Besuch einer Indianer-Familie im Regenwald
Der Grenzübergang von Costa Rica nach Panama bei Paso Canoas wird zur Routinearbeit. Zwei Stunden dauert die Bürokratie, seit langem wieder einmal ohne die lästigen, unnötigen Kopien! Wir fahren ein Stück auf der Panamericana zur Stadt David. Von dort geht’s Nordwärts nach Boquete, das auf ca. 1100 Meter Höhe liegt. Hier sind die Temperaturen erträglich und in der Nacht kühlt es ab. Wir treffen auf Alfred, der in Boquete stationiert ist und gerade einen Spanischkurs besucht. Seine Frau Nora ist für einen Urlaub nach Deutschland zurückgekehrt, während Alfred sich hier um die Verschiffung nach Kolumbien bemüht. Wir erhalten viele Infos von ihm, was die neue Fähre von Panama nach Kolumbien betrifft. Fährt sie wirklich am 31. Mai zum ersten Mal von  Colón nach Cartagena? Wir lassen uns überraschen!
Das Bergdorf Boquete ist auch Heimat zahlreicher Ausländer. Wir lernen Elian und Peter aus der Schweiz kennen. Sie leben bereits ein paar Jahre hier. Solche Bekanntschaften mit Einheimischen sind für uns immer ein grosser Glücksfall. Peter, der über viele Jahre ein tolles Vertrauensverhältnis mit einer Indianer-Familie im Berg- regenwald aufgebaut hat, nimmt uns mit auf eine grossartige Dschungeltour. Wir dürfen das Haus von Carlos besuchen. Sein Zu- hause ist mit keiner Strasse erschlossen, nur auf einem Pfad erreichbar. Sie haben ein Stück Urwald gerodet und leben von dem, was ihre Umgebung wachsen lässt. Keine Strasse, keinen Strom, einfachste Hütten, rundum Regenwald. Eine Quelle versorgt sie mit dem lebensnotwendigen Wasser ausserhalb der Hütte.
Bananenstauden, Zuckerrohr und andere kleine Fruchtbäume  sind um die Hütten angepflanzt. Wir werden herzlich empfangen und dürfen ihre einfache Lebensweise hautnah erleben. Der 63-jährige Carlo lebt hier seit vielen Jahren im Einklang mit dem Urwald. In der gleichen Lebensgemeinschaft wohnen auch eine 15-jährige Frau, die ein 6 Monate altes Baby hat und ihr 19-jähriger Mann. Carlos Frau ist gestorben und sein Sohn lebt nicht in dieser Gegend. Wir dürfen ihr Zuhause innen und rundherum besichtigen und fotografieren, was wir aber mit Zurückhaltung angehen. Wir sind hier Gäste und werden mit offenen Armen empfangen. Das einfache Dach über dem Kopf, die rauchende Buschküche, die Hühner mit ihren Kücken, die Hängematte im fast offen „Wohnraum“, Hunde und Katzen prägen den Ort. Tische, Stühle, Bänke und andere Gegenstände teilen sich den spärlichen Platz.
Unsere Denkweise meldet sich zurück, hier müsste man einmal richtig aufräumen. „Die Leute leben hier von Tag zu Tag, das genügt ihnen, sie kennen nichts Anderes“, sagte Peter. Der Rauch aus der Küche nebelt uns ein, auch das gehört hier zum Alltag. Carlos nimmt uns mit  in seine Küche. Er zeigt uns, wie er eine Heilpflanze in einer kleinen Blechdose mit einem runden Stein zerquetscht und aus- presst. Er giesst Wasser dazu und gibt uns ein kleines Glas davon zu trinken. Peter erklärt uns, dass dieser Saft für eine ganz Körper- reinigung gut sei. Er trinke schon lange jede Woche davon. Eine alte Indianermedizin. Wir trinken davon und überstehen es ohne Unannehmlichkeiten. Carlos und Peter kennen eine lange Liste von Pflanzen, Früchten und Wurzeln im Urwald, die als Medikamenten-Ersatz dienen.
Von Carlos Haus gehen wir weiter in den Dschungel, auf einen Pfad, den Peter mit Helfern selber angelegt hat. Karin aus Bern, zurzeit auf Urlaub in Panama, kennt Peter und kommt mit uns auf die Wanderung. So sind wir zu viert unterwegs. Wir erreichen ein Gebiet, wo die Lianen und Luftwurzeln stark mit Moos behangen sind. Die Feuchtigkeit in dieser Berggegend ist sehr gross. Peter kennt in dieser Gegend ein paar Nistplätze vom Quetzal. Er entdeckt hoch oben in den Bäumen ein Quetzal-Männchen und versucht es zu fotografieren. Wir verharren ruhig, sitzend am Boden, bewegen uns nicht. Die Spannung steigt. Fliegt der Vogel zum Nest zurück oder geht er auf Futtersuche? Kurze Zeit später verschwindet er im Blätterdach. Wir ziehen uns zurück und verstecken uns für ca. 20 Minuten in einem kleinen Bachbett. Der farben- prächtige Vogel lässt sich aber nicht mehr blicken.
Schon nach kurzer Zeit haben wir die Orientierung im Urwald verloren und zweigt ein Pfad ab, muss Peter uns weiterhelfen. An den Bäumen hat er kleine Markierungen angebracht, dass wir aus dem dichten Grün herausfinden. Kaum zum Glauben, dass man so schnell im Dschungel die Orientierung verliert. Auf dem Heimweg besuchen  wir noch Peters Urwaldgarten, ein kleines Gemüse- paradies. Verschiedene Salate, Fenchel, Randen, Rüebli, verschiedene Kohl- arten und anderes mehr  gedeihen hier gut. Er schenkt uns feine Kefen und Salate, köstlich! Es schmeckte ausgezeichnet!  Herzlichen Dank! Wer einmal etwas aussergewöhnliches Erleben will und Freude an der Natur hat, ist bei Peter Widmer in Boquete an der richtigen Adresse. Er bietet auch mehrtägige Touren in der Wildnis an, die man nicht so schnell vergisst. Übrigens, unser Dschungeltrip startete am Morgen um 6 Uhr und um 16 Uhr waren wir wieder in Boquete zurück. Im Rucksack hatten wir keine Souvenirs, dafür im Kopf viele tolle Eindrücke abgespeichert. 
Von Boquete führt uns die Route zuerst ein paar Kilometer südlich. Anschliessend bringt uns die einzige Strasse quer durch die Cordillera Central nach Chiriqui Grande und Almirante. Eine Serpentinenstrasse schlängelt zur kontinentalen Wasserscheide hoch. Nur sehr wenige Fahrzeuge sind hier unterwegs und die Strasse ist gut. Ein üppiger Bergwald begegnet uns nach dem Fortuna Stausee. Der Cerro Guayabo 2288 m lassen wir links liegen und tauchen ab in die schöne Küstenlandschaft der Karibik. Auf der Talfahrt  blicken wir auf endlose Wälder, kleine Dörfer und vom Urwald gerodete Felder. Vor Chiriqui Grande stoppen wir hinter einer langen Fahrzeug- kolonne. Ein Unfall? Ich gehe zu Fuss nach vorne und war überrascht, wie lange die Reihe der wartenden Fahrzeuge war. Zum Glück kein Unfall, nur eine Demo. Einheimische standen mit Transparenten, Lautsprechern und Parolen mitten auf der Strasse und so ruhte der Verkehr. Die abgelegene Gegend mit ihren Dörfern kämpft um Rechte, Unterstützung und Geld. Die Gegend ist weit von Panama-City entfernt.
Gegen 17 Uhr erreichen wir den kleinen Ort Almirante, wo im Hafengelände riesige Containertürme mit der Aufschrift „Chiquita“ in den Himmel ragen. Wir übernachten bei der Feuerwehr und stellen unser Fahrzeug morgens um 5 Uhr in die Fahrzeugkolonne bei der Fähre. Der alte Kahn, längst im Pensionsalter, schafft die Strecke gemächlich in zwei Stunden zur Insel Colón, wo wir in Bocas del Toro der kleinen Provinzhauptstadt an Land fahren. Wir lassen uns vom Karibikflair „easy way of life“ anstecken und gehen auf Entdeckungsreise. In der Playa Bluff finden wir einen schön Übernachtungsplatz, wo eine kühle Meeresbrise durch den Camper zieht.
In Bocas del Toro herrscht Festivalstimmung. Mitten auf der Haupt- strasse steht die kleine Bühne. Abends im Scheinwerferlicht wird getanzt, getrommelt und gesungen, mit einer Lautstärke die kaum mehr zu überbieten ist. Wir sitzen in einem Strassenrestaurant 100 m entfernt von den Lautsprecherboxen, aber wir können noch kein Gespräch führen, der Lärmpegel reicht  vermutlich für die halbe Insel. Ein Bühnenprogramm, was in den verschiedenen Abend- stunden läuft ist nirgends aufzutreiben. Doch die verschiedenen Maskentänzer zeigten auf der Strasse und auf der Bühne ihr Können. Dass die  schön gekleideten Frauen ihre Songs in die Mikrophone kreischten, die dann noch Hundertmal verstärkt wurden konnten wir kaum begreifen. Aus den Lautsprechern tönte es laut, lauter und noch lauter! Verstehen konnte man kein Wort. Hauptsache es dröhnt so richtig. Andere Länder – andere Sitten und Bräuche. Eine Reporterin und ihre Crew von einem regionalen Fernsehsender rücken die Tänze, Gespräche und Darbietungen ins richtige Licht. Auf dem  grossen Schriftband über der Strasse steht: Festivalafroantillano.
Am nächsten Tag konnten wir richtig ausspannen und noch einmal auf dem Wasser liegen. Die Bootstour rund um die Insel Bastimentos war ein Hit. Von 9.30 Uhr bis 16 Uhr für 20.-  US$ pro Person. Der Trip führte durch sehr schöne Mangroveninseln zu den Delphinen, die mal links, mal rechts vom Boot auftauchten.  Später konnten wir ausgiebig Schnorcheln und noch einmal die farbenprächtige Unterwasserwelt der Karibik geniessen. Ein Traum! Fast spiegelglatte See, Sonne und  nur 1,5 – 3 Meter tief. Rund um die Insel gibt es tolle Schnorchel-Spots. Später queren wir zu Fuss die Insel und suchen die dort lebenden Red Frogs. (Pfeilgiftfrösche) Gar nicht so einfach, diese nur 2 cm grossen Frösche im Wald zu finden.
Die Einheimischen helfen den suchenden Touristen und zeigen ihnen die Pflanzen, wo man diese kleinen Amphibien sehen könnte. Sie verstecken sich in Bananenstauden in der Tiefe beim Blattansatz. Zuerst sahen wir nur das sehr kleine Gesicht. Erst später entdeckten wir ein Exemplar am Stamm. Ein besondere Tierwelt, diese Pfeilgiftfrösche. Von der Insel Colón  fahren wir zurück auf die Pazifikseite und treffen in Santa Clara auf dem Camping wieder Alfred. Hier ist der einzige Campingplatz in ganz Panama mit entsprechender Infrastruktur. Wir wollen zusammen die Verschiffung nach Kolumbien in Angriff nehmen und die beginnt in Panama-Stadt. Über die aufwändigen bürokratischen Hürden, die es zu meistern gibt, berichten wir im Monat Juni.  
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