Reisebericht
01.05.2008 Kloten "Ein Traum geht in Erfüllung"
Hoch über den Wolken ordnen wir unsere Gedanken. Der Bildschirm meldet -55º C outside. Vor drei Stunden haben wir einen warmherzigen, tiefgreifenden Abschied erlebt. Priska, Judith und Lukas umarmten wir mit feuchten Augen, bevor sie uns bei der Passkontrolle in die Obhut der Emirates Airline brachten. Für uns ist es über 20 Jahre her, dass wir zusammen hoch über den Wolken dahingleiten.
Ein grosser Dank an alle "Drei", für die vielen guten Tipps bei den Reisevorbereitungen. Das gute Gefühl, auch auf der anderen Seite der Erdkugel mit euch im Innersten verbunden zu sein, ist traumhaft.
Die Überraschung von Hanni, Elisabeth und ihren Kindern mit den über 150 Bettmümpfeli in Form von kleinen Papierrollen mit Texten und Sprüchen hat uns tief berührt. Jeden Abend dürfen wir ein "Spruch-Los" öffnen und uns über den geistigen Inhalt freuen. Der kleine Brotsack mit vielen Schweizerkreuzen war dann noch das Pünktchen auf dem I. Allen ein herzliches Dankeschön! Damit wir auch im Outback ein aktuelles Familienfoto aufstellen können, dafür haben Martin und Helen in letzter Minute gesorgt.
In der Zwischenzeit nähern wir uns Dubai. Unter uns leuchten einzelne Ölfelder und Regine hat den im Vordersitz eingebauten Bildschirm voll im Griff. Eine traumhafte Lichterkulisse über Dubai empfängt uns in tiefer Nacht und unser Fernweh beruhigt sich langsam aber stetig.
02.05.2008 Perth Flughafen 18.30 Uhr
Story Nr. 1 "Exklusiver Service"
Nach der Passkontrolle suchten wir die Gepäckausgabe. Auf dem Förderband gleiteten die kleinen und grossen Gepäckstücke an uns vorbei. Die Reisetasche von Regine kam sofort. Wo ist Walters Gepäckstück? "Is it your baggage," fragte eine Zollbeamtin unweit entfernt, während sie eine gelbe Etikette an meine Reisetasche heftete. Sie machte uns aufmerksam, dass wir uns mit allem Gepäck zur Detailkontrolle in die entsprechende Warteschlange einreihen müssen. Mit gutem Gewissen wuchtete ich nach einer Weile zwei Reisetaschen und zwei Rücksäcke auf den Tisch. Eine freundliche Beamtin entschied, dass sie meinen Koffer durchsuchen will. Dabei wurden wir nochmals über die strengen Vorschriften bei der Einreise aufmerksam gemacht. Nun kam die grosse "Auslege-Inspektion". Alle Fächer, Taschen, Säcke, Aussen- und Innentaschen wurden nach aussen gekehrt. Mehrmals machte sie eine Bemerkung, dass sie nicht verstehen könne, weshalb gerade "wir" zur Kontrolle ausgewählt wurden. Dann entdeckte sie unsere fast neue Schnorchelausrüstung und fragte:"Where and when did you use it the last time? Freshwater or see?" Unsere Antwort beruhigte sie. Kurz darauf fand sie meine Wanderschuhe und Sandalen und stellte diese beiseite. Als unser Gepäck fertig durchsucht war, zeigte sie auf meine Wanderschuhe und meinte:"Very clean, but not...!" Nun verschwand sie eine Weile mit den Schuhen und Sandalen. Drei Tische weiter vorne entdeckten wir einen Reisenden, der seinen kleinen "Lebensmittel-Store" auf dem Tisch ausbreitete. Er nahm gleich drei Zöllner in Anspruch. Jede Etikette rund um die Verpackungen wurde gründlich studiert. Wir schauten dem Treiben müde, aber gelassen zu. Nun bekam ich meine Schuhe zurück. Beide Schuhsohlen waren mit Wasser und Bürste blitzblank gereinigt. Und das noch gratis! Ein wirklich exklusiver Service.
02.05.2008 Perth Flughafen 20.00 Uhr
Story Nr. 2 "Kleiner Gauner oder grosser Abzocker?"
Wir sind uns noch nicht einig, welcher Begriff besser zutrifft. Facts! Vor rund 26 Stunden nahmen wir Abschied von Bern und nun treten wir aus dem Flughafengebäude und atmen zum ersten Mal Australien-Air tief in unsere Lungen. Der Shuttle-Bus vor dem Gebäude war gut besetzt mit Gästen aus aller Welt. "Two persons to Perth-City, you have to pay $ 60.-," sagte der Fahrer locker. Ein kurzer Blick zur Regine genügte und wir machten den Driver aufmerksam, dass seine Preispolitik mit unseren Recherchen im Internet nicht übereinstimmt. "10 Dollar pro Person," entgegneten wir höflich. Die Antwort verschlug ihm die Sprache, doch gekonnt rettete er sich aus der Situation. "Okay, 40 Dollar," war seine Antwort, während er sich um andere Gäste bemühte. "It's to much, 10 Dollar," wiederholten wir müde. Dann senkte er seinen Fahrpreis auf 30 Dollar herunter und wir quitierten mit einem OK, in Anbetracht unserer langen Reise und müden Knochen. Wir haben zwar ein paar Dollars zuviel bezahlt, dafür entschädigte er uns mit einer rasanten, fast halsbrecherischen Fahrt ins Zentrum. Nun bleibt die Frage: Gauner oder Abzocker, oder beides?
03. -13.05.2008 Bushcamper suchen in Perth und Umgebung
Am Samstagmorgen holten wir unseren Mietcamper ab. Für die nächsten 3 Wochen dient er uns als Backpacker-Hotel auf Rädern. Mit dem Stadtplan in der Hand, reihten wir uns in den Linksverkehr ein und hielten Ausschau nach Einkaufsmöglichkeiten und einem Campingplatz. Etwas südlich von Perth, in Fremantle, fanden wir einen traumhaften Camp-Park. Gegen Abend trafen immer mehr Reisende auf dem Platz ein und bereits wurden erste Kontakte geknüpft. Am Montagmorgen stürtzten wir uns in den ersten "Arbeitstag". Da zur Zeit in WA Hochsaison für Mietfahrzeuge ist, braucht es viel Zeit und Geduld um den richtigen Bushcamper zu finden. Die Vorbereitungen zu Hause erleichterten uns die aufwändige Suche nach geeigneten Firmen. Doch die meisten hatten ihre Fahrzeugflotte vermietet und nur einzelne ältere Fahrzeuge oder fast neue standen zum Verkauf bereit. Dieses Ritual wiederholte sich ein paar Mal:
Fahrzeug innen und aussen inspizieren, auf Outback-Tauglichkeit überprüfen, Jahrgang, km-Stand, Service, Motorzustand, Leistung, Verbrauch, Platzverhältnisse, Zubehör, Garantieleistungen, Wassertank, 2 Dieseltanks, allseitig Fliegengitter, Zustand der Pneus, Reserverad und vieles Mehr, gab es abzuklären. Ein Dieselmotor ohne Elektronik, so wie die Fahrzeug-Zulassung für ein Jahr war uns genau so wichtig. Von allen Seiten unters Fahrzeug kriechen und den Zustand von unten ins Auge fassen, war Pflicht. Regines Ratschlag befolgen: Vor dem Kauf immer noch ein- bis zweimal darüber schlafen. Dies hat sich bewährt!
So brauchten wir ein paar Tage bis wir "unseren" Bushcamper fanden. In der Zwischenzeit besuchten wir viele grosse und kleine Camping-Zubehör-Shops und Warenhäuser. Preisvergleich ist Plicht! Am Sonntag gönnten wir uns einen ruhigen Urlaubstag und besuchten mit dem ÖV den Kings Park in Perth.
Der 5 qkm grosse Park ist mit vielen Rad- und Wanderwegen durchzogen. Obwohl es hier Herbst ist, entdeckten wir eine vielfältige, artenreiche und farbenprächtige Pflanzenwelt. An den vielen Grillstellen duftete es herrlich nach Leckereien. Unser erster Einblick in das gesellige Barbecue. Die Wanderung durch den "Bushland Nature Trail" zeigte uns die Schönheit der Australischen Wildnis.
Ein sonniger, blauer Himmel begrüsste uns am Montag. Der erste Trip ausserhalb Perth brachte uns in den 50 km nördlich gelegenen Yanchep National Park. Aufgrund seiner Nähe zur Stadt ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel. Das natürliche Bushland und der Wagardu Lake beherbergen eine vielfältige Tierwelt. Regine entdeckte die ersten Koalas auf den Bäumen und Känguruhs im schattigen Bush. Wasservögel, Papageien, Schmetterlinge und für uns unbekannte Insekten begeneten uns auf dem Rundgang. In der Abenddämmerung erblickten wir grosse Gruppen Känguruhs beim Fressen. Nach Sonnenuntergang machten wir uns auf den Heimweg und im Kopf drehten sich noch lange, eindrückliche und unvergessliche Bilder.
Wo bleibt eigentlich unser Bushcamper?