Reisebericht Mexiko
01. - 31.05.2011 La Paz, Baja California, Mexiko
La Paz – unser Sprachaufenthalt ein Hit.
Seit anfangs Mai gehen wir täglich in die Sprachschule „Se Habla…La Paz“. (Bild links) Gute Referenzen über die Schule erhielten wir von Schweizer Reisenden, die die Schule besuchten. Wir wohnen in einem Haus bei Señora Abigail Polanco und haben ein schönes Zimmer mit eigenem Bad. Unsere Gastgeberin sagte am ersten Tag: “Mein Haus ist euer Haus!“ Eine echte Herzlichkeit strahlt sie aus und sie verwöhnt uns. Der grosse, schöne Wohnraum brauchen wir kaum, denn hier in La Paz ist täglich blauer Himmel und Sonnenschein. So sitzen wir nach der Schule und am Abend immer draussen unter dem Schattendach im Innenhof des Hauses. Unser Tagesablauf hat sich geändert. In den nächsten vier Wochen haben wir ein sehr anstrengendes Programm. Wir stehen um 7 Uhr auf und sitzen um 7:30 Uhr am gedeckten Frühstückstisch. Das kleine Spanisch-Wörterbuch mit Notizblock liegt immer neben der Kaffeetasse. Abigail (56 Jahre) spricht Spanisch mit uns, aber sie hat auch gute Englischkenntnisse. Das reichhaltige Frühstück ist sehr gut. Täglich wechselt der Menüplan bereits beim Frühstück.
Um 8:10 Uhr machen wir uns auf den Schulweg. Nach 10 Minuten Fussmarsch sind wir in der Sprachschule. Nein kein Schulhaus, eine grosse Villa mit diversen Räumen. Die Schulzimmer gleichen einem Wohnzimmer und sind sehr gemütlich. In den ersten zwei Wochen haben wir Privatunterricht. Es gab keine Studenten als Anfänger. Wir sitzen am kleinen runden Tisch in bequemen Sesseln und lernen Spanisch intensiv. Gabi, Martha, Meret und Alexandra, vier hervorragende Lehrerinnen, geben sich sehr viel Mühe uns Spanisch beizubringen. Mit viel Geduld und Ausdauer versuchen sie gewisse eingeprägte italienische Ausdrücke (die meisten kommen von Walter) ins korrekte Spanisch zu korrigieren.
Zwischen 8:30 Uhr und 13 Uhr lernen wir soviel, dass am Mittag unsere Köpfe rauchen….!!! Eine Pause von etwa 30 Minuten gibt’s um 10:30 Uhr. Der Schulunterricht ist entspannt, konzentriert und sehr oft mit Humor bestückt, besonders wenn wir noch diverse Wörter verwechseln. Der Unterricht ist sehr gut und fordert uns heraus. Ja, so sind wir täglich vier Stunden gefordert, zu sprechen, zu schreiben, zu lernen. Es macht uns sehr viel Spass. Neu für uns, aber nicht weniger spannend ist der Umstand, dass wir spanisch lernen, ohne ein Wort Deutsch zu hören. Unsere Unterrichtsunterlagen sind teilweise mit englischen Erklärungen ergänzt, so dass wir nicht jedes Wort zuerst im Wörterbuch nachschlagen müssen. Einmalig unser Privatunterricht für zwei Personen. Zurzeit ist in La Paz Nebensaison und es gibt nicht viele Touristen und Sprachstudenten hier. In der dritten Woche kommt noch Margarita in unsere "Klasse". Sie ist Schwedin und lebt schon lange in Amerika. Die Sprachschule ist privat und bildet normalerweise nur Studenten und Erwachsene aus. Das familiäre Schulklima gefällt uns sehr.
Vom kühlen Schulzimmer geht’s um 13 Uhr auf den warmen Heimweg (35–38 Grad) mit „Tarea“ (Hausaufgaben) im Rucksack. Zwischen 14 und 15 Uhr verwöhnt uns die „Schlummermutter“ mit einem feinen mexikanischen Essen. Zuerst wollte sie, dass wir alleine essen und sie uns bedienen kann. Doch wir konnten sie umstimmen und so sitzen wir jetzt zu dritt unter dem Schattendach oder in der Küche und haben „almuerzo“(Mittagessen). Sie erklärt uns dann die Speisen und Zutaten, so dass der Unterricht beim Mittagessen weiter geht. Gegen 15 Uhr ist dann eine Siesta fällig. Wir liegen in unseren Liegestühlen und verdauen das Mittagessen und die Spanisch-Lektionen. Gegen Abend wird es kühler, dann ordnen wir das Gelernte, repetieren und schreiben die Hausaufgaben. Unsere Lehrerin Gabi will zu Beginn der dritten Woche mit der "Vergangenheit" starten. Da bleibt keine Zeit für den nächtlichen Ausgang.
In den ersten zwei Wochen wurde es abends oft spät mit „estudiar“. Unsere Hausmutter meinte, solche fleissige Studenten wie wir, habe sie sehr selten. Eines Abends bringt sie uns ihr kleines Notizheft wo sie alle Studenten in den vergangenen Jahren aufgelistet hat. Wir sind Nummer 67 und 68 und schreiben unsere Adresse in ihr Gästenotizheft. Zwischen 22 und 23 Uhr lassen wir uns in den verdienten Schlaf wiegen. Manchmal gibt’s einen Abendspaziergang an der schönen langen Beach entlang. Die kühle Meeresbrise ist angenehm und kühlt die Stadt in der Nacht ab. Der Sonnenuntergang über dem Meer ist in La Paz ein Markenzeichen. Samstag und Sonntag bleiben wir in La Paz und haben ausführlich Zeit die vergangene Schulwoche zu verdauen.
Ja, so lernen wir das Land, die Sprache und die Kultur der Mexikaner ein wenig kennen. Als wir das Verb „ganar“ (verdienen) konjugierten, fragten wir nach den Verdienstmöglichkeiten in La Paz. Der Minimallohn für einen ungelernten Arbeiter beträgt bei ca. 8 Stunden Arbeit im Tag 58 Peso. Rechne: Der Tagesverdienst umgerechnet beträgt ca. SFR. 4.80. Eine Verkäuferin verdient pro Tag zwischen 100 - 150 Peso, ca. SFR. 12.- . Eine Putzfrau die von Montag bis Freitag Wohnungen oder Büros reinigt (5 Tage zu ca. 8 Stunden) verdient pro Woche ca. 1'000 Peso. Das entspricht einem Wochenlohn von ca. SFR 80.-. Eine Sekretärin in einem Büro verdient im Monat zwischen 4000 – 5000 Peso. (SFR 320.- bis ca. 400.-) Ja, wenn solche Zahlen an der Wandtafel in der Schule erscheinen, werden wir sehr nachdenklich und stellen viele Fragen. Als uns dann eine Lehrerin erklärt, dass sie und ihr Mann beide einen sehr guten Universitätsabschluss haben und trotzdem vier Jobs bewältigen müssen, werden wir sehr hellhörig. Am Morgen arbeitet ihr Mann in einem Elektronikgeschäft und am Nachmittag arbeitet er als Lehrer an der Universität. Sie arbeitet am Morgen 4 Stunden in der Sprachschule und am Nachmittag arbeitet sie im gleichen Elektronikgeschäft wie ihr Mann am Morgen. Wie überall gibt es auch hier besserverdienende Geschäftsleute die sich mehr leisten können. Nun verstehen wir besser, warum so viele Mexikaner in die USA einreisen wollen und versuchen illegal über die Grenze zu gelangen. Noch kennen wir das Gesundheitswesen von Mexiko nicht im Detail, aber die ärztliche Versorgung und der Spitalaufenthalt ist für die Mexikaner gratis. Andere Länder – andere Sitten!
Im Zentrum von La Paz besuchten wir diese kleine "Schneiderei". Der Einmann-Betrieb macht Umänderungen, flickt Kleider und repariert so alles was mit Stoff zu tun hat. Ich brachte ihm meine neuen Hosen und fragte ihn, ob er sie unten kürzen und abnähen könne. Er schaute, überlegte kurz und meinte, in einer Stunde können wir wieder kommen. Seine Nähmaschine erinnerte uns an vergangene Zeiten. Als wir später am Abend meine Hosen abholten, zeigte er uns seine Arbeit und wir waren zufrieden. Da wir ja Touristen sind, bezahlen wir oft das Doppelte, was uns aber weiter nicht stört. Der Preis für seine Näharbeit entsprach dann etwa einem Kaffee in der Schweiz im einem Restaurant.
Wir gaben ihm noch ein Trinkgeld und fragten ihn, ob wir ein Foto von seiner Nähmaschine machen dürften. Sogleich setzte er sich hinter seine kostbare Nähmaschine und begann zu arbeiten. Schade, konnten wir noch nicht genug spanisch, sonst hätten wir ihm noch verschiedene Fragen gestellt. Doch der kleine Einblick in sein Alltagsleben war für uns sehr interessant. Zwei Wochen später brachten wir ihm noch einmal ein paar Hosen zum Abnähen. Er erkannte uns wieder. Da wir bereits zu seinen Kunden gehören, verlangte er diesmal umgerechnet nur SFR. 1.60 !
Am 5. Mai feierte La Paz den 476. Geburtstag und in der Stadt herrschte Feststimmung. Sehr kleine Chilbistände aus den 1960er Jahren sind an der Strandpromenade aufgestellt, aber es herrscht kein Andrang an Besuchern. Die sehr spärlich besetzten Karusselle und kleinen Bähnli kennen keine Warteschlangen. Chilbi ist ein Luxus, den sich nicht alle leisten können. Wir fragen nach den Preisen und sind überrascht. Einmal Karussell fahren kostet 10 – 15 Peso. (SFR 0.80 bis ca. 1.20) und das ist für viele unerschwinglich. Ein herziger Chilbistand begeisterte uns. Kleine Kinder im Kindergartenalter sitzen auf einem kleinen Hocker und malen mit Wasserfarben und Pinsel ein Blatt A3 aus. Eine vorgezeichnete Skizze von Tieren, Pflanzen usw. kann man auswählen. Mit dem kleinen Malkasten und der Mini-Malstaffel malen die Kinder mit ihren Lieblingsfarben ihr „einseitiges Malbuch“ aus.
Etwas entfernt stehen die gut gekleideten Eltern und sehen ihren Sprösslingen zu. Eindrücklich! Ein einziges Blatt ausmalen kostet aber ca. SFR 1.50 und das ist hier ein sehr grosser Luxus. Eine Tageszeitung kostet ca. 65 Rappen. Gratiszeitungen wie in der Schweiz haben wir noch keine gesehen. Am Wochenende spazieren wir bei Sonnenuntergang auf der sehr langen und schönen Strandpromenade (Malecón). Hier verbringen viele Leute ihren verdienten Feierabend. Es wird Musik gespielt, im Beach-Volleyball um Punkte gekämpft, auf dem Gehsteig wird getanzt, Kinder fahren Velos, spielen mit dem Ball. Der Malecón ist Freizeit-, Sport- und Erholungsgebiet für die Einheimischen.
Geschafft: 80 Stunden Spanisch intensiv in vier Wochen und etwa 100 Stunden Aufgaben. Wir sind uns einig, das war harte Arbeit, aber es hat uns riesig Spass gemacht. Drei Wochen hatten wir Privatunterricht zu zweit, und eine Woche waren wir zu dritt. Am letzten Freitag wurden wir in der Pause mit einem Diplom und einem feinen Kuchen verabschiedet. Der Tradition verpflichtet halten die austretenden Studenten eine kleine Rede über ihren Schulbesuch. Und so stellten wir eine zweiseitige Rede zusammen, die unsere Lehrerinnen zum Lachen brachte. In unserem Verbenheft haben wir 200 Verben aufgelistet und diese in fünf verschiedenen Zeiten durchgenommen. Noch nicht alle sind in unserem Kopf abgespeichert, dafür haben wir gute, einfache Schulunterlagen zum Nachschlagen.
Wir haben den Grundstein gelegt, um später die Länder in Mittelamerika zu besuchen. Denn ganz ohne Spanischkenntnisse Mittel- oder Südamerika zu bereisen, können wir uns nicht vorstellen. Unser Motto: Täglich dran bleiben und üben. Anfangs der vierten Woche erklärte uns die Lehrerin, dass normalerweise die Studenten in der ersten Woche ran gehen, in der zweiten Woche noch mitmachen, in der dritten Woche aber bereits Ermüdungserscheinungen zeigen. In der vierten Woche, ja da werde dann der Ausgang wichtiger...! Dann meinte sie, dass wir nicht zu dieser Sorte Studenten gehören. Unser Spruch, dass wir bis zum Freitag voll durch ziehen, freute sie. Wir können die Sprachschule nur empfehlen.
Nach dem Service geht nichts mehr!
Unser kleiner Generator leistete in den letzten 10 Monaten immer wieder gute Dienste. Vor allem wenn wir längere Zeit der Zivilisation fern bleiben, können wir Batterien aufladen und abends auch mal längere Zeit am Laptop arbeiten. Wie ein ruhiges Uhrwerk lieferte der kleine Honda immer den gewünschten Strom. Anfangs Mai brachten wir ihn zum ersten Mal in den Service, resp. ein Ölwechsel war überfällig. So suchten wir in La Paz ein grosses modernes Fachgeschäft auf, das Honda Generatoren und andere Stromerzeuger verkauft. Nein, ein Service sei kein Problem, meinte ein gut gekleideter Fachangestellter. Er füllte sogleich ein Papier A4 aus, das bestätigte, dass ich den Stromerzeuger im Fachgeschäft abgegeben habe. Als er mir das Papier aushändigte, notierte ich noch vor seinen Augen die Fabrikationsnummer und andere Daten vom Typenschild. Mag sein, dass ihm dies „Spanisch“ vorkam. Morgen Vormittag sei der Service gemacht, gegen Mittag können wir das Gerät abholen. Gesagt getan. Tags darauf meldeten wir uns wieder im Laden und der Chef meinte unser Gerät sei noch nicht fertig. Wo denn die Werkstatt sei, wo der Ölwechsel gemacht werde, wollte ich wissen. Er deutete in die hintere Ecke seines Ladens und ich machte mich gleich auf den Weg dorthin. Nun sah ich den „Servicemann“ wie er den zerlegten Stromerzeuger versuchte zusammen zubauen. Er liess ihn kurz Probelaufen, doch sein Geräusch überzeugte mich nicht. Ich hatte den „Sound“ von unserem Gerät anders in Erinnerung. Da er schon seit gestern Mittag an der Arbeit für einen Ölwechsel war, traute ich dem Laden nicht mehr so richtig. Aber nochmals mehrere Tage zu warten, gab auch keinen Sinn. Als ich dann auf dem Camp unseren Honda genauer anschaute, wussten wir, das war ein Fehlschlag.
Für vier Wochen stellten wir unser Fahrzeug in einen Self-Storge in der Nähe des Flughafens ein. Wir sind in La Paz zu Fuss unterwegs und unser Fahrzeug ist sicher eingestellt. Das Gelände hoch eingezäunt, mit Alarmanlagen und nachts noch mit 8 Hunden zusätzlich bewacht. Grosse teure Schiffe, Wohn- und Reisemobile und andere Kostbarkeiten standen gut geordnet in den grossen schattigen, offenen Unterständen.
Nach Abschluss des Sprachaufenthaltes machten wir uns an die Vorbereitungen für den zweiwöchigen Rundtrip südlich von La Paz. Bekannte Orte wie Los Barriles, San José del Cabo oder Cabo San Lucas laden ein um entdeckt zu werden. Als ich dann den Generator nochmals überprüfte, gab er gerade mal ein paar ächzende Töne vor sich. Ins Fachgeschäft zurückbringen wohl kaum, das Vertrauen haben wir längst verloren. So fuhren wir quer durch die Stadt nach Alternativen. Plötzlich entdeckte Regine einen alten Lagerraum, alles überstellt mit alten Geräten und seit Jahrzehnten nicht mehr aufgeräumt. Im hintern Teil der Werkstatt sass ein Urgestein im halbdunkel und bastelte an einem Elektromotor herum. Er könne den Generator nicht reparieren, er sei Fachmann für Elektromotoren. Gleich um die Ecke, 50 Meter weiter sei ich am richtigen Ort. Gesagt getan. Wir parkieren am linken Strassenrand wo sich drei Männer unterhalten. Ich schilderte ihnen unser Problem und einer meinte, wir sollen etwa in zwei Stunden wieder vorbeikommen. „Quiero ver con mis propios ojos… „ machte ihnen klar, reparieren nur unter meiner Aufsicht.
Wir haben auf Reisen dazu gelernt. Jeder Service beim Auto, Ölwechsel oder Pneuwechsel wird von uns überwacht. Dass dies auch bei einem kleinen Stromerzeuger notwenig ist wissen wir seit anfangs Mai. Auf dem Trottoir stellen wir den Generator auf eine Ablage und einer der Männer verschwindet und bringt ein paar Werkzeuge. Nein keine Werkstatt oder einen Raum, das Trottoir dient als Arbeitsplatz. Es wird demontiert, abgeschraubt, zerlegt, und ausprobiert. Noch rasch eine neue Zündkerze aus dem Gemischtwarenladen um die Ecke, da eine Schraube justiert, dort eine angezogen. Nach einer halben Stunde läuft unser kleiner Honda wie gewohnt. Kaum zum Glauben. In der Zwischenzeit kommt einer der Männer mit dem Auto zurück und hält ein Messgerät in der Hand. Nun überprüfen sie die Spannung und die Werte stimmen. Als Touristen bezahlten wir natürlich den doppelten Preis, was uns aber weiter kaum störte. 100 Peso (ca. SFR 8.- ) Der Mech strahlte über sein ganzes Gesicht, sein Tageslohn ist ihm sicher. Die Frage, warum geht man in ein Fachgeschäft, wenn der „Trottoir-Service“ besser funktioniert, müssen wir noch klären.
Im Monat Mai hatten wir für unsere Homepage keine Zeit. Der Schulbesuch liess uns auch Samstags und Sonntags kaum Raum für andere Aktivitäten. So werden wir im Juni noch über die Stadt La Paz und die Baja California Sur berichten. In den nächsten zwei Wochen bereisen wir den Süden der Halbinsel. Unser Reiseunterbruch hat sich für uns gelohnt. Wir werden noch sehr lange davon profitieren. Bereits sind wir wieder vier Monate unterwegs. Hasta luego!