Reisebericht

01. - 30.09.08 Alice Springs - Cape York - Port Douglas
Ende August besuchten wir in Alice Springs die 47. "Henley on Todd Regatta", das grösste Trockenbootrennen der Welt. Ein Mega-Event für Alice Springs, der jährlich viele Touristen anzieht. Auf dem Programm stehen Wettkämpfe mit bodenlosen Booten im trockenen Flussbett des Todd Rivers. Zuerst fand ein farbenprächtiger Umzug mit den Booten durch die Fussgängerzone statt.
Erwachsene und Kinder, Weisse und Schwarze trugen ihre bunten Boote in grossen und kleinen Gruppen anschliessend in den grossen, breiten und ausgetrockneten Todd River. Dann folgte im sandigen Flussbett ein Non-Stop-Programm: Rennen mit den bodenlosen Booten, Boote auf Schienen, die mit Schaufeln im Sand vorwärts bewegt wurden, Triathlon, Sand in Fässer füllen, Seilziehen, kleine Badewanne mit Person tragen, Beach-Sprint, Bob mit Person ziehen, mit grossen Eisenräder rollen und vieles mehr. Dies alles wettkampfmässig im weichen, sandigen und warmen Flussbett. Für uns ein unterhaltsamer Nachmittag mit einer super Organisation. Fantasievoll und spannend!
Am Abend zog es Regine noch in den Bottleshop um eine Flasche Wein zu kaufen. Dort musste sie ihren Ausweis zeigen und der Verkäufer schaute im PC nach, ob sie "registriert" ist. Sie hatte keinen Eintrag und bekam eine Flasche Cabernet Sauvignon 2007! Welch junge Frau begleitet Walter auf der Reise, dass sie einen Ausweis beim Kauf von Alkohol zeigen muss!
Das Rainbow Valley, ca. 70 km südlich von Alice Springs, zeigte seine farbige Schönheit in düsterem grau. Zum ersten Mal hatten wir keinen blauen Himmel um die farbigen Felsformationen zu fotografieren. Von dort machten wir uns auf den Weg zur Old Ghan Railway-Route am westlichen Rand der Simpson Desert. In der Nähe von Hugh River begegneten wir einem Dutzend wilder Kamele. In der roten Wüste fühlen sie sich zuhause und neugierig kam ein Tier und schaute ins Innere unseres Fahrzeuges.
Keine einheimische Tierart. Die Kamele wurden in den 1840er Jahren als Lasttiere aus dem mittleren Osten importiert. Man brauchte sie für Expeditionen, den Bau von Telegrafen-leitungen und der Eisenbahn, sowie zur Versorgung entlegener Farmen. Als die Technik mit der Eisenbahn und den Autos grosse Fortschritte machte, brauchte man die Lasttiere nicht mehr und schickte sie in die Wildnis. Da sie keine natürlichen Feinde hatten, vermehrten sie sich entsprechend. So schätzt man heute ihren Bestand auf mehrere hunderttausend Tiere, die frei in der Wüste leben. Dadurch sind auch Pflanzen in den Trockengebieten gefährdet, die von den Tieren vertilgt werden.

Bei der Bahnhof-Ruine von Rodinga mit ihren Überresten beschreiben Infotafeln den geschichtsträchtigen Bau der Eisenbahnlinie von Alice Springs nach Port Augusta. Eine grossartige Eisenbahn-Pionierleistung in einer extremen Landschaft. Der Start zum Bau der "Old Ghan Railway" erfolgte im Jahre 1878. Der Aufschwung von Alice Springs begann 1929 mit der Fertigstellung der Bahnlinie. 4 Jahre später hatte Alice Springs bereits 200 Einwohner.
Mit der Schaufel wühlten wir in der Umgebung im roten Sand und fanden alte, verrostete Schrauben und Metallteile. Doch unser Interesse galt den alten Schwellen-Nägeln aus der Pionierzeit. Der Aufwand lohnte sich. Fünf Schwellen-Nägel mit unterschiedlichen Formen brachte die Schatzsuche.
Nun nahmen wir Kurs ostwärts über Alice Springs in die East MacDonnell Ranges. Wir übernachteten im gut besuchten Bushcamp in der Trephina Gorge. Vor Sonnenuntergang unternahmen wir noch zwei Rund-wanderungen. Zuerst gings hinauf auf der rechten Schluchtseite zum Lookout, dann zurück ins Flussbett und auf der linken Seite hoch über Felswände, in den hinteren Teil der Schlucht. Die roten Felswände leuchteten in der untergehenden Sonne. 110 km östlich von Alice Springs suchten wir den Weg zur alten Goldgräberstadt Arltunga. Die erste Stadt in Zentralaustralien die sich durch Goldfunde 1887 einen Namen machte. Im Visitor Centre besuchten wir eine sehr interessante Ausstellung zum Thema "Goldgräber in Arltunga". Auf Fotos und Zeichnungen konnte man in die Goldrauschzeit von damals eintauchen. Die Goldsucher reisten oft zu Fuss vom 600 km entfernten Oodnadatta-Bahnhof nach Arltunga. Die restaurierte Polizeistation und ein kleines Gefängnis, sowie diverse Goldgräberwerkzeuge und Maschinen interessierten uns.
Die Abkürzung über das Hochplateau zum Plenty Highway brachte uns arg ins Schwitzen. Der 60 km lange "Cattlewater-Pass" bot ein exklusives Track-Abenteuer. Vier Stunden brauchten wir durch diese einsame Gegend auf den Spuren alter Edelsteinsucher. Auf die roten Granat-Kristalle konnten wir kaum Ausschau halten, denn die Strecke forderte uns ganz. Die kurvenreichen, sandigen und sehr steilen Flussquerungen brachten unser Fahrzeug oft in Schräglage, so dass sich Regine mit beiden Händen auf dem Beifahrersitz festklammerte. Eigentlich sollte man solche Tracks zweimal unter die Räder nehmen. Bei der ersten Fahrt konzentriert man sich so auf den Weg und auf das "Durchkommen" ohne Panne, dass das Geniessen der Landschaft oft zu kurz kommt. Wenn dann die Strecke geschafft ist, die Anspannung gelöst, ja, wenn wir wieder ganz locker hinter dem Steuerrad sitzen, dann nochmals den gleichen Track geniessen und die Landschaft auskosten. Man weiss jetzt, man kommt durch und kennt dann die sehr schwierigen Passagen.
Auf dem Plenty Highway gehts nun ostwärts. Diese Stock-Route führt ca. 70 km nördlich von Alice Springs nach Zentral-Queensland. Ein paar Kilometer nach Atitjere übernachteten wir etwas abseits der Gravelroad. Der Horizont verfärbte sich in ein leuchtendes rot (siehe Bildergalerie) und am Feuer schauten wir in die klare Sternennacht. Am nächsten Tag fuhren wir ganz ohne "Trafic" zum Plenty River, der kein Wasser führte, und weiter zum Jervois-Roadhouse. Dort begrüsste uns eine jüngere Farmersfrau sehr herzlich. Seit 5 Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den vier kleinen Kindern in Jervois. Ihr Mann arbeitet auf der Rinderfarm, welche ca. 9000 Rinder hat. Die ganze Farm hat eine Fläche von 5000 Quadratkilometer. Insgesamt wohnen hier fünf Erwachsene und ihre vier Kinder. Etwa alle 9 Wochen fährt sie nach Alice Springs, 350 km ein Weg, um die nötigen Einkäufe zu tätigen.
Ihre Kinder geniessen den Schulunterricht von der "School of the Air" aus Alice Springs. Langweilig wird es ihr nicht. Sie bedient halbtags die Tankstelle und den kleinen Kiosk, der ein Juwel ist! Auch ein Camp mit WC und Duschen gibt es und wird Strom verbraucht, hört man von weitem den Generator. Sie hat fast täglich Kontakt mit Touristen und gibt gerne Auskunft über die Strassenzustände. Die nächsten 70 km sind "Corrugation" (Waschbrett-Piste) anschliessend ist die Gravelroad in gutem Zustand. 2006 hatte der Plenty-River Wasser, jetzt ist alles trocken. Sie liebt das Outback und das "Land of Cattle". Solche Gespräche bereichern unseren Reisealltag. Ihre Angaben zum Pistenzustand waren perfekt, nach 70 km hatten wir eine Piste vom Feinsten.
Ein grosser Termitenbau, viel Spinifex-Gras, Mulga Büsche und ab und zu ein paar Rinder säumten den Weg. In Tobermorey an der Grenze zu Queensland stellten wir unsere Uhren um eine halbe Stunde vor. Dort entschieden wir uns für den Donohue-HWY nach Boulia. Die 250 km lange Piste war hervorragend, abgesehen von den puderweichen Bulldust-Abschnitten. Die fast leere, wüstenähnliche Landschaft zeigte uns ein 360 Grad Panorama mit allen Varianten von Fatahmorganas. Mitten in dieser grenzenlosen Weite schlugen wir unser Nachtlager auf und erlebten einen unvergesslichen Sonnenuntergang in einer totalen Outback-Stille. (Bildergalerie) Ein paar alte Bäume dienten als Fotosujet bevor der Sternenhimmel sich in voller Pracht zeigte.
Noch hatten wir rund 100 km bis Boulia vor uns, als Walter auf der schnurgeraden Piste hart auf die Bremse trat. "War das ein Ast oder ein Tier", fragte ich Regine und rannte etwa 40 Meter zurück. Nein, kein Holzstück, ein Dragon, der sich nicht rührte. Aber seine Augen fixierten mich. Nun versuchten wir das "Urtier" aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren. Der blendende Sonnenschein um 12 Uhr mittags auf der hellen Piste erschwerte das Aufnehmen. Zum Glück lief der Dragon nicht davon, aber seine Augen beobachteten jede Bewegung von uns.
Als Regine von hinten an den Dragon herantrat, witterte er Gefahr und er stellte sich langsam auf die Füsse. Dabei veränderte er seine Körperform zu einem Oval, so dass er viel grösser, resp. breiter aussah. Den Kopf aufgerichtet, zum Teil mit geöffnetem Maul beobachtete er uns mit sehr grosser Aufmerksamkeit. Mit seinen vielen kleinen Stacheln und den spitzen Krallen an den fünf Zehen erschien er uns wie eine kleine drachenähnliche Gestalt.  Mit einer Länge von etwa 40 cm ist er in der weiten Landschaft kaum wahrzunehmen. (siehe Bildergalerie) Unsere Begegnung dauerte über eine Stunde. Nach diesem Erlebnis mitten im Outback fragten wir uns, warum sind wir eigentlich nicht zu Fuss unterwegs. Wir würden ja viel mehr sehen!
Nach über 700 km "Halbwüste" erreichten wir den Diamantina Highway. Auf dem einspurigen, schmalen Teerband von Boulia nach Mount Isa trifft man wieder auf Gegenverkehr. Da ist eine besondere Fahrweise auf den nächsten 300 km gefragt. Beim Kreuzen müssen beide Fahrzeuge die schmale Teerpiste teilen. Doch die zum Teil hügelige, kurvenreiche Strasse ergab oft keine Weitsicht für den Gegenverkehr frei. Dass die meisten entgegenkommenden Fahrzeuge ihr Tempo (80-100km/h) beim Kreuzen nicht drosseln, spürten wir schnell. Die Fahrzeughälfte auf dem unbefestigten Strassenbord brachte hinterher oft einen kleinen "Steinregen". Unsere Windschutzscheibe lässt grüssen...!
Mount Isa ist eine der grössten Städte der Welt mit etwa 23'500 Einwohner. Mit einer Fläche von 41'000 Quadratkilometer, Stadt und Umgebung, ist sie so gross wie die Schweiz. Auf dem Stadtplan steht: "Mount Isa, North West Queensland, is one of the biggest cities in the world with an area of 41'000 square kilometres - equivalent in size to Switzerland". Dass die längste Hauptstrasse dort 188 km lang ist, versteht sich. Sie verbindet Camooweal mit Mount Isa. Und da Camooweal "administered by Mount Isa City" ist, ergeben sich echte australische Dimensionen.
Die Stadt liegt eingebunden im The Gulf- und dem Savannah-Country im Norden, der Simpson Desert im Westen, dem reichen Cattle-Country im Süden und dem Grassland im Osten. Die Minenstadt zeigt grosse Abraumhalden und hohe Kamine prägen die Oase. Täglich werden 38'000 Tonnen Eisenerz gefördert. Der Grossteil davon wird unter Tage abgebaut. Die Schächte reichen bis in eine Tiefe von 2000 m. Der kostbare Rohstoff wird per Bahn nach Townsville transportiert. Die "Mount Isa Mining Limited" gehört zu den grössten Produzenten von Kupfer, Silber, Zink und Blei. Die "Oase" der reichen Erzminenstadt lässt keine Wünsche offen. Wir kauften Lebensmittel im grossen Shopping Centre und waren erstaunt über das riesige Angebot. So viele neue, schöne und grosse Fahrzeuge sahen wir seit Monaten nicht mehr. Am Schluss der Informationen auf dem Stadtplan steht: "Remember: You're not a real Aussie 'till you've been to the Isa". Nach drei Tagen Stadtleben zog es uns aber wieder ins Outback. Über den Barkly HWY nach Cloncurry, von dort in den Norden nach Normanton, erreichten wir den Savannah-Way.
Normanton mit seinen ca. 1500 Einwohner, den gut erhaltenen, alten Häusern und der sehr schönen restaurierten Railway Station, ist ein wichtiges Zentrum am Golf von Carpentaria. Im kleinen Museum im historischen Bahnhof hielten wir uns lange auf. "Discover The Outback with a real legend..." steht auf einem Plakat. "The Gulflander" fährt heute noch auf der 152 km langen Strecke einmal in der Woche nach Croydon und zurück. Die ältesten Museumsstücke datieren aus dem Jahr 1886. Die zahlreichen, alten Gegenstände aus der Bahn-Pionierzeit brachte uns ins staunen. Von alten Werkzeugen über Einrichtungsgegenstände alter Bahnwagen und Stationen, bis zu dem kuriosen Antriebs-Untergestell aus dem letzten Jahrhundert sieht man einen spannenden Querschnitt aus der damaligen Zeit. Die alte Bahnstrecke und der Savannah-Way verlaufen nebeneinander nach Croydon. So besuchten wir auf der Strecke nach Croydon die kleine "Blackbull" Bahnstation, ein "Original" im Outback. In der geschichtsträchtigen Goldgräberstadt Croydon fanden wir dann noch die "andere Hälfte" der Nostalgie-Railway. Die Fahrt mit dem Gulflander auf dem alten Bahntrasse dauert etwa fünf Stunden mit allen Zwischenhalten. Da lässt sich das Outback wirklich geniessen und "best of all, The Gulflander, you can stop at anything of interest"! Zum Glück können auch wir mit unserem Bushcamper überall anhalten, denn wir finden laufend "anything of interest".
Vorbei an Rinderherden und langen Strassenbau-Abschnitten rollten wir durch die savannenartige Buschlandschaft nach Mount Surprice. Dort kreuzten wir die Bahnlinie vom "Savannahlander". Der historische Zug fährt von Cairns über Mount Surprice nach Forsayth. Der 850 km lange "return trip" erfordert 4 Tage über das Atherton Tableland und die Gulf Savannah. Im Prospekt wird Werbung gemacht: "Want the driver to stop so you can take a photo. Just ask!" Wenn wir mit diesem Zug unterwegs wären, würden 4 Tage nicht genügen, denn unsere Foto-Stopps sind zu zahlreich.
Nach über vier Monaten quer durch die Bush- und Savannen-Landschaft, Sand- und Steinwüsten, erblickten wir zum ersten Mal den grünen, tropischen Regenwald im Atherton Tableland. Der Kontrast ist gewaltig. Auf den ersten Kilometern durch den dichten Regenwald kamen wir überhaupt nicht weiter. Wir sahen auf einmal so viele verschiedene, grün leuchtende Pfanzen, Büsche, Farnbäume und Palmen, dass wir uns kaum satt sehen konnten. Ein leichter kurzer Regen verpasste dem Wald ein frisches, besonders grünes Aussehen. Als wir in der Dunkelheit und bei Nieselregen in Millaa Millaa eintrafen, fanden wir den Camping nicht. So übernachteten wir in dem kleinen Ort an der Hauptstrasse vor einem leerstehenden Haus. Tags darauf erblickten wir dann den Campingplatz nur 250 Meter entfernt. Wir glauben, der Regenwald verwirrte uns ob seiner Schönheit!
In Cairns, der modernen Hauptstadt des tropischen Nordens, quartierten wir uns für die nächsten vier Tage ein. Zuerst suchten wir in der Stadt das "Department of Immigration" auf. Dort füllten wir die Visa-Formulare für den Aufenthalt der nächsten 6 Monate aus. Anschliessend wurden wir in ein kleines Büro beordert. Dort erwartete uns eine sehr freundliche Beamtin, die unser Gesuch überprüfte. Noch wurden ein paar Fragen geklärt und sie war begeistert von unserer grossen Reise in Australien. Nach einer Stunde verliessen wir den Bürokomplex, im Pass eingeklebt das Visa gültig bis Ende April 2009. Die speditive und unkomplizierte Dienstleistung war sehr touristenfreundlich und verdient ein grosses Lob!
Für den Tagesausflug nach Kuranda wurden wir beim Camping mit dem Bus abgeholt und zur "Freshwater Station" gebracht. Dort stiegen wir um in die historische Eisenbahn. Diese 1891 fertig gestellte Kuranda Scenic Railway führte uns dann auf einer 34 km langen Strecke durch den tropischen Regenwald. In den engen Kurven quitschten und knarrten die alten Wagen, die sehr schön restauriert sind. Die kurvenreiche Fahrt führte durch viele Tunnels und über Brücken, dabei waren über 300 Höhenmeter zu bewältigen. Am Barron Falls Lookout gabs einen Zwischenhalt um den 265 m hohen Wasserfall zu knipsen. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir das tropische und touristische Kuranda.
Zu Fuss gings auf Entdeckungsreise durch den Regenwald. Uns kam es vor, als wanderten wir durch ein lebendes Museum, welches besondere Pflanzen und Tiere beherbergt. Der Wald ist so dicht und kompakt, dass man an den meisten Orten nur auf den vorgegeben Pfaden wandern kann und darf. Die Rückfahrt am späten Nachmittag erfolgte mit der Gondelbahn hoch über den Baldachin des Barron Gorge Nationalparks. Die Fahrt der 7,5 km langen Skyrail unterbrachen wir zweimal. Bei der Barron Falls Station hat es ein sehr interessantes Regenwald Informationszentrum. Bei der Red Peak Station, im Herzen des Regenwaldes, gibt es auf einem sehr langen Bretterpfad Informationen über die rund 160 verschiedenen Arten von Regenwaldpflanzen. Der Regenwald begeistert uns. In dieser grünen, artenreichen Landschaft werden wir noch viel unterwegs sein.                    
Der lange Track: Cape York
Cairns - Cape Tribulation - Cooktown - Lakefield N.P. - Cape York - Port Douglas. Danach zeigte unser Tacho 2153 km.
Noch nie hatten wir soviel "Gesprächsstoff" betreffend Route ins Cape York bei der Reisevorbereitung. Hätten wir diese Strecke vor 30 oder 40 Jahren gemacht, das Erlebte hätte bestimmt ein kleines Buch gefüllt. Auch wenn heute viele abenteuerliche Routen, Passagen und Flussquerungen touristenfreundlich ausgebaut wurden, bleibt die Fahrt zum Cape York ein unvergessliches Erlebnis. Die Landschaft hat sich in uns "eingebrannt" und "The Tip", wie die Spitze des Kontinents auch genannt wird, hat sich für uns gelohnt.
Wir wollten vor der Regenzeit, die von November bis April dauert, auf die Stecke gehen. Auf trockenen Pisten ist es für uns viel angenehmer unterwegs zu sein, trotz den grossen und langen "Staubfahnen" bei entgegenkommenden Fahrzeugen. Gibt es eine grössere Fahrzeugpanne, bleibt noch genügend Zeit, um vor der Wet Season diese in Ordnung zu bringen. Mitte September war es soweit. Die erste Tagesetappe führte uns von Cairns der Küste entlang zum Cape Tribulation. Der Daintree National Park mit dem Regenwald, dem weissen Sandstrand, der von Palmen, Farnen und Mangroven gesäumt ist, zeigte uns einen ersten Einblick in die grüne Landschaft. Auf dem Bloomfield Track (4WD) rollten wir weiter bergauf, bergab, meist durch ausgetrocknete Flüsse, zum Teil auf sehr schmalen Pisten, dafür immer im tropischen Regenwald. Am späten Nachtmittag erreichten wir das 110 km entfernte Cooktown. Vom Aussichtspunkt Grassy Hill blickten wir auf die Küste und die Flussmündung des Endeavour Rivers. Ein geschichtsträchtiger Ort. Hier landete James Cook im Naturhafen und reparierte vom 17. Juni bis 4. August 1770 die "HMS Endeavour". Im James Cook Museum gibt es einen Einblick in vergangene Zeiten. Als man am Palmer River Gold fand reisten weisse Siedler in die Gegend. Cooktown war 1874 die zweitgrösste Stadt in Queensland. Damals hatte die Stadt 30'000 Einwohner und 50 Hotels. Heute leben noch etwa 1500 Einwohner in Cooktown und drei Hotels genügen.
Von Cooktown über Old Laura im Lakefield National Park gings nordwärts auf der Peninsula Developmental Road. Auf der guten Gravelroad kamen wir flott vorwärts. Bei konzentrierter Fahrt schafften wir 60 - 80 km in der Stunde. Nach vielen Fotostopps, einer kurzen Rast beim Musgrave Roadhous und in Coen, erreichten wir am Abend das Archer River Roadhouse. Das Camp war gut besetzt und wir freuten uns auf eine Dusche, die wir bitter nötig hatten. Unser Nachtessen: Gschwellti mit Käse! Morgens um 5.30 Uhr packten die ersten Camper zusammen und fuhren Richtung Cape York. Eine Stunde später sassen auch wir an unserem Frühstückstisch und planten die nächste Etappe in den Norden. Ob wir den "Old Telegraph-Track" oder die Umfahrung nehmen, war Thema beim Morgenessen.
Eine Wasserstand-Messlatte beim Charlotte Creek zeigte uns, dass in der Regenzeit die Flussquerung nicht ganz einfach ist. Wir hatten Glück, der River war fast trocken. Die Landschaft in den Norden ist recht vielfältig. Offenes Buschland, verschiedene Arten von Termitenbauten, Baumstämme die mit rotem Staub bedeckt sind, besonders aber die grossen und kleinen "Grass Trees", sowie die zahlreichen farnähnlichen Zykaden, veranlassten uns die Fahrt immer wieder zu unterbrechen. Durch dichte Waldabschnitte erreichten wir die Moreton Telegraphen Station mit Jahrgang 1887. Nach 42 km, in Bramwell Junction, biegt die Piste nach Osten ab zur Bamaga Road, die als Umfahrung zum alten Telegraphen-Track erstellt wurde.
Wir wussten, dass der "Old Telegraph-Track" ein Abenteuer und ein fahrtechnisches Highlight zum Cape York ist. Unsere Regel war klar. Wir fahren immer nur soweit, dass wir jederzeit den Rückzug antreten können. Nach 4 km kam der Palm River, der jedoch kein Wasser führte. Nach der Besichtung der schmalen, sehr steilen Gasse zum Flussbett hinab, kamen erste Zweifel auf. Einen ca. 60 cm hohen, fast senkrechten Steinblock lag quer verankert mitten in der Zufahrt. Die Abfahrt hätte man versuchen können, doch für unseren Bushcamper mit entsprechender Höhe gab es definitiv dann kein zurück mehr. Ein "Aussie" vor uns schaute die Passage an, stieg wieder ein und suchte sich einen anderen Weg entlang dem Fluss. Kurze Zeit später kam er wieder zurück. "That's crazy", sagte ich zu ihm und er legte den Gang ein und fuhr los. Kurz darauf schlug er mit dem Fahrzeugboden zweimal hart auf und seitlich streifte er die schmale Furt. Nun war der Fall für uns klar. Wir legten den Rückwärtsgang ein und rollten auf die grosse Umfahrungsstrasse. Für uns gibt's Grenzen, denn wir wollen noch lange und unfallfrei weiterreisen.
Mitten im Regenwald bei den Elliot- und Twin-Falls schlugen wir unser Nachtlager auf und erfrischten uns im Fluss-Pool. Ein traumhaftes Camp im Jardine River National Park, das sehr gut belegt war. Solche Übernachtungen mit dem abendlichen Farbenspiel, dem Gezwitscher der Vogelwelt und der anschliessenden Outback-Stille sind immer ein sehr starkes Erlebnis. Frühmorgens noch in der Dunkelheit herrscht emsiges Treiben auf dem Camp. Man will weiterreisen, bevor die Sonne unbamherzig herunterbrennt. Oft gehören wir zu den "Letzten" die das Bushcamp verlassen, den unser Tag beginnt immer mit einem guten Frühstück.
Nach 70 km erreichten wir den Jardine River. Als es noch keine Fähre gab musste man den "Weg" durch den tiefen Fluss suchen, wobei dann je nach Wasserstandshöhe die Weiterfahrt auf sich warten liess. Nun kam für uns die teuerste Strecke in Australien. Das Retourticket der Fähre kostete für uns 88 Dollar bei einer Flussbreite von ca. 35 Meter. Die Überfahrt dauerte dafür nur gerade knappe zwei Minuten. Eine wahre "Goldgrube" fast am Ende einer sehr langen Reise. Über Injinoo und Bamaga näherten wir uns nach weiteren 80 km der Felsenzunge vom Cape York. Auf den letzten Kilometern fuhren wir durch einen Regenwaldstreifen, der an verschiedenen Stellen sein geschlossenes "Dach" über die schmale Piste legt. Traumhafte Urwaldriesen mit ihren "Buttress roots", Palmen, Lianen, Boonji Würgefeigen und viele Epiphyten (Aufsetzerpflanzen) zeigten sich in schönster Pracht. Noch ein paar hundert Meter zu Fuss über die Felsenzunge und wir stehen am nördlichsten Punkt des Australischen Festlandes. Umgeben von drei Seiten Wasser, der Coral Sea im Osten, Torres Strait am "Tip" und dem Gulf of Carpentaria im Westen, schauten wir auf die Wasseroberfläche und umarmten uns. Wirklich, ein aussergewöhnliches Erlebnis am "Tip" von Australien zu stehen. Nur noch 180 km von Papa New Guinea entfernt...!
Das Wetter begrüsste uns mit Wolken, Regen und Sonnenschein. Touristen kamen und gingen, doch wir blieben eine Weile vor Ort, obwohl ein starker Wind wehte. Eine solche Umgebung muss man geniessen, nicht nur für einen Augenblick! Cape York ist geschafft und bleibt unvergesslich! Später, auf der langen Rückreise nach Port Douglas sassen wir beide ganz locker und glücklich hinter dem Steuer.
Auch diesen Monat können wir nur einen kleinen Ausschnitt des Erlebten aufs "Netz" legen. An alle die uns mit tollen, langen und lieben Mails reich beschenken, ein grosser herzlicher Dank! Wir freuen uns immer über alle "News" aus der Heimat. Wir sind aber nicht in der Lage die vielen Mails persönlich zu beantworten.
Zum Abschluss vom Monat September das Bettmümpfeli:
"Jede Landschaft hat ihre eigene besondere Seele, wie ein Mensch, dem du gegenüberstehst." (Christian Morgenstern)
Auf der Reise zum Cape York spürten wir diesen Gedanken.

 

zurück