirken ausgestorben, trotz blauem Himmel und Sonnenschein.
Auf dem Weg zurück nach Léon, entdecken wir drei Netzfischer, die hüfttief in einem kleinen See stehen. Sie beherrschen ihr Handwerk. Elegant werfen sie ihr Fischernetz auf die Wasserfläche, das beim Eintauchen die Form eines grossen Kreises bildet. Kurz darauf ziehen sie das Netz ein. Ein guter Fang! 3-4 pfannengrosse Fische nimmt er aus dem Netz und lässt sie in einem weissen, um die Hüft gebundenen Sack verschwinden. Dort schwimmen sie weiter bis sie später zerlegt werden. Das Netz wird erneut gebüschelt und mit elegantem Schwung ausgeworfen. Ringförmig klatscht es auf das Wasser, sinkt ab und wieder zieht der Fischer sein Netz zusammen. Fast bei jedem Wurf zieht er zwei, drei Fische aus dem Netz, wobei er die kleineren Exemplare in den See zurück wirft.
Die Netz-Wurf-Technik fasziniert uns. Mit welcher Ruhe, Eleganz und Besonnenheit die Fischer ihr Netz laufend in eine andere Richtung auswerfen, gefällt uns. Wir parken am Strassenrand und nehmen uns Zeit, die Wurftechnik zu studieren. Für eine Kommunikation sind wir zu weit weg. Wir strecken den Daumen hoch und sie quittieren dies mit einem Lachen. Der Fang wird heute für sie und ihre Familien reichen und die überzähligen Fische werden verkauft. Eine nonverbale Begegnung, die uns einen guten Einblick in ihr Fischerhandwerk gab. Winkend verabschieden wir uns von ihnen und unser Gruss wird umgehend quittiert.
Die alte Bahnstation beim Parque Sandino konnten wir nur von aussen besichtigen. Erbaut wurde sie im Jahre 1888.  Die Eisenbahn fuhr bis nach Managua und transportierte die Güter, welche über den Nicaragua-See und den Rio San Juan exportiert wurden. Ein paar alte Wagen und eine Dampflokomotive fristen beidseits des Gebäudes ihren rostenden Lebensabend. Die Eisenbahnlinie war bis 1993 in Betrieb. Wir fragen uns, was ist aus der über 100-jährigen Eisenbahngeschichte und ihren Gerätschaften erhalten geblieben?
Ometepe – die Vulkaninsel
Von Granada aus fahren wir ein kurzes Stück auf der Panamericana nach Süden. In Rivas zweigen wir ab zum kleinen Dorf San Jorge. Es ist Wochenende und der Strand am Fährhafen ist gut besucht. Im Unterschied zum Mittelmeer gibt es hier keine Liegestühle, Badetücher oder Schatten spendende Dächer, dafür baden fast alle Einheimischen in voller Kleidermontur. Badekleider sind eine Seltenheit. Wir fragen im kleinen Fährhafen für einen Einstellplatz und nach den Abfahrtszeiten zur Insel Ometepe. Die kleine „Lancha“ ist gerade am Auslaufen und schaukelt in den hohen Wellen wie eine Nussschale. Wir entscheiden uns für die Fähre und stellen unser Fahrzeug in eine grosse, gut bewachte Halle im Hafengelände. Für zwei Tage und zwei Nächte kassiert der Beamte  SFR. 8.40 und stellt uns eine Quittung aus. Die Fahrzeug-Verschiffung ist nicht teuer, doch die Strassenverhältnisse auf der Insel mit dem Vulkan Maderas sind sehr schlecht. Die Fähre ist schwach besetzt und auch sie kämpft gegen den hohen Wellengang.
Nach einer Stunde erreichen wir Moyogalpa. Von dort geht es mit dem Chicken-Bus über San José del Sur nach Altagracia. Zur Hacienda Mérida geht es nur noch mit dem Taxi weiter. Mit zwei anderen Touristen fahren wir in einem klappernden Kastenwagen zur kleinen Insel. Die Strasse ist so schlecht, dass der Taxidriver  kaum in den zweiten Gang schalten  kann. Die Hacienda ist gut belegt. Sie liegt sehr schön am See.
Der Name Ometepe stammt aus der Sprache Nahuatl, der Sprache der Azteken und meint „zwei Hügel“. Die Insel liegt im Nicaragua-See, der etwa 16 Mal grösser als der Bodensee ist. Der Vulkan Concepción mit 1620 m Höhe steht auf der grossen Insel, der Vulkan Maderas mit 1345 m auf der Kleinen im Zentrum. Beide Inseln sind durch eine schmale Landbrücke verbunden, die durch herabgeflossene Lavaströme entstanden ist. Das Gesamtbild der beiden Inseln zeigt die Form einer Acht. In den Reiseunterlagen lesen wir, dass es im Süsswasser-See auch Haie gibt, die sich über Jahrzehnte den Bedingungen angepasst haben. Der kleine Ort Mérida ist Ausgangspunkt für die Vulkanbesteigung. Für den Auf- und Abstieg mit einem Guide müssen etwa 8 Stunden eingerechnet werden. Der Vulkan Maderas ist aber mit einem Wolkendeckel überzogen und so nehmen wir die Wanderung zur Ometepe Biological Station hinauf zum Wasserfall unter die Füsse. Der Weg führt uns zuerst eine Stunde dem See entlang, anschliessend steigen wir am Vulkankegel zwei Stunden steil bergauf. Die Schatten spendenden Bäume im oberen Teil halten unsere Temperatur unter dem Siedepunkt. Von starken Windstössen arg zerstäubt ist der 50 m hohe Wasserfall ein Juwel. Die senkrechte Felswand ist grün.
Unterwegs sehen wir viele weiss-kehlige Langschwanzhäher und in der Nähe des Wasserfalls sind einige grosse Morphofalter mit den schillernd blauen Flügeln in der Luft. Doch für ein Foto haben diese prachtvollen Schmetterlinge keine Zeit, pausenlos fliegen sie durch den Nebelwald.  Der Strasse entlang gibt es kleinere Bananen- und Zuckerrohr-Felder. Auch Mais, Tabak und Sesam wird angebaut. Der vulkanische Boden ist sehr fruchtbar. Ometepe ist das Haupt- anbaugebiet der Bananen für Nicaragua. Der Sonnenuntergang bei der Hacienda Merida ist traumhaft. Der konstante, mässige Wind hält uns die lästigen Moskitos vom Leibe, so dass wir draussen im Restaurant den Abend geniessen können. Die Unterkunft ist gut besetzt mit Backpackers, die den Vulkan besteigen wollen. Aber solange der Vulkan oben mit einer festen Nebeldecke eingehüllt ist, lohnt sich der Aufstieg kaum.
Die Rückfahrt mit dem Chicken-Bus – abwechslungsreich!
Um 8.45 Uhr fährt ein Bus zum Fährhafen Moyogalpa. Wir steigen in den leeren Bus und nehmen gleich einen Sitzplatz hinter dem Chauffeur. Für einmal können wir seine Arbeitsweise und den Betrieb auf der Strasse durch die Windschutzscheiben beobachten. Bis Santa Cruz kam der Fahrer nicht über den ersten Gang hinaus. Die schlechte Strasse schüttelte die Passagiere kräftig durch. Chicken-Bus fahren ist ein besonderes Erlebnis. Wo kann man noch 2 ½  Stunden Bus fahren für 24 Cordobas? (SFR 1.-) Die Strecke führt uns durch kleine Dörfer und eine schöne Landschaft.
Der Grund, dass man für eine Strecke von ca. 40 km gut 2 ½  Stunden unterwegs ist, hängt nicht nur von den schlechten Stras- senverhältnissen ab. Die Chicken-Bus Route kennt keine Halte- stellen unterwegs, ausser am Start- und Ziel-Ort. So können alle Leute entlang der Strasse den Bus anhalten und ebenso an jeder beliebiger Stelle aussteigen. Sehr Kundenfreundlich! Der Nachteil, dass in den lang gezogenen Dörfern der Bus alle 30, 50 oder 80 m stoppt. Auffallend, dass sich die Einheimischen entlang der Strasse nicht zu kleinen Gruppen sammeln und gemeinsam einsteigen. Der Blick durch die Windschutzscheibe zeigt uns, wie Personen immer nur ein paar Meter auseinander stehen und warten bis der Bus vor ihren Füssen stoppt. Und so hält unser Bus auf einem Kilometer gegen 20 Mal. Sehr komfortabel auch, dass der Bus gleich vor dem Haus stoppt, wo man zuhause ist. Hinzu kommt, dass ein Ckicken-Bus nicht nur Hühner transportiert, sondern so Alles, was sich aufs Dach stapeln lässt. Von der Polstergruppe über Baumaterial, Säcke, Körbe, Kanister, Rucksäcke und eine Menge Kartonkisten, alles hat Platz auf dem Dachträger. Nur die herunterhängenden Äste der Bäume begrenzen die Ladehöhe.
Unser Bus-Driver hat auf der rechten Seite eine grosse Kühlbox mit Plastik-Beutel-Getränken. Und so versorgt er Strassenarbeiter und andere durstige Leute unterwegs, quasi als rollender Getränke-Kiosk. Der Beutel Fruchtsaft verkauft er für 5 Cordobas, was ca. 20 Rappen entspricht. Auch grössere Behälter, Kanister oder Pakete transportiert er quer durch die Insel, ohne dass jemand mitfährt. Paketpost ohne Worte, Papiere oder Adressetiketten. Steht ein Kanister irgendwo am Strassenrand wird er aufgeladen und ein paar Kilometer weiter wieder auf die Strasse gestellt. Um alle Funktionen des Bus-Fahrers zu verstehen, brauchen wir noch ein paar Tage mehr Mitfahrstunden. Seit Mexiko sitzen wir oft in solchen alten, ramponierten Bussen und sammeln Erfahrungen. Jede Strecke, jeder Bus auch auf den kleinen Routen hat seine Besonderheiten. Sei es der Fahrstil, das Hupkonzert, das Schalten, Anfahren oder Bremsen. Besonders spannend sind die Überholmanöver, wo meist bei uns der Adrenalinspiegel steigt. Alles ist im Fahrpreis inbegriffen. Die Fahrzeit oder die Verspätung spielt eine untergeordnete Rolle. Man hat Zeit, ja viel Zeit unterwegs zu sein. Wir erhalten einen guten Einblick ins Alltagsleben.
Mütter mit ihren Kleinkindern, alte Leute und Schüler zwängen sich in den überfüllten Bus, der von Zeit zu Zeit vom einkassierenden Bushelfer durchpflügt wird. Wer einen Sitzplatz hat, kann sich glücklich fühlen und die Busreise geniessen. Die Landschaft gleitet im Zeitlupentempo an uns vorbei, wir haben Zeit, auch kleine Details wahrzunehmen. Der ungeduldige Europäer muss sich an diese Fortbewegungsart gewöhnen, er muss sie akzeptieren, sonst kann er eine solche Fahrt nicht geniessen. Die Windschutzscheiben vieler Chicken-Busse sind eine kleine Werbetafel, bis zu 2/3 oder mehr sind die Frontscheiben voll geschrieben oder verklebt mit Bildern und Texten. Die Sicht auf die Strasse ist doch reine Nebensache, das gleiche gilt für den Blick in den Rückspiegel. Meist ist unsere Fronttüre bei der Fahrt offen. Der Bus-Helfer am Türeingang schaut zum Dachgepäckträger hoch und überprüft, ob tief hängende Äste keine Gepäckstücke abladen. Ertönt von Hinten ein Zweiton-Pfiff legt der Fahrer nicht unüberhörbar den ersten Gang ein und fährt gemächlich los. Zum zweiten Gang reicht es nicht, jemand will aussteigen. Dass trotz Handy empfang der Chauffeur auch noch mündliche Mitteilungen unterwegs an Leute weitergibt, versteht sich. Der Chicken-Bus auf Ometepe ist auch ein rollendes  Kommuni- kations-Center.
Wir hatten Zeit, die Allroundtätigkeit unseres Chauffeurs zu beobachten. Vieles haben wir kapiert, anderes nicht. In jedem Land ein paar Stunden Bus fahren gehört für uns zum Reisen, auch wenn wir dann gerne wieder in unsere be- quemen Sitze im Camper umsteigen, wo die Knie nicht am Vordersitz anstossen und wir die Füsse strecken können. Die kleine Tafel wo draufsteht: „Während der Fahrt nicht mit dem Chauffeur sprechen,“ haben wir nicht gesehen. Sie ist auch nicht nötig, schliesslich hält unser Bus-Chauffeur die Bevölkerung entlang der Strasse auf dem Laufenden. Stras- se, Chicken-Bus und Fahrer sind eine wichtige Lebensader rund um die beiden Vulkaninseln von Ometepe.
Der Pazifikküste entlang zur Grenze von Costa Rica
Das ehemalige Fischerdörfchen San Juan del Sur wirkt ausgestorben. Die Strandpromenade ist menschenleer, ebenso der breite Sandstrand. Die geschwungene Sandbucht ist von sanften Hügeln umgeben. Draussen im Meer sind zurzeit keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Von hier aus besuchen Passagiere meist Granada, Masaya und Ometepe. Südlich von San Juan liegt das bekannte Natur- schutzgebiet La Flor, wo die oliven  Bastardschildkröten ihre Eierablage-Strände aufsuchen. Zwischen Juli und Januar gibt es Massenankünfte an den Niststränden mit mehreren Tausend Tieren. Wir sind zu spät! Am Playa Maderas herrscht dafür bei den Surfern Hochbetrieb. Grosse Wellen rollen an den Strand und werden eifrig von den Könnern abgeritten. Ein kleiner Ort, wo auch bei einbrechender Dunkelheit die Lichter in den beiden Strandrestaurants nicht ausgehen und die Musik noch für Unterhaltung sorgt. Die Affen in den Bäumen machen sich meist am Morgen oder Abend bemerkbar. Der Strand bietet traumhafte Sonnenuntergänge mit felsiger Kulisse.
Wir fahren weiter Richtung Süden,  wo wir beim Playa El Coco  bei der Unterkunft „Lug’s-Place“ nochmals zwei Tage das Strandleben geniessen. Die Über- nachtung mit Dusche, WC und Strom samt Strand- einrichtung für zwei Personen zu SFR 9.20 scheint uns angemessen. Keine 100 Meter entfernt fragten wir zuvor in einer schönen gepflegten Residenz für einen Übernachtungsplatz. Der Gärtner spritzte gerade den exotischen Blumengarten, eine Angestellte öffnete für uns ein schönes Appartement. Doch der Übernachtungspreis von 350 US$ für eine Nacht schien uns gerade ein bisschen hoch.
Der Landesgrenze entlang nach Peñas Blancas.
Auf der einsamen, ca. 50 km langen Strecke zum Grenzort Peñas Blancas, waren wir alleine unterwegs. Eine fahrbare Gravelroad führte kurvenreich und hügelig entlang der Grenze. In der Regenzeit ist ein Durchkommen nur mit 4x4 möglich, doch auch jetzt auf trockener Strasse hilft unser Geländegang schwierige Passagen zu meistern. Der Wasserstand in den Flüssen ist gering und kein Hindernis. Kleine Felder mit Teakholz- und Bananen-Plantagen, einfache Hütten und Häuser säumen ab und zu den schmalen Pfad. Wir begegnen zwei stationären Militärkontrollen, wo Wichtiges und Unwichtes aufgeschrieben wird. Wir befinden uns im abgelegenen Grenzgebiet und haben Verständnis. Für uns ist es viel Interessanter durchs Hinterland zu fahren, als auf der Panamericana.
Vor der Grenze stauen sich wie gewohnt viele Lastwagen. Die Kolonnen sind entsprechend lang. Es ist Sonntag Nachmittag und das Grenzchaos scheint überblickbar. Wir wollen nicht stundenlang anstehen, suchen und fragen. Zwei Grenzhelfer sind behilflich, kennen jeden Beamten und leben hier vom Trinkgeld der Touristen. Fast hätten wir den Grenzübertritt unter 1 ½ Stunden geschafft, was Rekordzeit bedeutet hätte. Aber wieder einmal fehlte eine „Copia“ und wir mussten zurück in die Schlange vom Kopierschalter. Ja, und da stehen Lastwagen-Chauffeure mit Bündeln von Papieren zum Kopieren...! Dass wir dann doch noch unter zwei Stunden den Grenzübertritt schafften, ist unseren Grenzhelfern zu verdanken.
Unsere erste Übernachtung in Costa Rica ein Volltreffer!
Etwa 14 km nach der Grenze zeigte uns das Schild „Cañas Castilla“ den Weg zur Finca. Dieser sehr schöne Ort, liebevoll gepflegt von den Schweizern Agi und Guido Sutter, haben wir ins Herz geschlossen. Wir berichten im nächsten Monat über unseren Aufenthalt auf der Finca, die auch sehr schöne Bungalows mit Terrassen und ausgezeichnetem Essen anbietet. Wir nehmen es vorweg. Wir blieben gleich acht Nächte und haben uns immer noch nicht satt gesehen von der Flora und Fauna.
Aber ehrlich, wo kann man vor den Camper  sitzen, in die Bäume schauen und  Brüllaffen, Klammeraffen oder Faultiere beobachten? Ob Kolibris, Leguane, Kahnschnäbel oder Krokodil, wir sehen auf dem Landgut in der freien Wildbahn so viele verschiedene Tiere, dass man viel länger bleiben müsste. Auf drei verschiedenen Naturlehr-Wanderwegen erhalten wir einen grossartigen Einblick in die Welt der Bäume. (www.canas-castilla.com)  Hier fühlt man sich von der ersten Stunde an wie zu Hause, nur mit dem Unterschied, dass es mitten im tropischen Wald viel zu entdecken gibt. Die Finca „Cañas Castilla" ist wirklich ein Geheimtipp!