01. - 31.03.2011 Phoenix (Lake Pleasant) - Amado (Tucson)
Unser Navi zeigt die Fahrtzeit von 1 Stunde und 25 Minuten an um die nächsten 30 km zu bewältigen. So schlagen wir unser Nachtlager auf dem kleinen Forest Campground auf. Kurze Zeit später lodert ein warmes Lagerfeuer in die kühle Nacht. Obwohl noch keine Saison ist, stellen eine Handvoll Urlauber ihr Igluzelt auf. Unter den Bäumen leuchten die kleinen Lagerfeuer und aus der Nähe hören wir wie eine Axt das Brennholz zerkleinert. Diese Bergstrecke gehört zu den landschaftlich reizvollsten in Südost-Arizona. Eine grossartige Weitsicht, ausgefallene Felsformationen, Gebirgswälder und tiefe Canyons begegnen uns unterwegs.
Am nächsten Tag kriechen wir bergwärts im Geländegang. Die Naturstrasse zeigt sich vielseitig, von gut bis fahrbar, oft durch ausgetrocknete Bäche, mal steil bergauf, kurvenreich, oft nur Platz für ein Fahrzeug. Den zwei heranbrausenden Quad-Fahrer machen wir schnell Platz. Nach knapp anderthalb Stunden stehen wir vor der Tafel "Road closed". Das gibts doch nicht, war unsere erste Reaktion! Noch fehlten 7,1 Meilen bis zum Gipfel.
Drei Einheimische standen vor der geschlossenen Schranke und diskutierten. "Oben liegen noch 14 Inches (ca. 35 cm) Schnee," sagte einer der Fahrer und fügte hinzu, "die Strasse wird erst ab Mitte März offen sein." Auf der schmalen Strasse wenden wir das Fahrzeug und fahren nach Oracle zurück. Warum steht diese Tafel "Road closed" nicht unten bei der Ortsausfahrt, fragten wir uns. Andere Länder, andere Sitten!
Der Campground ist gut besetzt. Rund um die Stadt Tucson gibt es Sehenswürdigkeiten, wo der Natur-, Wildwestfilm-, und Flugzeug- Freak auf die Rechnung kommt. Wir fahren am späteren Nachmittag den Scenic Bajada Loop Drive im Saguaro National Park. In der Abendsonne leuchten viele schöne Wüstenpflanzen. Auch wenn sie noch nicht blühen, wir sind begeistert von der einmaligen Landschaft.
In verschiedenen Hallen und auf dem grossen Freigelände bestaunen wir eine der grössten Sammlung an Militär- und Zivilflugzeugen. Kampfjets, Helikopter, Passgier- und Transportflugzeuge, historische und kuriose Fluggeräte sind hier ausgestellt und meist mit Infotafeln versehen. Triebwerke, Flugzeugteile und Ausrüstungen ergänzen die Ausstellung. Eine Berühmtheit ist die alte Lockhead Blackbird, die als erstes Flugzeug dreifache Schall- geschwindigkeit vorlegte. Als wir auf dem Freigelände eine alte TWA-Passagiermaschine mit der Beschriftung "Star of Switzerland / Etoile de Suisse" entdeckten, erinnerten wir uns zurück.  
Anfangs der 1950er-Jahren machte unsere Familie am Sonntag ab und zu einen Ausflug auf den Flughafen Zürich Kloten. Wir standen stundenlang auf der Aussichtsterrasse und bestaunten damals die wenigen Flugzeuge beim Landen und Starten. Die TWA-Maschine war für uns als Kind das grösste Flugzeug das wir sehen konnten. Damals gab es doch auch eine stolze Fluggesellschaft mit dem Namen Swissair...
Die Vielfalt an aussergewöhnlichen Flugobjekten ist kaum zu übertreffen. Flugzeug- begeisterte Technikfreaks kommen hier voll auf die Rechnung. Wir setzten uns in den Flugsimulator und blickten auf die vielen Messinstrumente und Knöpfe. In Gedanken bin ich mit dem Gleitschirm in der Luft, dort genügt mir eine gute Thermik und ein GPS...
Bevor wir Richtung New Mexiko aufbrechen, besuchen wir den Sabino Canyon und fahren später ins Skigelände vom Mt. Lemmon. Beides Orte, wo man im Sommer eine Abkühlung findet, sei es im Sabino Creek, der zurzeit Wasser führt und an einigen Stellen zum Baden einlädt. Auf dem Mt. Lemmon, 2793 m, ziehen wir einen Faserpelz an und besichtigen das kleine Skigebiet. Noch liegen ein paar Schneefelder in der bewaldeten Hügelkette. Der im zeitlupentempo fahrende Sessellift bringt einige Wanderer auf die Bergspitze. Der rund 45 km lange "Sky Island Scenic Byway" auf den Mt. Lemmon ist von Tucson aus sehr gut ausgebaut. Die Strasse schlängelt sich kurvenreich in die Höhe. Auf unserer kleinen Übersichtskarte zählen wir 7 Campgrounds, 8 Picnic-Areas und 10 Vista / Overlooks. In der Saison herrscht im Coronado National Forest Hochbetrieb.
Teilweise bildeten sich auf diese Art derart ungewöhnliche Fels- formationen, dass man ihnen bestimmte Namen zuordnete. Auf unserer rund 6-stündigen Wanderung durch die Felsen- und Canyonlandschaft bewunderten wir die aussergewöhnlichen Formationen mit den klangvollen Namen: Duck on a Rock, Camel Rock, Kissing Rocks oder Balanced Rocks. Wir waren sehr früh unterwegs und hatten den Wanderweg für uns allein. Später begegneten wir einem Ehepaar aus Hawaii. Sie kommen seit 15 Jahren in den Chiricahua Park und sie zeigten uns ihren Lieblingsplatz. Zwei senkrechte hohe Felsformationen mit dem Namen Kissing Rocks. Auf der Rundtour Heart of Rocks war der Wanderweg zwischen den Felsformationen ein Traum. Das Fotografieren stand mehr im Mittelpunkt als das Wandern...
Als wir am nächsten Tag die Faraway Ranch, ein altes Gästehaus aus dem Jahre 1917, besuchten, flatterten uns viele Schmetterlinge um die Ohren. Von 1917-73 konnte man auf der Guest Ranch Ferien machen. Die Besitzer bauten Wanderwege und führten ihre Gäste auf Pferden durch das Wunderland der Felsen.
Unser nächstes Reiseziel liegt in New Mexiko, nordöstlich von der Stadt Las Cruces. Nein, diesmal keine farbigen Felsen, kaum Wanderwege, einfach nur weisser Sand soweit das Auge reicht!

White Sands National Monument
Eine ungewöhnliche Landschaft. Am Morgen kurz vor 7 Uhr warten wir an der Schranke beim Visitor Center. Die Öffnungszeiten sind von 7 Uhr bis nach Sonnenuntergang (20.30 Uhr). Nachts ist das Dünengebiet gesperrt. Eine Übernachtung im Park ist nur mit dem Zelt möglich. Wir fahren ca. 12 km auf der Stichstrasse in die Gipsdünenlandschaft und suchen uns geeignete Sanddünen für den bevorstehenden Sonnenaufgang. Wir sind nicht alleine unterwegs. Fotografen mit umfangreicher Ausrüstung suchen sich die besten Plätze für die ersten Sonnenstrahlen aus.
Das White Sands National Monument ist ein Naturschutzgebiet am nördlichen Ende der Chihuahuan Desert. Die 712 km2 grosse Fläche aus feinem Gips schafft eine blendend weisse, kontrastreiche Landschaft, auf der sich riesige Dünen gebildet haben. Der Gips, aus dem der White Sands besteht, lag auf dem Grund eines flachen Meeres, das diese Region vor 250 Millionen Jahren bedeckte. Schliesslich wurde der Gips zu Stein, der vor rund 70 Millionen Jahren, als die Rocky Mountains sich formten, zu einer gigantischen Kuppel aufgeworfen wurde. Vor rund 10 Millionen Jahren begann die Mitte dieser Kuppel einzustürzen und bildet fortan das Tularosa-Becken.
Die verbliebenen Ränder der abgesackten Kuppelformation bilden heute die San Andres- sowie die Sacramento Mountains. Auf der Foto rechts sieht man im Hintergrund die grosse, lange Bergkette der San Andres Mountains. Den gewöhnlichen Gips trifft man selten in Form von Sand an, da er wasserlöslich ist. Regen und Schnee haben aus dem Stein der umliegenden Berge Gips gelöst und in das Tularosa-Becken befördert. Dieser würde von Flüssen normalerweise in das Meer getragen. Da es im Tularosa-Becken keinen Abfluss gibt, ist der Gips und andere Sedimente innerhalb des Tals gefangen und versickert in die Erde oder sammelt sich an tiefen Stellen.
Wenn sich die Sandkörnchen zu Dünen aufhäufen, prallen sie gegen die sanftgeschwungene, windwärts gelegene Seite der Düne und produzieren kleine Wellen auf deren Oberfläche. Am steilen Kamm der Düne baut sich der Sand solange auf, bis ihn die Schwerkraft abrutschen lässt; dadurch bewegt sich die Düne vorwärts. Einen Tag nach unserem Besuch gab es kräftige Winde, die die Dünenlandschaft in einen grau-weissen Dunst verwandelte. Von weitem sahen wir eine trübe Landschaft, die Luft durchtränkt mit feinem weissen Sand.
Foto-Glück! Gegen Mittag wanderten wir längere Zeit auf dem Alkali Flat Trail. Der Weg führte markiert über die grellen weissen Dünen rauf und runter. Der ca. 8 cm lange "Bleached earless lizard" ruhte gut getarnt auf einem kleinen Sandbrocken. Dieser kleine Lizard sieht man wirklich nur wenn er sich bewegt, er ist perfekt getrant. Pflanzen und Tiere haben sich auf erstaunliche Art und Weise verändert und der Wüste angepasst. Die Soaptree Yucca (Bild links) verlängert ihren Stamm, damit sich ihre Blätter immer über dem Sand befinden und wächst auf diese Weise bis zu 30 cm pro Jahr. So kann sie verhindern, ständig unter Sand begraben zu werden.
Die meisten Tiere die hier leben, kommen erst nachts zum Vorschein. Am Morgen sahen wir im Sand die Spuren vom nächtlichen Treiben. Schade, dass man nachts nicht auf der weissen Dünenlandschaft unterwegs sein kann. Bei Vollmond wäre das ein grossartiges Erlebnis. An einem der vielen Picknickplätze, alle mit Tisch, Bank, Schattendach, Grill und Abfalleimer ausgerüstet, machten wir über die Mittagszeit eine längere Siesta. Erst als sich die Sonne dem Horizont näherte, suchten wir in der weiten Dünenlandschaft einen geeigneten Dünenabschnitt aus. So konnten wir ungestört und alleine traumhafte Bilder vom Sonnenuntergang festhalten.
Als wir gegen 20 Uhr zum Parkplatz zurückkehrten, war es schon recht dunkel. Das nächste Mal nehmen wir die Stirnlampen mit, meinte Regine. Zur Später Stunde auf dem Camp in Alomogordo schauten wie noch vor dem Einschlafen ein paar Fotos an. Wir waren uns einig, morgen können wir weiterfahren!
Am nächsten Tag fuhren wir rund um die White Sands Missile Range. In Norden liegt ein historischer Ort. Die Infotafel stimmte uns sehr nachdenklich:
"Trinity Site, World's First Atomic Bomb Exploded July 16th, 1945."
Wir fahren 5 Meilen auf der Stichstrasse in das Gelände hinein, dann ist Ende. Die Strasse ist gesperrt und gut bewacht. Es gibt nur zwei Führungen pro Jahr in dieses Gebiet!