Reisebericht Brasilien - Uruguay - Argentinien
Buenos Aires -
Zárate (Fahrzeugverschiffung) - Flug nach Veracruz Mexiko
Ouro Preto – die bedeutendste Barockstadt Brasiliens
Die Fahrt durchs Hinterland südlich der Hauptstadt Brasília ist sehr kurvenreich. Wir queren einen Teil der Provinz Minas Gerais, die reich gesegnet ist mit Bodenschätzen. In Paracatu treffen wir auf die Hauptroute BR 040, die uns Richtung Belo Horizonte führt. Auf ein weiteres Grossstadt-Abenteuer haben wir keine Lust und umfahren die Millionenstadt Belo Horizonte grosszügig. Unser Interesse gilt der Kleinstadt Ouro Preto, die etwas südlich der Grossstadt liegt. Der Name Vila Rica de Ouro Preto, so hiess die Stadt zwischen 1823 bis 1897, kann man mit „reicher Ort des schwarzen Goldes“ übersetzten. Der Goldrausch machte den Ort zu einem der Reichsten und Grössten des Landes. So gibt es heute noch über 20 Barockkirchen, von denen wir auch einige innen besichtigen können. Der grosse Wohlstand von damals hat auch im Innern der Barockkirchen und den denkmalgeschützten Kolonialhäusern eine Fülle von Kostbar- keiten von unschätzbarem Wert beschert. Ob goldüberzogene Hochaltäre, Chorgewölbe, Bildhauerarbeiten oder Deckengemälde, überwältigend sind die Meisterwerke von damals. In vielen Kirchen ist das Fotografieren nicht gestattet, so dass wir die Kirchenbauten nur von aussen speichern können. Der Ausdruck „schwarzes Gold“ erhielt die Stadt wegen ihrer grossen Goldvorkommen, die durch Eisenoxid-Verunreinigung leicht schwarz gefärbt waren. Zwischen 1730 und 1760 erreichte die Goldproduktion ihren Höhepunkt.So lesen wir, dass die portugiesische Krone in den Jahren von 1735 bis 1751 insgesamt 34'275 Kilo Gold an Steuern einnahm, was einer jährlichen Produktion von 11 Tonnen Gold entsprach. Dieser Reich- tum schlug sich auch in der Architektur, der Steinmetz- und den Holzbildhauerei-Arbeiten nieder. Die grossen Meisterwerke des bra- silianischen Barockbildhauers Antônio Francisco Lisboa (Aleija- dinho) sind zahlreich in Ouro Preto.
Es kommt uns vor, als wären wir in einem grossen Freiluftmuseum unterwegs. An vielen Orten wird fleissig restauriert und einige der Barockkirchen sind deshalb geschlossen. Der Unterhalt und die Restaurierung des grossen Kulturerbes kostet Geld. Die Stadt liegt malerisch in hügeliger Umgebung. An zwei Tagen spazieren wir durch die steilen Gassen, mal bergauf, mal bergab und besuchen einige Kirchen. Das städtische Gesamtkunstwerk ist seit 1980 Weltkulturerbe. Etwas ausserhalb der Stadt liegt ein Campingplatz. Wenn die nahegelegene Disco nicht die ganze Nacht ihre Umgebung mit 120 Dezibel eindeckt, können wir diesen Übernachtungsplatz empfehlen.
Triadentes
Das kleine Städtchen Triadentes ist nur ein Steinwurf von Ouro Preto entfernt, wenn man die Grösse Brasiliens im Auge hat. Der Ort gleicht wie Ouro Preto einem kolonialbarocken Muse- um, ist aber viel kleiner und für uns fast „fertig“ sorgfältig konserviert. Seit dem Goldrausch hat sich der Ort für bra- silianische Verhältnisse nur wenig verändert. Mit etwa 7'000 Einwohner ist er sehr klein geblieben.
In der Umgebung liegen die Hügel und Wälder der Serra de São José, die unter Natur- schutz stehen, und nicht überbaut werden dürfen. Dadurch hebt sich die malerische Schönheit des Ortes ab. Das Wahrzeichen ist die sehenswerte Kirche Matriz de Santo Antônio. Mit den überaus reich mit Gold verzierten Altären gehört sie zu den reichsten des Landes. Eine halbe Tonne Gold soll hier in der Kirche verarbeitet worden sein. Der Goldrausch sorgte auch hier für einen wohlhabenden Lebensstandard, jedoch nicht für alle. Eine Touristenattraktion ist die über 100-jährige Dampfeisenbahn durch die Serra de São José. Sie qualmt, rattert und pfeift die 12 Kilometer lange Strecke nach São João del Rei mit ein paar Nostalgiewagons.
Parque Nacional da Serra dos Orgãos
Bevor wir uns auf das Abenteuer der Grossstadt Rio de Janeiro einlassen, besuchen wir ganz in der Nähe der Mega -City den Parque Nacional da Serra dos Orgãos. Er ist ein beliebtes Wochenendziel der Stadtbewohner. Der Küsten- urwald, die hohen Felsspitzen, sowie zahlreiche Wander- wege und Kletterfelsen bieten dem Besucher eine Ab- wechslung zum Grossstadtleben. Wir übernachten im Nationalpark.
Bei der Wanderung auf dem hoch über dem Boden angelegten Weg blicken wir auf die Urwaldbäume hinunter. Tja, der Dschungel hat uns wieder.
Die Undurchdringlichkeit, das saftige Grün und die Spannung, da und dort einen Bewohner des Urwaldes zu sehen, ist für uns Erholung pur. Der Aufstieg zum Aussichtspunkt ist steil und mit vielen Stufen unter- schiedlicher Höhe ausgebaut. Die freie Sicht auf die ungewöhnlichen Felsspitzen muss man sich verdienen. Die schwarzen Wolken über dem Gebirge verhindern eine Postkartenfoto dieser Felsformationen. Diesmal fehlt der blaue Himmel. Die Panoramasicht Richtung Meer entschädigt uns aber für den harten Aufstieg.
Rio de Janeiro
Der Blick vom Zuckerhut und vom Corcovado auf die Stadt ist wirklich aussergewöhnlich. Die traumhaften Strände mit den bewaldeten Hügelzügen im Hintergrund lassen Ferienstimmung aufkommen. Wenn man mit dem eigenen Fahrzeug in der Mil- lionenstadt Rio unterwegs ist, braucht es starke Nerven. Mitten im Zentrum, direkt bei der Metro-Station „Catete“ finden wir das sehr alte, einfache Hotel Riazor. Die Einfahrt zum Hotelpark- platz in den Hinterhof ist sehr eng, doch wir schaffen es (max. 2.05 m Fahrzeugbreite). Hier gibt es kaum europäische Touris- ten. Das sehr günstige Hotel wird von Einheimischen besucht und ist gut belegt.
Das Hotelzimmer ist sehr einfach eingerichtet, hat aber alles was wir benötigen. WC /Dusche, Klimaanlage, Kühlschrank, TV, gutes Internet im Zimmer, ein Führstückbuffet und für uns besonders wichtig, einen sicheren, abgeschlossenen Parkplatz. Der Besitzer macht uns einen guten Preis, mit 160 Reales (SFR 51.50) komplett sind wir gut bedient. Die Hotels an der Copacabana bieten zwar viel mehr Komfort, sind aber um ein vielfaches teurer und die Parkplatzeinfahrt ist wie fast überall beschränkt auf zwei Meter. Jetzt können wir zu Fuss, mit dem Bus und der Metro in der riesigen Stadt unterwegs sein und auch mal erst nachts ins Hotel zurückkommen.
Einmal den berühmten Strand Copacabana auf und ab spazieren, lassen wir uns nicht entgehen. Der saubere, helle Sandstrand hat für seine Breite und Länge eher wenig Touristen. Wir sind auf der Suche nach dem Copacabana-Feeling. Jung und Alt sitzen unter den Sonnenschirmen und liegen in den Strandstühlen, andere geniessen die Wellen im Meer. Abends ist der Strand hell beleuchtet und von vielen Sicherheitsleuten gut bewacht. Wir fühlen uns sicher und spazieren direkt am Meer entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite zieht sich eine endlos lange Hotel- und Residenz-Skylight der Av. Atlántica entlang.
Dass der weltberühmte Strand fast keine Palmen hat und kaum irgendwo etwas Schatten bietet, überrascht uns dann doch. Zahlreiche kleine Strandrestaurants bieten Mahl- zeiten und Getränke an, die mit Schattendächern ausge- rüstet sind, denn an der prallen Sonne ist es für uns zu heiss. Die Temperaturen bewegen sich anfangs März zwischen 30 – 35 Grad. Die Souvenirverkäufer drehen ihre Runden und an einigen Strandabschnitten wird Fussball und Volleyball gespielt. Am späten Abend gleicht die Copaca- bana fast ein wenig einem Sportplatz. Im Gegensatz zu Italien oder Spanien, wo die Liegestühle am Strand in den Farben rot, gelb, blau, usw. schön ausgerichtet platziert sind, je nach Hotel-Strand-Abschnitt, ist der lange Strand an der Copacabana ganz individuell eingerichtet. Sonnenschirme und Liegestühle stehen zerstreut, jeder sucht sich einen guten Platz an der Sonne. Der heisse Sand wird an vielen Stellen mit einem wassersprühenden Schlauch gekühlt. So lässt sich der breite Strand vom Trottoire aus auch barfuss begehen. Wir lesen in unseren Reiseunterlangen über die Geschichte und Entstehung der legendären Copacabana, der Traumstrand aller Strände. Unser Schnupperbesuch war schön, doch ziehen wir einsame Strände in naturbelassener Umgebung immer noch vor.
Als sich die Sonne nach Westen neigt, stehen wir an der Talstation der Seilbahn zum 396 m hohen Pão de Açúcar (Zuckerhut). Blauer Himmel und Sonnenschein laden ein, um in der Zwischenstation Morro da Urca zu verweilen. Dass hier bereits seit 1912/13 eine Seilbahn auf den Granitbuckel in Betrieb ist, erstaunt uns. Schon bei der Auffahrt blicken wir auf eine Traumkulisse. Die Aussicht auf die Stadt, wo später noch eine gelbrote Sonne hinter der Christusstatue auf dem Corcovado in den Wolken verschwindet, ist fantastisch. Ein Sonnenuntergang über Rio wie im Bilderbuch. Wir bleiben auf dem Zuckerhut, bis sich eine tiefschwarze Nacht über Rio de Janeiro legt.
Wir blicken auf die hell erleuchtet Copacabana in der Ferne und auf die unzähligen Lichter der Grossstadt. Die Praia do Flamengo und die 13,3 km lange Brücke „Ponte Presidente Costa e Silva“ im Hintergrund erkennen wir nur noch als Silhouette. Die sehr lange Brücke über die Baía de Guanabara haben wir von Niteroi aus überquert, als wir ins Zentrum von Rio de Janeiro fuhren. Um 21 Uhr warteten wir an der Talstation auf den Bus, der uns zur Metrostation Botafago brachte. Noch drei Stationen mit der Metro und schon erreichten wir gegen 22 Uhr unser Hotel.
Zwei Tage später machen wir uns auf den Weg zum 710 m hohen Corcovado. Neben dem Zuckerhut gehört auch der Ausflugsberg mit der grossen Christus-Figur zum Pflichtprogramm in Rio. Mit der Metro und dem Bus fahren wir bis zur Talstation der Zahnradbahn. Bereits im Jahre 1885 baute eine Schweizer Firma eine Bahn mit einem 3824 m langen, steilen Trasse auf den Berg. Die Wartezeit für die kurze Bahnfahrt beträgt heute mehrere Stunden. Bei schönem Wetter ist hier täglich Hochbetrieb. Wir nehmen den Touristenbus, der uns zuerst auf den sehr schönen Aussichtspunkt Mirante Dona Marta bringt. Von dort haben wir eine grossartige Aussicht auf die Stadt Richtung Meer. Die grosse Lagoa Rodrigo de Freitas, die am Rande mit Hochhäusern und Villen überbaut ist, liegt fast zu unseren Füssen. Die grossen, langen Strände Ipanema, Copacabana und Flamengo werden von sonnenhungrigen Touristen belegt.
Der Zuckerhut hinter der Praia de Botafogo wirkt fast ein bisschen klein, das gewaltige Häusermeer der Stadt ist von oben dominierend. Vom Aussichtspunkt Mirante Dona Marte schlän- gelt sich der Touribus über zahlreiche Serpentinen zum Eingang des Tijuca-Nationalpark. In einer langen Reihe sind wir am Warten, zuerst vor dem Ticket-Schalter für den Nationalpark-Eintritt, und später nochmals an der prallen Sonne auf den Nationalparkbus. Dieser bringt uns dann zur Aussichtsplattform, wo wir noch über mehrere Treppen zu Fuss zur Christus-Statue emporsteigen. Tja, wir sind nicht allein, den schönen, sonnigen Tag nutzen Tausende, um den grossartigen Panoramablick auf Rio de Janeiro zu geniessen. Mit etwas Geduld findet man auch einen Platz um die schöne Stadt von oben, auch ohne die vielen Touristen, auf dem Chip zu speichern.
Mit dem Sockel ist die Statue Christo Redentor (Christus der Erlöser) 38 m hoch, die ausgebreiteten Arme haben eine Spann- weite von 28 m. Den Grundstein für das Monument aus Stahlbeton wurde 1926 gelegt. Im Oktober 1931 weihte man die weltberühmte, 1145 Tonnen schwere Statue ein. Die Ausmasse sind eindrücklich und wir kommen uns recht klein vor. Die Favelas an den steilen Hängen stimmen uns nachdenklich. Obwohl heute viele Häuser registriert und legalisiert sind, viele aus Ziegel- steinen gebaut und mit Strom, Wasser und Kanalisation versorgt sind, ist der Graben zwischen Arm und Reich gut sichtbar. Diese Ansammlungen von Hütten sind über viele Jahrzehnte unauf- hörlich gewachsen und noch heute kommen neue, verarmte Landbewohner nach Rio und suchen sich einen ersten Unter- schlupf in den Favelas. An verschiedenen Orten im Zentrum haben wir einen Einblick in die „wohnenden und schlafenden“ Obdachlosen unter der Brücke und in den Hinterhöfen gesehen. Ein Anblick, der keine Werbung für die Stadt ist.
Rundgang durch das historische Zentrum
Bleibt man nur ein paar Tage in Rio, muss man sich entscheiden, was man besichtigen will. Wir besuchen das Theatro Municipal, welches in Rios als schönstes historisches Gebäude gilt. Mit einer Englisch sprechenden Studentin, die uns während 1 ½ Stunden durch die prachtvollen Räume aus dem Jahre 1909 führt, erhalten wir einen guten Einblick und erfahren viel Historisches. Das Theater ist eines der schönsten in Brasilien und erinnert an die Pariser Oper. Im Jahre 2010 wurde die aufwändige Totalrestau- rierung abgeschlossen und seither strahlt alles in neuem Glanz. Über die Restaurierungsarbeiten sahen wir zu Beginn einen Film, der über mehrere Jahre gedreht wurde.
Fachkräfte und Spezialisten aus Frankreich, Spanien und Ita- lien wurden eingeflogen, um das kostbare Juwel fachgerecht zu restaurieren. Mit kunstvollen Deckengemälden, reich aus- gestattet mit Kristallglas, sehenswerten Wandmalereien, kostbaren Säulen und viel Carrara-Marmor staunen wir über das Innere des prachtvollen Baus. Besonders Eindrücklich sind die vielen Nebenräume rund um den grossen Theatersaal. Die langweiligen, fantasielosen Hochhäuser rund um das alte Theater sind für uns ein Schandfleck. Nur die Biblioteca National, die zurzeit restauriert wird, und der Palácio Pedro Ernesto aus dem Jahre 1923 und Sitz des Stadtrats, passen in die Umgebung.
Die Catedral de São Sebastião, ein moderner, grosser Beton- bau in Form eines hohen Kegelstumpfes wirkt im Innern für uns sehr düster. Der Aussendurchmesser am Boden beträgt 106 Meter und die Innenhöhe 80 Meter. 20'000 Personen finden in der Kirche Platz. Erbaut wurde das Gotteshaus in den Jahren 1964 -1976. Beeindruckend sind die vier in Kreuzform gestalteten bunten Glasfensterzeilen. Die leise, angenehme Kirchenmusik im grossen Raum liess manchen Besucher ein wenig innehalten. Die vielen Kirchenbänke bieten mehr als genug Platz.
Beim Besuch des Convento de Santo Antônio aus dem Jahre 1780 standen wir vor geschlossen Toren. Die Klosterkirche gehört zu den ältesten Bauten in Rio. Beim Zugang zur Kirche besichtigten wir eine kleine Bilder- und Fotogalerie, die den Beginn und den Ausbau der Klosteranlage über die Jahrhunderte dokumentiert. Sehr eindrück- lich, wie sich der Convento und die Klosterkirche im Laufe der Jahrhunderte erweitert und vergrössert hat.
Uns zieht es wieder an den Strand. Die leichte Meeresbrise kühlt ab. Der lange Strand von Ipanema, entlang der Avenida Vieira Souto ist gut besetzt. Vergebens suchen späteintreffende einen strandnahen Parkplatz. Auch hier gilt ein wenig das Motto: Sehen und gesehen werden! Doch mit unseren beiden Rucksäcken und der „namenlosen“ Garderobe, können wir da nicht mitreden. In einer kleinen Strand- beiz halten wir Lunch-Time und blicken auf das bunte Treiben am Strand.
Von unserem Hotel aus sind es gerade mal 20 Minuten zu Fuss an den Strand der Praia do Flamengo. Hier sind die Einheimischen unter sich. Kleider und Figur spielen eine untergeordnete Rolle. Wir schauen den Fischern zu, die auch zahlreiche Krebse mit ihren Fangmethoden an Land ziehen. Der Zuckerhut zeigt sich im schönsten Abendlicht. Der Granitberg hebt sich majestätisch vor dem blauen Him- mel ab. Die Seilbahn fährt pausenlos auf den Gipfel. Tja, in Rio könnte man noch Wochen verweilen. Die Stadt bietet unzählige Highlights je nach Interesse. Nach fünf Schnup- pertagen nehmen wir Abschied von der Grossstadt Rio de Janeiro, seinen Sehenswürdigkeiten und dem am Werktag gigantischem Verkehrschaos. Wir machen uns auf den Weg in den Süden. Die schöne Küstenstrasse an der Costa Verde durch den Regenwald ist für uns Erholung pur.
Costa Verde
Die Ausfahrt aus der Mega-City Rio de Janeiro dauert fast drei Stunden. Die Fahrt auf der Küstenstrasse BR101 südlich von Rio de Janeiro präsentiert uns dann einen üppigen Regenwald entlang der Atlantik- küste nach São Paulo. Der Unterschied zum Ver- kehrschaos in Rio könnte nicht grösser sein. Einsame idyllische Buchten, reizvolle Ortschaften und viele vorgelagerte Inseln ziehen an uns vorbei. Für die rund 600 km lange Strecke nach São Paulo nehmen wir uns Zeit. Von Angra dos Reis führt die Route durch eine Bilderbuchlandschaft, die wir bisher von Brasilien nicht kannten. Das grüne Küstengebirge auf der rechten und die Sandstrände mit dem Meer zur linken Seite laden ein für einen Übernachtungsstopp samt Badeplausch im kristallklaren Wasser. Die Ferienzeit der Einheimischen ist vorbei. Die Strände und Campingplätze entlang der Küste sind fast leer. Nur an den Wochenenden sind die schönen Strände wieder etwas mehr belebt. São Paulo mit über 11 Millionen Einwohnern lassen wir rechts liegen.
Der Grossraum rund um São Paulo dürfte gar gegen 20 Millionen beherbergen. Von brasilianischen Mega-Citys haben wird mehr als genug Eindrücke gesammelt. Wir verzichten gerne auf die chaotischen Verkehrszustände, die einen Besuch im Stadtzentrum zur Gedulds- probe machen.
Wir nehmen die Küstenstrasse nach Guarujá, wo uns die Fähre über den breiten Meeresarm nach San Vicente bringt.
Die Küsten-Schnell- strasse über Curitiba, Florianópolis Richtung Porto Alegre legen wir für einmal im Eilzug zurück. Wir besuchen noch einmal den Parque Nacional da Lagoa do Peixe, denn wir auf der letzten Reiseetappe vor einem Jahr bei strömendem Regen besucht haben. Der Übernachtungsplatz in mitten weissen Sanddünen ist traumhaft. Die lange Lagoa do Peixe ist eines der grössten Überwinterungs- gebiet für Zugvögel in Südamerika. Flamingos, Schwarzhalsschwäne, Möwen, Enten, Seeschwalben und viele weitere Vogelarten sind hier anzutreffen. Einen prächtig leuchtenden Sternenhimmel bestaunen wir in stockdunkler Umgebung in unserer letzten Nacht in Brasilien.
Uruguay - Paraiso Suizo
Auch bei Silvia und Heinz, wo wir unser Camper zweimal über den Sommer abgestellt haben, heisst es Abschied nehmen. Wir lassen uns noch ein paar Tage von der feinen Küche im Paraiso Suizo verwöhnen. Tja, wann hatten wir das letzte Mal ein so feines Raclette mit anderen Reisenden zusammen? Das gemütliche Bei- sammensein, das Austauschen von Infos unter den Reisenden, und von Heinz und Silva die neusten News aus ihrem Land und Südamerika erfahren, ist auch jetzt wieder ein tolles Highlight für uns.
Wir machen die letzten Vorbe- reitungen für die Fahrzeug-Verschiffung, reservieren Fähre und Hotel für unsere letzten Tage in Südamerika. Ein grosses Dankeschön an Silvia und Heinz für eure Unterstützung in allen Belangen. Viele Wünsche von uns an euch sind liebevoll erfüllt worden. Auch die tolle Gastfreundschaft und das gemütliche Bei- sammensein am Abend werden wir noch lange in guter Erin- nerung behalten. Wir freuen uns heute schon auf ein Wieder- sehen mit euch in der Schweiz. Paraiso Suizo ist wirklich ein guter Geheimtipp in Uruguay, den wir gerne weiter empfehlen. Adios, muchas gracias!
Mit der Fähre von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires
Wir sind um 9 Uhr im Hafen von Colonia del Sacramento und stehen in der Reihe zum Check-in Schalter für die Fähre um 10.15 Uhr. Der moderne Terminal gleicht einem kleinen, modernen Flughafengebäude. Regine hat die Fähre im Inter- net gebucht, so dass der Papierkram am Check-in Schalter kaum eine Minute dauert. Der Stempel für die Ausreise aus Uruguay ist schnell im Pass. Gleich daneben können wir die Einreise für Argentinien erledigen. Insgesamt sind wir schon ca. 10-mal in Argentinien ein- und ausgereist. Die Pass- und Zollformalitäten klappten meist recht gut und speditiv. Den Camper können wir erst in Buenos Aires registrieren lassen.
Von Colonia del Sacramento braucht die Fähre eine Stunde nach Buenos Aires. Im Buquebus-Terminal kennen wir die Örtlichkeiten und wir fühlen uns wie zuhause. Die Zollbeamtin gibt unsere Daten in den PC und sie findet unser Fahrzeug in der Auflistung. Nichts hat sich in der Zwischenzeit geändert und schon kommt das Einfuhr- papier für unseren Camper aus dem Drucker. Wir fahren auf den fast leeren, grossen Parkplatz gleich um die Ecke beim Buquebus-Terminal. Ein grosser 3-Master steht im Hafen und wir stellen den Camper kaum 5 Meter vor dem schönen Segelschiff ab. Die Be- satzung in feinen Uniformen ist rund um die Uhr auf dem Schiff beschäftigt.
Etwas weiter entfernt liegen noch zwei Militärschiffe vor Anker, die täglich morgens und abends auf die Minute genau mit dem Segelschiff die Argen- tinische Flagge aufziehen, resp. einziehen. Der grosse Parkplatz bleibt für die nächsten 4 Tage fast leer. Nach dem Wochenende haben die Argen- tinier noch zwei Feiertage. Somit haben wir und die Stadt bis am Mittwochmorgen vor dem grossen Verkehrschaos Ruhe. Die Stadt wirkt an Wochenenden und Feiertagen fast ein bisschen ausgestorben. Am Dienstagmorgen spazieren wir in die nahegelegene Fussgängerzone, wo die vielen Geldwechsler lautstark ihren guten Kurs zum US-Dollar aus- rufen. Fast ununterbrochen tönt es Cambio, Cambio, Cambio!
Wir fragen an verschiedenen Orten. Heute gibt’s überall den gleichen Einheitskurs von 12.40 für grössere Dollarnoten (50 + 100 Noten). Einige sind so eingerichtet, dass in ihrem 4 Quadratmeter grossen Büro auch noch eine Notenzähl- maschine hinter dem Schreibtisch steht. Die grösste Peso Note in Argentinien ist der 100 Peso Schein, auf der Bank offiziell gerade mal US-Dollar 8.40 wert. Dass hier keine Touristen auf die Bank gehen und auf der Strasse wechseln, versteht sich. Wir erhalten fast 50% mehr! Und da wir das Fahrzeug von Zarate nach Veracruz verschiffen und den Betrag in Argentinischen Pesos bar bezahlen müssen, machen wir ein echtes Schnäppchen. Tja, so sind wir Dank den „Cambistas“ innert ein paar Minuten gleich SFR 1000.- reicher geworden. Viele Touristen in Buenos Aires wechseln auf der Strasse und die Moneychanger machen ihr Geschäft.
Am Mittwochmorgen weckt uns der Werktagsverkehr aus dem Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Büro der Schifffahrtgesellschaft.
RoRo Verschiffung von Zarate (Argentinien) nach Veracruz (Mexiko)
Silvia Amato – Sales Executive
Agencia Maritima Robinson SACFI
as Agents of Wallenius Wilhelmsen Logistics
25 de Mayo 277 – 8 Floor
Buenos Aires, Argentina
Phone : (54 11) 5173 1000 Mail : sfa@robinson.com
Regine hat vor etwa 4 Wochen Kontakt mit Silvia Amato, betref- fend Verschiffung, aufgenommen. Silvia kennt sich mit der Ver- schiffung von Argentinien in alle Länder sehr gut aus. Ihr Mail -Service klappt ausgezeichnet. Sie schreibt uns, dass sie am Mittwochmorgen ein Meeting habe, aber unsere Verschiffungs- unterlagen bereit seien. Jetzt stehen wir im modernen Büro und werden von Karin, die sehr gut Englisch spricht, empfangen. Unsere Verschiffungspapiere sind alle vorbereitet und liegen bereit. Zurzeit liegt der Kubikmeter Preis für Fahrzeuge bei 70 US-Dollar. Wir legen ein 5 cm dickes Bündel 100 Peso-Noten auf den Schalter. In der Schweiz wären das drei grosse Noten. Tja, um ein grosses, schönes Fahrzeug zu kaufen, nimmt man am besten einen Rucksack voll Geld mit. Sehr freundlich, speditiv und kompetent präsentiert sich die ganze Büro-Crew. Unser Schiff kommt mit ca. 2 Tagen Verspätung in Zarate an, doch wir können unser Fahrzeug am Freitag im Hafen von Zarate abgeben. Nach dem Karin auch noch unsere letzten Fragen beantwortet hat, verlassen wir das Büro und kehren auf den Parkplatz zurück.
Jetzt am Mittwochmorgen gegen Mittag wird der Parkplatz von den Pendlern wieder belegt. Wir fahren zur 90 Kilometer entfernten Hafenstadt Zarate nordwestlich von Buenos Aires. Die grosse Hafenanlage ist der Umschlagplatz von Fahrzeugen aller Art. Zu Tausenden stehen die Autos und Lastwagen in Reih und Glied und werden streng bewacht. Der Hafen „Zarate Terminal“ (S 34.07495 W 59.04439), finden wir mit Hilfe von Einheimischen, da nirgends einen Wegweiser in der Stadt auf die verschiedenen Hafenan- lagen hinweist. Insgesamt gibt es 4 verschiedene Puertos.
Vor der Hafeneinfahrt erkundigen wir uns über die Örtlich- keiten der Fahrzeugabgabe für den übernächsten Tag. Das braucht ein bisschen Zeit bis der Verantwortliche am Hafeneingang erscheint und unsere Papiere durchsieht. Wir sind am richtigen Ort! Jetzt fahren wir zum Camping „el Faro“ (S 34.09651 W 59.00656), der auf der gegenüber- liegenden Seite vom Rio Paraná liegt. Über eine lange, hohe Brücke queren wir den Rio Paraná und finden gleich den grossen Camping am Fluss. Nun haben wir einen Tag Zeit um unser Reisemobil „schifftauglich“ zu packen.
Die ganze Fahrerkabine wird ausgeräumt, alle wichtigen Utensilien verstauen wir in den Reisetaschen und Ruck- säcken. Der Schiffsverkehr auf dem Rio Paraná ist ab- wechslungsreich, der breite Fluss steigt bei Flut fast einen Meter. Wir können den Wasserstand an den Bäumen zwischen Ebbe und Flut ablesen. Ein paar Einheimische Fischer suchen ihr Angelglück an einem breiten Nebenfluss vom Rio Paraná. Nach unserer letzten Mahlzeit im Camper in Südamerika, wir waren gerade beim Abwaschen, klopfte es an unsere Türe. Wer besucht uns hier am
Abend auf dem Camping?
Anouk und Thomas aus der Schweiz haben heute ihr Fahrzeug im Hafen von Zarate abgeholt. Sie wollen für ein paar Monate den Südamerikanischen Kontinent bereisen. Auf der Schifffahrt von Hamburg nach Südamerika wurde irgendwo ihr Fahrzeug geplün- dert. Sie wissen nicht wo, unterwegs oder im Hafen? Ihre schlechte Nachricht macht uns tief betroffen. Ein Spanisches Ehepaar, das zur selben Zeit ihr Fahrzeug im Hafen abholte, wurde ebenfalls Opfer von Plünderungen. Bei den Schweizern wurden Schlafsäcke, Tisch und Stühle, Geschirr, Kleider, Schuhe, Kocher, viele Werkzeuge, Bücher und andere Camper-Utensilien gestoh- len. Nicht einmal die Vorhänge und die Medikamente wurden vom Diebstahl verschont. Ein Schock für sie, aber auch für uns! Diese Nachricht wälzten wir noch lange im Kopf, als wir uns zur letzten Nacht im Camper in die Schlafkoje legten. Wie stehen unsere Chancen, dass noch etwas in Veracruz ankommt? Zum Glück weiss man es nicht, wir können nur hoffen!
In den letzten Jahren haben wir einige solcher Hiobsbot- schaften von Reisenden erfahren, die sehr schlechte Erfahr- ungen mit der Verschiffung gemacht haben. Jeder Einbruch auf dem Schiff oder im Hafen trübt die Reisefreude der Betroffenen. Die Beschaffung qualitativ guter Ausrüstung für das Reisen ist hier in Buenos Aires nicht so einfach wie in Europa. Tja, wir können nicht die ganze Camper-Ausrüstung mit ins Flugzeug nehmen, unsere Reisetaschen sind prall gefüllt mit dem Wichtigsten! Ob unser Camper in Veracruz vollständig und ganz ankommt, in einem Monat wissen wir es!
Tags darauf verabschieden wir uns von den Schweizern und Spaniern. Sie wollen in den nächsten Tagen das Nötigste zum Reisen neu beschaffen und dann ihre Reise Richtung Patagonien fortsetzen. Wir wünschen euch allen viel Glück und eine pannenfreie Reise. Um 10 Uhr sind wir beim Haupt- eingang im Puerto Terminal. Die Beamtin macht von unseren Pässen eine Kopie, bevor wir auf das Hafengelände fahren dürfen. Nach der Kontrolle der Verschiffungsunterlagen fahren wir mit einem Mitarbeiter im Hafengelände zum „Aduana“ (Zoll). Hier empfängt uns der Hafenchef, der mit unserem temporären Einfuhrpapier für das Fahrzeug die Zollformalitäten für die Ausreise erledigt. Er blickt in den Camper und versichert sich, dass wir alles richtig abschliessen. Der Hafenchef nimmt unser Fahrzeugschlüssel und fährt auf einen nochmals eingezäunten Parkplatz in Sichtweite. Dort warten schon andere Fahrzeuge für die Weiterreise. Als er zurückkommt, versichert er uns, dass es hier sehr sicher sei, alles sei nachts beleuchtet und 24 Stunden videoüberwacht. Nach knapp einer Stunde ist die Fahrzeugabgabe erledigt. Mit einem Hafenfahrzeug werden wir zum Haupteingang zurückge- bracht, wo uns die Sicherheitsleute kontrollieren. Mit dem Taxi geht’s zum Bus-Terminal Zarate und um 12 Uhr fahren wir mit dem Bus wieder die 90 Kilometer zurück nach Buenos Aires. Mitten im Zentrum hat Regine zum Schnäppchen-Preis 3 Nächte im Aspen Suites Hotel im Voraus gebucht. So geniessen wir die letzten drei Tage in Südamerika in einem grossen, schönen Hotelzimmer. Das Frühstücksbuffet ist ausgezeichnet und von der Küche in unserem Hotelzimmer brauchen wir nur den Kühlschrank.
La Boca – das ehemalige Einwandererviertel
Beim Besuch des alten Hafenviertel „La Boca“ überraschen uns die bunten Wellblechhäuser und Holzhütten in diesem Stadtteil. Der kleine Ort (3,3 km2) ist heute ein Anziehungs- punkt für Touristen aus aller Welt. Das Viertel von Buenos Aires hat noch einen ganz eigenen Charme. Der italienische Einfluss, ein Erbe genuesischer Einwanderer ist bis in die heutige Zeit zu spüren. Rund um die Museumsstrasse El Caminito gibt es italienische Restaurants, die mit ihren Spezialitäten die Besucher anlocken.
Mehrere Tangotänzer zeigen ihr Können auf offener Strasse. Die Musik begleitet uns durch die schmalen Gassen. Die Künstler aus La Boca präsentieren ihr vielfältiges Kunsthandwerk entlang der El Caminito. Das alte Hafenviertel entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Ort lag im Durchfahrtsbereich grosser Ein- wandererschiffe. Mit der Ausrufung von der Republik „La Boca“ im Jahre 1882, schrieb das Hafenviertel für kurze Zeit Geschichte. Abends in den einsamen Gassen von La Boca unterwegs zu sein, ist nicht empfehlenswert. Die Krimi- nalität ist hier laut Reiseunter- lagen höher als an anderen Orten in Buenos Aires. Wir besichtigen die 100-jährige Krananlage im alten Hafen. Der grosse Stahlkonstruktions-Bau gilt als Wahrzeichen und erinnert an die Grösse und Betriebsamkeit des Hafens, der an der Einmündung des Rio Riachuelo in den Rio de la Plata liegt. Der Spanische Name La Boca heisst auf Deutsch „die Mündung“.
Friedhof La Recoleta
Der Friedhof liegt in einem vornehmen, teuren Wohn- und Geschäftsviertel der Hauptstadt Buenos Aires. Er ist Ruhe- stätte von wohlhabenden, reichen und berühmten Ein- wohnern. Der Friedhof wurde 1881 angelegt und beherbergt heute eine grosse Zahl prächtiger Mausoleen in unter- schiedlichster Architektur. Alle Ruhestätten haben eins gemeinsam: Sie sollten lange der irdische Reichtum und Ruhm der Verstorbenen bekräftigen.
Wir spazieren durch die schmalen Mausoleen-Gassen und werden das Gefühl nicht los, dass hier viele Verstorbene sich mit ihren überaus kostspieligen Bauten, verziert mit Bildhauerarbeiten und anderem Kunsthandwerk noch gegenseitig übertrumpfen wollten. Die Liste der Gräber bekannter Persönlichkeiten am Eingang des Friedhofes ist lang. Blickt man durch die verschiedenen Mausoleen – Eingänge, sieht man schmale Treppen in den Untergrund. In einigen Bauten sehen wir die alten Särge gleich mehrfach übereinander aufgestapelt. Auf den Tafeln, so fällt uns auf, ist meist nur das Sterbedatum vermerkt, nicht aber das Geburtsdatum.
Abschied von Südamerika - Adios Argentinien
Im Hotelzimmer blicken wir auf die Internetseite www. marinetraffic.com und sind erfreut, dass das RoRo-Schiff „Global Leader“ im Hafen von Zarate liegt. Ist unser Fahrzeug schon auf dem Schiff? Komplett oder… lassen wir die Spekulationen, ändern können wir sowieso nichts mehr, nur noch hoffen! Pünktlich um 10.45 Uhr steht der Taxidienst vom Hotel vor dem Eingang und fährt uns zum internationalen Flughafen EZE. Die Fahrt dauert fast eine Stunde, da der neue Flughafen weit ausserhalb des Stadtzentrums liegt. Der ältere Herr am Steuer hat das Verkehrschaos voll im Griff, überholt mal links, mal rechts, drängt sich auf dem schmalen Pannenstreifen stets an die Kolonnenspitze. Auf der 3-spurigen Hochstrasse drückt er aufs Gas und überholt mit 100 km/h andere Fahrzeuge im Slalomstil. An zwei Mautstellen streckt er die Peso Noten zum Kassahäuschen und braust dann wieder davon.
Am Stadtrand von Buenos Aires blicken wir von der Hochstrasse ein letztes Mal auf die trostlosen Vorstadt-Wohngebiete, die sich über viele Kilometer dahinziehen. Der Unterschied zum Stadtzentrum ist krass. Bei der Einfahrt zum Flughafengelände fragt uns der Taxifahrer nach der Fluggesellschaft, so dass er gleich den richtigen Terminal ansteuern kann. Direkt beim Check-in Gebäude stoppt er, steigt aus, und holt uns einen Gepäckwagen. Wirklich einen guten Service, ein Trinkgeld hat er verdient.
Mit dem Online-Check-in Papier in der Hand, vorbereitet von Regine, ist die Abfertigung am Gepäckschalter schnell erledigt. Wir haben noch Uruguay- und Argentinische Pesos übrig, die wir hier in der einzigen Bank im Flughafen zurückwechseln wollen. Regine stellt sich in die lange Warteschlange vor der Argentinischen Nationalbank, wo die Ein- und Ausreisenden Touristen ihr Geld wechseln können, so fürs Erste. Nach über einer Stunde warten in der Kolonne hat Regine gerade mal 2 Meter zurückgelegt. Unvorstellbar! Die Kolonne vor ihr ist noch etwa 6 – 7 Meter lang, und noch ausserhalb des Schalterraumes. Die Kapazität der Kundenabfertigung dürfte bei diesem Arbeitstempo etwa bei 4 Personen in der Stunde liegen. Wir erinnern uns wieder an die Städte, wo die Kolonnen vor den Banken auf dem Trottoire die Kurzsprint-Distanzen erreichten. Die Frage von Regine ist berechtigt, was machen diese Angestellten hinter dem Schalter so lange. Sie als Bankfachfrau muss es ja wissen. Wir brechen die Übung ab, in zwei Stunden geht unser Flieger. Tja, dann wäre Regine zwar 4 Meter weiter in der Kolonne, aber noch lange nicht am Schalter. Und ein letztes Mal wird unsere Frage: „Warum kommt das Land nicht vom Fleck und ist Pleite?“ von selbst beantwortet. Unser Taxifahrer, der uns zum Flughafen brachte, hätte da bestimmt eine Antwort.
Um 17.45 Uhr startet unser Flieger nach São Paulo. Von dort haben wir einen Nachtflug nach Mexiko City. Rund um uns sitzen die Fussballspieler der mexikanischen National- mannschaft. Sie haben auswärts ein Qualifi- kationsspiel verloren und verarbeiten ihre Niederlage. Am Flughafenausgang warten dennoch vier TV-Stationen mit ihren Kamera- ausrüstungen auf die Fussballstars. Wir fahren mit der modernen Magnetschwebe- bahn vom Terminal 1 zum Terminal 2. Der letzte Flugabschnitt von Mexiko City nach Veracruz erinnert uns an nostalgische Zeiten. Eine kleine 2-motorige Propellermaschine mit 50 Sitzplätzen steht für die 16 Fluggäste bereit. Die wenigen Gepäckstücke werden von Hand auf den Flieger hochgehievt und sind schnell versorgt.
Während einer Stunde dürfen wir die präch- tige, flache und hügelige Landschaft, samt den schneebedeckten Vulkanen aus der Vogelperspektive bewundern. Dank der nied- rigen Flughöhe ist das Panorama zum Greifen nah. Veracruz empfängt uns mit sonnigem und warmem Wetter. In den nächsten Wochen haben wir Zeit, die Stadt und die weitere Umgebung zu entdecken, bis unser Camper im Hafen von Veracruz eintrifft. Wir sind gespannt, mit welchen Besonderheiten Veracruz die Osterwoche gestaltet. Viele Touristen verbrin- gen hier ihre Osterferientage. Gestern Abend spielte die Stadtmusik auf dem Zócalo ein schönes Platzkonzert.