Reisebericht Uruguay

01. - 23.04.2014 Buenos Aires - Colonia del Sacramento - Salto - Termes del Arapey -
                               Tacuarembo - Montevideo - Paraiso Suizo Ruta Interbalnearia km 77.500
Fähre Buenos Aires – Colonia del Sacramento
Der Terminal Buquebus an der Fähranlegestelle hat fast ein bisschen Flughafen-Atmosphäre. Das Check-in, die Gepäck- kontrolle und die Zollformalitäten sind in einem modernen Gebäude. Gleich neben der Argentinischen Passkontrolle ist auch das Passbüro von Uruguay. Die Zollformalitäten für das Auto müssen wir aber in Colonia del Sacramento machen. Die sehr grosse Fähre bietet Platz für viele Personenwagen und nur im  hinteren, kleineren Teil gibt es ein paar Plätze für höhere Autos oder Lastwagen. An der Verladerampe stehen an diesem Vormittag kaum ein Dutzend Autos. Die Fahrzeuge werden gleich zweimal kontrolliert, bevor man auf das Schiff fahren kann. Unser Fahrzeug rollt zuletzt in den Schiffsrumpf. Da die Fährschiff-Arbeiter heute kaum Arbeit hatten, denn die paar Fahrzeuge waren schnell platziert, interessierten sie sich für unseren Camper. Jeder wollte einen Blick in die Kabine werfen, was wir ihnen auch gewährten. Besonders die vielen Postkarten an den Möbelfronten, von Nord-, Mittel- und Südamerika, weckten ihr Interesse. Für die Arbeiter bot unser Camper eine Abwechslung. Tja, viel wollten sie wissen und vielleicht träumten sie auch von einer solchen Reise. Erst als die Schiffssirene ertönte, bedienten sie ein paar Hebel, um den Schiffsrumpf mit den grossen Auffahrtsrampen zu schliessen. Was den Personentransport betrifft, ist aber die Fähre sehr gut ausgebucht. Auf den beiden Stockwerken gibt es kaum noch freie Sitzplätze, nur das Erstklass-Restaurant zeigt eine gähnende Leere.
Die schnelle Fähre hat kein offenes Deck. Der Abschied von Buenos Aires durch die Fenster ist etwas trüb, da die Glasfronten eine Reinigung nötig hätten. Kaum aus dem Hafen gleitet die Fähre mit zügigem Tempo über den Río de la Plata. Bis nach Colonia del Sacramento in Uruguay  sind es knapp 60 Kilometer. Nach einer guten Stunde Fahrzeit erreicht sie den Hafen. Wir sind die Einzigen, die noch beim „Aduana“ einen Zwischenstopp ein- legen und die nötigen Fahrzeugpapiere verlangen. Tja, wie ein- fach das geht! Ein freundlicher Zollbeamter füllt gleich auf unserer Kühlerhaube das nötige Formular aus und überreicht uns das Original. Fertig! Wir sind wieder in Uruguay und unser Camper kann 360 Tage im Land bleiben. Will man von Buenos Aires auf dem Landweg nach Colonia del Sacramento fahren, gibt es einen grösseren Umweg über Fray Bentos. Dort gibt es eine Brücke über den Río Uruguay (ca. 485 km). Die Fähre von Buenos Aires nach Montevideo braucht ca. 3 Stunden. Dafür erspart man sich einen Umweg von ca. 600 Kilometer.
Colonia del Sacramento – Rundgang durch das Barrio Histórico
Colonia del Sacramento ist ein bedeutender Ort in der Geschichte Uruguays. Der historische Teil liegt auf einer Landzunge. Im Jahre 1680 wurde er vom Portugiesen  Juan Manuel de Lobo  im Namen des portugiesischen Königs gegründet. Die Halbinsel entwickelte sich mit der Zeit zu einer befestigten Anlage mit etwa 1000 Soldaten. Von hier aus konnte man Handel treiben und hatte über die Flüsse Río Uruguay und Río Paraná Zugang ins Landesinnere. Der Ort war stehts geprägt von kriegerischen Auseinander- setzungen zwischen Portugal und Spanien.  Wir machen einen Rundgang durch das Barrio Histórico, wo uns die besonders groben Kopfsteinpflaste-Wege auffallen.
Durch das rekonstruierte Festungstor, das  beidseitig mit der alten Stadtmauer verbunden ist, gelangen wir in die kleinen engen Gassen. Die niedrigen  kleinen Häuser aus Stein gebaut und mit halbrunden Dachziegeln eingedeckt, wurden recht hübsch Instand gestellt. Die Calle de los Suspiros (Seufzergasse)  lässt uns die kolonialen Zeiten bewusst werden. Tja, da gab es eine Epoche, in der die Frauen seufzten und jammerten, wenn wieder einmal fremde Soldaten in der Stadt waren. Obwohl an diesem Vormittag einige Reisegruppen unterwegs waren, die an besonders wichtigen Plätzen ihren „guía turística“  lauschten, konnte man kein Museum und keine alten Häuser besuchen, da sie erst um 12 Uhr oder 13 Uhr öffneten.

Das fast 300 Jahre alte Häuschen, Museo del Azulejo,  wurde 1987 restauriert und beherbergt alte Kacheln aus Frankreich und Spanien. Warum man ausgerechnet hier die beiden Türeingänge mit grossen, durchgehenden  Glastüren aus der heutigen Zeit bestückt hat, bleibt uns ein Rätsel. Von dem Gebäudekomplex des portugiesischen Gouverneurs, einst das wichtigste Haus der alten Colonia del Sacramento, können wir nur noch die Fundamente  auf dem Platz Manuel Lobo bestaunen. Das Gebäude wurde von den Spaniern  1777 vollständig zerstört.
Im Zentrum des historischen Teils entdecken wir immer wieder malerische Ecken, alte Mauern und Häuser. Kleine Restaurants und Cafés laden ein zum Verweilen. Im Yachthafen liegen ein paar Schiffe. Der Blick über den Río de la Plata Richtung Buenos Aires zeigt uns nur eine ruhige Wasserfläche. Die knapp 60 Kilometer entfernte Hauptstadt können wir infolge der Erdkrümmung nicht sehen.
Abstecher nach Nueva Helvecia
Dieser Ort wurde 1862 hauptsächlich von Schweizern gegründet. Wir wussten von Klaus und Petra, dass es in diesem Ort besonders guten Käse gibt. Die ersten Einwanderer, darunter auch Deutsche, Franzosen und Österreicher, bauten eine eindrückliche Käsepro- duktion auf, die nach wenigen Jahren bereits über die Grenzen Uruguays hinaus bekannt wurde. 1872 baute man hier eines der ersten Hotels unter dem Namen Bungalows Suizo, später das Hotel Suizo. Im Zentrum erinnert auf dem Hauptplatz, dem Plaza de los Fundadores, ein eindrückliches Bronzedenk- mal an die schwere Arbeit der ersten Siedler. Die Kioske rund um den Hauptplatz sind am Dachrand mit den Schweizerwappen bemalt. Auch entdecken wir viele gepflegte Häuser, die beim Hauseingang das Kantonswappen ihrer Vorfahren schön gestaltet haben. Tja, ein bisschen Schweiz in Nueva Helvecia. Mit knapp einem Kilo Käse, unterschiedlichster Sorten, verlassen wir den Ort. Zum Abendessen gibt es „Gschwellti“  und Käse. Tja, wenn man zuerst einmal das Land bearbeiten muss, damit kleine Flächen genutzt werden können, ist das mit harter Arbeit verbunden. So haben die Auswanderer damals den Grundstein gelegt, dass man bis heute in Nueva Helvecia vom "Quesos" spricht und lebt.  
Kuraufenthalt in den Thermen von Arapey – für eine Tasse Kaffee?
Unser fünfter Reiseabschnitt neigt sich dem Ende zu. Noch gut drei Wochen und dann füllt sich unsere Agenda in der Schweiz wieder mit Terminen. Wir fahren in den Norden von Uruguay. Unser nächstes Etappenziel sind die warmen Quellen von Arapey. Nach der Überquerung des Río Arapey Grande biegen wir von der Ruta 3 ab und fahren durch eine Weidelandschaft mit Rindern und Schafen. Nach 19 km erreichen wir die Thermen. Wir sind überrascht von der grossen parkähnlichen Anlage und suchen uns einen schönen parzellierten Stellplatz unter den Bäumen.
Jetzt in der Nachsaison hat es mit Ausnahme von Sams- tag und Sonntag nur wenige Gäste auf dem grossen Campingplatz.  Wasser, Grillstelle, Dumpstelle und Strom gehören zu jedem Stellplatz. Die Thermen von Arapey sind die ältesten des Landes. Im Jahre 1945 stiess man bei der Suche nach Erdöl auf die Wasseradern, die in 725 m und 1300 m Tiefe verlaufen. Das mineralhaltige Was- ser ist auch als Trinkwasser zu gebrauchen. Auf dem ganzen Areal verteilt gibt es etwa 8 Becken in unter- schiedlichen Grössen. Das Baden in dem zwischen 37 bis  41 Grad warmen Wasser mit Anteilen von Jod, Calcium, Magnesium und Fluor ist sehr erholsam.
Besonders für Rheumaerkrankungen ist das Baden sehr wert- voll. Das sehr grosse gepflegte Areal liegt am Ufer des Río Arapey. Es sind die schönsten Thermen von Uruguay und sie haben eine hervorragende Infrastruktur. Neben mehreren Hotels, Motels und Bungalows gibt es ein grosses Areal für Wohnmobile und Zelte. Verschiedene Versorgungsmöglich- keiten, unter anderem eine Bäckerei, Supermarkt, Boutiquen, Coiffeur, Wäschereien, Poliklinik und mehrere Restaurants tragen dazu bei, dass sich die Gäste wohl fühlen. Sogar ein recht gutes Internet beim Restaurant erlaubt uns die News von der Schweiz auf den Bildschirm zu holen. Tja, eine Tagesschau oder eine 10 vor 10 Sendung in dieser traumhaften Thermenlandschaft zu gucken, ist fast schon ein Kulturschock.
Täglich machen wir uns mehrmals auf den Weg zu den unter- schiedlichen Pools, die etwa 300 m von unserem Stellplatz entfernt, in schöner grüner Umgebung liegen. Neuerdings sind wir bereits kurz vor 8 Uhr, noch vor dem Frühstück, in den Thermalbecken und lassen unsere alten Knochen an den verschiedenen Düsen massieren. Erholung pur! Mit lesen, schreiben und mit anderen Leuten plaudern, zwischendurch einen Spaziergang auf dem Areal, geniessen wir diesen Kuraufenthalt. Wenn die Einheimischen Gäste  ihr Nachtessen im Restaurant zwischen 22 und 23 Uhr geniessen, sind wir bereits beim Schlummertrunk.
Ein besonderes Erlebnis für uns ist der Thermenbesuch bei Nacht. Schön, zum Teil farbig beleuchtet sind die Pool-Anlagen. Der Blick in den prächtigen dunklen Sternenhimmel aus dem Wasser ist einmalig. Zwischen drei bis viermal pro Tag bewegen wir uns ausgiebig in den warmen Quellen.
Die vielen Bäume sind auch begehrt bei den farbigen Vögeln. Papageien, Kolibris und andere bunte Vögel machen durch ihr Gezwitscher auf sich aufmerksam. Als wir an einem Abend zur späten Stunde uns vom Pool verabschiedeten, entdeckten wir auf dem Rasen einen grossen Frosch, oder war es eine Kröte?  (Körpergrösse ca. 12-14 cm) Tja, hier haben gewisse Amphibien andere Dimensionen als bei uns zu Hause im Gartenteich.
Die ersten farbigen Blätter fallen zu Boden, die Bäume verfärben sich gelb, der Herbst ist im Anzug. Besonders auffallend für uns die vielen Angestellten, die mit ihrer täglichen Arbeit  die grosse Thermenland- schaft pflegen, reinigen und putzen. Rasen mähen, wischen, Bäume schneiden, die Abfallkübel werden täglich geleert, an jedem Pool sitzen Aufsichtspersonen und die Landschaftsgärtner lassen auch im Herbst noch die Blumenbeete spriessen. Hier machen wir ein bisschen Ferien, bevor uns der arbeitsreiche Alltag in der Schweiz wieder im Griff hat. Tja, an einem solchen schönen Urlaubsort Ferien machen, dass ist für  die Einheimischen, aber auch für die Argentinier und Brasilianer er- schwinglich. Pro Tag bezahlen wir für den Camping und die Thermal- bad-Benützung 280 Pesos für zwei Personen. Umgerechnet sind das SFR 11.10 nach dem heutigen Kurs. Nun, wir bleiben noch ein bisschen länger in den Thermen von Arapey. Zu Hause kriegen wir für dieses Geld in einem guten Restaurant gerade mal zwei Kaffee.  
In den Thermen von Arapey lernen wir Marly und Ilzemaro kennen. Sie kommen aus Bra- silien und besuchen seit über 20 Jahren die Thermen.  Er ist 77 Jahre alt, ist Doktor in Chemie und arbeitete über 30 Jahre an der Universität von Santa Maria im Süden von Brasilien. Er und seine Frau sprechen hervorragend Deutsch. Ilzemaros Vorfahren sind vor über 200 Jahren aus Deutschland ausgewandert und er hat seinen Stammbaum über acht Generationen zurückverfolgt. Ihre Namen Schneider und Dietrich erinnern an ihre deutschen Wurzeln. Tja, ein sehr interessantes Ehepaar, mit dem wir  mehrere Stunden die grossen Highlights auf der Brasilienkarte einzeichneten. Sie kennen das grosse Land wir ihre Westentasche und die vielen wertvollen  Tipps haben wir gut notiert. Sie kennen Europa, resp. die Schweiz recht gut. Vor Jahren waren sie in Kerzers im Berner Seeland und Umgebung. Ihr „Casa rodante“  (Pickup mit einer Reisemobilkabine) ist bereits 25 Jahre alt und sieht sehr gepflegt aus. Mit 77 Jahren ist Ilzemaro sehr rüstig und aktiv. Mehrmals kam er am Morgen zu unserem Stellplatz und brachte wieder neue Infos und Tipps zu Brasilien. Tja, Portugiesisch können wir nicht, aber dank Ilzemaro wissen wir jetzt, welche Strassen wir in Rio de Janeiro auf keinen Fall fahren dürfen und wo es gefährlich ist. Eine herzliche Begegnung die und uns viel Freude und Spass machte! Herzlichen Dank!
Auf dem Weg zum „El Sueño del Paraíso Suizo“
Über Salto – Tacuarembó – Durazno fahren wir nach Montevideo. Da das Wetter uns in der Hauptstadt grau und windig begrüsste, fuhren wir weiter. Die  Ruta Interbalnearia  der Küste entlang bringt uns dann bei km 77.500 zum Paraíso Suizo, wo uns Silvia und Heinz wieder herzlich Willkommen heissen.  Tja, Paraíso Suizo ist inzwischen ein bedeutender Traveller-Treffpunkt für Reise- und Expeditionsmobile aus Europa geworden. In der Osterwoche standen 8 Fahrzeuge auf dem Campingareal, davon kennen wir fünf von Patagonien. Gleich am ersten Abend sitzen wir mit andern zusammen und geniessen ein feines Schweizer-Fondue. (siehe Bildergalerie)  An den Fahrzeugen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Reinigungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt, wobei aber das Plaudern untereinander nicht zu kurz kam. Ein toller Grillabend mit saftigen Steaks von Alexander, eine lustige Konzert- aufführung von Klara (5) und Tim (7), sowie der gemeinsame Osterbrunch zauberten eine tolle Stimmung  ins Paraíso Suizo.
Bei schönem Wetter geniessen alle die Ostertage und schwel- gen in ihren schönen Reiseerinnerungen. Einige stellen ihr Reisemobil bis im Herbst hier ab, andere verschiffen von Montevideo nach Europa. Und wir?  
Tja, unsere 5. Reiseetappe in Südamerika dauerte 8 Monate und von Brasilien haben wir noch fast nichts gesehen. Da gibt es doch noch soviel zu entdecken! So stellen wir unseren Camper erneut bei Silvia und Heinz ab und gönnen ihm eine Ruhepause bis Ende September. Hasta luego!
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