01. - 30.11.2011 Catemaco - Mérida - Cancún - Chetumal - Belize City
Von Curanderos (Heiler) und Brujos (Zauberer)
Der kleine Ort Catemaco gilt als okkulter Wallfahrtsort für Zauberer und Heiler. Wir finden am See entlang den kleinen Ort „Plazuela del Brujo“ (Zauberplätzchen). Als wir kreuz und quer durch den kleinen Ort bummelten, sahen wir an verschiedenen Häusern die Anschrift Brujos. Doch zurzeit ist keine Saison für die Wunderheiler und Zauberer, da es nur eine Handvoll Touristen am Malecón gibt. Man sucht Hilfe bei Heilern und Zauberer für alle Lebenslagen, sei es für Liebeskummer, Krankheiten, Geldsorgen und anderen Dingen die das Leben schwer machen. Die Curanderos (Heiler) sind meist indianischer Abstammung und bewahren das Jahrhundertalte Wissen der Region. Sie haben Kenntnisse der Heilpflanzen und deren Heilwirkung. Die Brujos (Zauberer) beschwören spirituelle und göttliche Kräfte. In Verbindung mit den Heilpflanzen und dem Glauben des Hilfesuchenden haben sie oft Erfolg.
Das Ritual einer „Limpia“ sahen wir an verschiedenen Orten und die Zeremonie kam uns einwenig „Spanisch“ vor. Doch wir sind Laien und verstehen nichts von der so genannten „weissen und schwarzen Magie“. Bei der Reinigungszeremonie werden dem Körper krankmachende Kräfte entzogen und der Heiler kann die negativen und positiven Strömungen von den Menschen wahrnehmen. Zur spirituellen Reinigung verwenden die Curanderos Zweige bestimmter Bäume. Der feine Duft von Copalharz, der Weihrauch der Indianer, umgibt den Hilfesuchenden. Das ganze Ritual wird mit einem fortlaufendem Redeschwall begleitet, während der Heiler mit Zweigen und Weihrauch um den Patienten rotiert. Für Aussenstehende kein einfaches Nachvollziehen des Rituals. Die Leute stehen in einer Schlange und warten geduldig bis sie an die Reihe kommen und der Curanderos mit der Limpia beginnt.
Da wir zurzeit keinen Heiler und Zauberer benötigen, der uns krankmachende Kräfte entziehen muss, stehen wir etwas Abseits und versuchen die verschiedenen Rituale zu entschlüsseln. Die Magie wird in Mexiko sehr ernst genommen und viele Mexikaner glauben fest daran. Wie heisst es doch so schön: Der Glaube versetzt bekanntlich Berge.
Unterwegs von Catemaco nach Palenque
Die Strecke um die Laguna de Catemaco nach Juárez bis nach Soteapan entpuppte sich als schwierige 4x4 Strecke. Auf der Karte als gelbe Drittklass-Strasse eingezeichnet, war sie sehr schmal und der Naturboden nass und glitschig. So kamen wir kaum über den zweiten Geländegang hinaus, kurvenreich führte die Route über sehr hügeliges Gelände. Durch kleinste Dörfer die auf der Strassenkarte nicht eingezeichnet waren, suchten wir buchstäblich den Weg. Zum Glück regnete es nicht. Durch die vielen Wasserlöcher hatten wir ein mulmiges Gefühl. Wir hatten keine Lust mitten im unbekannten Dschungel hängen zu bleiben und uns aus den Schlammmassen zu befreien. Für etwas mehr als 50 km brauchten wir fast fünf Stunden.
In Soteapan erreichten wir die Asphaltstrasse und atmeten erst einmal richtig durch. Was wir als Abkürzung glaubten entpuppte sich als grosser Irrweg. Inzwischen kennen wir die mexikanischen Strassen aller Kategorien recht gut. Die vielen grossen Schlaglöcher, die massenhaften Topes und die zahlreichen Polizei- und Militärkontrollen, alles trägt dazu bei, dass man sehr gemächlich unterwegs sein kann. Auf den Hauptachsen gibt es kostenpflichtige Autobahnen, die ein rasches Vorwärtskommen ermöglichen, jedoch keine Fotostopps erlauben. Um einen guten Einblick in die Lebensweise der Mexikaner zu erhalten, sind die kleinen Strassen wichtig. So fahren wir oft nur im Schritttempo durch kleine Dörfer, die meist mit vielen, vielen Topes bestück sind. An diesen künstlich aufgeschichteten Bodenwellen muss man praktisch auf Null abbremsen um nicht einen Flug mit dem Auto zu riskieren. An diesen Topes stehen oft mehrere Leute die irgendetwas zum Verkauf anbieten.
Die Gerüche von den kleinen Strassenküchen und Restaurants ziehen oft durch unsere Fahrerkabine. Einmal angenehm, einmal weniger. Dass oft sehr viel Müll herum liegt, gehört hier an vielen Orten zum normalen Alltag. Gestern machten wir Halt an einer kleinen Wegabzweigung für ein Picknick. Kurze Zeit später kam ein privater Pick-Up und hielt an. Auf der Ladebrücke Kinder und Erwachsene. Die sehr junge Mutter musste ihrem kleinen Nachwuchs die Windeln wechseln. Vor der Abfahrt wurde die alte Windel im hohen Bogen an den Strassenrand geworfen, wo bereits viel Abfall lag. So konnten die Kinder gleich lernen, wie man den Müll entsorgt. Vielleicht werden sie ja in ein paar Jahren den Abfall auf die gleiche Weise entsorgen.
Palenque – die Maya-Stätten im tropischen Regenwald
Wir übernachteten auf dem Trailer Park Mayabell, der in der Nähe von den Maya-Ruinen liegt. Die guten Einrichtungen (Strom, Wasser, Duschen) sind noch mit einem Dschungel-Restaurant, Cabañas und Pool ausgestatet. Die sehr schöne Regenwald-Umgebung verleiht dem Camping ein besonderes Flair. Von weitem hörten wir die Brüllaffen in den hohen Bäumen. Das Regenwald-Feeling ist grossartig. Mitten in der Nacht zelebrierten die Brüllaffen ein lautstarkes Konzert. Am nächsten Morgen spazierten wir zu Fuss zum Eingang und warteten um 8 Uhr 15 am Ticketschalter. Die Verkäufer packten ihre Souvenirs aus und füllen ihre Tische und die auf dem Boden ausgelegten Tücher. Wir waren die einzigen Touristen um diese Zeit. Das kann doch nicht sein, dachten wir. Die Frage nach der Uhrzeit klärten die Umstände. Wir hatten unsere Uhren nicht auf die Winterzeit umgestellt und somit standen wir eine Stunde zu Früh am Eingang. Was soll’s!
Die Ruinenstadt liegt im dichten Grau und der Morgennebel lässt die prächtigen Bauten kaum richtig in Erscheinung treten. Der „Tempel der Inschriften“ (Foto rechts) gehört mit dem „El Palacio“ zu den interessantesten Bauten in Palenque. Um die Totengruft des Herrschers Pacal der Grosse (gestorben 683) zu besuchen, braucht es eine Sondergenehmigung. Eine Kopie des grossen Sarkophags samt der reichverzierten Grabplatte bestaunten wir später im Museum. El Palacio mit einer Grundfläche von 80 x 100 Meter ist der grösste Baukomplex in Palenque. Er diente religiösen als auch weltlichen Zwecken. Der dreistöckige Turm wurde später errichtet und diente als Observatorium. Verschiedene reliefgeschmückte Pfeiler, wenn auch stark beschädigt, zeigen Priesterdarstellungen von grossartiger Qualität.
Zu den schönsten Kunstwerken gehört die Darstellung von Pascals Inthronisation im Jahr 615. Die wichtigsten Bauten sind auf einem ca. 500 x 800 m grossen Gelände gut zugänglich und die meisten Gebäude kann man besteigen. Der Ausblick vom Totenkopf-Tempel auf den Regenwald und die umliegenden Ruinen ist trotz grauem Himmel sehr eindrücklich. Man schätzt die Anzahl aller Gebäude auf über 500, jedoch sind bis heute nur etwa 10 Prozent ausgegraben. Am späten Nachmittag bestaunten wir noch schöne und kostbare Fundstücke im Museum von Palenque. In den kommenden Wochen werden wir noch weitere bekannte Maya-Stätten besuchen und noch viel über ihre Kultur lesen.
1000 Zeilen in unserer Excel-Tabelle
Seit dem Start unserer Reise in Halifax am 24. April 2010 haben wir alle Reise-Ausgaben (mit Ausnahme der Flüge) in die Reise-buchhaltung aufgenommen. Anfangs November 2011 füllten wir die 1000. Zeile in der Excel-Tabelle. Da notierten wir den 411. Reisetag. Wie die Zeit vergeht! Unsere Reisebuchhaltung ist sehr exakt und Regine hat das Finanzwesen gut im Griff. Mit ihrem iPod touch kann sie bei Internet-Zugang die aktuellen Kurse abrufen, sodass unsere Buchhaltung trotz verschiedenen Währungen immer in Schweizerfranken erfolgt. Damit wir uns nicht im Detail verlieren, sind unsere Reiseausgaben in fünf Untergruppen aufgeteilt. Dazu gehören 1. Lebensmittel / Essen, 2. Ausrüstung / Zubehör, 3. Treibstoff / Fahrzeugunterhalt, 4. Übernachtungen / Campingplätze und 5. Eintritte / Transporte. Dann gibt es natürlich eine Vielzahl von Ausgaben, wie Coiffeur, Kleider, Schuhe, Wäsche usw. die wir nach einer spez. Liste in die fünf Gruppen aufteilen. Wir wollen keinen Buchhaltungsplan mit Dutzenden von Konten. Sehr interessant ist es, wenn man den Tagesdurchschnitt seit Reisebeginn ausrechnet. Seit wir in Mexiko unterwegs sind, sinkt der Tagesdurchschnitt laufend. Da wir bis heute noch keine Fahrzeug-Reparaturen hatten, nur Pneus und Stossdämpfer ersetzen mussten sind wir immer noch günstig unterwegs. Der Liter Diesel kostet zurzeit in Mexiko 67 Rappen.
Früchte, Gemüse, Fleisch und Brot sind auf dem Markt sehr preisgünstig. Für 20 Liter Trinkwasser bezahlen wir 30 Pesos (ca. SFR 2.05) Langsam gewöhnen wir uns an das „Märten“ und vor Ort erkundigen wir uns über die Preise für Taxifahrten, ÖV und Tourangebote. Es lohnt sich! Mit dem öffentlichen Bus vom Camping ins Stadtzentrum (Zócalo) bezahlen wir meist 5-6 Pesos pro Person. (ca. 40 Rappen) die Fahrt mit dem Taxi je nach Distanz kostet ca. 30-35 Pesos. (ca. SFR. 2.40) Der Einkauf auf dem Märit ist für uns sehr preisgünstig. Beispiel: 9 kleine Kartoffeln für "Gschwelti", 4 Orangen, 3 Bananen, 4 Brötchen für Sandwichs, 3 Tomaten, 1 Liter Milch und 2 süsse Gebäcke (Dessert) bezahlten wir total 41.2 Pesos (ca. SFR 2.85) Die Campingplätze variieren zwischen 10 - 15 Franken pro Nacht, wobei diese nicht mit Europa betreffend Komfort verglichen werden können. Meist sind die Plätze schlecht gewartet und „heruntergekommen“, wie so vieles in Mexiko. Wir sind zufrieden, wenn WC und Dusche funktionieren. Gibt es Strom und Internet, dazu eine warme Dusche, sprechen wir bereits von einem 5 Sterne Luxus-Campingplatz. Solche Plätze sind jedoch sehr, sehr rar in Mexiko!
Unterwegs von Palenque nach Campeche
Auf der Mex 186 fahren wir bis zur Abzweigung von „Dieciocho de Marzo“, wo wir auf die Mex 254 nach Sabancuy wechseln. Die kleine Strasse führt gegen Norden durch ein schönes Sumpfgebiet mit grossartiger Flora und Fauna. Um ohne „Topes“ ein bisschen bequemer zu reisen, nehmen wir die Mex 180 der Küste entlang nach Campeche. Am Stadtrand finden wir einen gepflegten Camping, der für einmal wirklich einladend wirkt. Mit dem ÖV fahren wir zum Parque Principal im Stadtzentrum. Der historische Stadtkern ist seit 1999 Weltkulturerbe. Die vielen buntgestrichenen, renovierten Häuserfassaden sind Zeugnisse kolonialer Vergangenheit. Von der gewaltigen Stadtmauer, die 1686 gebaut wurde, sind heute nur noch wenige Resten zu besichtigen.
Das Material von der 2,5 km langen und 8 m hohen Wehrmauer-Bastion wurde später für die Häuser und den Strassenbau in Campeche wieder verwendet. Die Uferpromenade ist sehr gepflegt, aber menschenleer. Campeche ist aussergewöhnlich sauber und gepflegt. Wir machten eine dreistündige Fusstour durch den historischen Stadtteil. In den schmalen Gassen sind die Fassaden-Maler gleich Dutzendweise an der Arbeit. Mit einfachen Maler-Utensilien und hohen Leitern werden hier lange Gassenabschnitte erneuert. In den späten Nachmittagsstunden bringt die Sonne die farbigen Häuserreihen besonders schön zur Geltung. Die Stadt am Meer strahlt eine eigene Atmosphäre aus und ist alles andere als hektisch und laut.
Als wir am anderen Tag Campeche Richtung Mérida verlassen, sehen wir aus der Ferne Hunderte von grossen Vögeln am Himmel kreisen. Der Ort entpuppte sich als riesige Müllhalde, die übersät mit Aasfressern belegt war. Eine Gruppe junger Leute wühlten im stinkigen Abfall und suchten nach verwertbarem Müll. Sie sortierten von Hand Berge von Abfällen, sammelten getrennt nach Material und verdienen so ein Paar Pesos. Ein harter Job, ein hartes Leben, wenn man auf den Müllbergen zuhause ist. Kehrricht-Verbrennungsanlagen sind in Mexiko ein Fremdwort. Wir haben in den vergangenen Monaten keine einzige gesehen, dafür Müllhalden wie Sand am Meer. Wir glauben, dass an den grossen Müllbergen von Campeche kaum Touristen vorbei kommen und einen Zwischenhalt machen. Die Müllmänner freuten sich über unseren Besuch, posierten sich für Fotos und wir wechselten ein paar Worte. Ein Erlebnis, das uns auf der Weiterreise Gesprächsstoff bot.
Uxmal – die Gebäude strahlen immer noch Pracht und Würde aus.
Gleich beim Eingang, gegenüber der Hotelanlage, gibt es einen Parkplatz für Reisemobile, wo man übernachten kann. Um 19 Uhr beginnt die Lightshow bei den Gebäuden des Nonnenvierecks. Begleitet von einem Hörspiel ähnlichen Beitrag, den wir in Deutsch über die Kopfhörer vernehmen, werden verschiedene Paläste, Gebäude und Fassaden mit farbigem Scheinwerferlicht angestrahlt. Wir hören Musik und erfahren Infos zur Entstehungsgeschichte Uxmal, das Leben seiner Bewohner und Herrscher. Das Bitten und Flehen zum Regengott Chaac wird eindrücklich geschildert. Die Vorstellung ist sehr gut besucht. In der sternenklaren Nacht leuchten die Ruinenfassaden mit ihren reich verzierten Motiven eindrücklich. Die farbigen Ruinenfassaden werden natürlich auch entsprechend vermarktet und wirken sehr touristisch, generieren aber auch Einnahmen für weitere Ausgrabungen und Restaurierungen.
Am nächsten Tag beginnen wir früh mit der Besichtigung. Unübersehbar präsentiert sich das Hauptmonument, die 38 m hohe Pyramide des „Zauberers“ oder „Wahrsagers“ vor einem stahlblauen Himmel. Der ungewöhnliche Grundriss mit abgerundeten Ecken erinnert fast an eine typische Maya-Hütte. Das Nonnenviereck ist ein gewaltiges Bauwerk und besteht aus vier lang gestreckten Gebäuden auf drei unterschiedlichen Ebenen. Der vertiefte Platz mit grüner Wiese misst beachtliche 50 x 60 Meter. Eine breite Aufgangstreppe führt zum Hauptgebäude (Edificio Northe), wo breite Friese üppig dekoriert sind. Am Ost- und Westbau zeigen die Fassaden reich verzierte Gittermuster und Mäandermotive. Der knapp 100 Meter lange Palacio Gobernador ist das architektonische Meisterwerk von Uxmal. Dieser Prachtbau, reich verziert, war einst Versammlungshaus für Adlige und Residenz der Regenten. Das untere Mauerwerk ist schlicht und kahl, während die obere Fassade mit vielen Motiven und über 200 Chaac-Masken verziert ist. Der Regengott Chaac weist auf die zentrale Bedeutung des Wassers hin.
Wir staunen über die gut erhaltenen und sehr schön restaurierten Fassaden. Wir lassen uns Zeit und bummeln kreuz und quer durch die gepflegte Ruinenanlage. Wir lesen die Infotafeln zu den einzelnen Gebäuden und lassen uns von den gewaltigen Bauwerken in vergangene Zeiten versetzen. Die Gebäude entstanden alle während der klassischen Maya-Epoche (500 – 900 n. Chr). Die „Altstadt“ hat eine Fläche von ca. 2 km2 und war von einer langen, dicken und hohen Mauer umgeben, die dem Schutz der wichtigsten Gebäude diente. Die Besiedlung von Uxmal begann schon um 500 v.Chr., die Blütezeit war ca. 800 – 1000 n.Chr. und um 1200 n.Chr. war der Ort bereits wieder verlassen.
Gegen Mittag mehren sich die angereisten Touristengruppen und bald ist es mit fotografieren ohne Touris vorbei.
Mérida – Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán
Von Uxmal nach Mérida war es nur ein Katzensprung. Die grosse Kolonialstadt stand schon lange auf unserem Reiseprogramm. Via Mail erfuhren wir, dass Franz und Alicia aus der Schweiz nach Mérida ausgewandert sind und zurzeit ihr neues Heim einrichten. Franz und Alicia laden uns ein und wir dürfen ihre Gastfreundschaft geniessen. Alicia ist Mexikanerin und Schweizerin, ihre Verwandtschaft lebt in Mérida. Wie üblich in mexikanischen Städten sind fast alle Strassen mit Nummern versehen und so kommt die Calle 6 gleich ein paar Mal vor, jedoch immer in einem anderen Bezirk. Unser Navi kann die Adresse von Franz nicht verarbeiten, da wir keinen Bezirk in der Stadt eingeben können. Eine Adresse ohne Stadtplan und Navi zu finden ist nicht einfach und nur durch Fragen und nochmals Fragen nähern wir uns dem Haus von Franz und Alicia. Ca. 300 Meter vor seinem Haus führt uns der Pizzakurier, der die Gegend kennt, direkt vors Haus. So parken wir bei einbrechender Dunkelheit vor dem Haus und Franz und Alicia heissen uns herzlich Willkommen.
Ein schönes Gästezimmer haben sie für uns bereitgestellt. Die nächsten fünf Tage geniessen wir die tolle Gastfreundschaft. Zusammen mit Franz montieren wir zwei Türen aus Massivholz. Scharniere, Schloss und Schliessblech werden eingelassen und montiert. Wir erfahren dabei sehr viel über das Leben, die Handwerker und die Bürokratie im mexikanischen Alltag. Alles ist hier ein bisschen Anders! Zurzeit haben sie noch Bauhandwerker im Haus. Wir erhalten einen interessanten Einblick in ihre Arbeitsweise. Spannend! Ja, hier braucht man ein bisschen mehr Geduld und Verständnis, besonders wenn der Bauhandwerker seinem „Güggel“ mehr Priorität zumisst. Gar nicht so einfach Handwerker zu finden die den schweizerischen Massstäben genügen. Doch Franz und Alicia haben alles gut im Griff und ihr neues Zuhause macht grosse Fortschritte.
Gemeinsam besuchen wir am Abend die Altstadt, wo auf dem Plaza Principal ein buntes Treiben herrscht. In einem schönen Innenhof lassen wir uns kulinarisch Verwöhnen und die Live-Musik mit mexikanischen Liedern zauberte eine tolle Stimmung in den Raum.
Mit Bekannten von Franz und Alicia machen wir einen Ausflug zur Oxkintok-Höhle, die wir für einmal mit einer Stirnlampe besuchen. Ein tolles Erlebnis! Etwas später besuchten wir das „Höhlenbad“ in der schönen Cenote San Ignacio. Das kristallklare Wasser kühlte uns ab und bot ein tolles Badeerlebnis.
Am vierten Tag, nachdem die zweite Zimmertüre fertig montiert war, gingen wir noch mit dem Bus ins Stadtzentrum und erlebten die pulsierende Stadt beim Einnachten. Wir flanierten durch die schmalen Gassen, durch die Fussgängerzone und liessen uns vom bunten Treiben mitreissen.
Da und dort besuchten wir einen kleinen Laden, steckten unsere Köpfe durch Türen und Fenster und schauten den vielen Verkaufsständen auf den schmalen Trottoirs zu. Viele junge Frauen aus Chiapas verkaufen auf dem Plaza Principal schöne Handarbeiten. Sie legen ihre Kostbarkeiten schön sortiert auf dem Boden aus und bemühen sich ein paar Pesos zu verdienen. Ein harter Job, ein hartes Leben! In Mérida gibt es Touristen und die Stadt ist gross. Die Chance hier etwas zu verkaufen ist besser als in kleinen Dörfern. Zur später Stunde spazierten wir zum halb- kreisförmigen Monumento a la Patria, wo im Scheinwerferlicht symbolhafte und wichtige Episoden der mexikanischen Geschichte besonders schön zur Geltung kommen. Die sesshaften Tage bei Franz und Alicia gingen rasch vorbei und bleiben uns in guter Erinnerung. Herzlichen Dank für die tolle Gastfreundschaft. Wir wünschen euch viel Spass und Freude im neuen Haus. Am Freitagmorgen verabschiedeten wir uns und nahmen Kurs nach Chichén Itzá.
Chichén Itzá – verschiedene Epochen, verschiedene Baustile
Der Name der Stadt Chichén Itzá bedeutet übersetzt „am Rande des Brunnens der Wasserzauberer“. In der Umgebung liegen in der Tat zwei Cenoten, (unterirdische Höhlen mit Süsswasser) deren Wasserspeicher für die mächtigste Stadt Yucatáns von grosser Bedeutung war. Zwischen 900 -1200 n.Chr. entwickelte sich Chichén Itzá zu einem politisch und wirtschaftlichen Zentrum im Norden der Halbinsel. Die Stadt bestand aus mehr als 20 Bauwerken unter- schiedlicher Grösse und Bedeutung. El Castillo, oder der Tempel Kukulcán zeigt sich majestätisch in der Mitte des Hauptplatzes. Der unter dem Einfluss der Tolteken erbaute Pyramiden-Tempel hat einen quadratischen Grundriss. An jeder Seite führt eine Treppe zum Tempel. Jede Treppe hat 91 Stufen. Multipliziert mit vier ergibt das die Zahl 364 und mit der Tempelebene kommt man auf 365, was auf ein Kalenderjahr hindeutet.
Der Tzompantli oder Schädelaltar ist eine Tradition aus Nordmexiko, die von den Tolteken nach Chichén Itzá gebracht wurde. Auf dieser mit Todessymbolen dekorierten rechteckigen Plattform, ca. 60 x 12 m, wurden wahrscheinlich die Häupter der Geopferten (besiegter Feinde) zur Schau gestellt. Etwa 500 eingemeisselte Totenköpfe schmücken die Fassaden. Das mittlere Band zeigt Köpfe, die auf Pfählen aufgespiesst sind.
Beim Kriegertempel bestaunen wir die vielen eckigen und runden Säulen. Viele sind mit reichhaltigen Verzierungen und Abbildungen ausgestattet. Ein Blickfang ist auch das Observatorium, auch Schneckenturm genannt. Ein wichtiges Wahrzeichen von Chichén Itzá. Die Eingänge des runden Tempels sind nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die im Maya-Tolteken Stil erbaute Bau erhebt sich auf zwei grossen Plattformen. Der runde Bau hat eine nach oben führende Wendeltreppe und diente als Sternwarte. Eine Reihe von Fenstern diente der Sternbeobachtung und astronomischen Berechnungen. Eine grossartig dekorierte Fassade befindet sich am Osteingang zum Nebengebäude des Nonnenklosters. Wir sind beeindruckt über die gut erhaltenen Fassaden und rätselten über die grossartige Kultur, die hier einmal herrschte.
Den grössten Ballspielplatz konnten wir nicht besuchen, da er zurzeit restauriert wird. Mit seinen Ausmassen von 168 m Länge, 70 m Breite und etwa 8 m Mauerhöhe wird es noch eine Weile dauern, bis diese Stätte wieder zugänglich ist. Die aus Stein gemeisselten Ringe an den Seitenmauern konnten wir nur aus der Ferne betrachten. Nach soviel Maya-Kultur wurde es Zeit uns wieder einwenig der Natur, resp. Vogelwelt zu widmen. Wir fahren nach Rio Lagartos, wo wir ausserhalb des kleinen Fischerdorfes am Meer einen traumhaften Übernachtungsplatz finden.
Tags darauf entdecken wir hinter den Häusern eine Salzwasserlagune mit vielen Vögeln. Die Flamingos standen meist ruhig in der Morgensonne und zeigten ein malerisches Bild in der farbigen Landschaft. Die sehr scheuen Flamingos können wir aus einer Distanz von etwa 40 - 50 Meter beobachten. Traumhaft! Zwischen Rio Lagartos und Cuyo liegt ein fantastisches Naturschutzgebiet, Parque Natural Ria Lagartos, wo Tausende von Flamingos, Pelikane und andere Vögel ihre Brutplätze haben. Wir fahren auf der kleinen Naturstrasse nach Cuyo. Der sehr schmale Landstreifen, links das Meer, rechts die grossen Lagunen bietet ein grossartiges Reiseerlebnis. Kein Verkehr, nur Natur vom Feinsten!
Solche Routen durch einsame Naturschutzgebiete sind in Mexiko rar. Unterwegs treffen wir auf Einheimische Fischer die von einer Holzbrücke mit dem Netz fischen. Die Wurftechnik will gelernt sein. Ein grosses Fischernetz wird in den breiten Fluss geworfen. Wenn das Netz auf dem Wasser auftrifft hat es die Form eines grossen Kreises. Nun sinkt das Netz auf den Flussgrund ab und die Fischer ziehen kurze Zeit danach ihr Netz auf die Brücke mit reicher Beute. Innert kurzer Zeit füllt sich ihre Plastikbox mit vielen Fischen. Mit Stolz zeigte uns einer der Fischer eine grosse Muschelkrappe, die sehr selten ist und als Spezialität gilt.
In der Salina Las Coloradas herrschte auf dem grossen Salzgewinnungs-Gelände Ruhe. Es ist Sonntag. Riesige Salzberge, Salzbecken und eine grosse Förderbandanlage ins Meer hinaus prägte das Landschaftsbild. Alles ist mit einem Maschendraht-Zaun eingezäunt und der Zugang aufs Gelände untersagt. Dass hier schon zur Mayazeit Verdunstungsbecken für Meersalz errichtet wurden, ist erstaunlich. Der schmale Pfad ist gerade mal auf Fahrzeugbreite geschrumpft und wir sind froh, dass es keinen Gegenverkehr hat. Wir lieben solche Strecken, halten an, fotografieren und geniessen dieses Naturparadies.
Was für ein Kontrast zu den verkehrsreichen, lärmigen Dörfern und Städten. Auf kleinen Strassen fahren wir Richtung Cancύn, queren einmal die Autobahn und stellen fest, dass diese nicht benützt wird, weil sie für die Einheimischen viel zu teuer ist. Für den künstlichen Retorten-Badeort, wo sich auf der schmalen Cancύn-Landzunge (Zona Hotelera) weit über 100 Strandhotels aneinander reihen, konnten wir uns nicht begeistern. Gebaut werden immer noch gigantische Hotelkomplexe und den Zugang zur Karibik muss der Aussenstehende wie eine Nadel im Heuhaufen suchen. Wir können gut auf die kilometerlangen Liegestuhl-Strände verzichten. Als wir am gewaltigen Einfahrt-Portal des Golfplatzes anhalten, stellten wir fest, dass uns die Golfschläger, die entsprechende Garderobe und das nötige Kleingeld fehlen! Ja, es hat halt nicht für alles Platz in unserem kleinen Camper.
Doch wir mussten nicht auf das schöne Karibik-Feeling verzichten. In Xup-Ha, 25 km südlich von Playa del Carmen, gibt es Traumstrände ohne Hotels, mit kristallklarem Wasser, weissem Sandstrand und eine sehr herzliche Einheimische Bevölkerung. Den Blick durch unser Camper-Fenster auf den Strand könnte mancher Hotelgast in den Liegestuhlreihen von Cancún neidisch werden lassen. Für ca. 12 Franken pro Tag, mitten unter Palmen am Sandstrand in der Karibik, Ferien machen ist ja auch nicht ohne. Wir geniessen die sesshaften Tage am Strand und baden im warmen Karibikwasser. Am Strand entlang gibt es einfache Buschhütten, kleine Restaurants und nur wenige Touristen. Besonders die lästigen Souvenirverkäufer gibt es hier nicht. Natur pur, nur Ruhe und Erholung!
Tulύm – die Maya-Ruinenanlage am Meer
Tulύm ist sehr touristisch, wer nicht aufpasst, wird übers Ohr gehauen. Am Vormittag fahren wir auf den grossen gebührenpflichtigen Besucherparkplatz, der noch mässig besetzt ist. Der junge Mexikaner im Parkhäuschen musterte unser Fahrzeug, überlegte und verlangte 200 Pesos (ca. SFR. 14.-). Die grossen Tafeln mit den Parkgebühren hat der Junge wohl noch nie studiert, oder glaubt, alle Touris seinen blöd. Die Parktarife sind gross und übersichtlich angeschrieben. Auto normal 50 Pesos (ca. 3.50) Pick-Up und Kleinbusse 60 Pesos (ca.4.20) und die grossen Reisecars kosten 125 Pesos (ca. 8.75) Warum sollte jetzt unser kleiner Camper mehr kosten als ein grosser Reisecar? Nach knapp fünf Monaten Mexiko kennen wir die kleinen Gaunereien und Beteuerungen mit leerem Inhalt. Wir weisen den Ticketboy auf die Gebührentafel hin und erklären ihm, dass unser Fahrzeug ein Pick-Up ist. Nicht gewohnt, dass Touristen auch etwas Denken, schaut er die Gebührentafel an, geht an den Laptop und druckt uns ein 60 Peso Parkticket aus. Eigentlich sollte man solche Situationen auf dem Videoclip festhalten, dann hätten wir nicht nur Naturschönheiten, sondern auch…
Dass wir heute kurz danach ein 2. Mal von einem Beamten ein bisschen Betrogen werden, dass hat dann doch schon System. Die bekannte Maya-Ruinenanlage am Meer zieht täglich viele Besucher an, die vielen grossen Cars deuten auf einen regen Besucherstrom hin. Wir lösen am Schalter zwei Tickets. In ganz Mexiko kosten die Eintritte für solche Nationale Ausgrabungsstätten zurzeit 51 Pesos (3.50) pro Person. Wir bezahlen die 102 Pesos mit einer 500 Note. Nicht immer zählen wir ja das Retourgeld kleinlich nach, ein wenig Vertrauen muss man den Leuten auch schenken. Doch heute blockierten wir den Ticketschalter und zählten nach. 10 Pesos (70 Rappen) fehlten. Wir machten den Beamten hinter der Glasscheibe aufmerksam, dass das Rückgeld nicht stimmt. Vielleicht sind wir heute die ersten Touristen, die auf seinen Trick nicht herein fallen.
Aufbrausend, fast ein bisschen Arrogant belehrte er uns, dass es stimmt und er rechnet uns das Rückgeld noch einmal vor: „Die Tickets kosten 112 Pesos“, sagte er und zählt uns laut vor, „8 Pesos gibt 120, gibt 150, macht 200, macht 500. Alles klar?“ "Nein, eben nicht," meinte Regine, „die Tickets für zwei Personen kosten nur 102 Pesos.“ Mürrisch griff er in die Schublade und warf die fehlende 10 Peso Münze zum übrigen Retourgeld. Auf frischer Tat ertappt, würden wir bei uns sagen!
Wir überlegen, ein einziger Schalter und täglich ein paar Hundert, vielleicht auch mal Tausend und mehr Touristen ergibt… Rechne: bei 50 Besucher sind das bereits ca. SFR 35.- bei 100 Touristen macht das ca. SFR 70.- und in einer Woche… und in einem Monat…Schade haben wir diese Szene nicht auf Video! Die hinter uns wartenden Besucher ermahnten wir, das Rückgeld nachzuzählen.
Später gaben wir die 10 Pesos den Voladores, die sich kopfunter von der hohen Stange an Seilen hängend herabdrehten (fliegende Menschen). Sie haben es für ihre Darbietung verdient.
Nach 144 Tagen nehmen wir Abschied von Mexiko. Wir sind in Chetumal ein paar Kilometer von Belize entfernt. Über die Einreise und den Start in diesem Land, wo das Durchschnittsalter zur Zeit 20,3 Jahre beträgt, (Angaben von einem Schweizer und Belize-Bürger) berichten wir im Dezember. Den ersten Tag in Belize werden wir nie mehr vergessen. Er war aussergewöhnlich und sehr ereignisreich!!!
Wir wünschen allen unseren Verwandten, Bekannten, Nachbarn und treuen Homepage-Lesern eine schöne und besinnliche Adventszeit und von Herzen ein frohes Weihnachtsfest. Wie sagte die Einheimische Mutter mitten im Busch: „Gracias a Dios“, und sie wiederholte sich mehrmals.