Reisebericht
01.06.08 - 30.06.08 Monkey Mia - Broome
Am 1. Juni standen wir um 10.30 Uhr in Monkey Mia beim Katamaran. Der dreistündige Segeltörn führte uns zuerst zu einer Perlfarm. Über das aufwändige Verfahren der Perlenzucht gab es viele interessante Infos. Leider fehlte Walter das nötige Kleingeld um die grössten und schönsten Perlen für Regine zu kaufen. Da Regine die schönste "Perle" für mich ist, kann ich mich nicht mehr steigern! Die Segelcrew gab sich alle Mühe und hielt Ausschau nach den Meerestieren. Eine grosse Meeresschildkrot (Sea Turtles) und ein paar Delphine war die Ausbeute. Die Natur lässt sich eben nicht per Knopfdruck ein- und ausblenden. Zum Glück!
Von Monkey Mia über Denham zur Shell Beach erreichten wir Hamelin Pool. Die Shell Beach, bekannt durch den 120 km langen schneeweissen Muschelstrand, ist einzigartig. Die kleinen Kalkschalen sind teilweise 4 m tief aufgeschichtet. Früher benutzte man die hartgepressten Muschelblöcke für den Hausbau. Noch heute sieht man Spuren von den herausgefrästen Muscheln-Quadern. Die Wissenschaftler rätseln immer noch über die massive Anhäufung der kleinen, weissen Muscheln und deren Wachstum an diesem Ort.
In Hamelin Pool, der ehemaligen Telegraphen-Station von 1884, übernachteten wir auf einem kleinen, einfachen Platz. Zur Begrüssung flatterten uns tausende von bunten Wanderschmetterlingen um die Ohren. Bekannt wurde dieser Ort durch die Stromatoliten. Das sind die ältesten bekannten fossilen Lebewesen der Erde. Ein langer Holzsteg führte uns über die versteinerten Ablagerungen ins Meer hinaus.
Die Schichtköpfe der Stromatoliten werden von Mikroorganismen gebaut, die mit ihrer Sauerstoff-Produktion schon vor Milliarden Jahren am Aufbau der Erdatmosphäre beteiligt waren. Wegen des hohen Salzgehaltes in der Bucht konnten die Mikroorganismen hier überleben und formten diese kleinen Felsen. Mit verschiedenen Infotafeln entlang des Rundganges wird der Besucher in die "Welt" der Stromatoliten eingeführt. Fasziniert von diesen versteinerten Ablagerungen im Meer besuchten wir den Strand bei Sonnenuntergang und in den frühen Morgenstunden. Ein Ort wo die Natur den Betrachter zum Nachdenken zwingt!
Auf den nächsten 250 km nach Carnarvon sahen wir eine ausgedehnte Buschlandschaft mit fast ausgetrockneten Salzseen. Der North-West-Highway hatte wenig Verkehr. Einzelne Wohnwagen und Wohnmobile waren unterwegs nach Norden. Carnarvon mit etwa 7000 Einwohner gab uns Gelegenheit unsere Vorräte zu erneuern. So "bunkerten" wir Lebensmittel für die nächsten 10 Tage und füllten unsere Diesel- und Wassertanks auf. Im Visitor Centre erkundigten wir uns über die Strassenverhältnisse zum Kennedy National Park und zum Mount Augustus. Unsere Reiseroute geht nun ostwärts ins Landesinnere und wir nehmen Abschied vom Indian Ocean. Da wir mit einem Reserverad eher zu den "Exoten" gehören, viele haben zwei Reserveräder montiert, entschlossen wir uns, den alten "Reserve-Finken" zu erneuern.
Let's go to the Outback, etwa 900 km "Dirt Roads" und "Gravel Roads" warten auf uns!
Story Nr. 4 "Roter Sand auch im Auto"
Wie muss man fahren, dass das Auto auch innen rot wird? Auf den Naturstrassen schnell oder langsam fahren? Andere Fahrzeuge überholen und bei entgegen kommenden langsam fahren? Lange hinter einem Fahrzeug im "Bulldust", feiner Staub im Outback, herfahren? Dach- und Seitenfenster offen lassen? Alles falsch! Als Outback-Neulinge lernen wir, dass auch bei geschlossen Fenstern und bei drei bis vier Begegnungen mit Fahrzeugen pro Tag unser Bushcamper am Abend innen immer rot ist. Unser Fahrzeug passt sich in der Farbe innen und aussen der Landschaft an, das mag beeindrucken, ist aber mit viel Arbeit verbunden! Fazit: Der rote feine Staub lässt sich nur vermeiden, wenn man nicht ins Outback fährt.
Strassen, Wege und Pisten, alles ein bisschen anders als zuhause...
Die "sealed road" ist eine Asphaltstrasse, meist in einem sehr guten Zustand. Dann gibt es verschiedene Arten von "unpaved roads". Die "Gravel Road", eine Schotterstrasse ist fast allwettertauglich und kann bei gutem Zustand rassig befahren werden. Ihr Merkmal, der Kiesbelag ist meist nicht identisch mit dem Boden der Umgebung. Die Schotterstrassen wechseln oft ab und gehen in eine "Dirt Road" über. Ihr Belag entspricht dem Material aus der Umgebung. Die Piste, auch "Track" genannt, ist meist nur mit 4-Rad-Antrieb befahrbar. Sie hat ein vielfältiges Aussehen. Sand, Kies, grosse Steine, aber auch ausgewaschene Wege verlangen vom Fahrer grosse Aufmerksamkeit. Nach einem Wolkenbruch oder schwerem Regen kann der feste Boden aufgeweicht und die Roads können tagelang gesperrt sein. Der Zustand der Outbackstrassen hängt davon ab, wann der "Grader" (Pistenhobel-Fahrzeug) zuletzt der Strasse eine Planierung verpasst hat und wie viele Fahrzeuge den Tracks benutzen. Sind längere Strecken auf tiefsandigen Pisten zu bewältigen, sollte man den Reifendruck etwa einen Drittel reduzieren. Dadurch wird die Traktion verbessert und die Auflagefläche der Reifen vergrössert. Ein kleiner handlicher Kompressor erleichert uns jeweils das Aufpumpen der Pneus.
Übernachten im Kennedy National Park
Bei Sonnenuntergang richteten wir uns im Busch-Campingplatz Temple Gorge ein. Vor den rotbraunen, steilen Felswänden geniessen wir das Apéro. Der Platz hat eine einfache Toilette aber kein Wasser. Nur Outback-Fans verirren sich an diesen Ort. Am Abend sitzen alle Campbesucher, mit uns 8 Personen, um ein grosses Feuer während sich ein traumhafter Sternenhimmel über uns ausbreitet. Die Australier waren überrascht, dass wir als ausländische Touristen einen solchen Ort aufsuchen. Es wurde lange, bis tief in die Nacht hinein, über "Alles" geplaudert. Die vielen Hinweise über das echte Outbackleben nahmen wir gerne entgegen. Solche Erlebnisse können wir kaum beschreiben, man muss sie erleben!
Am nächsten Morgen machten wir einen Abstecher zur Honeycomb Gorge. Die Felswände sehen aus wie riesige Honigwaben. Die Fahrt vom Kennedy N.P. zum Mt. Augustus erstreckte sich über ca. 290 km meist roter Pisten. Mit unserem Bushcamper fuhren wir einige Strecken zwischen 60 - 70 km/h. Bei schlechten Roads nahmen wir den Fuss vom Gas und "bummelten" mit 30 - 40 km/h, dem Fahrzeug und den Pneus zuliebe. Unterwegs begegneten uns Känguruhs, Emus, verschiedene Vögel, kleinere Gruppen Rinder und ab und zu auch eine farbige Wildblume. Da wir auch unsere erste kleine Flussdurchquerung auf Video festhielten und viele Foto-Stopps einbauten, dauerte die Fahrt den ganzen Tag. Wir waren überrascht auf dem Camp grosse, spezielle Busch-Wohnwagen mit entsprechendem Komfort anzutreffen. Das erfrischende Duschwasser färbte sich rot, wie das anschliessende Abendrot nach Sonnnenuntergang.
Der Mt. Augustus, ein grosser alleinstehender Gipfel mit 717 m Höhe, überragt die rotsandige Trockensteppe. Der Felsen ist 16 km lang und bis zu 5 km breit. Er ist mehr als doppelt so gross, wie der bekanntere Uluru (Ayers Rock). Der Berg ist mit vielen trockenen Büschen und dürren Bäumen bewachsen. Auf den Berg führen mehrere Wanderwege. Auch wir machten uns auf den Weg. Der Ausblick auf die unendlichen Weiten der Steppenlandschaft ist überwältigend.
Das Konzert und die Flugshow der Kakadus am Morgen und am Abend auf dem Camp ist ein Spektakel für sich. Bei untergehender Sonne zeigte uns ein grosser Schwarm Rosa-Kakadus seine Flugkünste. Bei einbrechender Dunkelheit verstummten ihre Stimmen und wir ordnen noch lange eindrucksvolle Bilder im Kopf beim nächtlichen Lagerfeuer. Da die Winternächte in West Australien recht frisch sind, nehmen wir gerne die Wärme der lodernden Flammen in uns auf. Nach vier Tagen stellen wir den Kompass auf Nord-West und nehmen Kurs auf Exmouth.
Exmouth und Umgebung
Auf der Fahrt nach Exmouth erlebten wir den ersten Tag mit Regenschauer. Bisher hatten wir täglich meist blauer Himmel und Sonnenschein. Die sintflutartigen Regenfälle kamen uns gelegen, den unser Fahrzeug färbte sich vom rot-braun in ein strahlendes weiss. So wurde uns die Car-Wasch-Station erspart. Exmouth ist auf dem North West Cape eine gute Versorgungsstation. Für uns auch Ausgangspunkt zu den Tauchgründen des bekannten Ningaloo Reef und in den Cape Range National Park. Beliebt sind die weissen, feinsandigen Strände mit den tollen Schnorchelmöglichkeiten und die zerklüftete Felslandschaft mit der Yardie Creek Gorge. Der erste Tag auf dem North West Cape brauchten wir für die Rekognoszierung. So besuchten wir über ein Dutzend Strände und entdeckten die Turquoise Bay, die als schönste Schnorchelbucht gilt. Nicht nur die Unterwasserwelt ist hier eindrucksvoll. Bemerkenswert ist auch die vielfältige Tierwelt. Die Rückfahrt bei untergehender Sonne erwies sich für uns als Glücksfall. Sehr viele grosse und ganz kleine Schwarfussfelsen-Känguruhs hielten sich in der Nähe der Strasse auf. Die Tiere im Abendlicht zu fotografieren war ein unvergessliches Erlebnis. Die Abenddämmerung wechselte sehr rasch in tiefe Nacht und wir rollten sehr langsam nach Exmouth zurück.
Am nächsten Morgen fuhren wir zur Yardie Creek Gorge und montierten unsere Wanderschuhe. Auf den hohen, roten Felswänden über dem Fluss wanderten wir der Schlucht entlang. Der Fluss führt ganzjährig Wasser. Er wird vom Meer gespeist und hat ein eigenes kleines Ökostystem. In den Mangroven nisten verschiedene Vogelarten. Der Wanderweg führte uns oft zu den senkrecht abfallenden Felswänden und gab einen schönen Blick frei auf den breiten Fluss. Am Nachmittag suchten wir die Schnorchelbucht auf und überzeugten uns von der grossartigen Unterwasserwelt. Mit Taucherbrille und Flossen liessen wir uns von der Strömung nordwärts ziehen und entdeckten das grossartige Schnorchelparadies. Von den Korallenbänken und den vielen farbigen Fischen in allen grössen und Formen nur unweit vom Strand entfernt, konnten wir uns kaum statt sehen. Eine solche Artenvielfalt hatten wir bis heute noch nie gesehen. Wir gleiten ruhig, erfurchtsvoll und staunend auf der stillen Wasseroberfläche dahin und speicherten diese einzigartige Unterwasserwelt in unseren Köpfen ab, den eine Unterwasserkamera stand nicht auf unserer Ausrüstungliste. Auf den Heimfahrt nach Exmouth entdeckten wir wieder neue "Bewohner" im Cape Range National Park. (siehe Bildergalerie)
Etwa 150 km südlich von Exmouth liegt Coral Bay. Der kleine Ort mit einem Hotel und Campingplätzen ist das eigentliche Tauchparadies am Ningaloo Reef. Ein "muss" für alle die an der Westküste unterwegs sind. Da an manchen Orten nur 100 m zwischen Ufer und Riff liegen, schnorchelten wir lange in dem kristallklaren, warmen Wasser. Die Fahrt mit einem Glasbodenboot ersparten wir uns. Das Schnorcheln mit den Walhaien ist in Coral Bay die grosse Attraktion. Da wir aber von der traumhaften Unterwasserwelt so viel sahen und begeistert waren, konnten wir gut auf diese "Whaleshark-Tour" verzichten. Diese Tagestour hätte für uns zusammen ein "Loch" von ca. 750 AUD in die Reisekasse gerissen. Da kleine Flugzeuge die genaue Position der Walhaie lokalisieren, können die Boote schnell zu den entsprechenden Orten geführt werden. Deshalb auch der hohe Preis. Sicher ein unvergessliches Erlebnis Seite an Seite mit einem gutmütigen Riesen zu schwimmen. Wie hätten wir reagiert, wenn ein bis zu 12 m langer Walhai im Abstand von nur ein paar Metern an uns vorbei schwimmt? Wir rätseln darüber.
Je weiter wir in den Norden fahren, werden die Entfernungen zwischen den Orten immer grösser, dafür die Orte immer kleiner. Nach soviel Unterwasserwelt peilten wir die Minenstadt Tom Price und den zweitgrössten Nationalpark Westaustraliens an. Vermehrt übernachten wir auf den "Free Camps" entlang unserer Reiseroute. Diese liegen etwas abseits der Strasse, oft mit traumhafter Umgebung. Sie sind meistens mit Toilette, Feuerstelle, Tischen und Bänken ausgestattet. Nur das Wasser muss man bei sich haben. Etwa 100 km vor Tom Price übernachteten wir in der Beasley River Rest Area und glaubten alleine zu sein, aber weit gefehlt. Der 24 h Overnight Camping war bereits gut belegt. Bereits zur Tradition geworden ist der nächtliche Apéro an der Feuerstelle.
Tom Price, bekannt durch die riesigen Eisenerzvorkommen, beeindruckte uns dadurch, wie man in den letzten Jahrzehnten eine ganze Landschaft umgebaut hat. Vom ehemaligen Mount Tom Price ist heute nur noch ein grosses Loch zu sehen. Auf der zweistündigen Rundfahrt durch die Eisenerzmine, bei der im Tagbau gigantische Gesteinsmengen gefördert werden, staunten wir über die Dimensionen der Lastwagen, Bagger, Förderbänder und Eisenbahnzüge.
Von den vielen Infos, vorallem aber von den grossen "Zahlenbergen" , die wir der während der Fahrt erhielten, konnten wir nur einen Teil behalten und auch verstehen. Die 16 Eisenbahnzüge pro Tag, mit je 230 Wagen, bringen die abgebauten Erze nach Dampier, wo sie vor allem in den asiatischen Raum verschifft werden. Der sehr lange Zug rollt in langsamer Fahrt durch die Verladestation, wo mehrere Wagen gleichzeitig gefüllt werden.
Im gesamten Pilbara-Gebiet liegt die Exportkapazität zur Zeit bei 110 Mio. Tonnen und soll in den kommenden Jahren auf 145 Mio. Tonnen ausgebaut werden. Der abgebildete "Truck" ist ein Oldtimer aus den Jahren 1980-1992. Sein Pneudurchmesser beträgt stolze 2,9 m und voll beladen wiegt er 255 Tonnen. Dass er pro km etwa 20 Liter Diesel beansprucht, ist für seine Dimensionen verständlich. Mit seinen Ausmassen, Länge 11,8 m, Breite 7 m und der Höhe von 5. 7 m erscheint er in der Landschaft wie ein kleines Spielzeug. Nach Angaben der Infotafel soll der Truck insgesamt 23 Mio. Tonnen Erz transportiert haben. Die heutigen Fahrzeuge sind aber noch grösser.
Der 1128 m hohe Mount Nameless ist der höchste mit dem Auto erreichbare Berg in WA und liegt südwestlich der Stadt Tom Price. Auf der steilen Schotterpiste, nur für 4WD geeignet, klammerte sich Regine an den Haltegriffen fest. Bei Sonnenuntergang sahen wir die gigantische, umgebaute Landschaft von oben. Als sich der Horizont rot verfärbte, unternahmen wir bei anbrechender Dunkelheit den Abstieg unter die Räder. Nachdenklich und in Gedanken versunken, versuchten wir die grossen Dimensionen zu begreifen. Ein kleiner Fleck Erde beförderte uns für Stunden in eine andere Welt.
Karijini National Park
Im Gegensatz zu der Minenlandschaft von Tom Price sind die rotleuchtenden, steilen Schluchten im Karijini N.P. über Millionen Jahre hinweg entstanden. Auf verschiedenen Tafeln im Park wird über die Entstehung der grossartigen Naturlandschaft informiert. Durch das starke Absinken des Meeresspiegels gruben sich die Flüsse tief in das Land ein und es entstanden einzigartige, steilwandige Schluchten. Die Erosion der vergangenen Jahrmillionen hat bis zu 100 m tiefe Schluchten in das Gestein geschnitten, die stellenweise nur einen Meter breit sind. Verschiedene Wasserfälle stürzen über schroffe Felsen und haben tiefe Teiche ausgewaschen, an denen sich schöne Wanderwege entlangwinden. Die Wanderwege sind gut markiert. Sie sind mit Schwierigskeitsstufen von "Class 1 - 6" bezeichnet. Bei der Stufe 4 musste ich ab und zu bereits mit den Händen an den steilen Wänden entlang klettern. Unten angekommen wird man mit einem traumhaften Blick nach oben belohnt. Bei unserem zweitägigen Aufenthalt im Park besuchten wir die wichtigsten Aussichtspunkte und unternahmen Wanderungen entlang und in den Schluchten. Das Karijini Visitor Centre, mit einem Gebäude in Form eines Waranes, passt sich gut der Umgebung an. Besonders interessant sind die Hinweise zur kulturellen und geologischen Geschichte des Parks. Der Abschied von der farbenprächtigen Urlandschaft des Parks fiel uns nicht leicht.
Der Wechsel von der fast unberührten Naturlandschaft zur grössten offenen Eisenerzmine der Welt, in Newmann, ist für uns ein Gegensatz, der nicht grösser sein könnte. In der rund zweistündigen Rundfahrt durch die grosse "Minenwelt" wurde uns klar, dass der Mensch nur ein paar Jahrzehnte braucht , um die Landschaft gigantisch "umzubauen". Die Natur im Karijini Park benötigte Millionen Jahre dauernden Erosion um die heutige Landschaft mit ihren Schluchten, Felswänden und traumhaften Pools zu formen. Von den Zahlen, Formen, Farben und Dimensionen in der Eisenerzmine waren wir dennoch sehr beeindruckt. Mit etwa 5,5 km Länge und 1,5 km Breite, konnte ich das grösste "Loch" nicht auf ein Foto zaubern. Der Mt. Whaleback war einmal 805 Meter über Meer. In der Zwischenzeit steht ein rund 420 Meter tiefes Loch an seiner Stelle.
Die riesigen Kipplaster mit Eisenerz beladen wirken wie kleinste Spielzeuge, obwohl sie bereits einen Pneu-Durchmesser von 3,6 Meter aufweisen. Der stolze Preis von $ 25'000 pro Pneu ist ca. 9 - 12 Monate im Einsatz. Etwa 1900 Leute arbeiten in den sieben Minen und am Hafen. Fast 1000 km Eisenbahnstrecke wurden gebaut und heute verkehren etwa 80 Diesel-Loks und mehr als 3300 Eisenerzwagen. Ein normaler Zug hat 6 Diesel-Loks, zieht rund 24'000 Tonnen Eisenerz in 300 Wagen und benötigt nur einen Lokführer. Der Zug hat eine Länge von ca. 3,75 km. Zum Beladen fährt er langsam durch die Verladestation und nach 90 Minuten ist auch der letzte Wagen gefüllt. Mit einer Geschwindigkeit von 65 km/h bringt er die kostbare Fracht nach Port Hedland in den Hafen, wo er eine Strecke von 3 km braucht zum Bremsen. Das Eisenerz wird nach Japan, Korea, Taiwan, China, Europa und Australien verschifft. Fasziniert von solcher Technik, Zahlen und Ausmassen nahmen wir Kurs nach Port Hedland. Unterwegs und auf dem Free-Camp Nr. 542 verarbeiteten wir das Erlebte und staunten noch lange über die für uns unbekannte Minenwelt.
Kurz entschlossen verliessen wir am nächsten Morgen die Asphaltstrasse und rollten auf staubiger Road nach Marble Bar. Lange bevor in der Gegend von Pilbara Eisenerz abgebaut wurde entdeckte man in der Umgebung vom Marble Bar Oberflächengold. 1891 kamen Goldsucher in diese Gegend und versuchten ihr Glück. In dem kleinen Museum sind noch verschiedene alte Objekte zu sehen. Besonders die sehr alten Fotos aus der Blütezeit des Goldabbaus versetzte uns um ein Jahrhundert zurück. Marble Bar, ein kleiner Ort, darf sich als "Australia's Hottest Town" bezeichnen. In den Jahren 1923/24 ist an 162 aufeinander folgenden Tagen Temperaturen von über 37,8 Grad gemessen worden. Zum Glück sind wir im Winter hier und es ist angenehm warm. Nachts sind wir aber froh um den Schlafsack.
Kurz vor Port Hedland kreuzte ein Eisenerzzug die Strasse. Die Bahnschranke blieb für uns ungewöhnlich lange geschlossen. Der Umschlagplatz für das Eisenerz sieht man von weitem. Die weissen Salzberge zwischen all dem roten Eisenerz, bot einen speziellen Kontrast. Die Farben rot, weiss und blau dominierten im Hafengelände. Im Hafen sind die Häuser und Strassen mit feinem roten Eisenerz-Puder überzogen. Die Salzgewinnung am Meer, mit den strahlend weissen Salzbecken bietet eine Abwechslung zum allseitig rostroten Überzug. Während früher im Hafen hauptsächlich Vieh, Wolle und Perlmuschel verschifft wurden, ist das "rote Gold" seit über 4 Jahrzehnten der Exportschlager. Auf der Red Bank Bridge warteten wir mit anderen Touristen auf die ein- und ausfahrenden Züge. Geduld war gefragt!
Am Nachmittag um 15.15 Uhr war Flut-Höchststand und wir konnten nahe an den felsigen Klippen beim Cooke Point ein paar Schildkröten im Meer beobachten. Für einen kurzen Augenblick streckten sie den Kopf über Wasser und holten Luft. Bei dem rauhen Wellengang und den schäumend, spritzenden Klippen war es nicht leicht , die Tiere lange zu sichten.
Die rund 615 km zwischen Port Hedland und Broome unterbrachen wir mit zwei Nächten an der "Eigthy Mile Beach". Eine 10 km lange, rote Sandpiste führte uns zum Camp hinter den Dünen am Meer. Ausgerüstet mit bester Infrastruktur, schattigen, grosszügigen Stellplätzen, mit vielen Palmen und Bäumen, war der Campingplatz fast voll besetzt. Der wunderschöne feine Sandstrand gehört zu den schönsten in Australien. Neu für uns war, dass viele Fischer vom Camping aus mit dem 4WD-Fahrzeug auf dem sehr langen, weissen Strand "ihren" Angelabschnitt aussuchten. Auch mit Stühlen knietief im Wasser sitzend, das Apéroglas in der Hand, und dabei gleichzeitig mehrere Angelruten bedienen, muss hier ein tolles Freizeitvergnügen sein. Die vielen Fotos im Campbüro zeugen davon, dass hier fast jeder einen Fisch fängt, auch als Anfänger. Unsere Nachbarn auf dem Camp bleiben mehrere Monate hier und ziehen Tag für Tag an den Strand zum Angeln. Warum der traumhafte Strand nur zum Angeln beliebt ist und nicht zum Baden, bleibt für uns ein Rätsel. Auf dem mit Muscheln übersäten Strand spazierten wir am Abend an den vielen Anglern vorbei und schauten der untergehenden Sonne ins Gesicht.
Die Fahrt nach Broome durch die topfebene Buschlandschaft hatte wenig zu bieten. Viele Büsche entlang der Strasse waren schwarz und verbrannt. In weiter Ferne sahen wir noch Rauch am Horizont vom Feuer. Viele Kilometer später zeigten die Büsche und Bäume nach dem Buschbrand bereits wieder grüne "Ausschläge". Grosse Rinderherden entlang der Strasse brachten in der Gegend von Broome eine Abwechslung. Broome mit fast 14'000 Einwohner ist ein Touristenort mit vielen Attraktionen und angenehmen Temperaturen. Hier wollen wir ein paar Tage "Ferien" machen und uns auf den langen Gibb River Track vorbereiten. Eine spezielle Karte für dieses Gebiet bedarf noch unser Studium. Mehrere Tage Outback im Kimberley Plateau ist für uns und unser Fahrzeug eine neue Herausforderung und mit Abenteuer verbunden.
Von diesem Free-Camp Nr.570 am De Grey River, ca. 80 km nach Port Hedland konnten wir uns fast nicht mehr trennen. Der traumhafte Outback-Camp unter den hohen Bäumen entlang des Rivers ist ein sehr beliebter Übernachtungsplatz. Nach dem Sonnenuntergang loderten viele kleine Feuer in die klare Sternennacht. Es ist noch viel schöner, als wir uns das in den schönsten Träumen vorgestellt hatten.
Zum Abschluss vom Monat Juni das "Bettmümpfeli" des Monats:
"Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf." Absolut zutreffend!