Reisebericht Mexiko - USA
21.03. - 30.04.2016 Tepotzotlán - Querétaro - San Miguel de Allende - San Luis Potosí -
Real de Catorce - Nuevo Laredo (Mexiko) - Laredo - Big Bend Nationalpark -
Amarillo - Fort Worth - Austin - San Antonio (Texas)
Der Start zur 7. Reiseetappe verlief traumhaft!
Die Boeing 747-8 flog über England, Irland, über den südlichen Teil von Grönland, Richtung Kanada. Aus ca. 10 km Höhe hatten wir einen unvergesslichen Ausblick auf die riesige, prächtige Schnee- und Eislandschaft von Grönland. Fast wolkenlos zeigte sich die Insel und wir konnten kaum weg- blicken vom kleinen Fenster. Zwischen Grönland und Kanada sehen wir über weite Strecken unzählige, schwimmende Eisberge im Meer. Vorbei am südlichen Ende der Hudson Bay nahm die Boeing Kurs Richtung Chicago. Die Hochhäuser der Stadt am Lake Michigan präsentieren sich wie kleine Spiel- klötze.
Etwas später glitzert der Mississippi River über weite Strecken in der Nachmittagssonne wie ein Spiegel in der Landschaft. Auf unserem kleinen Bildschirm am Vordersitz zeigt die Karte den Arkansas-River, der mäanderförmig durch die Gegend fliesst. Von der Stadt Houston näherten wir uns der mexikanischen Grenze, wo wir den Rio Grande erblickten. Pünktlich um 18:50 Uhr erreichte unser Flieger Mexiko-Stadt. Ein Traumflug der Sonne entgegen bei schönem Wetter.
Eine Stunde später nahmen wir unsere Reisetaschen vom Gepäckband und suchten den Ausgang. Zwei feine Jungs, gekleidet im Anzug, weisses Hemd und Krawatte, warten am Ausgang auf uns. In der Hand halten sie die Tafel mit der Aufschrift: „Pepe’s Hotel und RV Park.“ Wie in einem 5-Sterne Hotel tragen die jungen Burschen unsere Reise- taschen zum Auto und fahren bei einbrechender Dunkelheit sicher durch Mexiko City Richtung Tepotzotlán. Nach einer Stunde Fahrt begrüssen wir unseren Camper bei Pepe’s RV Park. Vor Ort treffen wir auf Barbara und Ulrich aus Deutschland.
Sie sind bereits über 16 Jahre unter- wegs und fliegen in den nächsten Tagen nach Deutschland zurück. Im Septem- ber kommen sie zurück und setzen ihre Reise fort. Bei einem gemein- samen Nachtessen im Zentrum von Topotzotlán tauschen wir Reise- infos und andere Geschichten aus. Nach drei Tagen auf Pepe’s Camping sind wir wieder unterwegs. Eingerichtet, kleine Instandhaltungs- arbeiten ausgeführt, Vorräte eingekauft, Wasser aufgefüllt und unser Camper strahlt in neuem Glanz. Wir nehmen Kurs nach Nord-West.
Querétaro, eine der saubersten Städte Mexikos.
Unterwegs an einer Maut-Stelle überreichen uns zwei junge Poli- zistinnen (Policía Federal) eine Visitenkarte mit der Aufschrift: „Report any Act of Corruption“, darunter die Telefon Nummer. Noch haben wir keinen Grund zum Handeln. Etwas ausserhalb Querétaro stellen wir unser Fahrzeug auf dem Camping ab. Wir nehmen den Bus ins historische Zentrum (UNESCO-Weltkulturerbe). Die Fahrt dauerte 40 Minuten und der Bus-Driver hatte alles im Griff. Während der Fahrt auf der 3-spurigen Autobahn, sortierte er das Kleingeld in einer Holzschachtel, überholte gleichzeitig mal links, mal rechts andere Fahrzeuge. Damit nicht genug. Auf seinem Lenkrad lag eine grosse Plastikschale mit dem Mittagessen. Während dem Überholen stillte er locker seinen Hunger, und gleichzeitig hatte er intensive Gespräche mit einem Fahrgast.
Über der Windschutzscheibe sind vier Lautsprecherboxen montiert, die aber für mexikanische Ohren eher leise eingestellt waren. Der Bus ist gut besetzt, sein Inneres sehr sauber und gepflegt. Obwohl der Chauffeur immer mehrere Tätigkeiten gleichzeitig macht, vergisst er nicht uns aufmerksam zu machen, dass es Zeit ist zum Aussteigen. Wir sind im „Centro Histórico“ angekommen. Tja, spannend unsere erste Busfahrt auf der 7. Reiseetappe, und das für nur für 9 Pesos (50 Rappen). Wir verzichteten auf ein Foto vom Chauffeur. Er hätte kaum verstanden, was an seiner täglichen Arbeit für uns so aussergewöhnlich sein könnte.
In der Osterwoche ist die Stadt Querétaro gut besucht von einheimischen Touristen. Ungewöhnliche Kirchen, ehemalige Klöster und vor allem viele geschichtsträchtige Kolonialbauten schmücken den Stadtkern. Viele Bauten sind schön restauriert. Zwei Tage spazieren wir durch die Altstadt und lärmfreie Fussgängerzonen. Wir besuchen Museen, Kirchen, Paläste und interessante Plätze, wie z.B. den „Plaza de la Independencia“, wo einst im Jahr 1810 der mexikanische Unabhängigkeitskampf begann. Am Ostersonntag sind die Kirchen sehr gut besucht, vormittags wie nachmittags besuchen die Einheim- ischen die Messen.
Der Innenhof, resp. der Kreuzgang des Ex-Convento de San Augustin mit seiner sehr alten Gemäldesammlung aus allen Epochen Mexikos, hat uns tief beeindruckt. Der Barockkreuz- gang ist mit seinen prachtvollen Arkadenpfeilern eine Augen- weide.
Der 1280 m lange und 23 m hohe Aquädukt besteht aus 74 Bogenbrücken und ist das Wahrzeichen Querétaros. Noch heute bringt er Wasser aus den umliegenden Hügeln in die Stadt. Erbaut wurde er in den Jahren 1726 – 38. Einst speiste er über 70 Brunnen, die unterirdisch miteinander verbunden waren. Wir besuchen auf einem kleinen Hügel den Aussichtspunkt, wo wir das lange Aquädukt quer durch die Stadt sehen können. Schade, dass das Bauwerk beidseitig mit Häusern zugebaut ist. Seine schmale, elegante Bauart kommt in diesem Häusermeer kaum zur Geltung.
Fahrzeugunterhalt
Querétaro ist ein Industriezentrum, im Besonderen für Auto- mobilzubehörteile. Wir nutzen die Gelegenheit, um unsere alten Reifen und die ausgedienten Stossdämpfer zu erneuern. Zehn- tausende Topes (Strassenschwellen) haben wir überquert, noch mehr Kilometer auf Naturstrassen zurückgelegt in den vergang- enen Jahren in Südamerika. Reifen und Stossdämpfer werden übermässig strapaziert, auch wenn wir eher langsam unterwegs sind. Wir haben Glück und kriegen BFGoodrich All-Terrain T/A von Michelin in unserer gewünschten Rad-Grösse. Auch die neuen Stossdämpfer sind eine Klasse besser, als die alten.
Überrascht hat uns am Schluss die kostenlose Lenkgeometrie-Einstellung auf einer ultramodernen Anlage. Der Automechaniker gab sich erst zufrieden, als auf dem grossen Flachbildschirm die Anzeige mit 0,00 Grad Abweichung aufleuchtet. Genauer geht’s nicht mehr. Den Preis müssen wir nicht verhandeln, denn es gibt einen guten Rabatt, wenn man 4 Reifen wechselt. Grob geschätzt kostet alles zusammen etwa die Hälfte im Vergleich zu einer Schweizer Garage. Für uns hat sich die permanente Fahrzeugpflege und den regelmässigen Service ausbezahlt. Unser Fahrzeug hat uns noch nie im Stich gelassen. Wie sagte unser Mechaniker in der grossen Michelin-Garage: „the car and the cabin looks new.“ Dabei haben unsere Tischerkabine bereits 20 Jahre und der Nissan Pickup 12 Jahre auf dem Buckel.
Mit dem Camper ins 4-Sterne Hotel?
Fast mitten im Zentrum von Querétaro liegt das feine 4-Sterne Hotel Flamingo Inn. Eine Hotelanlage mit Cabañas, Schwimmbad, Palmen, saftig grüner Wiese, alles sehr sauber und gepflegt. Über die Ostertage war das Hotel ausgebucht. Nach Ostern sind aber Reisende mit eigenem Reisemobil herzlich Willkommen und erhalten einen schönen Stellplatz inmitten der Hotelanlage in der Nähe vom Schwimmbad. Unter hohen Palmen stellen wir unser Fahrzeug ab und richten uns ein.
Die gute Infrastruktur nehmen wir gerne in Anspruch und geniessen 2 Tage zum Lesen, Schreiben und um die nächsten Reiseetappen zu planen. Dabei hilft uns auch ein gutes Free Wi-Fi, das uns nebenbei auch wieder einen interessanten Einblick in die Schweizer News erlaubt. Tja, dann wäre noch der Preis, der uns immer wieder ins Staunen versetzt. Pro Tag / Nacht für 2 Personen komplett 16.50 SFR. Das Hotel Flamingo können wir den Reisenden empfehlen.
Real de Catorce – die alte Minenstadt – inklusive Adrenalinkick
Die Route führt uns direkt nordwärts. Von San Louis Potosí über Moctezuma nach Charcas führt eine fast neue Asphaltstrasse. Etwa 20 km nach Charcas nehmen wir die Abzweigung nach Guadalupe del Carnicero und Estación Catorce. Eine kleine Hinter- landstrasse entlang der Sierra Coronado und der Sierra de Catorce. Parallel zur Strasse führt eine Bahnlinie, die in den letzten Jahren erneuert wurde. Das Trasse und die Signalisation sind modern. Zwei Dieselloks ziehen 72 lange Güterwagen gemächlich durch die Landschaft. Der Lokführer sieht mich an der Strasse mit dem Fotoapparat in der Hand, er begrüsst mich und lässt seine Signal-Pfeife zweimal aufheulen.
In Estación Catorce weist uns der Wegweiser Richtung Ost. Die sehr abgelegene Minenstadt Real de Catorce, Königliche vier- zehn, liegt auf 2750 m Höhe. Nur 8 Kilometer schmale, steile und sehr schlechte Schotterpiste liegt vor uns. Wir müssen noch gut 800 m Höhe im kleinsten Geländegang und im Schritttempo erklettern. Der Ort Real de Catorce entstand um 1773 nachdem die Spanier ausgiebige Silberadern ent- deckten. In der Blütezeit schürften über 40'000 Menschen in dieser Gegend nach dem kostbaren Edelmetall. Die sehr schmale Bergstrecke hat wenige Ausweichstellen, wo es beim Kreuzen sehr, sehr eng wird. Etwa einen Kilometer vor dem Dorf wird die Strasse so steil und schlecht, dass unser Bauch- gefühl sagt, bis hierher und nicht weiter. Auf einem kleinen Parkplatz vor dem Eingang eines Minen-Ruinen-Areals stellen wir unser Fahrzeug ab und atmen durch.
Geländefahrzeuge (Jeeps) transportieren die mutigen einheim- ischen Touristen sitzend auf dem Dachträger die Bergstrecke hoch. Der ultimative Adrenalin-Kick! Während die Fahrzeuge stark schwankend bergauf klettern, halten sich fünf oder mehr Besucher auf dem Dachträger fest. Dabei blickt man an vielen Stellen über längere Strecken senkrecht ein paar hundert Meter in die Tiefe. Bei Ausweichstellen geht es um Zentimeter. Ist man um Radbreite zu weit draussen, verschwindet das Fahrzeug in der Tiefe. Nicht gerade jedermanns Sache vom Dachträger ins bodenlose Nichts zu blicken. Aus Sicherheitsgründen verzichte- ten wir auf spektakuläre Fotos, wenn wir Fahrzeuge kreuzten. Uns stand auch so das Blut in den Adern still.
Auf dem kleinen Parkplatz warten die Touri-Fahrer auf ihre Gäste, die das Ruinen Areal besuchen. Wir kommen ins Gespräch mit ihnen. „Die Polizei toleriere bis zu fünf Personen auf dem Dachträger sitzend, manchmal seien es aber auch ein paar mehr“, erzählt uns ein älterer Jeep-Fahrer. Wir nehmen den letzten steilen Kilometer unter die Füsse und besichtigen das kleine Dorf, wo die schmalen, steilen Gassen gerademal Fahrzeugbreite haben. Im Zentrum reihen sich Souvenirstände, Restaurants, kleine einfache Hotels wie an einer Perlenkette aneinander. Die Sonne sitzt tief auf der Bergkante und lässt den alten Minen Ort fasst mystisch erscheinen. Im Ort selbst gibt es kaum ein paar Quadratmeter ebene Fläche, wo man das Fahrzeug zum Übernachten abstellen könnte.
Selbst die Kirche ist an einem steilen Berghang gebaut. Die trock- ene, hügelige Landschaft be- herbergt eine Kakteen-Vielfalt. Wir kehren zurück und über- nachten auf dem kleinen Parkplatz, der bei einbrechender Dunkelheit uns ganz allein gehört. Vor dem Einschlafen blicken wir in den prächtigen, klaren Sternenhimmel und sehen Kon- turen der Gebirgskette Sierra Madre Oriental. Am nächsten Morgen fahren wir vor dem Frühstück zurück. Auf weitere hals- brecherische Kreuzungen mit andern Fahrzeugen auf dieser Bergstrecke verzichten wir gerne.
Letzte Übernachtung in Mexiko - eine
Kurzgeschichte zum Thema Armut
Etwa 200 Kilometer vor dem Grenzort Nuevo Laredo (Mexiko – USA) suchen wir abends auf der Mex 85 einen Übernachtungsplatz. Nach vielen Monaten (2011 / 2015) wollen wir morgen das grosse, interes- sante und schöne Land verlassen. Die Mex 85 ist für Lastwagen eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Sehr zahlreich sind die Sattelschlepper in beiden Richtungen unterwegs. Eine grosse 24 Stunden Pemex Tank- stelle ist bereits mit über 40 langen Lastwagen gut besetzt. Doch für unseren kleinen Camper finden die Angestellten hinter einer Schranke einen sicheren Stellplatz. Wir richten uns ein.
Etwa 2,5 m von uns entfernt steht noch das kleine Portier-Häuschen, das früher mit der Schranke seine Funktion hat- te. Jetzt hat das 1,3 x 1,3 m grosse Häuschen ausgedient und ist dem Zerfall überlassen. Zu später Stunde machen wir einen Kontroll-Rundgang um unser Fahrzeug. Der Sternenhimmel wolkenlos, eine angenehm kühle Nacht steht uns bevor. Tja, zum Glück haben wir ein gutes Bett und zwei warme Duvets.
Wir blicken in das Portier-Häuschen und stellen erstaunt fest, dass ein Tankstellen-Bewohner hier auf dem Boden auf einer Kartonunterlage bereits schläft. Der Mann liegt in gekrümmter Haltung, das Häuschen ist zu klein um gestreckt zu liegen. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, döst er vor sich hin. Der Anblick gräbt sich tief in unser Inneres. Später liegen wir unter der warmen Bettdecke und haben Gesprächsstoff. Nur 2,5 m trennen uns von einem menschenunwürdigen Schlafplatz.
Am frühen Morgen verlassen die ersten Trucks die Tankstelle und es wird Zeit zum Aufstehen. Der Blick ins kleine Wärter- häuschen zeigt uns, dass das Nachtlager vom Tankstellen-Bewohner noch nicht geräumt ist. Wir sitzen im Camper beim Frühstück. Kaffee, Fruchtsaft, Müesli mit Milch, frischen Früch- ten und Joghurt. Etwa 6 m von uns entfernt steigt ein anderer Tankstellen-Bewohner in einen grossen Müll-Container und sucht nach Essbarem. Er durchwühlt Kartonkisten, reisst Kehrrichtsäcke auf, leert Pet-Flaschen und findet da und dort noch etwas Essbares und Trinkbares im Abfall. Dabei sitz er auf dem Rand des Müll-Containers und stillt seinen Früh- stückshunger. Etwas später verlässt er die Müll-Kippe, in der Hand einen durchsichtigen Plastiksack mit essbarem Abfall. Sein Mittagessen hat er sich für heute gesichert. Morgen wird er bestimmt wieder zurückkommen und für eine neue Mahlzeit aus dem Müll-Container Ausschau halten. Der Schlafende im Portier-Häuschen ist noch nicht aufgewacht als wir den Parkplatz verlassen. Seine nächste Nacht wird er bestimmt wieder hier verbringen.
Tja, was für einen Unterschied, wenn man zuhause am TV- Bildschirm sitzt und solche Bilder zu Kenntnis nimmt, weit ab von fernen Ländern. Jetzt haben wir wieder ganz nah zwei Menschen gesehen, die täglich um das Nötigste kämpfen. Das geht uns unter die Haut! Die Realität vor Ort ist erlebt und macht uns sehr nachdenklich. Wir können solche Begegnungen nicht einfach ausblenden wie am TV-Bildschirm.
Topes – adieu!
Als wir im 2011 die Grenze USA – Mexiko in Tecate überquerten, machten wir die ersten Bekanntschaften mit den unliebsamen Bodenwellen. Von Mexiko bis Patagonien finden wir sie in allen Ländern mehr oder weniger zahlreich in allen Varianten quer über den Strassen. Ein wirksames Mittel, dass alle Verkehrsteilnehmer ihr Tempo auf Schrittgeschwindigkeit redu- zieren. In vielen Dörfern und Städten haben sich die Strassenverkäufer an den Topes eingerichtet, um so den fast stehenden Fahrzeugen ihre Produkte anzupreisen. Von Reisenden haben wir gehört und auch gesehen, welche Schäden eine übersehene Bodenwelle anrichten kann. Die Palette reicht von Fahrzeug-Rahmenbruch, über abgerissene Blattfedern, bis zur zerstörten Hinterachse. Besonders jene hohen Bodenwellen, die keine Signaltafeln am Strassenrand haben sind gefährlich. Je nach Strassenbelag, Schatten und Sonnenlicht, aber auch in der Abenddämmerung, sind sie sehr schlecht zu sehen. Tja, man muss sich mit diesen Tempo-Reduktions-Bodenwellen ein wenig anfreunden, sonst wird die Reise in den Süden zur Qual.
So sind wir in den letzten Tagen auf dem Weg nach Norden besonders vorsichtig, dass unsere vier Augen auch jeden Topes rechtzeitig sehen und so fast bis zum Stillstand abbremsen. Als wir von San Luis Potosí nach Saltillo fuhren, begleitete uns eine Bahnlinie für Güterzüge über viele Kilometer. Etwa 10-mal mussten wir das Bahntrasse überqueren. Regine wollte es genau wissen, wie viele Boden- wellen beidseitig der Bahnschiene quer über die ganze Fahrbahn gebaut wurden.
Regine zählte und zählte… nein, nicht etwa 10, 15 oder 20 Bodenwellen! Beidseitig der Bahnschiene hat es je 14 Topes, manchmal auch 16. So überfahren wir an jedem Bahn- übergang zwischen 28 und 32 Bodenwellen! Das macht bei 10 Bahnübergängen… lassen wir das! Wer hier auf dieser kleinen Hinterland Strasse das Tempo nicht drastisch reduziert, liegt spätestens beim Tope 8 oder 10 im Strassengraben. Die Bodenwellen auf dieser Strecke sind so gebaut, dass jede ein paar Zentimeter höher, resp. grösser ist. Die letzten 4 bis 5 Bodenwellen haben dann Katapult-Potential. Nun wir haben es geschafft. Wir nähern uns der Grenze zur USA und ein letztes Foto von der Tope-Tafel nehmen wir als Souvenir mit.

wir sind in Texas unterwegs
Texas – ein Lied erinnert uns an die Jugendzeit
Die Fläche von Texas ist gut 16-mal grösser als die Schweiz. Bei uns im Kopf existiert der „Wilde Westen“ nur in der Vergangenheit. Hat- ten wir doch in der Jugend verschiedene Western-Filme mit bekann- ten Schauspielern im Kino gesehen und uns das Land, die Cowboys und die Landschaften im Kopf eingeprägt. Tja, das ist alles sehr lange her. Und jetzt fahren wir durch das grosse Land, besuchen die staubige Prärie, die grossen Wüsten mit ihren Kakteen, halten Ausschau auf Lassos und Reiter. Ein Lied, das wir in den 1960-iger Jahren am Lagerfeuer hörten, liegt uns heute noch in den Ohren.
An den Ufern des Mexico River, zieht ein Wagen so ruhig dahin,
ja dahin, und ich bin ja so glücklich
und zufrieden, dass auch ich ein Cowboy bin.
Bin im Westen von Texas geboren, mit den Pferden da kenn
ich
mich aus, ja mich aus, seht dort
drüben am Waldrand da stehet, mein geliebtes Rancherhaus. 
Wenn am Abend die Feuer entflammen, dann schlägt höher dem Cowboy sein Herz, ja sein Herz, und er träumt von vergangener Liebe, von Treue und Sehnsucht und Schmerz.
Wenn ich einmal muss reiten ins Jenseits, wenn gekommen mein letzter Tag, letzter Tag, dann gräbt ihr mir, Cowboy, als letztes, an den Ufern des Rivers mein Grab.

unterwegs sehen wir an einigen Einfahrten zur Ranch kleine Kunstwerke aus Eisen
Eine Atempause im Big Bend Nationalpark
Die Anreise von Laredo der mexikanischen Grenze entlang in den Nationalpark zieht sich in die Länge. Texas ist „big“! Das Herz- stück vom 3200 qkm grossen Big Bend Nationalpark sind das Chisos Basin. Eine Wüsten-Gebirgswelt, wo einige Trails ihren Ausgangspunkt haben. Hier entdeckte Regine im Verborgenen einen grossen, feuerrot blühenden Claret cup cactus. Eine Augenweide! Die Lebensräume variieren zwischen 500 bis 2300 m Höhe, entsprechend hat sich die Pflanzen- und Tierwelt dem extremen Klima angepasst.
Wir verbringen vier Tage im Big Bend und wandern an ver- schiedenen Orten durch die karge Landschaft. Zwei Nächte verbringen wir in Rio Grande Village, wo der Park eine einfache Infrastruktur mit Camping hat. Der Boquillas Canyon Trail ist am Abend besonders schön, da die Sonne mit ihren letzten Strahlen die hohen Felswände in ein gelb-rotes Licht ver- zaubert. Dabei spiegeln sich die Felsen im sanft dahinflies- sendem Rio Grande. Zu Fuss könnten wir den schmalen Fluss überqueren und wären bereits wieder in Mexiko.
Den Trail zum Balance Rock erreichen wir über eine 12,5 km lange Wellblechpiste. Wie dieses Kunstwerk der Natur über Tausende von Jahren entstanden ist, sollte man in einem Zeitraffer-Film anschauen können. Der Ausblick von der Bergspitze ist grossartig, fast ein 360 Grad Wüstenpanorama liegt uns zu Füssen.
Der Ross Maxwell Scenic Drive, eine gut ausgebaute Strasse über 50 km nach Castolon, bescherte uns viele, interessante Zwischenstopps. Kurvenreich führt die Strecke durch eine farbige Wüstenlandschaft, mit Klippen, Hügeln, Ebenen, Canyons und Mesas. Lava und vulkanische Asche gaben dieser Region ihre Farben. Die Erosion verändert die Landschaft permanent.
Von Castolon führt die Strasse am Rio Grande entlang, wo wir am Santa Elena Canyon Aussichtspunkt weiter in die Schlucht wan- dern. Zu Beginn müssen wir aber den Terlingua Creek, der je nach Regenmenge unterschiedlich Wasser führt, durchqueren. Je weiter man dem Rio Grande in die Schlucht folgt, umso höher werden die senkrechten Felswände. Bis zu 450 Meter hoch und je weiter man in die Schlucht eindringt, verengt sich der Flusslauf. Dort wo der Weg zu Ende ist, steigen die Felsen senkrecht aus dem Wasser. Tja, jetzt ist ein kleines Boot oder Kanu für die weitere Erkundungstour in der langen Schlucht notwendig. Ein junges Paar watet mitten im Rio Grande im hüft-tiefen, braunen Wasser aus der Schlucht. Nichts für uns!
Wir machen uns auf den Weg zum Terlingua Abajo Campingplatz. Der abgelegene Wüsten-Camping hat nur 4 Plätze, ohne Infra- struktur. Wir haben einen reservierten Platz. Ausserhalb der Campingplätze darf man im Park nicht übernachten. Sind alle Stellplätze besetzt muss man den Nationalpark verlassen. Die Tiere in der heissen Wüste machen sich tagsüber rar. Zwei Jackrabbits, Wüstenkaninchen, mit langen Ohren besuchen uns am frühen Morgen. Wir verlassen über die Old Maverick Road den Park und besichtigen am Nachmittag die Geisterstadt Terlingua. 