Reisebericht Oktober

01. - 31.10.08 Port Douglas - Hervey Bay

Tierische Highlights!
Nach dem Trip ins Cape York gönnten wir uns ein paar Ferientage am Strand von Port Douglas. Das schöne und warme Wetter lockte trotz Wind die Badegäste in die Trinity Bay. Der lange Sandstrand, von vielen Palmen und Regenwaldpflanzen gesäumt, zeigte sich traumhaft vom Wasser aus. Nach dem Baden spazierten wir auf den Campingplatz zurück. Ein paar Touristen standen unter einer sehr hohen Palme und fotografierten. Zuerst fiel uns nichts auf. Doch dann sahen wir ihn, den "Black-tailed monitor"(Goanna), auf ca. 3.5 m Höhe. Nun legte ich einen Spurt hin zum Camp. Kurz darauf stellte ich die Kamera auf und versuchte den knapp 2 m langen Goanna ins richtige Format zu bringen. Zum Glück stand die Sonne richtig und der Goanna hielt sich still. Nur mit dem Kopf schaute er mal links, mal rechts auf die Zuschauer herunter. Nach einer Weile kletterte er am Stamm hoch und verschwand in der grossen Palmenkrone.
Goannas sind grosse Lizards mit starken Beinen, langem Schwanz und einer gegabelten Zunge, mit der sie "züngeln" können wie eine Schlange. Der Schwanz ist gewöhnlich anderthalbmal länger als der Körper. Goannas leben die meiste Zeit auf Bäumen und jagen Insekten, Frösche, Lizards und kleine Säugetiere. Während wir diese Zeilen schreiben, entdeckte Regine am offenen Fenster, hinter dem Fliegengitter, einen "Green Treefrog". Dieser verspeist die Insekten, die durch das Licht angezogen werden. Ein schöner Frosch!
Auf dem Camping in Port Douglas war unser Platz unter einem sehr grossen Regenwaldbaum (Strangler fig). Auf diesem Baum leben eine Vielzahl anderer Pflanzen und Tiere. Ganz kleine Geckos, eidechsenähnliche Skinks und andere Kriechtiere aller Art. Zur später Stunde flog dieser Falter an unser Fahrzeug in die Nähe der Aussenlampe. Es war bereits dunkle Nacht, als wir ihm unseren Becher entgegenstreckten und er sich daran festhielt. Wir stellten den Becher auf den Campingtisch und zogen uns zurück ins "Schlafzimmer". Am Morgen stellten wir fest, dass der Falter bei uns übernachtet hat. Mit dem Meter mass ich seine Flügelspannbreite, 9,5 cm. Nach ein paar Fotos kamen bereits die ersten Sonnenstrahlen und der Falter begann seine Flügel zu bewegen. Nur für eine ganz kurze Zeit leuchteten seine farbenprächtigen Flügel in der aufgehenden Morgensonne, bevor er auf den Regenwaldbaum zurückflog.
Diese grünen, kugelförmigen Blätterknäuel sehen wir oft unterwegs. Als wir die kleinen "Green tree ant", grüne Baumameisen, entdeckten, stieg unser Interesse betreffend Nestbau. Wie formen diese Ameisen die langen und grossen Blätter zu einem Knäuel? Die Tiere leben in grossen Kolonien und bauen ihre Nester in den Bäumen mit grünen Blättern. Sie arbeiten als Team und bilden zwischen den Blättern grosse Brücken, wie eine Kette, mit ihren Körpern. Dann ziehen sie die Blattenden zusammen. Sie brauchen ihren eigenen Kot als Leim und verbinden die Blätter mit einem seidenen Faden, produziert von "by the grubs". Sie verteidigen ihre Nester agressiv, schwärmen über Eindringlinge aus und versprühen eine stechende Flüssigkeit von ihrem Unterleib.
Die "Tree-piging termites" sahen wir unterwegs in den Eukalyptus-Wäldern zum Cape York. Diese Termiten ernähren sich vom lebenden und toten Holz. Sie bauen ihre "Mounds" aus Erde am Baumstamm und bevorzugen den Eukalyptus. Mit Hilfe von "Soldaten", welche holzauflösende Chemikalien produzieren, schaffen sie Hohlräume durch den Stamm und die Äste. Diese Öffnungen füllen sie mit Erde und Schutt auf. Man schätzt, dass mehr als die Hälfte der Eukalyptusbäume im Norden von Australien von diesen Termiten ausgehöhlt sind. Diese Hohlräume in den Bäumen sind auch ein Zuhause und Schutz für viele andere Tiere.
Die ersten zwei Wochen im Oktober waren wir oft im Regenwald unterwegs. Auf langen Wanderungen durch den dichten Wald hörten wir verschiedene Vogelstimmen, Geräusche von den Bäumen, oder ein Rascheln im Laub. Ab und zu hatten wir auch Glück und sahen einen Waldbewohner, meist nur für eine kurze Zeit. Als wir südlich von Ingham die Jourama Fälle im Paluma National Park besuchten, hatten wir Glück. Zwischen grossen Granitbrocken entdeckte ich abseits des Weges einen Water Dragon. Nach ein paar "Klick, Klick" sprang er ins Wasser und durchquerte einen grösseren Pool. Dann sah ich ihn noch am gegenüberliegenden Ufer über die Felsbrocken klettern. Nun lief ich um den Teich auf die andere Seite und sah seine Wasserspur an den Steinen und kleinen Felsbrocken. Seine Spur zeigte bergauf und im dunklen Wald hielt ich Ausschau. Etwa zehn Meter vor mir streckte er seinen Kopf in die Höhe. Langsam, fast geräuschlos näherte ich mich dem ca. 60 cm langen Dragon. Als wir im Abstand von ca. vier Meter Aug in Aug gegenüberstanden, konnte ich das "Foto-Shooting" eröffnen. Diesmal lief er nicht weg und verharrte ruhig auf einem grossen Felsbrocken. Nach einer Stunde kehrte ich zur Regine zurück die sich bereits Sorgen machte.
Der "Eastern water dragon" lebt zum Teil im Wasser und klettert aber auch auf Bäume. Die Tiere können bis zu 80 cm lang werden und sind am Tag aktiv. Sie ernähren sich von Insekten, Fröschen und Früchten. Dieser Regenwald-Bewohner ist gut getarnt und man sieht ihn kaum. Er kann lange eine fast starre Haltung annehmen und dies erschwert ihn zu entdecken. Dass ich in der freien Wildbahn ein solches Tier solange betrachten konnte, war wirklich ein grosses Glück.
Dem Curlew begegneten wir an der Lucinda Beach, östlich von Ingham. Dieser Watvogel hat einen eleganten Gang und sein Pfeifen, meist im Chor mit anderen, ist unverkennbar.
In Mourilyan besuchten wir das Sugar Industry Museum. Historische Mähmaschinen, Traktoren, Lokomotiven und verschiedene Geräte zum Zuckerrohranbau zeigten einen Einblick in die Vergangenheit. Die fahrbare, uralte Dampfmaschine mit 500 PS ist ein Blickfang. Mit alten Fotos, Büchern, Dokumenten und Filmen bekamen wir einen Eindruck in die Entwicklung der letzten 100 Jahre. Südlich von Mourilyan, in Lucinda, wird der Rohzucker verladen und das süsse "Gold" ist überall präsent. Uns interessierte die längste "offshore sugar loading facility".
Der Rohzucker kommt in langen Eisenbahnzügen von Victoria und Macknade zur Verladestation. In grossen Hallen wird der Rohzucker zwischen gelagert. Grosse Schaufelradbagger bringen den Zucker aufs Förderband. Im Wägeturm wird er gewogen, bevor er auf dem 5,75 km langen, gedeckten Förderband ins Meer hinaus rollt. Im tiefen Wasser werden die grossen Schiffe beladen. Das lange Förderband kann bis zu 1400 Tonnen Rohzucker pro Stunde transportieren. Eine Fahrbahn für den Werkverkehr führt neben dem Transporttunnel entlang. Vom Strand aus sieht man den grossen Frachter nur noch als dicker Strich.

Eingeklemmt zwischen grossen Lastwagen nahmen wir Kurs auf Magnetic Island. Von Townsville aus dauerte die Fahrt 45 Minuten. Die dicht bewachsene Insel mit den herrlichen Sandstränden war uns mehr als nur einen Tagesausflug wert. Auf dem Camp in der Horseshoe Bay buchten wir gleich drei Nächte. Mehr als die Hälfte der 52 qkm grossen Insel ist Nationalpark. Captain Cook zeichnete im Jahre 1770 als erster die Küste auf und benannte die Insel. Sein Kompass navigierte nicht gut, als er sich in der Nähe der Insel befand. Deshalb nannte er sie "Magnetical Isle".
Auf der Insel leben etwa 200 Koalas in der freien Wildbahn. Im kleinen Naturparadies sind auch Rock Wallabies, Possums und eine grosse Anzahl tropischer Vögel zuhause. Die rund 2000 Einheimischen leben hauptsächlich vom Tourismus. Am ersten Tag besuchten wir ein paar sehr schöne Strände und einsame Buchten. Am Abend erfreute uns der schöne Sonnenuntergang am "West Point". Auf Magnetic Island gibt es nur ein kleines Strassennetz, dafür hat es über 25 km Wanderwege. Zum Schnorcheln hatte es zu viel Wind und Wellen, so badeten wir in der Florence Bay.

Auf dem Wanderweg "The Forts" entdeckten wir dann die ersten Koalas in den Bäumen. Doch wir waren zu spät unterwegs und plauderten zuviel mit CH-Touristen, so dass die Sonne bereits wieder senkrecht über uns stand. Am zweiten Tag waren wir dann früher unterwegs, doch mit den Fotos waren wir noch nicht zufrieden. Die schlafenden Koalas zum Teil hoch in den Bäumen, mit viel Schatten und grellem Sonnenschein sind nicht leicht zu speichern, dass wir zufrieden sind. So musste Regine am dritten Tag den Wecker auf 5.45 Uhr stellen, damit wir in der Morgensonne die Tiere suchen konnten. Meist sahen wir 6 - 7 Koalas, zum Teil noch mit kleinen Jungen. Wir verbrachten viele Stunden unter den Eukalyptusbäumen und schauten den schlafenden Koalas zu.
Einmal kam "Action" auf, als ein junger Koala hoch vom Baum herunterkletterte. Kaum am Boden sprang er auf den nächst grösseren Baum und kletterte hoch. Regine war so überrascht, dass sie nur noch das Hochklettern auf dem Video-Clip festhalten konnte. Die Koalamutter schaute ihrem Kleinen nach und döste wieder vor sich hin. Nach einer Weile kletterte auch sie vom Baum herunter und folgte ihrem Jungen. Kaum sassen sie hoch im Baum auf einer Astverzweigung zusammen, wurde es wieder ruhig. Da die Koalas 16-20 Stunden pro Tag schlafen, hatten wir wirklich Glück diese einzigartigen Tiere in Bewegung zu sehen.
Die Rainbow lorikeet besuchten uns täglich beim Frühstück. Am späten Abend beim Nachtessen kam ein Possum vorbei, der aber gleich wieder im Dunklen verschwand. Fast zur gleichen Zeit am zweiten Abend kam er wieder ganz kurz, kaum sahen wir ihn, war er schon weg. Am dritten Abend sass Walter mit der Kamera auf den Knien beim Nachtessen. Kaum waren wir fertig mit essen, tauchte der Possum wieder auf.
Mit seinen grossen runden Augen schaute er uns an und wir konnten ihn zum erstem Mal richtig sehen. Als Possum werden eine Reihe von Beutelsäugern bezeichnet. Sie sind nachtaktiv, schlafen tagsüber in Felsspalten oder Erdhöhlen. In der Nacht gehen sie auf Nahrungssuche. Oft klettern sie auf Bäume und fressen Blätter, Früchte und Knospen. Ihr Fell ist weich und mollig und der Schwanz kann bis zu 35 cm lang werden.
Am vierten Tag auf der Insel sahen wir in der Geoffrey Bay die Rock Wallabies (kleine Felsenkänguruhs). Bis wir die Mutter mit ihrem kleinen Baby im Beutel aufnehmen konnten, dauerte es sehr lange und es brauchte viel Geduld. Nur ruhig und mit langsamen Bewegungen konnten wir uns den Rock Wallabies nähern, sonst verschwanden sie schnell zwischen den grossen Felsbrocken.
Im Magnetic Island Guide heisst es: "Discover and explore a natural paradise". Das haben wir getan, wenn auch nur für vier Tage. Diese bleiben aber sicher sehr lange in Erinnerung. Mit vielen traumhaften Fotos verliessen wir am Nachmittag die Insel, wie immer ohne Souvenir.
Zurück in Townsville fuhren wir auf den 284 m hohen Castle Hill. Der Hausberg mitten im Stadtzentrum bietet eine grossartige Panoramasicht. Die Hafenstadt leuchtete mit ihrer Skyline und der Blick auf die Küste und Magnetic Island war traumhaft. Eine Tafel weist die Besucher darauf hin, dass auf dem Hausberg auch Wildlife-Bewohner leben. Nach den ersten paar Schritten sahen wir dann auch einen Goanna, der gleich wieder im hohen Gras verschwand. Nach der kleinen Rundtour zu den Aussichtspunkten kehrten wir zum Auto zurück. Dann entdeckten wir einen Goanna auf Nahrungssuche. Dieser durchquerte die schönen Parkanlagen beim Parkplatz und grub unter den Büschen im Wurzelwerk der Pflanzen. Dabei züngelte er fortlaufend mit seiner gespaltenen Zunge.
Meine Aufgabe war nicht leicht. Ich wollte ihn mit herausgestreckter Zunge im Bild festhalten. Da er immer wieder unter die Büsche kroch und die Richtung laufend änderte, hatte ich alle Hände voll zu tun mit Tele und Stativ. Während Regine den Reiseführer studierte, versuchte ich den etwa 1,2 m langen Goanna im Bild zu speichern. Es dauerte lange bis ich zum Auto zurückkehrte. Zum Glück hat Regine immer sehr viel Geduld, doch sie freute sich über die gelungenen Aufnahmen. Zur Später Stunde auf dem Camping verschoben wir die schlechten Bilder in den Papierkorb. Einige tolle Bilder speicherten wir dann doch auf der Festplatte.


"The Platypus" (Schnabeltier)
Von Airlie Beach fuhren wir südlich Richtung Mackay. Von dort rollten wir rund 85 km westlich über Eungella nach Broken River. Der National Park mit tropischem Regenwald empfing uns mit schwarzen Wolken und Nieselregen. Trotzdem wollten wir die freilebenden Schnabeltiere im Broken River aufsuchen. Nach einem sehr schönen Regenwald-Walk entlang dem Fluss besuchten wir die Plattform unterhalb der hölzernen Strassenbrücke. Als wir dort nach 15 Uhr eintrafen, standen bereits Touristen am Geländer, darunter ein paar Profi-Fotografen. Jeder von ihnen hatte noch ein grösseres Tele, mit Brennweiten bis 1000 mm. Kameras, Stative und das Zubehör zeigte, was nötige wäre, um den Platypus ins richtige Format zu holen. Die besten Plätze auf der Plattform waren schnell besetzt. Die rund 20 Personen blickten absolut ruhig, man hörte kein Laut, auf die Wasseroberfläche des Broken Rivers. Zahlreiche Süsswasserschildkröten tummelten sich im ruhigen Wasser. Etwa 20 m vor uns zeigte die Wasseroberfläche kleine Wellen und ein Schnabeltier tauchte kurz auf. Kaum war das Tier an der Wasseroberfläche, klickte es in Serie.
Zu unserer Überraschung ist der Platypus klein. Auf Infotafeln sind die Tiere beschrieben. Die Weibchen sind ca. 40 cm lang und wiegen etwa ein Kilo. Die Männchen werden 50 cm lang und sind 1,5 Kilo schwer. Der Platypus gehört zu einer einzigartigen Gruppe von Tieren, genannt "Monotremes". Sie sind Warmblüter, haben ein Haarfell und sie stillen ihre Jungen mit Milch. Das Weibchen legt gewöhnlich zwei Eier und die Jungen werden für 4-5 Monate gestillt. Die ungewöhnliche Erscheinung, mit einer entenähnlichen Schnauze, einem dunkelbraunen, wasserabstossenden Pelz und den Schwimmhäuten, machen das Tier so einzigartig.
Über zwei Stunden dauerte das Beobachten der scheuen Schnabeltiere. Kein lautes Wort hörte man, nur zwischendurch klick, klick, klick, bis das Tier wieder untertauchte. Spannend und faszinierend, denn man wusste nie, wo der Platypus wieder auftauchte. Zwischen 5-10 Sekunden waren sie an der Wasseroberfläche in Bewegung, bevor sie für ca. 40-50 Sekunden abtauchten. Zeitweise waren zwei Tiere auf Futtersuche. Die Tiere waren meist zu weit weg und auf der glatten Wasseroberfläche wurde das Fokussieren erschwert. Der Fotoausschuss war entsprechend gross.
Tags darauf standen wir um 7 Uhr wieder auf der Plattform, diesmal mit dem Regenschirm. Wir waren die ersten Besucher und gleich entdeckten wir zwei Tiere auf Nahrungssuche. Nun hatten wir "Wild-Life-Watching" im Regenwald bei Regen!
Auf den Spuren der Edelsteinsucher.
Da die Wetterprognosen für den Schnorcheltrip nicht gut waren, zog es uns wieder ins Outback in Zentral-Queensland. Auf dem Peak Downs HWY fuhren wir von Mackay südwestlich nach Clermont. In Coppabella begegneten uns die langen Züge mit der schweren Fracht aus den Kohlenminen. Vier grosse Elektroloks ziehen die 136 Wagen, je mit ca. 60 Tonnen Kohle beladen. Rund 20 solche Züge fahren täglich nach Mackay. Wir wollten aber keine Kohle abbauen und rollten weiter nach Capella ins grosse Edelsteingebiet von Rubyvale, Sapphire, Anakie und Willows Gemfields. In dieser Gegend wurden und werden immer noch Saphire, Zirkone, Rubine und Diamanten entdeckt. Die kleinen farbigen Steinchen faszinieren und mit etwas Glück findet man kleine, kostbare "Gems". Die Edelstein-Shops zeigen eine grosse Auswahl prächtig funkelnder Steinchen in allen Formen und Farben. Eine Edelstein-Schleiferin erklärte uns, wie sie die Saphire in die Vorrichtung einspannt und auf den verschiedenen feinen Schleifscheiben bearbeitet. So konnten wir sie bei der Arbeit beobachten und sahen Saphire vor und nach dem Schleifen. In den Vitrinen lagen traumhafte Schmuckstücke in Gold und Silber eingefasst. Regine erklärte der "Gem-Schleiferin", dass sie mir zeigen wolle, welche Steinchen ich morgen auf der "Fossicking-Tour" zu finden habe.
Nun Saphire sind nicht immer blau, auch grüne, gelbe, braune, violette und schwarze sind in den Vitrinen zu sehen. Mehrfarbene Saphire nennt man "parti", manchmal auch Rainbow-Saphire. Exklusive Steinchen kosten doch mehrere Zehntausend Dollar und ein Schmuckstück mit einem grossen Saphir war mit 95'000.- beschriftet. Nun wusste ich, wonach ich suchen musste. In Rubyvale buchten wir unser Edelstein-Abenteuer und der Boss erklärte uns, wo wir morgen um 8 Uhr mit unserem Fahrzeug warten müssen. Auf dem Camp stärkten wir uns mit geschnetzeltem Rindfleisch, Reis und Tomaten. Rechtzeitig krochen wir in den Schlafsack. Die Vögel eröffneten ihr Morgenkonzert bereits um 5 Uhr, so dass wir um 5.30 Uhr bereits unter der Dusche standen. Pünktlich um 8 Uhr holte uns Keith ab und wir fuhren in die Fossicking Area Glenalva (Public-Area). Nach ca. 20 Minuten bogen wir von der Strasse ab und es ging noch ein paar hundert Meter querfeldein durch den lichten Wald. Am "Digging-Platz" wurden wir dann in die Geheimnisse der Edelsteinsuche eingeweiht. Keith hatte alles im Griff, macht er diesen Job doch schon mehr als 18 Jahre.
Er zeigte uns, wo und wie wir pickeln und schaufeln müssen. Eine Steinschicht lag ca. 50 cm unter der Erde. Nun entfernten wir zuerst die Erde und pickelten den Steinstreifen locker. Von Hand sortierten wir die grossen Steinbrocken aus und den Rest schaufelten wir in grosse Kübel. Ein paar Meter entfernt stand die Siebtrommel. Dort kippten wir die Kübel hinein und drehten die Siebtrommel sehr langsam, so dass der Sand und die Erde aussortiert und die grossen Steine unten herausfielen. Die kleinen Steine gleiteten am unteren Ende der Siebtrommel in einen Kübel. Zum Waschen brauchten wir zwei Rundsiebe mit unterschiedlicher Maschengrösse. Nun konnten wir das grobmaschige Sieb mit Steingut füllen und stellten dies auf das feinmaschige. Das Siebpacket legten wir auf einen Ring in der Waschvorrichtung. Nun erfolgte der Waschvorgang, indem man die Siebe unter Wasser auf und ab bewegte. Bei diesem Waschvorgang fallen dann die kleineren Steinchen aufs untere Sieb. Jetzt konnten wir das obere Sieb entfernen und kippten den Inhalt auf eine grobe Stoffunterlage.
Keith brauchte nur ein paar Sekunden, er sah, da ist "nichts" drin und kippte das gewaschene Steingut weg. Etwas überrascht von der schnellen und profihaften Sichtung füllten wir das nächste Sieb. Dieser Vorgang wiederholte sich, bis das untere feinmaschige Sieb mit kleinen Steinchen gut gefüllt war. Nun wurde es spannend trotz grosser Hitze. Als wir das untere Sieb kehrten entdeckte Keith sofort zwei kleine grüne, funkelnde Steinchen und sagte: "Good luck!" Die zwei kleinen Saphire spornten uns an und das Edelstein-Fieber steigerte sich. Dann wünschte er uns alles Gute für den Fossicking-Tag und begann selber nach den begehrten Steinen zu graben. Bis am Mittag pickelten, schaufelten, siebten und wuschen wir mehrere Kübel. Dann machten wir eine Siesta, denn an der prallen Sonne war es recht heiss. Nach zwei Stunden stellte Keith den Pickel zur Seite und meinte, dass er heute kein Glück habe und verabschiedete sich. Jetzt waren wir alleine auf dem grossen Digging-Field.
Am späteren Nachmittag versuchten wir unser Glück wieder. Vom Edelsteinsuchen gepackt füllten wir die Siebtrommel und wuschen Steine bis gegen Abend. Unser Bushcamp richteten wir nur ein paar Meter entfernt ein. Beim nächtlichen Feuer schauten wir zufrieden, aber etwas Müde in die Sternennacht. Der kleine Einblick in das schweisstreibende Handwerk des Edelsteinsuchens faszinierte uns und wir wollten noch einen weiteren Tag dieses "Feeling" erleben.
Am Tag darauf standen wir um 7 Uhr auf dem Digging-Field und pickelten und schaufelten. Die kühle Morgenfrische erleichterte die harte Arbeit. Um 8.30 Uhr kam Keith mit drei älteren Ehepaaren, die sich auch aufs Edelsteinsuchen einliessen. Ob wir schon was gefunden haben, wollten sie wissen, noch ehe sie Schaufel und Pickel in die Hand nahmen. Nun kam Betrieb auf. Pickeln, schaufeln, Siebtrommel füllen, waschen und nach den funkelnden Steinchen suchen, zwischen durch mal ein schönes Steinchen sichten und mit einem "Good luck" einpacken. So verbrachten wir den ganzen Vormittag mit harter Arbeit und die Ehepaare, um ein paar Jahre älter als wir, konnten noch gut mithalten. Am Nachmittag verliessen wir als letzte das Feld und fuhren mit unserem kleinen "Schatz" nach Rubyvale, wo der Profi unsere Steinchen unter die Lupe nahm. Wir durften zufrieden sein, über 20 kleine Saphire, davon zwei grössere, war die Ausbeute. Er schätzte den schönen schwarzen Saphir auf ca. 160.- und der grüne Saphir auf ca. 120.- Dollar. Wichtiger für uns aber war das tolle Erlebnis im Edelsteingebiet.
Als wir den Lebensmittelladen aufsuchten, studierte Regine bereits die Inserate der Edelsteinfelder. Da war zu lesen: "Edelstein-Grundstück 100x100 Meter zum Preis von 30'000 Dollar". Die Frage bleibt, wie viele Male wurde ein solches Grundstück in den letzten hundert Jahren schon umgegraben? Der Abschied aus dieser Gegend fiel uns nicht leicht. Bereits haben wir die nächsten Orte, wo wir nach Opalen suchen, auf der Karte eingezeichnet. Gegen Abend fuhren wir über Anakie nach Emerald, wo wir südlich, am Lake Maraboon, einen traumhaften Sonnenuntergang erlebten. Unsere Gedanken aber drehten sich immer noch um die schönen Saphire.
"Reef-Sleep"
Share the unique experience of a sleepover on the Great Barrier Reef.
Der Besuch des Great Barrier Reef stand schon seit drei Wochen auf unserem Reiseprogramm. Die Wetterprognosen aber waren für uns zum Schnorcheln nicht gut. Zuviel Wind und Wellen, dann ausgedehnte Wolkenfelder und zwischendurch mal ein paar Tropfen Regen. So ging es aus dem Edelsteingebiet dirket nach Airlie Beach zurück. Dort studierten wir die Hochglanz-Prospekte der verschiedenen Reef-Touren. Für den Sonntag und Montag, 26./27. Oktober waren die Wetterprognosen perfekt. So buchten wir bei "fantasea" eine Tour zum Great Barrier Reef mit Übernachtung.

Am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr standen wir am Shute Harbour. Die Besatzung des grossen Katamarans begrüsste uns herzlich. Um 8 Uhr nahm das Schiff Kurs Richtung Hardy Reef (Meeresnaturschutzgebiet) mit etwa 180 Personen an Bord. Unterwegs stiegen noch Passagiere von der Hamilton Island zu. Von dort fuhren wir in nördlicher Richtung durch die Whitsunday Passage. Die Fahrt führte an der Westküste von Whitsunday Island entlang zur Hook Island Passage in das Korallenmeer nach dem äusseren Barriereriff. Nach drei Stunden erreichten wir die grosse Plattform "Reefworld", 72 km entfernt vom Festland. Zur unserer Überraschung stellten wir fest, dass wir die einzigen Gäste sind, die heute Abend auf dem Riff übernachten.
Noch grösser war die Überraschung, als die Plattform-Crew uns die einzige Suite mit Dusche und WC zeigte. Hatten wir doch eine ganz einfache Unterkunft gebucht. Es sei alles ok, meinte unsere Betreuerin und wir konnten unser Gepäck im Schrank unterbringen. Als Regine den Prospekt nochmals studierte, stellte sie fest, dass der Zuschlag für die Suite pro Person pro Nacht 170 Dollar machte. Welch ein Geschenk für uns, nach fast 6 Monaten wieder einmal in einem Bett schlafen! Schon bald tauchten die ersten Schnorchler und Taucher ins traumhafte Korallenriff. Genaue Anweisungen über das Verhalten am Riff erhielten wir auf der Fahrt. Die einzigartige Unterwasserwelt darf nicht beschädigt werden. Die Crew achtete streng darauf, dass sich alle Schnorchler und Taucher innerhalb der Grenzen aufhalten, die durch grosse orangefarbene Bojen gekennzeichnet sind. So suchten auch wir die passende Schnorchelausrüstung und mit einem Anzug und tauchten wir in das kristallkare Wasser.
Beeindruckt von der farbigen Unterwasserwelt schnorchelten wir lange über dem Riff. Am Mittag war der Wasserstand etwa 2 Meter über Grund und gegen Abend zeigten sich einzelne Riffabschnitte über der Wasseroberfläche. Das kristallklare Wasser gewährte uns einen Blick an der Riffkante in eine Tiefe von bis etwa 15 Meter. An der einmaligen, farbigen Unterwasserwelt konnten wir uns kaum satt sehen. Entdeckten wir doch immer wieder neue Fische und Korallen. Nach Angaben gibt es ca. 1500 verschiedene Arten von Fischen und ca. 400 Typen von Korallen. Bewegt man sich sehr langsam und ruhig auf dem Wasser nähern sich viele Fische. Manchmal waren wir mitten in einem farbigen Schwarm. Walter kam fast als letzter zum Lunch-Buffet, interessierte ihn die Unterwasserwelt mehr als das Essen.
Als um 14.30 Uhr der Katamaran Kurs auf Airlie Beach nahm, winkten wir und die fünfköpfige Besatzungscrew von der grossen Plattform aus. Nun hatten wir die ganze Schnorchelwelt für uns alleine. Nochmals tauchten wir in das fast spiegelglatte Wasser. Ein grossartiges Gefühl, in Ruhe und Entspannung diese Unterwasserwelt warzunehmen. Leider konnte ich keine Unterwasserkamera mieten, sonst wäre ich wohl erst bei anbrechender Dunkelheit aus dem Wasser gestiegen. Gegen 16.30 Uhr servierte uns die Crew-Betreuerin eine Käseplatte und ein kühles Bier auf das Sundeck. Unter dem Motto: "Take the time, enjoy the unique solitude and tranquillity of the Great Barrier Reef", schauten wir der Sonne entgegen, die sich dem Horizont näherte. Ich erinnerte Regine daran, dass nach dem Apéro noch ein feines Abendessen bei Kerzenlicht folgt. Nur ungern konnte sie sich von dem feinen Käse trennen, denn der schmeckte ausgezeichnet.

Endlich hatten wir Zeit die Plattform ausführlich anzusehen. Bei der "Groper Viewing Area", einem Plattform-Ausschnitt in der Grösse von ca. 2.5x2.5 Meter entdeckten wir den grossen Fisch. Der Groper kann bis zu 3 m lang und 600 kg schwer werden. Zwei Groper sahen wir durch den Bodenausschnitt. Sie leben gerne unter der Plattform, da sie ein "Dach" bevorzugen. Am Ende der Plattform gibt es einen grossen Unterwasserraum, indem 50 Personen Platz haben. Durch mehrere sehr grosse Glasscheiben sieht man rund um die Uhr die farbige Fischwelt.
Am Abend zeigten sich grosse Fischschwärme. Besonders die "Giant trevally" Fische zeigten einen atemberaubenden "Fress-Spetakel". Sie verspeisten die kleinen Fische fast im Sekundentakt und um jeden grösseren Bissen gab es ein Wettschwimmen. Eine grosse Green Turtle zeigte sich kurz an der Wasseroberfläche. Seitlich an der Plattform sind zwei Tauchboote stationiert. Diese fahren in regelmässigen Abständen an einer grossen und langen Riffkante entlang. So können auch Besucher die nicht schnorcheln oder tauchen die grossartige Riffwelt sehen. Das Schiff bringt täglich, an 365 Tagen, Besucher zum Barriereriff. Unsere Betreuerin erklärte uns einige Details aus dem "Reefworld-Leben" während wir an dem gedeckten Tisch die feine Blumenkohlsuppe mit Käse kosteten.
Ein feines Steak mit Spargeln, Kartoffelstock und Sauce war der Hauptgang. Nach fast sechs Monaten einfacher Reise-Camping-Kost fühlten wir uns wirklich wie im Schlaraffenland. Der Horizont verfärbte sich noch schöner als auf dem Hochglanzprospekt abgebildet. Die Ruhe mit der einmaligen Panoramasicht auf das Riff versetzte uns in eine nachdenkliche Stimmung. Wir schauten ruhig auf das Meer hinaus und erfreuten uns an der grossartigen Natur.
Der leckere Dessert, eine Crepe gefüllt mit Apfelstücken und einer Kugel Glacé rundete das feine Nachtessen ab. Zur später Stunde besuchten wir nochmals das "Underwater Observatory" und schauten dem nächtlichen Treiben der Riffwelt zu. Bevor wir uns in die Suite zurückzogen, bedankten wir uns bei der sehr freundlichen Crew, die sich in der Bordküche aufhielt. Eine feine Meeresbrise strömte durch das geöffnete Bullauge und wir schliefen mit farbigen Bildern über die Riffwelt ein. Wirklich:"An unforgettable experience"!
Das Frühstück auf Deck mit Früchten schmeckte hervorragend. Kiwi, Ananas, Erdbeeren, Orangen und Melonen bereits zum Frühstück boten eine Abwechslung zu unserem alltäglichen Toast, Müesli und Joghurt z'Morge. Nach dem Morgenessen meldeten wir uns bei der Crew ab für einen weiteren Schnorchelgang. Wir wollten nochmals das Riff für uns alleine geniessen, denn um 11 Uhr kam das Schiff mit neuen Gästen. So schnorchelten wir zusammen der langen Riffkante entlang und entdeckten wieder neue farbige Fische, Korallen und sehr grosse Muscheln. Mit einem wasserdichten Lexikon hätten wir sicher mehrere Fische bestimmen könnnen, doch dann wären zwei Tage am Riff zu kurz gewesen. So erfreuten wir uns der grossartigen Unterwasserwelt, bis wir den Katamaran aus der Ferne erblickten. Kaum hatte das Schiff angelegt, war wieder Hochbetrieb auf der Plattform. Taucher und Schnorchler stürzten sich in ihre Ausrüstung, während andere Besucher das Sundeck aufsuchten und auf einer Sonnenliege sich bequem einrichteten. Für's "Sünnele" am Great Barrier Reef, hatten wir keine Zeit. Das feine Lunch-Buffet war schnell mit hungrigen Gästen umstellt, die ihre Teller füllten. Unser Hunger hielt sich in Grenzen, wurden wir doch kulinarisch verwöhnt. Nochmals besuchten wir mit dem Tauchboot die Riffkante. Rund 30 Minuten dauerte die Fahrt. Ein Crewmitglied informierte laufend über das Riff und deren Bewohner. Korallen sind Tiere aus derselben Familie wie Quallen mit einem festen Skelett aus Kalk. Sie ziehen sich in dieses Skelett zurück (die meisten Korallen tun dies während des Tages), dann sehen sie eher aus wie Felsbrocken.
Mit etwas Wehmut nahmen wir nach 28 Stunden Abschied vom Riff. Einen Dank an die Crew, welche uns sehr verwöhnt hat. Zwei Tage kein kochen und abwaschen, sich einfach bedienen lassen, auch das gehört zu einem echten Australien-Trip. Das Schiff nahm Kurs auf Airlie Beach und nach drei Stunden nisteten wir uns im Bush Camper wieder ein. Das Great Barrier Riff eine grossartige Unterwasserwelt der man Sorge tragen muss.
Zum Abschluss vom Monat Oktober das Bettmümpfeli:
"Wir mögen die Welt durchreisen, um das Schöne zu finden, aber wir müssen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht."   (Ralph Waldo Emerson)
Diesen Monat haben wir sehr viel Schönes gefunden und tragen es in uns.

 

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