Reisebericht Mexiko
01.04. - 07.05.2015 Veracruz - El Tajín - Tepotzotlán - Puebla - Tlaxcala - Cantona - Tuxtepec -
Juchitan de Zaragoza - Ocozocoautla - Coatzacoalcos - Catemaco - Veracruz -
Tepotzotlán
Veracruz Mexiko
Der Name „La Villa Rica de la Vera Cruz“ trägt Mexikos älteste Stadt bereits seit der
spanischen Kolonialzeit. „Die reiche Stadt vom wahren Kreuz“ war lange Zeit für die Spanier der wichtigste Verschiffungshafen zum Mutterland. Eine geschichtsträchtige Stadt, die mit ihrer Hafenfestung San Juan de Ulúa einst ihre Reichtümer vor den Piraten zu schützen versuchte. Bereits 1528 bauten die Spanier eine Abwehr aus Korallengestein gegen die englischen und holländischen Piraten. Heute entdecken wir zwar keine Piraten mehr rund um das grosse und alte Hafengelände. Nein, heute patrouillieren zahlreiche, bewaffnete Militär-Fahr- zeuge pausenlos durch die Stadt und sorgen für die Sicherheit der Bevölkerung. Tja, das ist ein anderes Thema.
Bereits sind wir schon einige Tage in Veracruz. Die mexikani- schen Touristen bevölkern die Stadt und die langen Strände über die Ostertage, da bis zum 11. April noch Schulferien sind. Rund um den Zócalo gibt es erst nach Mitternacht ein bisschen Ruhe. Täglich gibt es am Abend musikalische Darbietungen und der grosse Platz vor der Bühne lädt ein zum Tanzen. Vor allem die älteren Semester schwingen das Tanzbein in eleganter Garde- robe. Die Stadtmusik, Tanzgruppen aus anderen Provinzen mit schönen Trachten, aber auch kleinere Musikgruppen begeistern die Besucher. Vor dem Start auf der Hauptbühne gehört das musikalische Durcheinander von den vielen kleinen Musikgrup- pen zum Programm.
Wenn die Sitzplätze bei den Cafés und Restaurants gut besetzt sind, spielen schon mal drei oder vier Musikgruppen gleichzeitig fast nebeneinander mit unterschiedlichen Klängen und Gesang. Für uns ein bisschen gewöhnungsbedürftig! Aber schliesslich will ja jede Musikgruppe die andere übertönen!
Um auf den Papierkram und die Örtlichkeiten vorbereitet zu sein, wenn unser Fahrzeug in Veracruz ankommt, suchen wir die Büros auf und notieren ihre aktuelle Adresse. Wir machen uns auf den Weg zur Agentur der WWL (Wallenius Wilhelmsen Logistics), die uns dann später die Bill of Lading aushändigen muss. Doch die ange- gebene Adresse stimmt nicht mehr. Über mehrere Befragungen er- reichen wir später ein weiteres Logistic-Büro, das die WWL bedient.
Doch das ist Schnee von gestern. Seit etwa einem Monat ist sie nicht mehr zuständig für die WWL. So geht es weiter, mal 4 Blocks gerade aus, dann rechts, drei Blocks weiter, dann zwei Blocks links, usw.. Wir lernen die Stadt kennen und stehen nach über zwei Stunden vor einem kleinen Hauseingang an dem nichts angeschrieben oder beschriftet ist. Doch im ersten Stock befindet sich jetzt neu unser Logistic-Büro. Geschafft! Tja, es braucht viel Zeit und Geduld.
Hafenfestung San Juan de Ulúa
Die Festung ist das Wahrzeichen und eine interessante Sehens- würdigkeit von Veracruz. Bereits im Jahre 1528 begannen die Spanier mit dem Bau der Festung aus Korallengestein. Sie diente zur Abwehr englischer und holländischer Piraten. Mit der Errichtung des heutigen Forts wurde erst 1565 begonnen. Die Arbeiten dau- erten fast 50 Jahre. Der Hafen von Veracruz diente unter anderem der Silberausfuhr nach Spanien. Wenn diese Mauern sprechen könnten und uns über 300 Jahre Hafen-Geschichte berichten wür- den, sie wäre gespickt von Sklavenarbeit, kriegerischen Ausein- andersetzungen über Macht und Reichtum, Belagerung und Kerker.
Der Rundgang führt uns durch die Festungsanlage, vorbei an dunklen, feuchten Gewölbe-Räumen, die auch später als Ver- lies und Kerker dienten. Bei Flut standen diese unter Wasser. Nach der mexikanischen Unabhängigkeitserklärung wurde die Festung durch die spanischen Truppen im Jahre 1810 besetzt. Die mexikanische Regierung beschloss 1822 eine Blockade von der Insel. Doch erst im 1825 begann die eigentliche Belag- erung von San Juan de Ulúa. Mit der Kapitulation der spani- schen Besatzung am 19. November 1825 verlor Spanien seinen letzten Stützpunkt auf dem Gebiet des heutigen Mexiko. Die trutzige Hafenfestung San Juan de Ulúa bewachte einst mit ihren Bewohnern die Einfahrt zum Hafen von Veracruz. Die „jefes turístico“ erzählen heute Geschichten und Historisches über das Bauwerk.
Acuario de Veracruz
Etwas ausserhalb von Veracruz, direkt am Meer, besuchen wir das Meeraquarium. Hinter den grossen, ringförmigen Acrylglasfenstern bestaunen wir einen vielfältigen Unterwasserzoo. Der Blick in die Unterwelt macht uns „gluschtig“, wieder einmal zu schnorcheln. Doch unsere Schnorchelausrüstung ist im Camper. Da wir am Vormittag bereits um 10 Uhr in den grossen Unterwasser-Räumen unterwegs sind, hat es noch wenige Besucher. Wir haben Platz und Zeit die grossflächigen „Schaufenster“ anzuschauen und entdecken immer wieder Neues. Die grosse Vielfalt der kleinen und grossen Meeresbewohner fasziniert uns. Die Stachelrochen mal von unten, mal von oben genauer zu betrachten ist hier möglich. Mehrere Quallen-Arten bewegen sich mit ihren langen fadenförmigen Tentakeln elegant durch die Wasserlandschaft.
Als wir unseren Rundgang durch die Unterwasserwelt beendeten und zum Ausgang zurückkehrten, stand vor dem Ticketschalter beim Eingang bereits eine über 50 Meter lange Warteschlange, davon einen grossen Teil ausserhalb des Gebäudes. Tja, für viele wird das Anstehen etwa gleich lange dauern, wie sie später im Aquarium unterwegs sein werden. Der Blick in die einzigartige, sehr schöne Unterwasserwelt muss in diesen Ferientagen durch sehr langes Warten verdient werden.
Mit dem Mietfahrzeug unterwegs auf neuen Routen
Nachdem wir die Stadt und die langen Strände von Veracruz er- kundet hatten, mieten wir am Flughafen für 15 Tage ein kleines Auto. Ausserhalb der Saison sind die Preise sehr günstig und zwei Wochen lang nur am Strand liegen, naja, dafür sind wir doch noch ein bisschen zu jung! Das kleinste Auto, das wir gebucht hatten, stand nicht mehr zur Verfügung. Zum gleichen Preis erhalten wir ein fast neues
Fahrzeug von der nächst höheren Klasse. (Renault Logan 1.6 16V 4-türig) Unsere Reisetaschen und Rucksäcke sind schnell verstaut. Wir fahren in den Norden zur Costa Esmeralda, wo wir am Abend an der Smaragdküste in die Wellen steigen und direkt am Strand übernachten.
Tja, im Camper wäre alles einfacher, bequemer, vertrauter, und erst noch könnten wir unsere Lieblingsmenüs zubereiten. Zwei Wochen auswärts essen und schlafen ist für uns Neuland, doch wir gewöhnen uns schnell daran. Nur mit den Klimaanlagen kon- nten wir uns nie so richtig anfreunden, aber ohne geht es bei diesen Temperaturen nicht. Vor dem Einschlafen schauen wir im Internet, wo das Schiff mit dem Camper unterwegs ist. Zurzeit fährt es an der brasilianischen Küste entlang mit 15 knots.
El Tajin – grösste Stadt der Totonaken
Über Papantia, die Stadt ist das Zentrum der umliegenden Vanille- produktion, erreichen wir die Ruinenstadt El Tajín. Gleich am Eingang zeigen die Voladores ihre Kunst. An den Hüften angebunden fliegen sie vom hohen Mast drehend Richtung Boden, während ein Mann sie auf dem Mast mit einer kleinen Trommel und einer Flöte begleitet. Es soll ein altes Fruchtbarkeitsritual der Totonaken darstellen. Die vier Vola- dores symbolisieren die vier Winde, der Mann der oben bleibt und spielt gilt als Symbol der Sonne. Das alte Ritual, so wird vermutet, diente früher der Vorbereitung von jungen Männern zwischen 20 – 25 Jahren. Wir haben diesen Brauch schon früher in Mexiko an verschie- denen Orten gesehen. Die Zeremonie der Männer, gekleidet in roten Hosen, weissem Hemd und einem roten Band um die Hüften, sowie mit einem schönen Federkopfschmuck, ist für uns etwas Geheimnisvolles und Mystisches.
Die präkolumbische Ruinenstadt nahe an der Ostküste, könnte die Hauptstadt der Totonaken gewesen sein. Sie liegt inmitten tropischer Vegetation und ist etwa 12 qkm gross. Mit 168 Gebäuden und 17 Ballspielplätzen schätz man die damalige Bevölkerung auf etwa 50'000 Menschen. Mehrere grosse pyra- midenförmige Stufentempel wurden vor etwa 800 Jahren auf- gegeben. Die Stadt wurde im 1. Jahrhundert v.Chr. vermut- lich von den Totonaken gegründet. El Tajín war dem Gott des Windes und des Blitzes geweiht. Die Blütezeit war von ca. 700 n.Chr. bis etwa 900, bevor sie wieder um 1200 verlassen wurde.
Die Nischenpyramide mit einer Grösse 1225 m2 und 25 m Höhe ist das Prunkstück der Ruinenstadt. Sie weist 365 Nischen auf, die wahrscheinlich ein Sonnenjahr symboli- sieren. Mit insgesamt 17 Ballspielplätzen zeigt die Aus- grabungsstätte einen interessanten Einblick in das kultur- elle Ballspiel. Es gibt sechs Reliefdarstellungen zum Thema Ballspiel, fünf davon sind sehr gut erhalten. Die Abbildung links zeigt ein Menschenopfer nach einem Ballspiel. Das Spiel mit dem Kautschukball war zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Der genaue Spielverlauf und die Spielregeln sind unbekannt. Ob das Ballspiel auch ein Spiel um Kopf und Kragen war, wo die Verlierer oder Gewinner geopfert wurden, ist nach wie vor unklar.
Tepotzotlán – Pepe’s Camping und Autoeinstellplatz
Von El Tajín nehmen wir für einmal die Schnellstrasse Richtung Mexiko City. Nördlich der Stadt liegt Tepotzotlán. Dort rekognos- zieren wir unseren Abstellplatz für den Camper auf dem Camping von Pepe. Das grosse Areal hat viele Stell- und Abstellplätze, die alle mit Verbundsteinen ausgelegt sind. Ein idealer Ort um vor oder nach einer Reiseetappe sich der Fahrzeug-Pflege zu widmen. Zur- zeit stehen etwa 15 Reisemobile und zwei grössere Boote auf dem Gelände. Die Anlage wirkt gut gepflegt und scheint uns sicher. Mit dem Verwalter Benjamin vereinbaren wir die Abstellgebühren, und dass er uns auch auf den Flughaben nach Mexiko Stadt bringt, wenn wir anfangs Mai nach Hause fliegen. Pepe’s Hotel- und Camping- anlage ist bei Reisenden bekannt. Viele machen hier einen Zwischenhalt, lassen das Fahrzeug stehen und besuchen das Zentrum von Mexiko City. Wir bleiben zwei Nächte auf dem Areal. Die Cabañas kosten 350 Pesos (SFR 21.25) pro Nacht für zwei Personen. Die Zimmer sind gut eingerichtet und sehr sauber. Mit anderen Reisenden tauschen wir Reiseinfos aus und besuchen das historische Zentrum von Tepotzotlán.
Das koloniale Städtchen liegt etwa 35 km nördlich von Mexiko-Stadt. Die Hauptsehenswürdigkeit ist ein ehemaliges Kloster und Jesuiten-Collegium aus dem 16. Jahrhundert, wo unter anderem auch Kinder der spanischen und mexikanischen Oberschicht unterrichtet wurden. Tepotzotlán war einst ein führendes Bil- dungszentrum in Neuspanien. Die dazugehörende Kirche San Francisco Javier aus den Jahren 1670 - 1682 ist ein bedeutendes Bauwerk des Spätbarocks. Im weitläufigen Komplex ist heute das Museo Nacional del Virreinato (Museum des Vizekönigreichs) untergebracht. Es soll Mexikos vollständigste Sammlung kolo- nialer Kunstschätze beherbergen, darunter viele Gemälde, Möbel, Skulpturen, Schmuck und andere Kostbarkeiten.
Wir besuchen das Museum. Der Rundgang führt uns durch viele Räume auf drei Stockwerken und durch einen schönen Innenhof (Kreuzgang). In der Capilla Doméstica sind wir tief beeindruckt. Das Kirchenin- nere ist mit eindrücklichen, vergoldeten Schnitzer- eien, Stuckornamentik und Altären ausgestattet. Wir brauchen Zeit um das überbordende, gewaltige Kunsthandwerk an den hohen Wänden richtig wahr- zunehmen. Die Altäre sind mit bis zu fünf hinter- einanderliegenden Schnitzerei-Ebenen ausgestattet und zeigen eine erstaunliche Tiefenwirkung. Es kommt uns vor, als hätte man hier das gesamte kunsthandwerkliche Können von damals in diesem Kirchenraum untergebracht (siehe Bildergalerie). Aussen zeigt die eintürmige Klosterkirche prächtige Kalksteinbildnisse. Sie soll eines der schönsten Beispiele des mexikanischen Kirchenbarocks sein. Was hier vor über 300 Jahren mit dem Reichtum an handwerklichem Können erbaut und geschaffen wurde, ist wirklich einzigartig. Der anschliessende Spaziergang rund um den Zócalo mit den kleinen Läden und Restaurants holt uns wieder in die Gegenwart zurück.
Etwa 26 km von Tepotzotlán entfernt besuchen wir das Aquädukt Arcos del Sitio. Das 438 m lange und 64 m hohe Bauwerk wurde im 18. Jahrhundert von den Jesuiten ge- plant und erbaut. Es ist sehr gut erhalten und wirkt leicht und elegant in der hügeligen Umgebung. Die 56 Bögen verteilen sich auf drei Ebenen. Zur damaligen Zeit sicher eine architektonische Meisterleistung. Wir überqueren im schmalen Wasserkanal das Bauwerk auf die gegenüber- liegende Talseite. Das Aquädukt ist Teil einer 42 km langen Wasserleitung, die einst von einer Quelle aus den Bergen nach Tepotzotlán führte.
Puebla – eine geschichtsträchtige Stadt
Ganz in der Nähe vom Zocaló beziehen wir unser Hotel- zimmer. Wir kennen die Stadt von früher. Mit über 800 historischen Bauten, davon über 100 Kirchen und vielen Museen, wird es uns auch beim zweiten Besuch in der Stadt nicht langweilig. Zu Fuss unterwegs sein, macht hier wirk- lich Spass. Je nach Sonnenstand passieren wir die schmalen Gassen und langen Häuserfassanden mehr als einmal. Zahl- reiche Häuser sind mit sehr schönen Kacheln aussen ver- ziert und erst durch die Sonneneinstrahlung kommen ihre Farben und Sujets voll zur Geltung. Auch nachts sind viele historische Bauten schön beleuchtet und wir bummeln durch belebte Fussgängerzonen. Abends auf dem Zocaló spielt eine Musikgruppe. Nach zwei Tagen finden wir uns auch ohne Stadtplan zurecht. Was wir alles besucht und gesehen haben, darüber gibt die Bildergalerie einen kleinen Einblick.
Tlaxcala – drei Stunden Tanz und Musik
Nur einen Katzensprung von Puebla entfernt liegt die kleine Stadt Tlaxcala. Hier durften wir während drei Stunden Folkloretänze in allen Variationen geniessen. Die am Zocaló aufgebaute Bühne mit Scheinwerfern rückten die schönen Darbietungen der verschiedenen Tanz- und Musikgruppen ins richtige Licht. Die Zuschauer füllten die leeren Stühle bis auf den letzten Platz. Wir versuchten ein paar farben- prächtige Tänze auf dem Chip zu speichern. Doch die vielen schnellen Drehungen und Bewegungen der Tänzer und Tänzerinnen sind nicht leicht zu fotografieren. Doch wir haben es versucht.
Cantona – eine besondere Ausgrabungsstätte
Von Tlaxcala fahren wir in nordöstlicher Richtung nach Cantona. Die sehr grosse und bedeutungsvolle Ausgrabungsstätte ist wenig bekannt. Sie liegt west- lich von Perote auf einem Lava Feld. Auf unserem 4-stündigen Rundgang sehen und erfahren wir einiges über die grosse Ruinenstadt. Bis heute weiss man nicht, welches geheimnisvolle Volk die Stadt einst bewohnte. Bisher wurde erst ein kleiner Teil der hügeligen Gesamtanlage freigelegt und erforscht. Die Einzigartigkeit von Cantona ist darin begründet, dass es hier etwa 3'000 Wohnhöfe gab, die mit einem weit verzweigten Strassen- resp. Weg-Netz miteinander verbunden waren.
Die Wege sind mit Meter hohen Trockensteinmauern aus Lava- gestein eingefasst und die Geländeunterschiede sind aus- geglichen durch Treppenstufen. Das Gebiet umfasst ca. 12 qkm und man vermutet, dass die sehr dicht wohnende Bevölkerung von etwa 100'000 Einwohnern in bis zu 8'000 Wohneinheiten lebten. Insgesamt wurden 24 Ballspielplätze entdeckt, wo zum Teil auch die „Ballspielmarker“ aus Stein- mosaik zu sehen sind. Die Stadt „lebte“ ca. von 150 – 1000 n.Chr. wobei das interne Strassennetz um etwa 650 entstand.
Die Gründe für den Nieder- gang der Stadt Cantona sind bis heute noch unbekannt. Besonders interessant ist, dass beim Bau der Gebäude, Mauern und anderen Steinkonstruktionen keinerlei Zement oder sonstige Bindemittel verwendet wurden. Wir besteigen einige der hohen Gebäude und Pyramiden, die uns einen grossartigen Panorama-Rundblick präsentieren. Die Ausgrabungsstätte ist mit vielen Kiefern, Yuccas und Kakteen reich gesegnet und bietet schöne Plätze zu verweilen. Das kleine Museum beim Eingang besuchen wir am Ende des Rundgangs. Es zeigt ein paar sehr schöne Fundstücke der unbe- kannten Kultur. Der Touristenstrom hält sich in Grenzen, da der Zugang ohne eigenes Fahrzeug zur Ausgrabungsstätte mühsam ist.
Zuckerrohrfelder, Mangobäume und Windturbinen
Von Cantona fahren wir in den Süden zum Golfo de Tehuantepec, von dort geht’s nach Osten in die Provinz Chiapas. Als wir am Abend in die Gegend von Juchitan de Zaragoza kommen, sehen wir einen grossen Wald von Windturbinen. Für uns nichts Neues, da wir schon einige Windparks gesehen haben. Doch die grosse Zahl in dieser Umgebung macht uns neugierig. Tags darauf fahren wir zu einem Windparkeingang, der durch eine Barriere und Bewachungspersonal gesichert ist. Wir erkunden uns über die Anzahl der Windturbinen in dieser Gegend. Die Leute haben Zeit für uns und berichten, dass es in „ihrem“ Windpark 82 Windmaschinen stehen, die sie beaufsichtigen müssen. Insgesamt gibt es 7 Windparks in der Umgebung. Die genaue Anzahl von allen Windturbinen wussten sie nicht. Hier stehen immer 20 Windgeneratoren in einer Reihe. Diese sind mehrfach hintereinander angeordnet. Zurzeit hat es wenig Wind und es drehen nur wenige Windgeneratoren. Kurze Zeit später begegnen wir einem „Windpark-Service“ Fahrzeug, das gerade von einem einge- zäunten Park herausfährt. Wir steigen aus, fragen nach. Der freundliche Fachmann klärt uns auf. In der ganzen Region um Juchitan de Zaragoza gibt es insgesamt 1'000 Windturbinen. Tja, jetzt können wir aufhören zu zählen und staunen. Wenn’s hier windet, dreht ein Wald voll Windgeneratoren, der das Land mit Strom versorgt. Fortschrittlich!
Mit dem Mietfahrzeug sind wir schneller unterwegs als mit unserem Camper. Doch für eine ausgiebige Rundreise durch den südlichsten Bundesstaat reicht die Zeit nicht. Vielleicht holen wir das auf einer späteren Reiseetappe nach. Das waldreiche Berg- land mit den Urwaldflüssen gefällt uns. Doch wir sind für einmal in Zeitnot und passieren die vielen Bananen-, Kakao- und Kaffeeplantagen ohne viele Zwischenstopps. Hier könnte man wochenlag im Land der Zapatisten unterwegs sein. Von ihrem Brauchtum mit den schönen Tänzen, erhielten wir in Tlaxcala am Zocaló einen guten Einblick.
Als wir zurück fahren an die Atlantikküste nach Catemaco, ent- decken wir eine Gruppe Zuckerrohrarbeiter auf einem grossen gemähten Feld. Wir werden mit offenen Armen empfangen und dürfen fotografieren. Eine harte und schweisstreibende Arbeit bei fast 40 Grad. In der Umgebung gibt es mehrere Zuckerrohr-Verarbeitungsfabriken. Der kostbare Rohstoff wird mit alten Lastwagen, Traktoren und Anhängern zur Fabrik gekarrt, wo am Eingang ein grosser Stau entsteht. Viele beladene Fahrzeuge müssen lange warten, bis sie ihre Ernte abladen können. Die Strassen sind über viele Kilometer von heruntergefallenen Zuckerrohr-Stängel übersät.
Zehn Monate wächst Pflanze bis sie geerntet werden kann. Unterwegs sehen wir viele Felder mit unterschiedlich hohem Wachstum. In einem kleinen Dorf direkt an der Strasse entdecken wir ein kleines Zucker- rohr-Auspressgerät, wo der zuckersüsse Saft unter der Maschine in ein Gefäss tropft. Der Einheimische drückt Stängel für Stängel durch die gerippten Walzen und fordert mich auf, die Arbeit zu übernehmen.
Ich gebe meine Kamera seiner Frau, die mich fotografiert bei der Arbeit an der Zuckerrohrpresse. Sie hat Spass daran und ich darf gleich mehrere Zuckerrohrstängel durchpressen. Eine klebrige Angelegenheit! Der süsse Saft wird abgefüllt, verdünnt und gleich an der Strasse verkauft. Eine herzliche und schöne Begegnung mit Einheimischen! So macht das individuelle Reisen Spass.
„La Finca“
4-Sterne Hotel am Lago de Catemaco
Wir besuchen noch einmal den kleinen Ort Catemaco, den wir bereits im Jahre 2011 kennen lernten. Die Heimat der Curanderos (Heiler) und Brujos (Zauberer). Doch auch diesmal verzichten wir auf das Ritual einer „Limpia“, einer spirituellen Säuberung oder Reinigungszere- monie, da unsere körperliche und seelische Harmonie im Einklang ist. Auf dem Flyer des Resort Hotel steht: «Hotel La Finca es un exclusivo resort de lujo, ubicado a la orilla del Lago de Catemaco, con una espectacular vista… .»
Wenn man „La Finca“ mit „das Landgut“ übersetzt, dann haben wir eine fantastische Unterkunft vom feinsten, allerdings ohne Rinder und anderes Getier. Die traumhafte Hotelanlage hebt sich von allen unseren Hotelübernachtungen ab. Das schöne, saubere Schwimm- bad, das Seestrandbad und der Bar- und Restaurantbetrieb bietet Ferienstimmung und Wohlbefinden. Unter der Woche werden die Preise gesenkt (pro Tag ca. SFR 55.- für zwei Personen), am Wochenende steigen die Preise. Als wir das Hotelzimmer beziehen und uns einrichten, erhalten wir eine gute Nachricht via Internet.
Unsere „Bill of Lading“, das Schiffverladepapier für unseren Camper können wir in Veracruz beim Office Navemar abholen. Tja, das Schiff nähert sich langsam aber sicher der Hafenstadt Veracruz.
Der Blick vom Balkon unseres Zimmers auf den See ist sehr schön. Die aufgehende Sonne über dem See wirft ihre ersten Sonnenstrahlen direkt in unsere Suite. Wir bleiben zwei Nächte und bereuen später, dass wir nicht drei geblieben sind. „La Finca“ am Lago de Catemaco bietet Ruhe und Erholung.
Camper oder Hotel?
Unsere Rundreise durch die Provinzen Veracruz, Puebla, Hidalgo, Mexiko, Oaxaca und Chiapas zeigte uns wieder einen sehr interessanten und vielfältigen Landesteil. In einfachen Hotels, über 4-Sterne Unterkünfte, bis zum Golf- hotel und dem Resort
Hotel „La Finca“, übernachteten wir meist recht gut. Nur mit den Klimaanlagen, die in allen Zimmern zum Standard gehören, konnten wir uns nie so richtig anfreunden. Aber ohne Klimaanlage sind die nicht isolierten Häuser, resp. Räume wirklich zum warm. Für Kurzzeitreisen sind Mietwagen und Hotelübernachtungen auch für uns eine Option, doch das Camper- Leben bei Langzeitreisen können sie nie ersetzen.
Zurück in Veracruz
Am Samstag, 25. April fahren wir an der Küste entlang von Cate- maco , Alvarado über Punta Antón Lizardo nach Veracruz. Jedes Hotel, das als solches zu erkennen ist, fragen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Einige Hotels sind aber auch getarnt als Motel. Und Motels bucht man hier für eine, zwei oder vier Stunden inkl. Autobox. Doch wir wollen eine ganze Nacht bleiben und nicht gestört werden, von den ein- und ausfahrenden „Love-Mobile “ während der Nacht. Je näher wir nach Veracruz kommen umso prekärer wird die Hotelsituation. Etwa 10 km vor Veracruz, von Boca del Rio bis ins Zentrum sind etwa drei Dutzend Hotels in allen Kategorien ausgebucht. Erst als wir immer mehr sportliche Leute mit einer Startnummer sehen, ahnen wir den Grund.
In Veracruz findet heute Abend einen Wettkampf statt über 10 km der Küste entlang ins Zentrum. Die Temperatur liegt bei 37 – 38 Grad, schwül, heiss, feucht, nur die Meeresbrise bringt ein wenig Abkühlung. Im Hotel Mar y Tierra haben wir vom Sonntag bis Mittwoch ein Hotelzimmer reserviert, um unseren Camper aus dem Hafen zu holen. Nun haben wir aber richtig Glück. Wir erhalten im reser- vierten Hotel am Abend noch ein kleines Zimmer und können dann am Sonntag in das Zimmer wechseln, das wir gebucht haben. Als wir gegen 19 Uhr am Malecón entlang spazieren, ist Küstenstrasse autofrei und bereitgestellt für den Wettlauf. Schon erreichen die ersten Spitzensportler mit leichtem Schritt die Stadt Veracruz. Doch die meisten Läufer treffen zwischen 20.00 und 20.30 Uhr in der Stadt ein. Um 19 Uhr war der Start in Boca del Rio. Ein Spektakel der besonderen Art. Wir sehen Läufer mit Startnummern von 5300 und höher. Unser Taxifahrer am Sonntag meinte, es haben etwa 7'000 Läufer am Wettkampf teilgenommen. Wir haben sie nicht gezählt. Doch der Lauf bei diesen hohen Temperaturen ist für Jung und Alt eine Heraus- forderung. Etwa 500 m vor dem Ziel standen die Zuschauer dicht gedrängt am Strassenrand und spornten die Läufer an. Etwa 200 Meter vor dem Ziel war dann der Lautsprecherpegel so laut, dass wir nur noch „Lärm“ konsumierten. Aber die Mexikaner mögen laut aufgedrehte Musik und dröhn- ende, oft ohrenbetäubende Stimmen aus den Lautsprecherboxen.
Nun geht’s vorwärts – die Wartezeit hat ein Ende
Am Sonntagmorgen bringen wir unser Mietfahrzeug zum Flughafen zurück. Die Rückgabe war schnell erledigt, alles war in Ordnung, keine Kratzer keine Beulen, nada! Die Angestellte von Eurocar brachte uns dann etwas ausserhalb des Flughafens an eine Strassenabzweigung, wo wir viel günstiger ein Taxi erhalten, als direkt beim Flughafen. „Solamente 150 Pesos“, meinte sie mit einem Lachen. Tja, das ist wirklich noch kundenfreundlich, muchas gracias! Eine Minute später wollte unser Taxifahrer 190 Pesos bis zum Hotel. Wir korrigierten ihn und verlangten die Fahrt für 150 Pesos (SFR 9.30), und er willigte ein. Geht doch!
Am Mittag im Hotel werfen wir einen Blick auf den „Live-Track“ vom RoRo-Schiff und sehen auf dem Laptop, dass die „Global Leader“ in den Hafen von Veracruz einläuft. Wir blicken aus dem Fenster und staunen. Etwa 250 Meter von uns entfernt sehen wir das grosse Schiff langsam durch die Hafeneinfahrt einlaufen. Das Schiff musste etwa einen Tag auf dem Meer draussen warten, bis es heute Mittag in den Hafen von Veracruz einlaufen konnte. Die Ver- spätung hält sich in Grenzen, nur zwei Tage! Das ist doch fast pünktlich, wenn man vier Wochen Seereise hinter sich hat. Morgen starten wir zum Papierkrieg und hoffen, den Camper vollständig und ganz in Empfang nehmen zu dürfen. Dann können wir die weitere Planung für die Heimreise in Angriff nehmen und die 6. Reiseetappe mit Erfolg abschliessen.
Temporäres Einführen vom „Casa rodante“ in Veracruz
Als wir am Montagmorgen beim Frühstück im Hotel auf den TV- Bildschirm blicken, werden gerade die Wetterprognosen für die verschiedenen Provinzen erläutert. Für Veracruz nennt die Sprecherin Temperaturen von 39 – 40 Grad. Ganz schön warm!
Für uns und andere Reisende berichten wir exakt über den büro- kratischen Ablauf für die Fahrzeug-Auslösung aus dem Hafen. Wir nehmen es vorweg: Alle Angestellten haben uns beim Papier- krieg tatkräftig unterstützt, so dass wir bereits am ersten Tag dank unseren Vorbereitungen einiges erledigen konnten.
1. Büro
„Navemar“ (Independencia 958, 2 Blocks vom Zócalo entfernt, 1.OG)
Am unscheinbaren kleinen Hauseingang gibt es keine Anschrift und keine Hausnummer. Im ersten Stock ist eine Tafel vor dem Büroraum. Dieses Büro stellt
unser erstes Formular, die „Bill of Lading“ (Seeladeschein) aus. Das Büro ist zuständig für das Schifffahrtsunternehmen der WWL, Wallenius Wilhelmsen Logistics. Dieses Formular ist sehr wichtig, es hat drei Stempel und drei Unterschriften. Nach knapp einer Stunde ist das Formular gedruckt und wir verlangen 3 Kopien davon.
2. Büro
Fotokopien erstellen
An der gleichen Strasse nur unweit entfernt gibt es einen Fotokopierladen mit PC’s.
Folgende Unter- lagen kopieren wir dreifach:
- Pass, inkl. Einreisezettel, beidseitig
- Fahrzeugpapiere, beidseitig
- Fotos vom Fahrzeug aussen und innen
-Inventarliste vom Camper (Campingausrüstung, Generator, Stühle, Tisch, Werkzeuge, die wichtigen, teuren Gegenstände die temporär eingeführt werden)
3. Büro
SSA – Mexiko (Emparan 200, 2 Blocks vom Zócalo entfernt, 1.OG)
Das Haus hat keine Anschrift, nada! Per Zufall entdecken wir einen Beamten auf dem Trottoire, der auf seinem weissen Hemd die Aufschrift SSA-Mexiko trägt. Er nimmt uns gleich mit und bringt uns ins richtige Büro. Die Angestellte von SSA-Mexiko erkundigt sich, wo unser Fahrzeug im Hafen abgestellt wurde. (Recinto = Hafensektor) Unser Fahrzeug steht jetzt im Recinto 82 SSA Mexiko. Für die weiteren Formalitäten gibt sie uns ein in Englisch übersetztes Papier mit und wir müssen dies der Reihe nach abarbeiten. Eine halbe Stunde später verlassen wir das SSA-Mexiko Büro und machen uns mit dem Taxi auf den Weg zum…
4. Büro
Banco Banjercito to get a „permiso temporal“ (Gonzales Pages 967, zwischen Augustin de Iturbide und Francisco Javier Mina, 13 Blocks vom Zócalo entfernt)
Diese Anlaufstelle ist sehr gut beschriftet, hat mehrere Schalter und dem entsprechend auch viele Leute. Die Banco Banjercito erstellt das Dokument für die „Fahrzeuggenehmigung für Mexiko“ aus. Wir beantragen für unser Reisemobil 10 Jahre Aufenthalt in Mexiko. Unser Camper ist auf allen Papieren mit Motorhome bezeichnet. Trotzdem will die Angestellte unser Reisemobil nicht als „Casa rodante“ deklarieren, sondern nur als gewöhnlichen Pickup. Obwohl sie unsere Fotos vom Camper von aussen und innen vor sich hat, meint sie, dass es nur ein gewöhnlicher PW ist. Mehrere Telefonate sind nötig und die Bürokratie gerät ins Stocken. Auf unsere Intervention, dass wir schon im Jahre 2011 in La Paz auf der Baja California ein 10-jähriges Banjercito für unser Casa Rodante erhalten haben, greift sie wieder zum Telefon. Irgendwo im Zentralcomputer findet man unsere Unterlagen mit den exakten Daten. Pingo! Ein Lächeln zeichnet sich auf dem Gesicht der Beamtin ab und sie streckt den Daumen hoch. Will heissen, alles klar, wir haben ein Casa rodante!!! In der Zwischenzeit sitzen wir bereits über zwei Stunden vor dem Schreibtisch, und die Bürokratie beginnt wieder zu mahlen! Für das Banjercito benötigt die Beamtin folgende Fotokopien. Die Originale müssen wir ebenfalls vorweisen.
- Pass, inkl. Einreisezettel
- Fahrzeugpapiere
- Bill of Lading
- Inventarliste von den Gegenständen im Camper
- Fotos vom Reisemobil aussen und innen
Die Kosten für das 10-jährige Banjercitos betragen 925 Pesos (SFR 59.20)
Nach knapp 3 Stunden verlassen wir das moderne Gebäude mit der neuen Fahrzeuggenehmigung und dem Sticker für die Windschutzscheibe.
5. Büro
Fahrzeug Versicherung Ocegueda (Av. Gómez Farias No. 711)
Mit dem Taxi fahren wir zurück ins Zentrum und fragen den Fahrer, ober er eine gute Autover- sicherung (Seguro de carro) kennt. Er meint, wir sollen nicht auf eine Bank gehen, diese Versicher- ungen seien zu teuer. Auf dem Weg ins Zentrum bringt er uns zu einem grossen Versicherungsbüro, wo wir unseren Versicherungs-Wunsch unterbreiten können. Wir brauchen jetzt ja nur für einen Monat eine Versicherung, da wir in die Schweiz zurückkehren. Sie macht von allen Papieren Kopien und wir können morgen wieder vorbeikommen.
6. Büro
API Administracion Portuaria Integral de Veracruz (Av. Marina Mercante 210, 2 Blocks vom Zócalo entfernt, Richtung Hafen)
Das sehr grosse Gebäude ist gut beschriftet. Wir müssen die „Bill of Lading“ vorweisen und eine „muellaje“ (Importgebühr) bezahlen. Diese richtet sich nach dem Fahrzeuggewicht. Unser Camper ist 3100 kg schwer und kostet 24.36 Pesos, umgerechnet SFR 1.55 ! Die Rechnung wird zweimal ausgedruckt und ist für die weiteren Abläufe zwingend. In 15 Minuten ist dieser Papierkram erledigt.
7. Büro
Aduana
Der Taxifahrer bringt uns zum Aduana de Puerto Veracruz, al lado del bancos. Dieses Büro liegt ein paar Kilometer ausserhalb der Stadt. Dort erhalten wir einen Besucherausweis. Wir passieren das elektronische Drehkreuz zum Hafengelände und gehen über eine Rampe ins erste Büro rechts. Dort müssen wir unser persönliches Schreiben, welches wir vorbereitet haben, abgeben. In diesem Schreiben bestätigen wir, welches Fahrzeug wir haben, Marke, Modell, Jahr, Chassi-Nr., Kontroll- schild, auf welchem Schiff es geladen war und auf welchem Recinto (Hafensektor) es abgestellt wurde. Zusammen mit den anderen Dokumenten
bereitet eine Angestellte ein weiteres Dokument vor.
8. Büro
Ein Angestellter begleitet uns zurück und bringt uns in ein anders Aduana Büro. Dort erhalten wir ein weiteres Dokument, welches die Freigabe unseres Fahrzeuges bestätigt. Mit allen diesen Unterlagen fahren wir in die Stadt zurück, wo wir wieder das SSA Mexiko-Büro aufsuchen.
9. Büro
SSA – Mexiko (Emparan 200, 2 Blocks vom Zócalo entfernt, 1.OG)
Nun haben wir endlich alle Papiere beisammen. Gegen 16 Uhr reichen wir die Dokumente der Ange- stellten der SSA Mexiko über die Theke. Diese tippt wieder einige Daten in den Computer und stellt uns die Schlussabrechnung für die Hafengebühren aus. Sie beträgt total 692 Pesos (SFR 43.-).
Geschafft! Heute waren wir sehr fleissig. Diese Papierformali- täten haben uns einen ganzen Tag beansprucht und waren nur dank unseren Vorbereitungen zu bewerkstelligen. Wir sind zuver- sichtlich, dass wir morgen unseren Camper vollständig, komplett und ohne Schaden im Hafen auslösen können.
2. Tag
Fahrzeug auslösen aus dem Hafen und Zollkontrolle
Am Mittag um 12 Uhr müssen wir am Hafen sein, hat uns der SSA Angestellte gestern gesagt. So nehmen wir uns Zeit für das Früh- stück, gehen anschliessend noch zum Coiffeur, und fahren nach 11 Uhr mit dem Taxi zum Aduana de Puerto Veracruz, al lado del bancos. Da wir ein bisschen zu früh sind, müssen wir noch war- ten. Dann erhalten wir einen Besucherausweis und gehen durch das Drehkreuz zum SSA – Büro. Die Papiere werden noch einmal geprüft und zusätzlich wird noch ein neues Formular erstellt und kopiert. Mit dem SSA-Angestellten fahren wir zu unserem Auto auf dem sehr grossen Hafengelände. Von weitem erblicken wir unseren Camper. Ist auch alles OK? Die Span- nung steigt! Nachdem der Papierkram erledigt ist, gehen wir mit vier Hafenangestellten und einer Frau mit Hund zu Fuss zum Fahrzeug. Wir werden aufgefordert alles zu prüfen und die Camper Tür zu öffnen!
Wir kommen mit einem blauen Auge davon!
Als wir den Türschlüssel einstecken wollten, sahen wir und die anderen das zerstörte Türschloss. Die Einbruchspuren deuten auf einen Schraubenzieher hin, der ins Schloss gesteckt und anschliessend gedreht wurde. Aber das Türschloss liess sich nicht öffnen, und so konnten die Diebe auch nichts klauen. Die massive Tür-Verriegelung hat Stand gehalten. Wir vermuten, dass auf dem Schiff oder im Hafengelände jemand versucht hat, unser Schloss zu knacken. Auf dem Hafengelände ist zwar alles abgeriegelt, ge- sichert und Videoüberwacht, dass solche Einbruchversuche eher auf See passieren. Wir wissen es nicht. Da wir unsere Kabine nicht öffnen können, kann der Zollbeamte auch keine Kontrolle durch- führen. Der Drogenhund durchstöbert die Fahrerkabine und sucht das ganze Fahrzeug aussen ab. Alles OK! Da die Hafenarbeiter keine Lösung und keine Werkzeuge haben, wie man das zerstörte Türschloss öffnen kann, schlage ich vor, dass wir zu einer Garage fahren und dort das Schloss aufbohren. Dieser Vorschlag wird akzeptiert und der Verantwortliche fotografiert noch den Schaden. Mit dem SSA-Mitarbeiter gehen wir nochmals zurück ins Büro, wo er die letzten Freigabedokumente ausdruckt. Dann fährt er uns zum Camper zurück und meint: „Follow me“! Drei Kontrollen mit Barrieren müssen wir noch passieren und die Ausfuhrgenehmigung vor- zeigen. Bei der letzten Schranke verabschiedet sich der SSA-Mitarbeiter und wünscht uns eine gute Reise. Geschafft! Nach drei Stunden haben wir wieder freie Fahrt und kehren nach Veracruz-Centro zurück, wo wir das Fahrzeug auf dem Hotelparkplatz abstellen können. Morgen schauen wir, wie wir das Problem lösen können. Unsere Werkzeuge sind allesamt in der Kabine eingeschlossen, sonst würde ich mich gleich an die Arbeit machen.
Dass wir es ohne Hafenagent geschafft haben, freut uns. Der Papierkram war für uns nicht immer logisch und oft undurch- sichtig. Aber wir sind ein Reiseerlebnis reicher geworden. In der Nacht grübeln wir über unser „Camper-Türschloss“ Prob- lem nach und werden fündig. Das Geheimnis, wie wir am nächsten Tag ohne fremde Hilfe und Werkzeuge ins Innere der Kabine gelangten, ohne die Tür zu öffnen, verraten wir nicht. Unser Tipp würde den Dieben und Einbrechern Tür und Tore öffnen, Reisemobile zu knacken!
Unsere 6. Reiseetappe geht nach gut sieben Monaten zu Ende. Ausser dem Zwischenfall mit Walters Nierenstein in Brasilien ist alles sehr gut gegangen. Keine Fahrzeugpannen, keine platten Reifen, keinen Unfall. Mit Tau- send neuen Reiseerlebnissen kehren wir in die Schweiz zurück! Tja, im Frühling 2016 werden wir, wenn nichts aussergewöhnliches da- zwischen kommt, ein neues Türschloss ein- bauen und zu unserer 7. Reiseetappe starten.