Reisebericht Argentinien - Chile - Argentinien
01. - 28.02.2014 Ushuaia - Nationalpark Torres del Paine - Río Gallegos - Nationalpark Monte León -
Puerto San Julián - Bosques Petrificados - Puerto Deseado - Camerones -
Punta Tombo - Puerto Madryn - Península Valdés
Presidio - Museo Marítimo de Ushuaia
Das Museum ist im ehemaligen Gefängnis untergebracht. Wir tau- chen ein in die Geschichte von Ushuaia, in die Seefahrt und Expe- ditionen in die Antarktis. Die vielen Gefängniszellen sind reich illustriert mit Fotos und Texten, berichten aber auch über ein düsteres Kapitel der Geschichte. 1902 wurden die ersten Sträflinge nach Ushuaia gebracht. Die damaligen Haftbedingungen und ihre Tätigkeiten sind reich dokumentiert. Es gibt viel zu lesen, viel zu betrachten, aber auch sehr viel zum Nachdenken. In unserem dreistündigen Rundgang durch die Gänge und Zellen erhalten wir einen sehr interessanten Einblick in die Anfangszeit der Stadt Ushuaia. Wer an den südlichsten Ort auf dem Kontinent verbannt wurde, hatte wenig zu lachen und kämpfte ums Überleben.
Estancia Harberton - die älteste Estancia auf Feuerland
Von Ushuaia fahren wir 62 Kilometer auf der Ruta 3 nach Nordosten. In Rancho Hambre biegen wir auf die Schotterpiste ab. Der Weg führt durch dichten Wald, später am Beagle-Kanal entlang, zur 43 Kilometer entfernten Estancia Harberton.
Im Aufenthaltsraum der Estancia blättern wir in verschiedenen Alben, alle gut illustriert mit alten Fotos, Dokumenten und Berichten. In den verglasten Schau- kästen sind Stammbaum, Urkunden und Fotos aus den Anfängen und dem Aufbau des Landguts zu bestaunen. Auf dem Tisch liegen Presse-Dokumentationen aus aller Welt, in der Reihenfolge der Jahrzehnte sortiert. Mehrere Alben zeigen Fotos und Berichte aus verschiedenen Zeitungen. Die Estancia Harberton hat in den vergangenen Hundert Jahren Geschichte geschrieben. Was in den Jahren 1887 und später aufgebaut wurde, ist eindrücklich. Der geführte Rundgang durch verschiedene Gebäude, die zum Teil noch mit ihren Einrichtungen im Originalzustand erhalten sind, zeigt einen interessanten Einblick in die Blütezeit der Schafzucht. Der britische Missionar Thomas Bridges und später sein Sohn Lucas versuchten zu Beginn in der weiten Landschaft auf Südfeuerland die bedrohten Yahgan-Indianer zu schützen.
Im hauseigenen „Museum and laboratory for the study of Southermost Marine Mammals and Birds“ besichtigen wir eine schöne, gut ausgestellte Knochensammlung von Meeressäugern. In der grossen Halle hängen Skelette von Delphinen, Seelöwen und Walen. Studenten bearbeiten einen jungen Seelöwenkopf. Die Schädelknochen werden freigelegt, Gewebe und Fleischresten entfernt. Eine sehr aufwändige Arbeit, bis ein komplettes Skelett in der Museumshalle ausgestellt werden kann. Seit 1995 ist die Schafzucht auf der Estancia eingestellt. Ein sehr strenger Winter hat damals den Schafbestand arg reduziert, so dass sich die Schafwoll-Produktion nicht mehr rentierte. Heute leben die Nachfahren der vierten Generation vom Tourismus. Auf dem sehr grossen Gelände der Estancia, mitten in einer Urlandschaft am Fluss, umgeben von alten, knorrigen Bäumen, übernachten wir.
Auf der Rückfahrt besuchen wir noch den ganz kleinen Ort Puerto Almanza am Beagle-Kanal. Das idyllische, einfache Fischerdorf liegt gegenüber von Puerto Williams. Mitten durch den Beagle-Kanal verläuft die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Die sehr einfachen, zum Teil farbigen Häuser am Wasser entlang sind eine Augenweide. Zahlreiche Fischer- boote liegen auf dem Trockenen. Tja, vielleicht gelingt es dem Ort auch ein kleines Stück vom grossen Tourismus-Kuchen rund um Ushuaia für sich an Land zu ziehen. Das Haus auf dem Foto rechts ist Regines favorisiertes Ferienhaus auf Feuerland. Hier sind wir schneller fertig eingerichtet als zu Hause. Gegen den patagonischen Wind wünscht sich Regine natürlichen einen Windschutz!
Unterwegs nach Norden
Über Río Grande, San Sebastian, Cullén erreichen wir den Ort Puerto Espora an der Bahiá Azul. An der schmalsten Stelle überquert die Fähre die Magellanstrasse nach Punta Delgada. Wir fahren nach Punta Arenas zurück und besu- chen noch einmal die Zona Franca, eine Freihandelszone, wo man günstiger Einkaufen kann. Vor etwas mehr als vier Wochen standen wir im grossen Vorraum des Good Year Pneu-Lagers. Im grossen gelben Gebäude lagern mehrere hundert Reifen, in allen Grössen und Ausführungen. Wir wurden freundlich bedient und schauten uns um in der grossen Lagerhalle. Auf der Suche nach dem Wrangler Duratrac-Reifen, der speziell für Gravelroads geschaffen ist, werden wir fündig. Leider stimmt die passende Grösse nicht.
Wir benötigen die Grösse LT225/75R16. Kein Problem, meinte der Chef, der sich nochmals über den PC-Bildschirm ver- gewisserte, dass diese Grösse nicht am Lager ist. Wir über- reichten ihm unsere Visitenkarte und bitten ihn, 4 Duratrac Pneus in der Grösse LT225|75R16 für uns zu bestellen. Kein Problem, alles klar! Auf der Rückseite unserer Visitenkarte notierte er unseren Bestell-Wunsch und ergänzte, dass er uns ein Mail schreibt, wenn die Reifen da sind. Wir erklärten ihm, dass wir eine Rundreise in Feuerland machen und auf dem Rückweg in einem Monat wieder hier in Punta Arenas sein werden.
Fast fünf Wochen später parkieren wir unser Fahrzeug wieder vor der grossen Lagerhalle und betreten das Good Year – Büro. Drei Büroangestellte sitzen an ihrem Schreib- tisch und sind beschäftigt mit PC-Arbeiten. Kaum stehen wir mitten im Verkaufsraum erkennt uns der Chef wieder. Aus seiner Schreibtischschublade nimmt er unsere Visitenkarte und begrüsst uns freundlich. Wir erinnern ihn an unsere Reifen-Bestellung vor über vier Wochen. Er erinnert sich auch an unsere Bestellung und an das versprochene Mail. Doch getan wurde nichts, unsere Bestellung wurde nicht ausgeführt, warum weiss niemand. Wieder zeigt er uns das grosse Pneulager, in der Hoffnung, unsere Grösse zu finden. Eine reine Alibiübung! Zum Glück haben wir vorausgeschaut, unsere alten Reifen haben noch genug Profil für die nächsten Monate. Freundlich werden wir verabschiedet und alle sitzen wieder hinter ihren Bildschirmen. Tja, wir sind ein Reiseerlebnis reicher, die Chancen, dass es klappte standen doch 50 zu 50. Ist doch auch schon was! Weitere Beispiele folgen zum Thema: Warum kommt das Land nicht vom Fleck!
Nationalpark Torres del Paine
Von Punta Arenas fahren wir zurück nach Puerto Natales. Von dort sind es noch etwa 90 Kilometer bis Cerro Castillo. Eine Schotterstrasse führt uns zum Parkeingang. Der Nationalpark liegt im Süden Chiles. Die schöne Landschaft mit einer Fläche von 2420 km2 ist durchzogen von grossen Seen, hohen Bergen, Gletschern und Fjorden. Die senkrechten Granittürme „Torres del Paine“ sind das Wahrzeichen des Nationalparks. Die drei nadelförmigen Granit- felsen sind zwischen 2600 und 2850 Meter hoch. Damit man diese aussergewöhnliche Landschaft bewundern kann, zahlt man einen fürstlichen Ein- trittspreis. Die 18'000 Pesos pro Person (SFR 29.35) lohnen sich aber nur, wenn man mehrere Tage im Park verbringt. Der Park wurde 1959 gegründet und 1978 zum Biosphärenreservat der UNESCO erklärt. Zurzeit ist hier Hochsaison, entsprechend ist der Park sehr gut besucht und die Campingplätze gut besetzt. Wir bleiben sechs Nächte und übernachten an drei verschiedenen Orten.
Für Trekking-Begeisterte ist der Torres del Paine ein Paradies, sofern das Wetter mitspielt. Sehr starke Winde mit raschem Wetterwechsel sind keine Seltenheit. Die grosse Wanderung in W-Form, die an den schönsten Highlights vorbei führt, und zwischen 4 und 5 Tagen beansprucht, überlassen wir gerne den Jüngeren. Gruppen mit grossen schweren Rücksäcken treffen wir auf verschiedenen Teilstrecken. Will man das ge- samte Paine-Massiv umrunden, sind zwischen 6 – 10 Tage einzuplanen. Wir beschränken uns auf ein paar schöne Wan- derungen, wobei die 9-stündige Tagestour zum „Mirador Base de las Torres“ ganz schön in unsere alten Knochen ging. Der Blick über die Laguna zu den senkrechten Granittürmen ist wirklich einzigartig und grandios. Der Wind fegte aber gewaltig über den Mirador, wirbelte viel Sand und Staub auf, so dass man nur hinter einem geschützten Felsen das Bergpanorama fotografieren konnte. Die Wetterbedingungen wechselten fast im Minutentakt. Ein wenig Sonne, dann verschleiert der Nebel die Berglandschaft und verschluckt die hohen Granittürme. Im nächsten Augenblick leuch- tet ein kleines blaues Fenster auf und erhellt die Umgebung. Als sich die ersten Regentropfen be- merkbar machen wird es Zeit den Abstieg in Angriff zunehmen. Rund 850 Meter tiefer liegt unser Camp beim Ausgangspunkt Hotel Las Torres.
Die letzte Übernachtung im Park verbringen wir am Ufer der Laguna Azul. Der Blick aus der Entfernung auf das Paine-Massiv, wo mitten drin die Torres wie Finger gegen den Him- mel zeigen, ist eindrücklich. Auf dem sehr einfachen Camping- platz stehen noch andere Reisemobile und Igluzelte. Vor dem Eingang des Baños-Gebäudes informieren zwei grosse Tafeln mit Fotos von den Waldbränden und deren Feuerbekämpfung im Jahre 2005. Damals hatte ein Grossbrand weite Teile der Lenga-Wälder und das Steppengras zwischen dem Hotel Las Torres und der Laguna Azul vernichtet.
Ein offenes Feuer zusammen mit dem starken patagonischen Wind lässt sich kaum bekämpfen. Auch neun Jahre danach sehen wir noch grosse Brandschäden. Die Busch- und Baumbestände haben sich über sehr grosse Gebiete in einen weissen, kahlen Geisterwald verwandelt. Solche Ereignisse brauchen mehrere Jahrzehnte bis die letzten Brand- spuren verschwunden sind. Nach 7 Tagen verlassen wir den National- park. Für einen längeren Aufenthalt im Park ist es ratsam die Lebens- mittel mitzunehmen, da die Einkaufsmöglichkeiten sehr gering, be- scheiden und sehr teuer sind.
In Cerro Castillo passieren wir die Grenze. In Argentinien fahren wir auf der Ruta 7 nach Esperanza, von dort auf der Ruta 5 nach Río Gallegos. In den nächsten Wochen bleiben wir auf der Atlantikseite. Auf dem Weg nach Norden dominiert die Ruta 3.
Río Gallegos – mitten in der Stadt ein leerer Campingplatz?
Die Hauptstadt der Provinz Santa Cruz war einst das Versorgungs- zentrum der Schaf-Estancias und der Hafen exportierte Wolle. Die aufgestellten alten Flieger an der Hafenanlage erinnern, dass der Ort ein wichtiger Marinestützpunkt ist. Im Schritttempo fahren wir entlang dem Río Gallegos. Die breite Strasse am Fluss führt uns vorbei an unzähligen Bauruinen, aus Stahl und Beton. Die grossen Gebäude sind längst nicht mehr bewirtschaftet und bewohnt. An die Blütezeit der Hafenanlage erinnern nur noch die eingestürzten, zerfallenen Hallen und Häuser. Wir suchen in der Stadt den Camping und werden fündig. Ein sehr gepflegtes, eingezäuntes Areal mit Bäumen und Rasen spricht uns an.
Ein erster Eindruck verspricht, dass man hier in sauberer, grüner Um- gebung, mit sehr schönen, gepflegten Gebäuden und einer hübschen Rezeption durchaus Ferientage verbringen kann. Dass das Camping- areal keine Besucher hat in der Saison, mit Ausnahme von einem klei- nen Igluzelt, schien uns nicht zu stören. Vor dem Einfahrtstor stellen wir unser Fahrzeug ab und Regine macht sich auf die Suche nach der Anmeldung. Der Campingplatz macht von aussen fast den Eindruck, als wäre er ein Ausstellungsstück. Was die Ausstattung und Sauberkeit betrifft, könnt er durchwegs auch in der Schweiz stehen. Die etwa 15 Stellplätze sind mit Grillstellen, Tisch und Bänken gut ausgestattet. Als Regine nach einer Weile zurückkommt, sagte sie, dass man mit dem Auto nicht auf den Campingplatz fahren darf, und wies auf das Auto- verbotsschild am Eingangstor. Wir können den Camper auf der Strasse abstellen und so den Platz benützen, meinte der Besitzer. Auch auf den Kiesstrassen auf dem Campingplatz dürfen keine Autos stehen. Tja, jetzt wird uns alles klar. Ein Campingplatz nur für Rucksack-Touristen! Im Reiseführer lesen wir:" ….für Besucher hat die Stadt wenig zu bieten, wer nicht bleiben muss, fährt sofort weiter nach Süden…!" Wir müssen nicht bleiben! 22 Kilometer ausserhalb der Stadt am Río Gallegos liegt ein schöner Fischer-Campingplatz, der gut besetzt ist. Auch wenn wir nicht fischen, sind wir herzlich Willkommen und geniessen etwas später eine heisse, gut funktionierende Dusche.
Auf der Ruta 3 nach Norden zur Península Valdes
Auf der Strecke von Río Gallegos nach Puerto Madryn domi- niert die Ruta 3. Sie führt im östlichen Patagonien durch eine trockene, sehr grosse, einsame Steppenlandschaft. Sie ist durchgehend asphaltiert und hat sehr wenig Verkehr. Mit Ausnahme von ein paar Dörfern und Städten an der Atlantikküste ist die unüberblickbare Pampa fast men- schenleer. Hier kann man noch 50 oder 100 Kilometer durch ein weites, ebenes Land fahren, ohne auch nur einem Dorf oder Haus zu begegnen. Von Güer Aike nach Luis Piedra Buena sind es 210 Kilometer ohne Dörfer und Häuser. Abseits, zum Teil weit entfernt von der Ruta 3, liegen die Estancias, die durch ihre Tafeln an der Strasse auf ihren Standort aufmerksam machen.
Diese Schaffarmen liegen aber weit auseinander und sind von der Ruta 3 aus meist nicht zu sehen. Die Tierwelt in dieser einsamen, trockenen Pampa ist schnell aufgezählt. Schafe, Guanakos, Ñandus und die patagonischen Hasen suchen in den Trockenbüschen und Büschelgräser nach Nahrung. Fast alle Bodenvertiefungen, in denen sich das Wasser sammelt, sind ausgetrocknet. Die Büsche sind hart und dornig, grüne Gräser sucht man vergebens. Das trockene Steppenland hat wenig zu bieten, mal abgesehen von den stürmischen Winden aus Süd- westen, die immer wieder versuchen uns von der Strasse zu fegen. Eine Abwechslung bietet der Nationalpark Monte León.
Nationalpark Monte León
Der Park schützt ein Küstengebiet, wo die Magellan-Pinguine brüten. Seelöwen und Wale kann man ebenso bestaunen, wenn man zur richten Jahreszeit den Park besucht. Das Gelände des Nationalparks gehörte früher einer Estancia. Im Jahre 2004 wurde der Park gegründet. Eine 25 Kilometer lange Schotterpiste führt durch den Park zur Küste. Die Landschaft gleicht der patagonischen Steppe, sie hat schön geformte Hügel und an der Steilküste interessante Felsformationen. Auf einer kleinen Insel sehen wir zahlreiche Vogelarten, darunter viele Kormorane. Ein langer, schöner Strand lädt ein zum Wandern. Der Blick von der hohen Klippe auf das entfernte Brutgebiet der Pinguine ist eindrücklich.
Auf dem Weg dorthin sind aber nur ganz wenige Pinguin-Nester zu beobachten. Direkt an der Küste hat der Nationalpark einen schönen Campingplatz mit guter Infrastruktur. Die Umgebung lädt ein zum Verweilen. Wir sind nicht die einzigen Besucher. Wir würden gerne in der schönen Natur auf dem Campingplatz übernachten. Doch die Rangerin vor Ort erklärt uns, dass dies nicht möglich sei und der Platz geschlossen ist. Begründung: Sie haben kein Personal, das den Camping betreut. Tja, somit müssen alle Besucher am Abend den Park verlassen und vor der Toreinfahrt übernachten oder weiterfahren.
Puerto San Julián
Die Kleinstadt an der Atlantikküste mit etwa 10'000 Einwohner bietet uns die Gelegenheit, unsere Reise durch die endlose patagonische Steppenlandschaft zu unterbrechen. Der Camping Municipal ist bei den Reisenden bekannt. Sauber, freundlich und eine gut funktionierende Infrastruktur geniessen auch andere Besucher. Solche Plätze sind über viele Hundert Kilometer sehr rar. Die Einkaufsmöglichkeit an der Hauptstrasse im Zentrum ist zwar klein und einfach, doch für unsere Bedürfnisse ausreichend. Der kleine Waschsalon an einer Seitenstrasse ist für den Besitzer ein gutes Geschäft. Wir versorgen ihn mit Arbeit und bringen ihm gleich zwei Wäschesäcke vorbei. Tags darauf holen wir die Wäsche ab, sauber, feinschmeckend und schön zusammengelegt. Tja, hier kann man noch von diesem Job leben, denn Waschmaschinen sind noch nicht in allen Häusern vorhanden.
Der Ort erhielt seinen Namen vom portugiesischen Seefahrer Magellan, der am 31.März 1520 hier anlegte und im Hafen über- winterte. Der Ort schrieb Geschichte, als eine Meuterei unter den Matrosen ausbrach und die Anführer am Galgen endeten. Am 21. August 1520 segelte Magellan weiter nach Süden, wo er die östliche Einfahrt der Passage fand, die heute seinen Namen trägt. An der Hafenpromenade steht eine schöne Kopie der Nao Victoria. Einmal mehr staunen wir, wie klein diese „Nussschale“ war, die den Atlantik überquerte.
Wir bleiben zwei Nächte in Puerto San Julián. Auf der Suche nach einem Bancomaten werden wir fündig. Der Ort hat zwei grössere Banken, doch an keinem der Automaten konnten wir Geld beziehen. Ist ja nicht das erste Mal! Für solche Fälle haben wir einen Not- vorrat an US-Dollar. Regine betritt ein eindrucksvolles, altes Ge- bäude, das schon vor Jahrzehnten eine bedeutsame Bank war und wechselte 200 US-Dollar. Als ehemalige Bankfachfrau kennt sie die Abläufe. Nach gut 1½ Stunden hat sie es geschafft. Tja, 1½ Stunden auf der Bank zu verbringen um 200 US-Dollar zu wechseln, das müssten wir in der Schweiz noch lernen. Da könnte man bei einem 8-Stunden Tag immerhin knapp 6 Kunden bedienen. Und wieder einmal Fragen wir uns: Warum kommt das Land nicht vom Fleck?
Bosque Petrificado – versteinerter Wald
Im Nordosten der Provinz Santa Cruz befindet sich das Petrified Forest Naturdenkmal. 180 Kilometer nördlich von Puerto San Julián biegen wir von der Ruta 3 ab und fahren auf einer 50 Kilometer langen, groben Schotterpiste nach Westen. Der versteinerte Wald ist für uns eine willkom- mene Abwechslung, aus der eintönigen Steppenlandschaft auszubrechen und uns dem interessanten Gelände zu widmen. Für uns ist dieser versteinerte Wald der Schönste und Eindrucksvollste, den wir je gesehen haben. Deshalb verstehen wir, dass man im Park nicht übernachten kann und er tagsüber streng bewacht wird. Die prachtvollen ver- steinerten Bäume würden kaum ein Jahr überleben, das Gebiet würde geplündert und ihrer Kostbarkeit beraubt.
Vor mehr als 10'000 Jahren besiedelten Jäger und Sammler diesen Ort. Zahlreiche Funde von Steinwerkzeugen dokumen- tieren im kleinen Museum die Besiedelung. Vor 150 Millionen Jahren hatte dieses Gebiet ein stabiles Klima und reichlich Feuchtigkeit. Dichte Wälder mit grossen Bäumen (Araucaria) entwickelten sich prächtig. Vulkanausbrüche begruben die Wälder unter einer dicken Lava- und Ascheschicht. Der von Asche bedeckte Wald wurde dem Prozess der Versteinerung unter- zogen. Der Aufstieg der Anden brachte drastische Veränderungen in der Umwelt, das Klima veränderte Patagonien. Im kleinen Museum sehen wir, wie durch die Erosion die versteinerten Giganten wieder an die Oberfläche gelangten.
Die versteinerten Bäume sind von erhabener Schönheit und Grösse. Auf einem Rundgang gehen wir gemütlich auf vorgegebenen Pfaden durch das Gelände. Der Ranger sitzt auf einem Stuhl und beobachtet mit dem Fernglas jeden Besucher. Das Auflesen auch kleinster versteinerten Stücke ist strengstens verboten. Die versteinerten Baumteile zeigen eine eindrückliche Holzstruktur, dass man sogar abge- brochene Äste gut erkennen kann. Auch zahlreiche Stamm- querschnitte geben einen interessanten Einblick in das Leben von einst. Es braucht Millionen von Jahren bis lebendiges Holz zu Stein wird und dabei viele Wachstumsmerkmale fest ein- schliesst. Die Struktur und die Farbenpracht ist faszinierend und macht uns ein wenig sprachlos.
Tja, was liegt hier noch unter der Erde, verborgen in der Tiefe? An manchen Stellen sehen wir wie ein versteinerter Baum- stamm langsam wieder das Tageslicht erblickt, als ob er von unten an die Oberfläche gedrückt würde. Wind und Erosion werden den Prozess beschleunigen und neue versteinerte Baumstämme frei legen. Ein Naturschauspiel besonderer Art, das seinen Schutz verdient.